Unwetter, Hochwasser und Überschwemmungen

Einleitung

Die Thematik von Unwettern mit den daraus folgenden Hochwasser und Überschwemmungen wurde als eigene Rubrik - getrennt von den Sturmfluten dargestellt - obwohl sowohl Sturmfluten wie auch andere Überschwemmungen letztendlich in den betroffenen Regionen zu denselben Katastrophen führen können. An dieser Stelle soll von den Überschwemmungen gesprochen werden, die durch Flüsse, (Wild)Bäche oder Dammbrüche, aber nicht durch Einflüsse des Meeres, zustande kommen.

Wasserstand und Pegelstand

Der Pegelstand gibt die Wasserhöhe oberhalb eines als mittlere Wassertiefe festgelegten Wertes an bestimmten Messorten (Pegeln) an. Der Wasserstand dagegen ist die aktuelle Wassertiefe an den Messpunkten (Pegeln). Besitzt ein Fluss z.B. bei einem Pegelstand von 0 m eine mittlere Wassertiefe von 5 m, so gilt dies als die "normale" mittlere Wassertiefe! Ein Pegelstand von z.B. 2 m bedeutet dann, dass der Wasserstand 7 m beträgt und der Fluss 2 m höher ist als im Normalfall.

Unwetter


In Deutschland spricht man von einem Unwetter bei einer Niederschlagsmenge von mehr als 50 l pro Quadratmeter - bei mehr als 80 l spricht man von einem extremen Unwetter. Die Folge können Hochwasser und Überschwemmungen sein.

Hochwasser, Sturzfluten, Überschwemmungen


Generell spricht man von Überschwemmungen, sofern sich der Pegelstand eines Gewässers, in der Regel eines Flusses, erheblich über dem normalen Pegel- bzw. Wasserstand befindet und es infolgedessen zu Überflutungen angrenzender Landschaften kommt. Ein Hochwasser bedeutet einen erhöhten Pegelstand, der aber noch nicht zwangsläufig zu Überschwemmungen führen muss.
Es ist dabei zwischen dem regelmäßig wiederkehrenden Hochwasser, wie dem Frühjahrshochwasser nach der Schneeschmelze und dem unregelmäßig auftretenden Hochwasser zu unterscheiden. In der Regel treten Flüsse oder Bäche über die Ufer und führen dann möglicherweise zu Überschwemmungen, sofern es übermäßig stark geregnet hat oder es zu einer erheblichen Schnee- oder Gletscherschmelze gekommen ist. Aber es kann auch aufgrund des Eisstaus in zugefrorenen Gewässern zu Überschwemmungen kommen.
Bewohnte oder landwirtschaftlich genutzte Gebiete werden in der Regel durch Deiche vor Überflutungen geschützt, während man an anderen Stellen große Flächen bewusst für Überschwemmungen vorhält, um damit einen Teil der Wassermassen abzuleiten und dadurch die gefährdeten Gebiete zu entlasten.
In besonderen Fällen kann es auch dadurch zu starken Überschwemmungen kommen, wenn z.B. Staudämme brechen oder infolge kriegerischer Maßnahmen zerstört werden. Auch ein Terroranschlag auf einen Staudamm ist vorstellbar, aber in Europa aufgrund der Technik und Überwachungen eher sehr unwahrscheinlich.

Unbestritten sind Hochwasser und damit einhergehende Überschwemmungen Bestandteile des natürlichen Geschehens am Lauf eines Flusses oder Baches. Zu einer Natur-Katastrophe werden sie erst, wenn Sachwerte sowie menschliches oder tierisches Leben betroffen sind. Aber im Verlauf der sich ständig ausweitenden Landnutzung werden immer mehr Gebiete der Gefahr durch Hochwasser ausgesetzt. Einen weiteren Grund für das Steigen der Gefährdung durch Überschwemmungen liegt in der immer intensiveren Flächennutzung, was oft zur Versiegelung des Untergrunds, einer Begradigung, oft sogar mit einer Betonierung verbunden, sowie zu einer ständigen Verringerung von natürlichen Überschwemmungsgebieten führt. So kann der Niederschlag auf versiegelten Böden kaum gespeichert werden und fließt daher sehr schnell in die Bäche und Flüsse hinein. Insofern sind zahlreiche Überschwemmungen in Deutschland und anderen Industrienationen oft "hausgemacht".

