Barock

Allgemeines
Die Stilepoche des Barock trat im 17. und 18. Jahrhundert, von Italien ausgehend, in Europa auf und löste die Renaissance sowie den Manierismus als vorangehende Stile ab. Der aus dem französischen stammende Begriff "baroque" bedeutete ursprünglich "unregelmäßig", "schief".
Das typisch luxuriöse Lebensgefühl des Barock prägte sich an den europäischen Höfen der weltlichen und geistlichen Fürsten aus und war insbesondere vom Hofleben in Paris (Versailles) beeinflusst. So war auch Französisch die allgemein verbreitete Hofsprache.

Während man sich bei Hofe jeglichen Luxus gönnte, war das Leben der unteren Stände, also der einfachen Bevölkerung von Armut, Krankheit, Krieg und harter Arbeit gekennzeichnet.
In der italienischen Architektur sind barocke Elemente bereits zur Zeit der Hochrenaissance zu finden. Hauptmerkmale sind das repräsentative Gesamtbauwerk, dem alle architektonischen Einzelglieder untergeordnet sind. Von Italien ausgehend breitete sich der barocke Architekturstil vor allem in den katholischen Ländern, sogar bis hin nach Lateinamerika hin, aus.

In der Kunst zeichnet sich diese Stilepoche in Deutschland besonders in der Architektur, Skulptur und Dekoration, weniger in der eigenständigen von der Architektur unabhängigen Malerei aus. Fürsten und Klerus ließen, vor allem in Süddeutschland, prunkvolle Schlösser mit reich geschmückten Kapellen, Gemächern, Gärten und Pavillons sowie Sakralbauwerke errichten.
Der Einfluss des italienischen Barocks spielte in Deutschland eine wesentliche Rolle. Besonders in der Innenraumgestaltung sowie bei den repräsentativen, großen Treppen am Außenbau orientierte man sich am italienischen Vorbild. Aus Frankreich stammte das, in Deutschland in Dimension und Monumentalität vergrößerte Rocailleornament, ein muschelförmiges Dekorationselement, das vor allem das spätere, sich aus dem Barock entwickelte Rokoko dominierte.
Die barocke Kunst zeichnet sich vorwiegend durch eine repräsentative Architektur des europäischen Adels sowie als Sakralbaustil des 17. und 18. Jahrhunderts aus, dem Malerei und Plastik meist untergeordnet und dienend sind.

Architektur des Barocks
Das gesamte barocke Gebäude sollte überwältigend wirken. Es ist als ein Gesamtkunstwerk zu verstehen, dessen Planung in Abstimmung der Bauherren mit den ausführenden Architekten, Bildhauern und Malern erfolgte.
Barocke Bauwerke weisen meist im Grundriss wie auch in den Dekorationselementen geschwungene Formen auf. Die Architektur zeichnet sich durch den auffälligen Gebrauch von Lichteffekten, wie starke hell-dunkel Kontraste oder eine einheitliche Raumdurchflutung auf Grund von zahlreichen Fenstern sowie durch plastische Zierelemente, wie beispielsweise Putten, Schweifwerk, Kartuschen, Gips- bzw. Stuckarbeiten und Marmor, aus.
Die Außenfassade ist häufig mit einer großen Treppe in der Mitte der Hauptfront gestaltet. Großflächige Deckengemälde und Plastiken schmücken das Interieur der Barockbauten, das durch die Vielfalt an Farben und Formen häufig überladen wirkt.
Die sakrale Baukunst ist durch eine Ablösung schmaler, langer Kirchenschiffe durch breitere, bisweilen runde Formen gekennzeichnet. Marmorsäulen, Deckenmalereien, Engel- und Heiligenfiguren, Farben und raffinierte Lichteffekte, die durch die Gestaltung der Fenster erzeugt wurden, sollten die Gläubigen von der Größe der katholischen Kirche überzeugen.

