Allgemeine Vorbemerkungen
Liverpool hat 495.000 Einwohner und liegt an der Mündung des rund 112 km langen Mersey in die Irische See und rund 280 Kilometer nordwestlich von London. Die Stadt ist eine Hafenstadt und besonders bekannt durch die Beatles und - besonders in jüngster Zeit - durch die Erfolge des Fußballvereins FC Liverpool unter ihrem Trainer Jürgen Klopp (geb. 1967).
Stadtgründung und erste Jahre
Die um das Jahr 1190 als Liuerpul (= schlammige Bucht) erwähnte Siedlung wurde 1207 zum Marktflecken und Hafen erklärt. Das Jahr 1207 gilt damit allgemein als Geburtsjahr der Stadt Liverpool. Die Stadt blieb zunächst, abgesehen von ihrer Funktion als Stützpunkt für die in Irland eingesetzten englischen Truppen, relativ unbedeutend und zählte Mitte des 16. Jahrhunderts gerade einmal 500 Einwohner.
1571 fiel der Name Liverpool zum ersten Mal als die Einwohner ihre Stadt in einer Bittschrift an Königin Elisabeth I. (1533-1603) ihre Stadt so bezeichnet hatten und in der sie die Königin um Steuersenkungen baten.
Elisabeth hatte vom 17. November 1558 bis zu ihrem Tod am 24, März 1603 das Land regiert.
Liverpools Aufstieg
Liverpool hatte sich bis zum Ende des 17. Jahrhunderts kaum weiter entwickelt. Doch dann setzte der Aufstieg der Stadt zu einem der wichtigsten Orte Englands ein. Diese Blüte der Liverpudlians hing mit dem zunehmenden Handel mit den Westindischen Inseln zusammen, zumal die Stadtbewohner auch vom Sklavenhandel zu profitieren wussten.
1698 hatte das Unterhaus den Bürgern das Recht erteilt, eine neue Kirche zu bauen, interessanterweise begann zu dieser Zeit der Aufstieg Liverpools zu einer der wichtigsten Städte Englands.
Auch der zunehmende Handel mit den Westindischen Inseln ließ die Stadt wachsen. Leider trugen auch große Profite aus dem Sklavenhandel zum Wachstum und zum Wohlstand der Stadt bei, so galt 1787 der Sklavenmarkt in Liverpool als der größte weltweit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde 40 Prozent des Welthandels über den Hafen der Stadt abgewickelt. Stahl und Textilien, die in Manchester, Sheffield oder Leeds produziert wurden, waren von Liverpool aus exportiert worden.
1829 ließ George Stephenson die erste Eisenbahn von Liverpool nach Manchester errichten.
1880 erhielt Liverpool das Stadtrecht und wurde 1911 Sitz des Bischofs des Erzbistums Liverpool. Ein weiteres wichtiges Ereignis für Liverpool war die Gründung der Liverpool School of Tropical Medicine im Jahre 1898. Von dieser weltweit ersten tropenmedizinischen Schule wurden viele medizinische Forscher aus zahlreichen Ländern nach Liverpool. Zudem war die Schule Ausgangspunkt diverser wissenschaftlicher Expeditionen in die Tropen und mithin maßgeblich an der Bekämpfung vieler Tropenkrankheiten beteiligt.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hielt das Wachstum an und die Stadt war ein Anziehungspunkt für Einwanderer aus ganz Europa, vor allem aus Irland.
1930 beispielsweise zählte die Stadt 850.000 Einwohner. Die Stadt war von 1939 bis 1945 Zielhafen der wichtigen transatlantischen SC (Slow Convoy)- und HX (Halifax, Kanada)-Geleitzüge, die immer wieder von deutschen U-Booten attackiert wurden, wie man weiß, letztendlich vergeblich.
Während des Zweiten Weltkrieges erfuhr Liverpool viele Zerstörungen, die der Stadt von deutschen Kampfbombern zugefügt worden waren - dabei kamen etwa 2.500 Einwohner ums Leben.
Eine der zerbombten Kirchen wurde als Mahnmal nicht wieder aufgebaut.
Liverpool in der Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte ein großes Wiederaufbauprogramm mit zahlreichen neuen Wohnquartieren. In den 1950er Jahren nahm jedoch die Bedeutung Liverpools als Hafen- und Industriestandort kontinuierlich ab. Aber dennoch wurde 1972 Seaforth Dock eröffnet, das damals bedeutendste Hafenprojekt Großbritanniens.
Liverpools Bedeutung als wichtiger Hafen- und Industriestandort nahm seit den 1950ern jedoch permanent ab und führte auch dazu, dass die Einwohnerzahl bis 1985 auf 460.000 sank.
Zwischen 1984 und 1987 kam es in Liverpool zu starken Auseinandersetzung zwischen der Tory-Regierung und dem Stadtrat. Letzterer stand unter die Führung der damals stark trotzkistisch eingestellten Labour Party, was mehrere große Demonstrationen und Streiks zur Folge hatte.
