Einleitung
Arbeit macht frei |
Diese zynische und menschenverachtende Parole stand über dem ehemaligen Haupttor des Konzentrationslagers Auschwitz I (Stammlager) und bedeutete nichts weniger als die allmähliche physische aber auch psychische Vernichtung durch Arbeit für diejenigen Häftlinge, welche nicht gleich bei ihrer Ankunft im Lager als „arbeitsuntauglich ausselektiert“ und sofort „ins Gas“ geschickt wurden.
Der Konzentrationslagerkomplex Auschwitz war das größte aller nationalsozialistischen Lager und erhielt seinen Namen wegen der Nähe zur nahe gelegenen Stadt Oświęcim, welche auf Deutsch „Auschwitz“ heißt. Die Stadt war nach der Besetzung Polens durch die deutschen Faschisten im Jahre 1939 in das Deutsche Reich einverleibt worden. Der riesige Lagerkomplex, der wie kein anderer Ort die Nazibarbarei symbolisiert, wurde, beginnend mit dem Jahre 1940, auf Anordnung Heinrich Himmlers angelegt. Er existierte von 1940 bis 1945 und bestand aus drei Hauptlagern. Von denen fungierte das Konzentrations- und Gefangenenlager Auschwitz I ab 1941 als Verwaltungszentrum bzw. Stammlager, Auschwitz II (Birkenau) zwischen 1942 und 1945 als Vernichtungslager mit den Gaskammern und Auschwitz III (Monowitz) als Zwangsarbeitslager. Hinzu kamen noch etwa 40 Nebenlager, die zwischen mehrere Dutzend und mehrere Tausend Häftlinge aufnehmen konnten.
Wie viele Menschen in der Zeit des Bestehens des Konzentrationslagers in Auschwitz durch gezielte Ermordung (v.a. über die Vergasung mit Zyklon-B), „medizinische“ Experimente oder aufgrund der grausamen Lebensumstände zu Tode gekommen sind, ist noch immer nicht mit letzter Sicherheit zu sagen. Hatte sich der Lagerkommandant Rudolf Höß in den Nürnberger Prozessen noch so vernehmen lassen, dass etwa 3 Millionen Menschen in Auschwitz den Tod gefunden haben, so wird die Zahl der Opfer seit den 1990er Jahren vom Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau zwischen 1 und 1,6 Millionen Toten angegeben. Etwa 90% der Opfer waren Juden, die seit 1942 aus fast allen Teilen Europas im Rahmen der so genannten „Endlösung der Judenfrage“ über Massentransporte ins Lager deportiert worden waren.
„Auschwitz" ist zum Symbol für die Shoah geworden, also für die massenhafte Ermordung von insgesamt etwa sechs Millionen europäischer Juden - auch in zahlreichen anderen Lagern - sowie für die Vernichtung mehrerer Zigtausend Sinti und Roma, russischer und polnischer Zwangsarbeiter, Homosexueller und anderer Menschen, die vom Nationalsozialismus zu Feinden oder gar Untermenschen erklärt worden waren. Seit 1947 besteht das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau, das Einblicke in die beiden Hauptlager zulässt und seit 1979 auf der Weltkulturliste der UNESCO steht.
Geschichte des Konzentrationslagers Auschwitz
Mit dem Konzentrationslager Auschwitz knüpfte man räumlich an ein Barackenlager an, das die Stadt Oświęcim bereits im Jahre 1916 für als Erntehelfer tätige Saisonarbeiter (die so genanten „Sachsengänger“) hat anlegen lassen. Im Zusammenhang mit der Germanisierungspolitik verschleppten die deutschen Nationalsozialisten gleich nach dem Überfall auf Polen 1939 polnische Juden in das Barackenlager, welches nun den Namen „Auschwitz“ tragen sollte. 1940 nahmen die Nazis die früheren Unterkünfte der Saisonarbeiter und errichteten darin das Konzentrationslager Auschwitz, das eine „günstige verkehrstechnische Lage“ besaß und als Standort auch als SS-Wirtschaftsbetrieb interessant war. Ziel war es zunächst, dort polnische Regimegegner zu internieren und als Zwangsarbeiter einzusetzen. Es sollte auch als Quarantäne- und Durchgangslager für Polen aus Oberschlesien dienen. Diese plante man, als Zwangsarbeiter nach Deutschland zu deportieren.
Von Anfang an spielte bei der Planung des Lagers auch der Vorstand der damaligen I.G. Farben eine gewichtige Rolle. Diese Firma suchte nach einem geeigneten Standort für die Buna-Produktion und hatte früh erkannt, dass Auschwitz über ausreichend geeignetes Gelände und die Umgebung des Lagers über die nötigen Rohstoffe verfügte. Bereits am 7. April 1941 fand in Kattowitz die Gründungssitzung des Buna-Werkes statt, das gemeinsam mit weiteren Produktionsstätten der I.G. Farben das spätere Konzentrationslager Auschwitz III (Monowitz) bilden sollte. Von Anfang an wurden die Häftlinge des Lagers von der SS für Reparaturaufträge der Wehrmacht verwendet und als Zwangsarbeiter Privatunternehmen unterstellt.