Sturzfluten
Von einer Sturzflut spricht man, wenn nach starkem Regen – wie z.B. mit mehr als 80 l/m², einem Deichbruch, einem Dammbruch oder in der Folge eines Erdrutsches riesige Wassermassen über ein Gebiet hereinbrechen, deren Gewässer und Böden das Wasser nicht aufnehmen können. Diese besonders plötzlich und oft unerwartet auftretenden Hochwasserereignisse, die sich vor allem durch ihre extremen Wassermassen von anderen Hochwasserereignissen unterscheiden verursachen häufig katastrophale Schäden und stellen eine sehr große Gefahr für Leib und Leben der betroffenen Menschen dar.

Klassifizierung von Hochwasser

Die Klassifizierung von Hochwasser beruht im Prinzip auf Erfahrungswerten, denen man statistische Häufigkeiten zugeordnet hat. Dabei sind die Höhe des Hochwassers und damit die Ausmaße der Überschwemmungen umso größer, je kleiner die statistische Wahrscheinlichkeit ist. So besitzt ein relativ seltenes Jahrhunderthochwasser (HQ100) einen sehr viel höheren Wasserstand als z.B. ein sehr viel häufiges Zehnjahreshochwasser (HQ10). Die häufigsten Klassifizierungen sind:

  • HQ10 bedeutet, dass ein Hochwasser dieser Klassifizierung mit einer bestimmten Höhe im Mittel alle 10 Jahre zu erwarten ist
  • HQ30 bedeutet, dass ein Hochwasser dieser Klassifizierung mit einer bestimmten Höhe (aber höher als bei HQ10) im Mittel alle 30 Jahre zu erwarten ist
  • HQ50 bedeutet, dass ein Hochwasser dieser Klassifizierung mit einer bestimmten Höhe (aber höher als bei HQ30) im Mittel alle 50 Jahre zu erwarten ist
  • HQ100 bedeutet, dass ein Hochwasser dieser Klassifizierung mit einer bestimmten Höhe (aber höher als bei HQ50) im Mittel alle 100 Jahre zu erwarten ist
  • HQ150 bedeutet, dass ein Hochwasser dieser Klassifizierung mit einer bestimmten Höhe (aber höher als bei HQ100) im Mittel alle 150 Jahre zu erwarten ist
  • HQ1000 bedeutet, dass ein Hochwasser dieser Klassifizierung mit einer bestimmten Höhe (aber erheblich höher als bei HQ150) im Mittel alle 1000 Jahre zu erwarten ist

Der deutsche Gesetzgeber hat sich diese Klassifizierung z.B. in § 31 b des Wasserhaushaltsgesetzes zu Nutze gemacht. Die wichtigsten ersten Teile sind abgedruckt. Dort heißt es wörtlich:

§ 31b
Überschwemmungsgebiete
(1) Überschwemmungsgebiete sind Gebiete zwischen oberirdischen Gewässern
und Deichen oder Hochufern und sonstige Gebiete, die bei Hochwasser überschwemmt oder durchflossen
oder die für die Hochwasserentlastung oder Rückhaltung beansprucht werden

(2) Durch Landesrecht werden die Gewässer oder Gewässerabschnitte bestimmt,
bei denen durch Hochwasser nicht nur geringfügige Schäden entstanden oder zu erwarten sind.
Durch Landesrecht wird auch geregelt, dass die Öffentlichkeit
über diese Gewässer zu informieren ist und dass die Bestimmung der Gewässer
nach Satz 1 an neue Erkenntnisse angepasst wird. Für die in Satz 1 bestimmten Gewässer werden durch Landesrecht
spätestens bis zum 10. Mai 2012 als Überschwemmungsgebiete mindestens die Gebiete festgesetzt,
in denen ein Hochwasserereignis statistisch einmal in 100 Jahren zu erwarten ist. (Bemessungshochwasser).
Die Festsetzungsfrist endet am 10. Mai für die Überschwemmungsgebiete
, für die ein hohes Schadenspotenzial bei Überschwemmungen besteht, insbesondere Siedlungsgebiete. ........

