Eurasischer Luchs, Nordluchs

Einleitung

Katzenliebhaber müssen auch den Luchs in ihr Herz geschlossen haben - diese größte in Europa heimische Wildkatze.

Die Nadel- und Laubmischwälder des Nordens sowie die teilweise langen, kalten Winter erfordern besondere Anpassungen an die Lebensweise der Tiere. Während das größte Raubtier, der Braunbär, diese Jahreszeit verschläft, sind die nächstgrößeren Raubtiere, darunter auch die Wölfe, das ganze Jahr über aktiv.

Wölfe, Wildkatzen und Luchse müssen auch in dieser entbehrungsreichen Zeit ausreichend Nahrung finden. Mit seinen sprichwörtliche scharfen Luchsaugen, seinen extrem scharfen Krallen und seiner Fähigkeit sich lautlos anzuschleichen sind die Voraussetzungen für den Luchs optimal. Sein ausgesprochen dichter Pelz schützt ihn auch vor großer Kälte. Zum Verhängnis wurden ihm sein dichter Pelz und weil man ihn für einen Nahrungskonkurrenten hielt. In den letzen 200 Jahren wurde er durch intensive Bejagung in West- und Mitteleuropa vollständig ausgerottet.

In Deutschland wurde im Jahre 1846 der letzte Luchs erlegt. Inzwischen wurden Wiedereinbürgerungsversuche in einigen Ländern Europas unternommen. In Österreich, der Schweiz und in Frankreich konnte er in den letzen Jahren erfolgreich wieder angesiedelt werden. In Deutschland scheiterten diese Versuche auf Grund mangelnder Kooperationsbereitschaft einer Reihe von Jägern. Allerdings gab es in den 1990er Jahren erste Hinweise auf neu eingewanderte Luchse im Schwarzwald, die 1998 bestätigt werden konnten. Da der Luchs aber ein äußerst menschenscheues Raubtier ist, verlor sich seine Spur bald wieder. Im Herbst 2005 gelang jedoch der erste Videonachweis eines Luchses im Donautal bei Sigmaringen. Neben dem Eurasischen Luchs lebt auf dem nordamerikanischen Kontinent noch der Rotluchs (Lynx rufus).

Systematische Einteilung

Ordnung Raubtiere (Carnivora)
Familie Katzen (Felidae)
Gattung Luchse (Lynx)
Art Eurasischer Luchs (Lynx lynx)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Lynx
  • Französisch: Lynx

Vorkommen

Der Eurasische Luchs kam mit seinen vier Unterarten ursprünglichen beinahe auf dem ganzen europäischen und asiatischen Kontinent vor. Heute findet man ihn noch auf dem Balkan, in Polen, der Türkei, im Kaukasus, im Nordiran, in Afghanistan, Kaschmir (Indien, Pakistan) und Tibet. Im Norden lebt er in Skandinavien und in ganz Sibirien (Russland) bis zum Beringmeer. Dank seines ausgeprägten Wanderungsverhaltens hat sich der Luchs in vielen Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz in letzter Zeit wieder angesiedelt, ist aber noch ausgesprochen selten.Eine größere Population entstand durch das Auswildern einer Reihe von Tieren im Harz.

Verbreitungsgebiet des Eurasischer Luchses © goruma

Merkmale

Der Luchs hat einen kurzen, gedrungenen Körper, der auf stämmigen, langen Beinen ruht. Seine großen Pranken sind mit starken, scharfen Krallen bewert. Die Fußsohlen sind besonders im Winter dicht behaart und bieten einen guten Schutz vor der Kälte. Seinen kleinen, runden Kopf ziert ein markanter Backenbart, der an den Seiten jeweils zu einem Zipfel ausläuft. Die spitz zulaufenden Ohren sind auf der Rückseite schwarz mit einem weißen Fleck in der Mitte (Prionailurus-Fleck) und am Ende lang bepinselt (Luchspinsel).