Margaret Thatcher beendete diesen Konflikt mit der Abschaffung des Stadtparlaments. Liverpools Wirtschaft erholte sich erst in den 1980ern wieder, was mit der Entwicklung v.a. des Dienstleistungssektors sowie des Tourismus zusammenhing.
Liverpool und die Beatles
Die weltweite Popularität der aus Liverpool stammenden Band The Beatles brachten der Stadt geradezu Weltruhm ein. Liverpool ist die Geburtsstadt von John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr.
Diese englische Rockband war ohne Zweifel die erfolgreichste und einflussreichste Musikgruppe des 20. Jahrhunderts. Ihre Karriere setzte im Jahre 1962 mit ihrer ersten Single Love Me Do ein und dauerte bis zum Jahre 1970.
Die Beatles haben im Laufe ihrer aktiven Zeiten etwa 1,3 Milliarden Platten verkaufen können – ein absoluter Rekord! Ihre Auftritte in Liverpool hatten die Beatles 1961 im berühmten Cavern Club in der Mathew Street 10. Im Verlaufe ihrer Karriere traten sie dort fast 300 Mal auf. Der „historische Club“ wurde leider abgerissen, wurde jedoch später von Joe Davey wieder aufgebaut und 1984 erneut eröffnet.
Nach dem wohl berühmtesten Beatle John Lennon wurde 2001 auch der Flughafen von Liverpool benannt. Dessen Logo setzt sich aus einer von John Lennon eigenhändig gezeichneten Skizze zusammen und der Zeile Above us only sky aus dem Titel Imagine.
John Lennon (1940 – 1980)
John Winston Lennon wurde am 9. Oktober 1940 in Liverpool geboren. Er war Mitgründer, Sänger und Gitarrist der The Beatles, für die er – neben Paul McCartney – die meisten Stücke schrieb. Gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Yoko Ono hatte er ab Ende der 1960er Jahre mehrere öffentliche Auftritte. Nach der Trennung der Beatles hatte er eine erfolgreiche Solokarriere gestartet. Er war am 9. Oktober 1980 in New York durch Mark David Chapman erschossen worden. Sein Vermächtnis verwaltete danach Yoko Ono (geb. 1933)
Paul McCartney (geb. 1942)
Paul McCartney wurde am 18. Juni 1942 in Liverpool geboren. Er war Musiker, Sänder Songwriter, Komponist. Er hatte 19 einen Oscar sowie mehrfacher Grammys erhalten. Er hatte sich öffentlich am 10. April 1970 von der Band getrennt und einen Tag später sein Soloalbum vorgestellt. Erwähnt werden soll hier zudem sein Song Ebony and Ivory von 1982, den er im Duett mit Stevie Wonder gesungen hatte. Der Song wurde ein Welthit.
Er war bis in die 2020er Jahre künstlerisch aktiv. Da er und seine Frau seit den 1979er Jahren Vegetarier sind hatten sie sich zuletzt im Jahr 2020 für den Tierschutz eingesetzt. Anlässlich des Todes des von einem Polizisten ermordeten George Floyd hatte sich McCartney am 5. Juni 2020 auf die Seite der Protestler gestellt, was von Ringo Starr unterstützt wurde.
George Harrison (1943 – 2001)
George Harrison wurde am 25. Februar 1943 in Liverpool geboren. Er war Komponist und Leadgitarrist der Beatles.
Ab Mitte der 1960er Jahre hatte er orientalischer Instrumente und Kompositionen eingeführt. Auch seine Meditationen aus Indien erregten große Aufmerksamkeit. Zudem hatte er einige Monty-Python-Filme produziert.
Zwischen 1968 und 1981 hatte er eine erfolgreiche Solokarriere gestartet. Zwischen 1993 und seinem Tod im Jahr 2001hatte er sich auf Beiträge für andere Musiker beschränkt. Er war am 29. November 2001 im Alter von 58 Jahren an Lungenkrebs verstorben.
Ringo Starr (geb. 1940)
Ringo Starr wurde am 7. Juli 1940 in Liverpool geboren. Er gehörte den Beatles von 1962 bis zu ihrer Auflösung 1970 als Schlagzeuger an. Zudem war er als Komponist und Schauspieler tätig. Während seiner Solokarriere zwischen 1970 und 1976 hatte er sein erstes Solo-Projekt Sentimental Journey veröffentlicht, in dem er mehrere alte Standards der 1930er und 1940er Jahre eingespielt hatte.
Zwischen 1977 und 1989 hatte er eine künstlerische Pause eingelegt, die er 1989 mit einem Neubeginn und diversen Tourneen beendet hatte. Zusammen mit Paul McCartney hatte er am 16. Dezember 2018 in der O2 Arena in London das Lied Get Back und am 13. Juli 2019 im Dodgers Stadium in Los Angeles die Lieder Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (Reprise) und Helter Skelter während zweier McCartney-Konzerte gespielt.
Im Oktober 2019 war sein 20. Studioalbum What's My Name herausgekommen.