Aber nicht nur in Deutschland sondern auch in Österreich oder der Schweiz wird mit derartigen Klassifizierungen, also statistischen Annahmen gearbeitet, und auch durch den Gesetzgeber. In den Niederlanden hat man nach der verheerenden Sturmflut von 1953 sogar Schutzmaßnahmen vorgesehen, die einer Klassifizierung von HQ1250entsprechen, dort allerdings primär gegen Gefahren durch Sturmfluten der Nordsee.

Hochwasseralarmstufen

Es gibt in Deutschland Hochwasseralarmstufen, die aber in den 16 Bundesländern, entsprechend dem jeweiligen Landesrecht, oft verschieden ausgestaltet sind. Um diesem Missstand abzuhelfen, gibt es aber immer wieder Versuche, zu einer bundeseinheitlichen Regelung zu kommen. Leider hatten zudem private Kläger zu erheblichen Verzögerungen beim Hochwasserschutz geführt. Exemplarisch für die Regelungen zum Hochwasserschutz sind die Hochwasseralarmstufen des Bundeslandes Brandenburg ausführlich vorgestellt.

Alarmstufe I - Wasserstandsmeldedienst
Die Alarmstufe wird durch das Hochwassermeldezentrum des Landes ausgelöst, wenn der in der Hochwassermeldeordnung festgelegte Richtwert des Wasserstandes am Richtpegel überschritten wird und auf Grund der Wetterlage oder Hochwasservorhersagen ein weiterer Anstieg zu erwarten ist.
Die Situation in den Hochwassergebieten ist bei Überschreiten der Richtwasserstände gekennzeichnet durch ein über die Ufertreten der Gewässer:
Zu den Tätigkeiten bei Alarmstufe I gehören:

  • Meldung der Wasserstände in bestimmten Zeitabständen an den festgelegten Empfängerkreis
  • zusätzliche Pegelablesungen in den Hochwasserabflussgebieten
  • Information der Behörden über die Hochwasserentwicklung
  • Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Hochwasserschutzanlagen
  • Kontrolle der Evakuierung von Tieren und Räumen von Geräten und Material aus den Überschwemmungsgebieten.

Alarmstufe II - Kontrolldienst
Diese Alarmstufe wird ebenfalls durch das Hochwassermeldezentrum des Landes ausgelöst und zwar dann, sofern der in der Hochwassermeldeordnung festgelegte Richtwert des Wasserstandes am Richtpegel überschritten wird und ein weiteres Ansteigen zu erwarten ist oder wenn unabhängig vom Wasserstand Abflussbehinderungen durch Eis eintreten können.
Die Situation in den Hochwassergebieten ist bei Überschreiten der Richtwasserstände gekennzeichnet durch Überflutung von Grünland und forstwirtschaftlicher Flächen in den Überschwemmungsgebieten,
Ausuferung des Wassers bei eingedeichten Gewässern bis an den Deichfuß.
Zu den über die Tätigkeiten der Alarmstufe I hinausgehenden Tätigkeiten gehören:

  • eine tägliche Kontrolle der Deiche und wasserwirtschaftlichen Anlagen
  • Vorbereitung für einen durchgehenden Wachdienst an den Deichen
  • vorsorgliche Abstimmung mit Firmen zur Bereitstellung von Arbeitskräften, Material und Transportraum
  • Vorbereitung für den Transport von Hochwasserschutzmaterialien zu den Gefahrenstellen.