Im Mai des Jahres 1940 wurde Auschwitz I als Konzentrations- sowie Arbeitslager etabliert und nahm am 20. Mai desselben Jahres den ersten Häftlingstransport auf, der v.a. aus reichsdeutschen Strafgefangenen bestand. Diesem folgte am 14.Juni 1940 ein Transport mit polnischen politischen Gefangenen aus Tarnów.
Für die Erweiterung des Lagerkerngebietes (= Stammlager) griff man auf ehemalige polnische Armeekasernen zurück. Diese waren teilweise von einer Mauer umgeben und wurden aufgestockt. Zum Lager kamen auch ein Gefängnis, eine Krankenstation, Wachtürme und Drahtverhaue hinzu. Im Außenbereich des Lagers lagen Verwaltungs- und Unterbringungsgebäude für die Wachmannschaft, und in einem abgeschirmten Munitionsbunker entstand ein Krematorium. In den Jahren zwischen 1942 und 1944 kamen diverse administrative Bauten, Werkstätten, Lagerhallen und Häftlingsunterkünfte zum Stammlager Auschwitz I hinzu. Seit dem Jahre 1942 wurde der Konzentrationslagerkomplex vom „Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt“ (WVHA) der SS geleitet. Dieses verwaltete auch die dazu gehörigen SS-eigenen Betriebe, die an einem Gewinn aus dem Lager orientiert waren.
Im Oktober des Jahres 1941 begann der Bau von Auschwitz II Birkenau. Er war im März des Jahres von Heinrich Himmler im Rahmen einer Lagervergrößerung angeordnet worden. Das Lager sollte 150.000 sowjetische Kriegsgefangene aufnehmen. Indes fungierte Auschwitz-Birkenau ab 1942 de facto als Vernichtungslager, denn dort fanden die fabrikmäßigen Massentötungen der Deportierten mit dem Giftgas Zyklon B statt. Ein drittes Lager des Komplexes war Auschwitz III (Monowitz) im gleichnamigen Ort. Es fungierte streckenweise als administrativ eigenständiges Lager für Zwangsarbeiter und war gegen Ende des Jahres 1942 unter dem Namen „Buna-Lager“ als Nebenlager von Auschwitz etabliert worden.
Der Konzentrationslagerkomplex Auschwitz bestand zudem aus etwa 40 Nebenlagern, welchen verschiedene Zwecke (Arbeitslager etc.) zukamen.
Wie alle nationalsozialistischen Konzentrationslager unterstand auch Auschwitz direkt Heinrich Himmlers SS. Zwischen Mai 1940 und November 1943 fungierte der SS-Obersturmbannführer Rudolf Höß als Lagerkommandant des Stammlagers Auschwitz I. Diesem oblag die administrative Verantwortung der Lager Auschwitz I und II. Ihm folgten die Kommandanten Arthur Liebehenschel (November 1943 – Mai 1944) und Richard Baer (Mai 1944 - Januar 1945) nach. Friedrich Hartjenstein (November 1943 – Mai 1944) und Josef Kramer (Mai 1944 bis Ende 1944) fungierten als eigene Lagerkommandanten für Auschwitz-Birkenau.
Das Konzentrationslager war unterteilt in einen männlichen und einen weiblichen Lagerbereich. Diese beiden wurden voneinander durch ein Eisenbahngleis abgetrennt. Der Lagerbereich für die Frauen stand unter der Kommandantur von erst Johanna Langefeld, dann Maria Mandel und schließlich Elisabeth Volkenrath.
Unterstand die Verwaltung des gesamten Konzentrationskomplexes (mit zeitweiligen Ausnahmen) allein dem Lagerkommandanten des Stammlagers Auschwitz I, so griff die Lagerführung auch auf ausgewählte Häftlinge zurück, die Kontroll- und Verwaltungsaufgaben erledigen mussten. Solche „Funktionshäftlinge“, die allesamt durch eine Armbinde gekennzeichnet waren, gab es auch auf anderen Gebieten im Lager. Sie machten etwa 5% der Insassen aus. In der Lagerhiearchie ganz unten standen die jüdischen Häftlinge.
Die Lebensbedingungen in Auschwitz waren katastrophal. Die Sterblichkeit war sehr hoch und resultierte aus der mangelhaften Hygiene, der Unterernährung, den Krankheiten, der Schwerstarbeit und der unvorstellbaren Misshandlungen der Häftlinge. Außerdem kam es zu Hinrichtungen von Widerstandskämpfern, die oftmals nie als Häftlinge von Auschwitz registriert worden sind. Der Tod war auch in den deutschen Firmen allgegenwärtig, die sich um den Lagerkomplex angesiedelt hatten.