Stilprägende Bauten
Die Barockarchitektur findet in Italien ihren Ursprung. Als erstes barockes Gebäude lässt sich die Kirche Il Gesu in Rom anführen, die schon 1568 begonnen wurde. Auch der Petersplatz, der Piazza Navona sowie der Piazza del Popolo wurde im barocken Stil entworfen. Die Paläste Palazzo Barberini, Montecitorio und Propaganda Fide in Rom zählen zu den typischen Bauten des italienischen Hoch-Barocks.
Das Schloss Versailles (begonnen 1661) bei Paris ist ein Beispielbau des französischen Barocks. In den Hoch-Barock Frankreichs mischten sich jedoch schon früh Elemente des Klassizismus, die man auch in Versailles erkennen kann. Der Place des Vosges in Paris lässt sich als Beispiel für die französisch barocke Platzgestaltung anzuführen.
Die Saint Paul's Cathedral in London (von 1675) zählt ebenfalls zu den Kirchen des Barocks. Wie in Frankreich findet man auch in England den Barock früh von klassizistischen Elementen durchdrungen.
In Spanien gibt es eine Reihe barocker Bauten. Als Beispiel lässt sich die Sakristei und der Turm der neuen Kathedrale in Salamanca anführen.
Barocke Gestaltungsmerkmale findet man sogar in Russland. Der Winterpalais von 1754-1757 wurde auf italienischer Grundlage der barocken Architektur gebaut. Bei der Andreaskirche in Kiew sowie dem Smolnykloster und der Kathedrale in Petersburg handelt es sich ebenfalls um Barockbauten.
Die Karlskirche (1716-1737) und das Schloss Belvedere (1723) in Wien zählen zu den bedeutenden Barockbauten Österreichs.

Bedeutende Architekten des Barocks
In Italien, dem Ursprungsland des Barocks, sind die richtungsweisenden Architekten des Früh-Barocks Giacomo Vignola (1507-1573), der die Kirche Il Gesu in Rom begann, Giacomo Della Porta (1540-1602), der unter anderem die Fassade und Kuppelwölbung von Il Gesu baute und Carlo Maderno (1556-1629), welcher für die Gestaltung des Petersplatz mitverantwortlich war.
Baumeister des italienischen Hoch-Barocks sind vor allem Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) und Francesco Borromini (1599-1667).
Bernini, welcher ab 1623 in päpstlichem Dienst stand und sich zudem als Bildhauer betätigte, schuf beispielsweise die Kirche Sant´Andrea al Quirinale (1658) und die Cathedra Sancti Petri (1656-1666) im Petersdom in Rom. Von Borromini stammen die Kirchen San Carlo alle Quatro Fontane (1638-1641) sowie Sant´Ivo della Sapienza (1642-1650), die Universitätskirche in Rom.
In England tat sich Sir Christopher Wren (1632-1723) als Baumeister hervor. Er baute unter anderem die Londoner Saint Paul´s Cathedral.
Französische Architekten des Barocks sind Francois Mansart (1598-1666), der das Hotel Mazzarin (1643-1645) in Paris, das Schloss Maisons-Laffitte (1642-1651) bei Paris sowie den Orleansflügel des Schloss Blois (1635-1638) schuf, Louis Le Vau (1612-1670), welcher den Südflügel des Louvre, das College des Quatre Nations (ab 1662) und Schloss Vaux-le Vicomte (1656-1661) baute sowie die Bauleitung von Schloss Versailles seit 1661 inne hatte und Jules Hardouin-Mansart (1646-1708), der ebenfalls am Schloss Versailles baute und zudem den Place Vendome (ab 1699) in Paris sowie den Invalidendom in Paris (ab 1677) gestaltete.
Die Karlskirche in Wien wurde von Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) gebaut. Johann Lukas von Hildebrandt (1668-1745) schuf Schloss Belvedere, ebenfalls in Wien.

Bildende Kunst
Die barocke Plastik ist von einer starken Bewegung und einer freien Gestaltung geprägt. Reiche Gestik und bauschende Gewänder sollen ein dramatisches Gefühl vermitteln. Die glänzende Oberfläche der marmornen, üppigen Skulpturen unterstreicht die starke Sinnlichkeit der barocken Plastik.
In der Malerei traten zur Zeit des Barocks neben religiösen Darstellungen auch weltliche Motive, wie Landschaften und mythologische Bilder auf.