Alarmstufe III - Wachdienst
Die Alarmstufe III wird durch die Landräte bzw. Oberbürgermeister der betroffenen Gebiete ausgelöst, und zwar in dem Fall, sofern der in der Hochwassermeldeordnung festgelegte Richtwert des Wasserstandes bzw. Pegelstands am Richtpegel überschritten wird, ein weiteres Ansteigen zu erwarten ist oder abflussbehindernde Zusammenschiebungen von Eis, Bäumen, Strauchwerk und anderem Treibgut ein plötzliches Ansteigen der Wasserstände hervorrufen können. Die Situation in den Hochwassergebieten ist bei Überschreiten der Richtwasserstände gekennzeichnet durch Überflutung einzelner Grundstücke, Straßen oder Keller, stärkere Vernässung von Polderflächen durch Drängewasser,
Wasserstände am Deich bis etwa zur halben Deichhöhe.
Zu den über die Tätigkeiten der Alarmstufe I und II hinausgehenden Tätigkeiten gehören:

  • ständiger Wachdienst auf den Deichen
  • Auslagerung von Hochwasserschutzmaterialien an bekannte Gefahrenstellen und vorbereitete Zwischenlagerplätze,
  • vorbeugende Maßnahmen zur Minderung von Gefährdungen. (z.B. Verbau von Ausschälungen)
  • ggf. Errichten/Ablesen von Hilfspegeln in unzureichend abgedeckten Gebieten

Alarmstufe IV - Katastrophenabwehr Hochwasser
Die Alarmstufe IV wird ebenfalls durch die Landräte bzw. Oberbürgermeister der betroffenen Gebiete ausgelöst, und zwar sofern der in der Hochwassermeldeordnung festgelegte Richtwert des Wasserstandes am Richtpegel überschritten wird oder unabhängig vom Richtwert eine akute Gefährdung der Funktionssicherheit der Hochwasserschutzanlagen eingetreten ist. Die Situation in den Hochwassergebieten ist bei Überschreiten der Richtwasserstände gekennzeichnet durch: Eine Überflutung größerer Flächen einschließlich von Straßen und Anlagen in bebauten Gebieten.
Zu den über die Tätigkeiten der vorangegangenen Alarmstufen hinausgehenden Tätigkeiten gehören:

  • aktive Bekämpfung der aufgetreten Gefahren
  • Vorbereitung von Evakuierungen

Überschwemmungen in Deutschland und Umgebung

Im Folgenden sind eine Auswahl der stärksten bzw. folgenreichsten Hochwasser bzw. Sturmfluten mit den damit verbundenen Überschwemmungen in Deutschland und den umgebenden Ländern dargestellt:

  • Rheinflut von 1784, am 27. Februar 1784 erreichte der Rhein bei Köln den wahnsinnigen Pegelstand von 14,30 m. Die Gründe für dieses verheerende Hochwasser mit vielen Toten und riesigen Sachschäden ist wie folgt zu verstehen: Im Januar 1784 gefror der Rhein bei Bonn so stark, dass es zu einer Eisschicht von mehreren Metern kam. Ende Februar wurde es wärmer und die einsetzenden heftigen Regengüsse ließen den Wasserstand innerhalb weniger Tage stark ansteigen. Aber aufgrund des Eises konnte das das Wasser nicht abfließen. Von dem zeitgenössischen Kölner Professor Johann Loenhard Thelen ist diese Flut wie folgt kommentiert worden: "eine greuliche Verwüstung, äußerste Armut, schierer Hunger und gewaltsamer Tod".
  • Rheinhochwasser von 1926, der Pegelstand in Köln erreichte die Marke von 10,69 m
  • Hochwasser im Osterzgebirge, in der Nacht vom 8./9. Juli 1927 wurde das Osterzgebirge von einer der stärksten Überschwemmungen der jüngeren Geschichte heimgesucht. Betroffen waren besonders die Täler der Flüsse Gottleuba, Seidewitz und Müglitz. Man schätzt, dass etwa 160 Menschen dabei ums Leben kamen, während die angerichteten Schäden auf über 100 Mio. Reichsmark veranschlagt wurden.
  • Oderhochwasser von 1940, dieses Hochwasser war mit einem Pegelstand von 9,50 m an dem Pegel der "Zollbrücke" im Oderbruch das höchste der Oder, das an diesem Pegel gemessen wurde.
  • Bombardierung des Möhnetalsperrensee-Staudamms, in der Nacht vom 16. Mai auf den 17. Mai 1943 bombardierte die Royal Airforce mit speziell dazu konstruierten Bomben den Staudamm der Möhnetalsperre. Der Damm brach und eine gewaltige Flutwelle mit einer Höhe bis zu 12 m ergoss sich über die in der Nähe befindlichen Ortschaften, besonders über den heutigen Stadtteil Neheim von Arnsberg. Infolge der Flutwelle kamen, neben den erheblichen entstandenen Sachschäden, wahrscheinlich etwa 1.600 Menschen ums Leben.
    Die Möhnetalsperre wurde im Jahr 1913 eingeweiht und spielt auch heute noch für die Hochwasserregulierung, die Trinkwasserversorgung, die Stromerzeugung und als Naherholungsgebiet eine Rolle.
  • Rheinhochwasser von 1993, im Dezember 1993 kam es vor allem zwischen Koblenz, Bonn und Köln zu einem Jahrhunderthochwasser des Rheins. Der Pegel in Bonn erreichte mit einer Höhe von 10,13 m seinen höchsten Stand im 20. Jahrhundert. In Köln blieb der Pegel mit 10,63 m nur knapp unter der Marke von 1926. Die spektakulärste Folge war das Eindringen großer Wassermassen in den so genannten Schürmannbau in Bonn und natürlich die Überflutung der Kölner Altstadt. Die Schäden durch dieses Hochwasser werden auf bis zu einer halben Milliarde € geschätzt.
  • Oderhochwasser bzw. Oderflut 1997 , dieses Oderhochwasser im Sommer 1997 mit einem Pegelstand von knapp unter 9,40 m an dem Pegel "Zollbrücke" richtete in Deutschland Schäden von ca. 350 Mio. € an. Bei der Bekämpfung dieser Oderflut, die wochenlang die Medien beherrschte, tat sich besonders der heutige Ministerpräsident und damalige Umweltminister von Brandenburg, Matthias Platzeck hervor. Er wurde seinerzeit von der Öffentlichkeit achtungsvoll als "Der Deichgraf" bezeichnet. In den Nachbarländern von Deutschland, Tschechien und Polen, forderte die Flut über 100 Menschenleben und richtete Schäden in einer Höhe von rund 3,5 Milliarden € an.
