Europäischer Braunbär

Einleitung

In Sagen, Fabeln und Märchen werden Bären im deutschsprachigen Raum oft als Meister Petz bezeichnet, wobei den Tieren menschliche Charaktereigenschaften zugeschrieben werden. Da gilt er als nett, freundlich und gutmütig, aber auch als ein wenig naiv und einfältig.
Erwähnenswert ist dass beispielsweise die Städte Berlin und Bern nach ihm benannt benannt wurden.
Wo immer Menschen in seiner Nähe lebten, entwickelten sich regelrechte Bärenkulte. In der Altsteinzeit (35.000-10.000 v. Chr.) wurden Darstellungen von Bären in Form von kleinen Statuen und Gravierungen auf Knochen und in Stein angefertigt.

Er ist häufiges Motiv von Höhlenmalereien und seine Eckzähne fanden Verwendung als Schmuckstücke.
Auch wurden Feldherren oder Fürsten - wie Albrecht I. Markgraf von Brandenburg, der Bär (1100-1170) - nach ihm benannt.
Eine Riesenaufregung verursachte ein im Jahr 2006 aus Italien nach Bayern eingewanderter Bär namens Bruno, der sogar erschossen wurde, da man ihn für eine Gefahr für die Menschen hielt.
In Deutschland wurde davor der letzte Braunbär im Jahre 1835 erlegt. Neben dem hier dargestellten Europäischen Braunbären (Ursus arctos arctos) gibt es von dem Braunbären (Ursus arctos) noch (2018) folgende Unterarten, die aber nicht unumstritten sind:
• Gobibären (Ursus arctos gobiensis)
• Grizzlybären (Ursus arctos horribilis)
• Hokkaido-Braunbären (Ursus arctos yesoensis)
• Isabellbären (Ursus arctos isabellinus)
• Kodiakbären (Ursus arctos middendorffi)
• Mandschurische Braunbären (Ursus arctos manchuricus)
• Sibirische Braunbären (Ursus arctos beringianus)
• Tibetische Braunbären (Ursus arctos pruinosus)

Gliederung, Taxonomie



Ordnung Raubtiere (Carnivora)
Familie Großbären (Ursidae)
Gattung Echte Bären (Ursus)
Art Braunbären (Ursus arctos)
Unterart Europäischer Braunbär (Ursus arctos arctos)

Ausländische Bezeichnungen
  • Englisch: Brown bear
  • Französisch: Ours brun

Vorkommen

Die zahlreichen Unterarten des Braunbären sind auf der ganzen Nordhalbkugel zu finden. Sein Gesamtbestand wird auf 100.000 Exemplare geschätzt. Die größten Bestände gibt es in Russland und Nordamerika.

Man schätzt den Bestand der Braunbären in Europa auf etwa 17.000 Tiere, die sich auf 22 Länder verteilen.
Darunter sind Vorkommen in Nordskandinavien, Finnland, in den polnischen Karpaten, in Slowenien, in kleinen Teilen von Spanien (Pyrenäen) und im Dinarischen Gebirge. Dieses Gebirge erstreckt sich auf einer Länge von etwa 600 km von den Julischen Alpen im Nordosten von Italien, über Slowenien, Nordwest-Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Südwest-Serbien und Montenegro bis in den Norden von Albanien.

Aussehen, Merkmale

Die Europäischen Braunbären sind kräftig gebaut, haben einen langen Kopf mit spitz zulaufender Schnauze, kleinen Augen und kurzen, deutlich abgerundeten Ohren. Der starke Hals läuft in einen charakteristischen, muskulösen Buckel aus. Der Rücken ist etwas eingesenkt und erhöht sich zum Körperende wieder.
Der kurze, etwa 10 cm lange Schwanz ist im dichten, zotteligen Fell fast verborgen. Die Färbung reicht über verschiedene Brauntöne bis hin zu fast schwarz. Die Bären der Alpen sind mit einer Länge von 170 cm und einem Gewicht von 70 kg die kleinsten Vertreter. Aber in anderen Regionen gibt es Tiere mit einem maximalen Gewicht bis zu 300 kg. In der Natur werden Braunbären bis zu 25 Jahre alt, in Zoologischen Gärten deutlich älter.