Sein Schwanz ist mit 15 – 20 cm sehr kurz und endet in einer schwarzen, abgerundeten Spitze. Die Farbe seines sehr dichten und weichen Pelzes reicht vom rotbraunen Sommerfell bis zum silbergrauen Winterfell der nördlichen Unterarten und ist mit kurzen, schwarzen Strichen und Tupfen übersät. Unterseits ist es meist weiß. Seine Größe ist im Verbreitungsgebiet sehr unterschiedlich. Sein Gewicht beträgt zwischen 18 und 35 kg, seine Schulterhöhe 50 bis 75 cm und seine Körperlänge 80 bis 110 cm. Luchse können 18 Jahre alt werden.

Lebensweise und Lebensraum

Luchse bevorzugen felsige Wald- und Buschwaldgebiete, kommen aber auch in Heide- und Moorlandschaften vor. Sie sind gewandte Kletterer, die auch am Boden lautlos und flink jagen. Sie lauern ihrer Beute auf, um sie mit einem Überraschungsangriff zu überwältigen. Auf längere Verfolgungsjagden lassen sie sich jedoch nicht ein. Größere Beutetiere werden mit den starken Pranken niedergeworfen und gezielt durch einen Kehlbiss getötet.

Auf der Speisekarte stehen kleine Nagetiere, Hasen, Hühnervögel, andere kleine Raubtiere sowie Elch- und Hirschkälber. Rehe sind in Mitteleuropa seine Hauptnahrungsquelle. Hat ein Luchs ein großes Beutetier geschlagen, das er nicht mit einem Mal verzehren kann, wird es mit Laub, Gras oder Schnee bedeckt. In regelmäßigen Abständen kehrt er dann zur Beute zurück, bis alle genießbaren Teile aufgezehrt sind. Luchse bewohnen als reine Einzelgänger Reviere von mindestens 5 km 2Größe, meist sind sie aber erheblich größer.

In seltenen Fällen, z.B. bei starkem Nahrungsmangel kann das Gebiet sogar 400 2 umfassen. Das Revier eines Katers überlappt teilweise mit den Revieren mehrerer Katzen. Allerdings kommen beide Geschlechter ausschließlich während der Paarungszeit von Januar bis Februar zusammen. Und bereits kurz nach der Paarung trennen sie sich wieder. Der Kater nimmt keinen Anteil an der Aufzucht der Jungen, die die Katze alleine bewältigen muss. Versteckt in einer Höhle bringt die Luchsin nach einer Tragezeit von 67 – 74 Tagen bis zu sechs blinde Junge zur Welt. Diese werden einige Wochen von der Mutter gesäugt, bis sie in der Lage sind ihr zur gerissenen Beute zu folgen. Futter bringt sie ihnen nicht ins Versteck.

Die Sterblichkeit bei den Jungen ist hoch und selten erreichen mehr als zwei Tiere das Erwachsenenalter. In südlichen Gegenden mit milden und kurzen Wintern verlassen die Jungen ihre Mutter bereits im Spätherbst, im Norden bleiben sie bis zum darauffolgenden Frühjahr, etwa 10 Monate lang, in ihrer Obhut. Danach müssen sie die Mutter verlassen und sich ein eigenes Revier suchen.Dem Menschen gehen die Tieren aus dem Weg, sodass sie praktisch keine Gefahr darstellen.

Besonderheiten

Der Luchs ist nicht in der Lage, seinen kurzen Stummelschwanz zur Kommunikation einzusetzen. Seine Stimmungen drückt er daher durch entsprechende Bewegungen und Stellungen seines Backenbartes aus. Während der jährlichen etwa dreitägigen Hochranz kopolieren die Puder (der männliche Luchs) bis zu 30mal pro Tag.

Feinde

Natürlicher Feind des Luchses sind der Wolf, Vielfraß (Skandinavien) sowie Leoparden und Tiger im Osten und Südosten seines Verbreitungsgebietes. Durch die Vernichtung von Waldgebieten und durch die Jagd ist vor allem der Mensch eine ernste Gefahr für diese Tiere.
Eine ernst zu nehmende Gefahr stellt mittlerweile die durch Füchse übertragene und durch Milben ausgelöste "Räude" dar.

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