  • Pfingsthochwasser von 1999 , dieses Hochwasser zu Pfingsten 1999 gilt in Bayern, Vorarlberg und Tirol als ein Jahrhunderthochwasser
  • Elbehochwasser von 2002, dieses Hochwasser, das vor allem durch Elbe und Weißritz ausgelöst wurde, richtete teilweise gewaltige Schäden an. So sah man in den Medien spektakuläre Bilder von Dresden, wo zahlreiche Kulturdenkmäler, wie z.B. der Dresdner Zwinger, vom Wasser erreicht wurden. In Sachsen spricht man sogar von einer Jahrtausendflut. Hier wurden große Teile der Flusstäler so massiv zerstört, dass es noch Jahre dauerte, bis Straßen und Gebäude wieder hergerichtet waren. Besonders war auch die Europastraße 55 von Dresden über Schmiedeberg und weiter nach Tschechien (Prag) betroffen.
  • Alpenhochwasser von 2005, zwischen dem 20. und 22. August 2005 kam es in Teilen der Schweiz, Österreichs und in Teilen Süddeutschlands zu starken Überschwemmungen mit erheblichen Schäden. In der Schweiz kam es zu Bergrutschen und starken Zerstörungen an Häusern Straßen und Eisenbahnschienen, dabei verloren etwa 12 Menschen ihr Leben. Der materielle Schaden in der Schweiz aufgrund dieses Hochwassers wird auf ca. 2,5 Milliarden Schweizer Franken, der in Österreich auf fast 700 Mio. € und der in Deutschland auf ca. 50 Mio. €.
  • Elbehochwasser von 2006, dieses Hochwasser im März und April 2006 war eines der höchsten der letzten Jahre. Ein besonderes Medieninteresse lieferte der Ort Hitzacker, der nahezu komplett überflutet war, nicht zuletzt weil dringend erforderliche Deicharbeiten von Ökologen gerichtlich verzögert wurden. In Dresden blieb der Pegelstand allerdings unter dem von 2002 und auch unter der Gefährdungsmarke von 8 m, während in Lauenburg am 7. April der Höchststand von 2002 sogar noch übertroffen wurde.
  • Oderhochwasser von 2010
    Ende Mai und Anfang Juni erreichte die Oder wieder Pegelstände, die teilweise zum Ausrufen der höchsten Hochwasseralarmstufen 4 führte. In Deutschland kam es aber zu keinen Überschwemmungen, da die Deiche dem Wasserdruck statthielten.
  • Hochwasser von 2013
    Ende Mai Anfang Juni 2013 erreichten die Wasserstände beispielsweise der Mulde in Grimma oder der Donau, des Inn und der Ilz in Passau Werte wie seit 500 Jahren nicht mehr. In einer Reihe von Städte in Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen musste Katastrophenalarm gegeben werden.
  • Hochwasser im Juli 2021
    Am 14./15. Juli 2021 wurden Teile von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht. Infolge von Regenmengen von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter in 24 Stunden waren
    Bäche und Flüsse weit über über ihre Ufer getreten. Dabei wurden Teile von Städten in reißende Flüsse verwandelt, zahlreiche Häuser wurden beschädigt und teilweise zerstört. Straßen und Brücken wurden zerstört und etwa 165 - davon allein 117 im Landkreis Ahrweiler - Menschen waren ums Leben gekommen. Es war das schlimmste Naturereignis, das Deutschland seit langer Zeit getroffen hatte. Es sei hinzugeführt, dass z.B. Lüttich in Belgien mit über 20 Toten ebenfalls stark betroffen war.