Lebensweise und Lebensraum

Die Europäischen Braunbären bevorzugen dichte, zusammenhängende Waldgebiete, kommen aber auch in der Tundra und subalpinen Regionen vor. Sie sind sehr gute Schwimmer und halten sich gerne in der Nähe von Wasser auf. Sie haben nur schwach ausgebildete Reißzähne und breite, flache Backenzähne. Sie sind Allesfresser, die sich aber hauptsächlich von pflanzlicher Kost ernähren. Sie fressen Gräser, Kräuter, Beeren, Samen und Nüsse.

Wo sich die Gelegenheit ergibt, ergänzen sie ihren Speiseplan durch Insekten, kleine Nager, bodenbrütende Vögel, Huftiere, Fische und Aas. Für süßen Honig klettern sie auch schon mal auf Bäume. Normalerweise durchstreifen sie als Einzelgänger ihre weitläufigen Reviere, doch im Sommer suchen die Männchen die Nähe der Weibchen. Nach der Paarung trennen sie sich wieder.

Die Tragezeit der Weibchen liegt beträgt etwa 6 , hängt aber vom Zeitpunkt der Paarung ab. Die Jungtiere kommen im Januar oder Februar in der Winterhöhle der Bärin zur Welt. Die zwei bis drei - selten 4 oder 5 Jungen werden blind geboren und müssen rund um die Uhr versorgt werden.
IWährend dieser Zeit kann die Mutter die Höhle nicht verlassen. Aber mit rund 5 bis 6 Monaten sind die Jungbären nicht mehr in der Höhle zu halten, tollen ausgelassen herum und begleiten die Mutter für die nächsten zwei Jahre auf ihren Ausflügen.
Von ihr lernen sie den Fischfang oder die Jagd auf Elche, Karibus oder Wapitis. Danach verlassen sie das Muttertier, um sich ein eigenes Territorium zu suchen.

Feinde

Ein erwachsener und gesunder Europäischer Braunbär besitzt keine natürlichen Feinde. Während er früher aus Angst, als Nahrungskonkurrent , wegen seines Pelzes oder aus Jagdlust vom Menschen gejagt wurde, ist heutzutage seine größte Bedrohung die Zerstörung seiner natürlichen Lebensräume.

Besonderheiten

Da die Tiere in der Regel während der Wintermonate nicht genug Nahrung finden, begeben sie sich in eine Winterruh, aber nicht in einen Winterschlaf.
Im Unterschied zum Winterschlaf wacht der Bär bei der Winterruhe häufiger auf bzw. ist er leicht zu wecken, außerdem ist seine Körper-Temperatur nur gering verringert.
Die anderen Lebensfunktionen wie der Herzschlag und die Atemfrequenz sind dagegen deutlich erniedrigt. Vor Beginn der Winterruhe frisst er sich eine gewisse Fettreserve an, von der er in den Wintermonaten zehrt. Er gräbt sich dazu mehr oder weniger tiefe Höhlen, bevorzugt an Südhängen, und polstert diese dick mit Moos und Gras aus. Die gewaltigsten Höhlen baut der nordamerikanische Grizzlybär. Sie reichen bis zu 9 m in den Berg hinein und weiten sich im Inneren zu einem 3 m hohen Kessel.
Damit es während dieser Zeit nicht zu einer Harnvergiftung kommt, werden Aminosäuren statt in Harnstoff in wieder verwertbare andere Aminosäuren umgewandelt.
Bis zum Frühjahr, wenn sie wieder erwachen, haben die Bären dann bis zu einem Viertel ihres Gewichts verloren.

Wenn Bären den Menschen angreifen, ist oft dessen unverantwortliches Verhalten der Auslöser dafür. Angelockt von Abfällen, die Besucher von Nationalparks zurücklassen oder Müllkippen, auf denen die Tiere gezielt nach Nahrung suchen, kommt es immer wieder zu unbeabsichtigten Begegnungen.
Geht der viel größere und stärkere Bär jedoch zum Angriff über, endet das nicht selten tödlich für die attacktierten Menschen. Sehr selten treibt sie der Hunger dazu, Menschen als Beute zu betrachten.

Das geringe Ausdrucksvermögen der Tiere aufgrund seiner schwach entwickelten Gesichtsmuskulatur, lässt nicht erkennen, wie angriffslustig er gerade ist.
Bei Begegnungen im Wald sollte man sich ruhig zurückziehen und den Bären dabei stets im Auge behalten. Weglaufen oder auf Bäume klettern hat keinen Zweck, da Bären über kurze Strecken schneller laufen können (bis zu 50 km/h) und hervorragende Kletterer sind.
Europäische Braunbären werden in zahlreichen Zoologischen Gärten gehalten.

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