Am 7. Juli 2020 hatte er seinen 80. Geburtstag über seinen YouTube-Kanal mit Gastbeiträgen von Paul McCartney und anderen gefeiert. Er hatte 1965 seine Freundin Maureen Cox (1946-1994) geheiratet, mit der er zwei Kinder hatte.
Die Ehe wurde 1975 geschieden und 1981 hatte er die amerikanische Schauspielerin Barbara Bach (geb. 1947) geheiratet.
Liverpool in der jüngsten Gegenwart
Liverpool, das im Jahre 2007 seinen 800jährigen Geburtstag feiern konnte, trägt im Jahre 2008 gemeinsam mit dem norwegischen Stavanger den Titel einer Europäische Kulturhauptstadt. Den Zuschlag dafür erhielt Liverpool im Jahre 2003.
Der bis heute unübersehbare, wirtschaftliche Niedergang in den 1970er und 80er Jahren gilt als einer der Gründe für die mehrtägigen schweren Ausschreitungen 1981 in Toxteth. Dieser Stadtteil im Südosten von Liverpool war geprägt von viktorianischen Arbeiterwohnsiedlungen, Sozialwohnungen und einem hohen Migrantenanteil.
Weit über Liverpool hinaus fand 1984 bis 1987 die Auseinandersetzung zwischen der Tory-Regierung unter Margaret Thatcher und dem Stadtrat von Liverpool, in dem trotzkistisch eingestellte Teile der Labour Party die Mehrheit hatten. Es kam es zu mehreren großen Demonstrationen und Streiks. Der Konflikt endete 1987 mit der Amtsenthebung des Stadtrates durch staatliche Rechnungsprüfer.
Seit den 1990er Jahren ist die Wirtschaft Liverpools gewachsen. Besonders in den Bereichen Dienstleistungen und Tourismus entstanden zahlreiche Arbeitsplätze.
In den "Kings Docks“ wurde im Frühjahr 2008 die Multifunktionshalle Echo Arena Liverpool mit 10.000 Sitzplätzen eröffnet. In den Mersey Docks wurde das Museum of Liverpool errichtet, das 2011 das alte Museum of Liverpool Life abgelöst hatte. Seit 2010 ist die Stadt Namensgeber für den Liverpool Beach, einen Strand an der Südküste der Livingston-Insel in der Antarktis.
FC Liverpool
Der FC Liverpool ist auch bekannt als The Reds wurde im Jahr 1892 gegründet. Mit 19 Meistertiteln ist der FC Liverpool einer der erfolgreichsten Vereine Englands, der darüber hinaus siebenmal den FA Cup sowie achtmal den Ligapokal gewann – Stand 2020.
Die erfolgreichsten Jahre des FC Liverpool waren die von 1964 bis 1985 – die meiste Zeit unter der Leitung von Bob Paisley (1919-1996). Berühmte Spieler zu dieser Zeit waren Mark Lawrenson (geb. 1957), Graeme Souness (geb. 1953), Ian Callaghan (geb. 1942), Phil Neal (geb. 1951), Kevin Keegan (geb. 1951), John Toshack (geb. 1949), Kenny Dalglish (geb. 1951) und Ian Rush (geb. 1961).
Im Jahr 1985 hatten Liverpool-Fans im damaligen Heysel-Stadion in Brüssel – seit 1995 König-Baudouin-Stadion - eine Massenpanik verursacht, infolge der 39 Juventus-Fans zu Tode kamen und viele verletzt wurden.
Und am 15. April 1989 starben 96 Anhänger des FC Liverpool, als bei der Hillsborough-Katastrophe im Hilsborough in Sheffield Polizei und Ordnungskräfte völlig überfordert waren und schwere Fehler begingen. Erwähnenswert ist, dass zur Saison 2015/16 Steven Gerrard (geb. 1980) nach insgesamt 26 Jahren als Spieler den Verein verlassen hatte.
Der Deutsche Jürgen Klopp (geb. 1967) wurde am 8. Oktober 2015 als Nachfolger des zuvor entlassenen Trainers Brendan Rodgers zum Trainer des Vereins. Vorher war Klopp sieben Jahren als Trainer bei Borussia Dortmund tätig gewesen. In Klopps erster Saison als Trainer gelang ihm der Einzug in das Finale der Europa League, das im St. Jakob-Park mit 1:3 gegen den FC Sevilla jedoch verloren ging.
Nachdem der Spielbetrieb wegen der Corona-Infektionen Mitte Juni mit Geisterspielen – also ohne Zuschauer - wieder aufgenommen worden war, wurde der FC Liverpool am 31. Spieltag – 7 Spieltage vor Saisonende – zum 19. Mal englischer Meister, es war die erste Meisterschaft seit 1990 sowie die erste seit der Einführung der Premier League im Jahr 1992. Die Premier League ist die höchste Spielklasse des englischen Fußballs und in etwa der der 1. Bundesliga vergleichbar.
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