Der Name „Auschwitz“ wird heute von den Menschen aber vor allem mit dem Vernichtungslager Birkenau verbunden. Nach diversen Massentötungen von Häftlingen im Stammlager bereits seit November 1940 begann nach der Beschlussfassung im Jahre 1941 ab Ende März oder Mai 1942 die Massenvernichtung der Juden in Auschwitz II Birkenau. In diesem eigentlich als Arbeitslager für Kriegsgefangene und andere Häftlinge intendierten Lager waren bereits im Frühjahr 1942 russische Kommissare und „arbeitsunfähige“ Häftlinge mit Zyklon B vergiftet worden. Seit Juli oder schon seit April 1942 wurden die nach Auschwitz II verbrachten Juden größtenteils sofort in den Gaskammern ermordet.
Ab November 1944 wurden einige Gaskammern und Krematorien des Vernichtungslagers Birkenau sowie die Verbrennungsöfen abgerissen. Das letzte der Krematorien wurde von den Nazis kurz vor der Befreiung des Lagerkomplexes Auschwitz durch die Rote Armee im Januar 1945 gesprengt. Etwa 60.000 Häftlinge wurden in Todesmärschen nach Westen getrieben. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 9.000 bis 15.000 diese Evakuierung mit dem Tode bezahlen mussten. Im Lager zurück blieben ungefähr 7.500 Inhaftierte.
Am 27. Januar des Jahres 1945 konnten die sowjetischen Truppen die Konzentrationslager von Auschwitz befreien. Viele der befreiten KZ-Insassen starben trotz der sofort eingeleiteten ärztlichen Maßnahmen.
Nach dem Ende des Krieges, im Mai 1945, war der ehemalige Kommandant Rudolf Franz Ferdinand Höß (geb. 1900) unter dem Namen Franz Lang als Maat (Unteroffizier) der Marine untergetaucht. Im Jahr 1946 wurde er jedoch von der britischen Militärpolizei enttarnt und verhaftet und im Juni 1946 an Polen ausgeliefert. Höß wurde in einem darauf folgenden Prozess in Warschau am 2. April 1947 zum Tode verurteilt und am 16. April 1947 vor seiner ehemaligen Residenz in Auschwitz gehängt.
Die heutige Gedenkstätte Auschwitz (Museum Auschwitz und Museum Auschwitz-Birkenau)
Im Jahre 1947 wurde durch eine Resolution des polnischen Parlaments das Staatliche Museum Auschwitz - Birkenau eingerichtet, das sich aus zwei integralen Teilen zusammensetzt: dem früheren Mutterlager in Oświęcim (Konzentrationslager Auschwitz I - Stammlager) und dem ehemaligen Lager in Brzezinka (Konzentrationslager Auschwitz II - Birkenau). Dabei ist das zu besichtigende Gelände einerseits 20 Hektar (= Auschwitz I) und andererseits 171 Hektar (Auschwitz-Birkenau) groß. Vom ehemaligen Lager Auschwitz III Monowitz sind heute nur noch kaum auszumachende Reste erhalten. Das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau steht als Museum und Gedenkstätte seit dem Jahre 1979 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und wird jährlich von etwa 700.000 Menschen besucht. Mittlerweile gibt es auch das "Museum Auschwitz" das das Stammlager umfasst.
Die erste Ausstellung aus dem Jahre 1947 wurde 1950 weiter ausgebaut. Dargestellt wurden die Geschichte der Vernichtung und die Lebensbedingungen der Lagerhäftlinge. Die heutige Ausstellung geht größtenteils auf Konzeptionen aus dem Jahre 1955 zurück.
Die Besucher können beide Lagerkomplexe besichtigen sowie Ausstellungen, die in einigen Blöcken untergebracht sind. Führungen auf Polnisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Ungarisch und Italienisch werden angeboten und informieren über den einstigen Komplex sowie den Alltag der KZ-Insassen. Sie sind für Gruppen vorgeschrieben.
Der Besucher kann beinahe das gesamte Gelände sowie alle Objekte der früheren Lager Auschwitz I und Auschwitz II Birkenau besichtigen. Dazu gehören u.a. die Gaskammern und die Krematorien. Weiterhin sind die Exekutionswand, die Selektionsrampe, Massengräber, Gefangenenbaracken und Aussichtstürme zu sehen. In einem Kinosaal wird eine 15-minütige Dokumentation gezeigt, welche die Stunden nach der Befreiung des Lagers wieder zu geben versucht. Karten dafür sind an der Information im Empfangsgebäude (Auschwitz I) erhältlich.
Weitere Informationen über die Gedenkstätte Auschwitz erhält man unter
Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau w Oświęcimiu
ul. Więźniów Oświęcimia 20
32-620 Oświęcim
Tel: 0048 - (0)33 - 844 81 02
Fax: 0048 - (0)33 - 843 19 34
Email: muzeum@auschwitz.org.pl
www.auschwitz.org.pl
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