Künstler des Barocks
In der italienischen Plastik führten Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) in Rom, der beispielsweise "Die Verzückung der heiligen Teresia" in der Kirche Santa Maria della Vittoria, die skulpturale Ausstattung des Petersdoms sowie den Vierströmebrunnen schuf und Alessandro Vittoria (1525-1608), der in Venedig arbeitete, den barocken Stil an.
In Frankreich tat sich Pierre Puget (1620-1694) als Künstler der barocken Plastik hervor. Zu seinen Arbeiten zählen unter anderem der "Milon von Kroton" (1682) sowie "Perseus befreit Andromeda" (1684), welche sich beide im Pariser Louvre befinden. Die Plastiken für die Parkanlage von Versailles stammen von Antoine Coysevox (1640-1720) und Francois Girardon (1628-1715).
Der Begründer der italienischen barocken Malerei war Carravaggio (1573-1610), der für seine hell-dunkel Malerei berühmt wurde und als Vorbild für die nach ihm folgende barocke Malerei bekannt ist. Die Familie Carraci aus Bologna wurde ebenfalls durch ihre Vertreter der Barockmalerei bekannt. Weitere bekannte italienische Vertreter der barocken Kunst sind Domeneichino (1581-1641) und Andrea Pozzo (1642-1709).
Peter Paul Rubens (1577-1640) gehört neben Anthonis van Dyck (1599-1641) und Jacob Jordaens (1593-1678) zu den bedeutendsten flämischen Malern des Barocks. In den Niederlanden taten sich vor allem Rembrandt (1606-1669), Frans Hals (um 1580/85-1666), Vermeer van Delft (1632-1675) und Jacob Ruisdael (1628/29-1682) hervor.
Zu den bedeutenden spanischen Vertretern der Barockmalerei zählen Velazquez (1599-1660), Bartolome Esteban Murillo (1618-1682) sowie Francisco de Zurbaran (1598-1664).
Nicolas Poussin (1594-1665) und Claude Lorrain (1600-1682) sind die bedeutendsten französischen Künstler der barocken Malerei.

Barock-Architektur in Deutschland
Die barocke Baukunst setzte sich erst spät, und zwar im 17.Jahrhundert, in Deutschland durch. Zu den stilprägenden Bauten zählen unter anderem der Dresdener Zwinger von Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736), die Würzburger Residenz (1720 begonnen), die Treppenhäuser von Schloss Bruchsal (1731-1733) und Schloss Brühl bei Köln (1743-1748) sowie die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen (1743-1772) und die Abteikirche von Neresheim (1745-1764) von Johann Balthasar Neumann (1678-1753), die Frauenkirche (1743) in Dresden von George Bähr (1666-1738) und die Klosterkirche Weltenburg (1716) in Bayern von den Brüdern Asam.

Plastik
Die barocke Plastik bildete sich erst im Spät-Barock, zur Wende des 18.Jahrhunderts, in Deutschland heraus. Bedeutende deutsche Vertreter waren Andreas Schlüter (1660-1714), der das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten (1696-1709) in Berlin bildete, Balthasar Permoser (1651-1732), von dem der Figurenschmuck am Dresdener Zwinger stammt, Paul Egell (1691-1752), welcher ab 1721 Hofbildhauer in Mannheim war und Egid Quirin Asam (1692-171750), der für die skulpturale Ausgestaltung der Klosterkirche in Weltenburg, des Klosters Rohr, des Freisinger Doms, der Stiftskirche von Einsiedeln und von Sankt Emmerams in Regensburg verantwortlich war.

Malerei
Zu den Vertretern der deutschen Malerei des Früh-Barocks zählen Adam Elsheimer (1578-1610), der in Rom arbeitete und Johann Liss (um 1597-um 1629/30), welcher sich in Venedig betätigte. Bedeutende deutsche Werke kamen erst wieder im Spät-Barock besonders in der Deckenmalerei hervor, unter anderem von Cosmas Damian Asam (1686-1739), der die Klosterkirche in Weltenburg, das Kloster Rohr, den Freisinger Dom, die Stiftskirche von Einsiedeln und Sankt Emmerams in Regensburg ausstattete, sowie Dominikus Zimmermann (1685-1766), welcher unter anderem in Steinhausen an der Wallfahrtskirche und in Günzburg an der Liebfrauenkirche arbeitete.

Neuen Kommentar hinzufügen