Die schlimmsten Überschwemmungen weltweit

Eine auch nur halbwegs vollständige Auflistung aller folgenreichen Überschwemmungen weltweit würde bei weitem den hiesigen Rahmen sprengen. Wir haben uns daher auf die Darstellung einer Auswahl von Überschwemmungen beschränken müssen, darunter besonders viele und oft spektakuläre Dammbrüche:

  • Fushan-Damm, dieser in historischen Zeiten (516 n.Chr.) erfolgte Dammbruch bei Nanking in der chinesischen Provinz Jiangsu. dieser Dammbruch kostete damals wahrscheinlich über 10.000 Menschen das Leben.
  • Dale-Dyke-Staudamm, dieser bei Sheffield/England gelegene Staudamm brach am 11. März 1864. Die dadurch entstandene Flutwelle überflutete Sheffield und zerstörte dort Brücken und ca. 800 Häuser. Über 250 Menschen fanden dabei den Tod. Diese Überschwemmung wird in der Historie als die "Great Sheffield Flood" (Große Flut von Sheffield) bezeichnet.
    Der Staudamm wurde an dem Fluss Loxley errichtet und im Jahr 1864 fertig gestellt. Er war 25,50 m hoch. Der aufgestaute See war bis zu 21 m tief, bei einer Wassermenge von rund 3 Millionen m3. Der Damm lag rund 6 englische Meilen oberhalb von Sheffield.
  • Talsperre Irukaike, diese in der Nähe von Nagoya in Japan gelegene Talsperre brach im Jahr 1868. Die Ursache war eine Überspülung der Dammkrone infolge von Hochwasser. Dieser der Bewässerung der Reisfelder dienende Stausee wurde bereits im Jahr 1633 fertig gestellt. Die Staumauer, als Erdwall gefertigt, war rund 28 m hoch, bei einer Länge von rund 700 m. Ihr Fassungsvermögen betrug rund 18 Mio. m3.
    Die Talsperre wurde 1633 fertiggestellt und hatte ein Fassungsvermögen von 18 Mio m³. Sie diente der Bewässerung von Reisfeldern.
    Bei dem Unglück fanden wahrscheinlich weit über 1.000 Menschen den Tod. Eine exakte Anzahl der Opfer liegt nicht vor!
  • Mill-River-Dam, am 16. Mai 1874 brach dieser nur etwa 13 m hohe bei Williamsburg in Massachusetts/USA, gelegene Damm. Der Dammwart sah das Unglück voraus und konnte damit zahlreiche Menschen rechtzeitig warnen. Dennoch kamen ca.200 Menschen ums Leben und über 700 Häuser wurden zerstört.
  • South Fork-Staudamm. Eine der schlimmsten Überschwemmungen infolge eines Dammbruchs ereignete sich am 31. Mai des Jahres 1889 in Johnstown im US-Bundesstaat Pennsylvania. Nach extremen Regenfällen stieg der Pegel des Stausees um bis zu 0,15 m pro Stunde. Der See konnte das einströmende Wasser nicht mehr fassen, sodass das Wasser die Dammkrone überspülte. Infolgedessen brach der Damm zusammen und 20 Mio. m 3 Wasser überfluteten die etwa 25 km abwärts gelegene Stadt Johnstown, das damals ca. 30.000 Einwohner hatte. Bei dem Unglück können bis zu 3.500 Menschen ums Leben gekommen sein (genaue Zahlen liegen nicht vor), bei einem gesamten Sachschaden von damals über 100 Mio. US-Dollar.
    Der Staudamm war ursprünglich in den Jahren 1838 bis 1853 von Pennsylvania als Reservoir für das Kanalsystem von Johnstown gebaut worden.
  • Bergamo, am 1. Dezember 1923 brach der bei Bergama in Italien. Es kamen dabei schätzungsweise bis zu 600 Menschen ums Leben.
  • Saint Francis, am 13. März 1928 brach der Damm im US-Bundesstaat Kalifornien. Der Dammbruch kostete wahrscheinlich bis zu 700 Menschen das Leben.
  • San Alphonso, beim Bruch dieses Damms in Bolivien im Jahr 1929 gab es über 1000 Tote.
  • Subansiri, ausgelöst durch ein starkes Erdbeben entstand im Subansiri in Indien, einem Nebenfluss des Brahmaputra, durch einen Erdrutsch ein sozusagen natürlichen Damm. Durch ihn wurde das Wasser des Subansiri aufgestaut, bis der Damm überströmt wurde und acht Tage nach dem Erdbeben am 23. August 1950, brach. Es entstand dadurch eine etwa 7 m hohe Flutwelle. Beim Bruch dieses "Kunstdamms" kamen bis zu 500 Menschen ums Leben.
  • Staumauer von Malpasset, am 2. Dezember 1959 brach der Damm bei Fréjus im französischen Department Var in Südfrankreich. Der Damm wurde im Jahr 1954 fertig gestellt. Seine Staumauer hatte eine Höhe von rund 60 m, der Stausee hatte ein Fassungsvermögen von rund 48 m 3. Es kamen bei dieser Katastrophe über 400 Menschen ums Leben, der Sachschaden betrug etwa 70 Mio. US-Dollar.
    Die Flutwelle war 40 m hoch und hatte nach etwa 20 Minuten mit einer Höhe von noch immerhin 3 m Fréjus erreicht. Auf seinem zerstörerischen Weg zerstörte die Flutwelle die Orte Malpasset und Bozon. Als Ursache für den völlig überraschenden Dammbruch wurde durch die hinzugezogenen Gutachter eine tektonische Störung unterhalb der linken Dammseite angegeben.
  • Panshet und Khadakwasla, bei diesem Unglück der beiden Stauseen am 12. Juli 1961 in der Nähe von Pune, in der indischen Provinz Maharashtra, gelegen, kamen möglicherweise 2.000 Menschen ums Leben. Die Flutwelle zerstörte Teile der Altstadt von Pune. Infolge eines Hochwassers brach zuerst der Panshet-Damm, die dabei entstandene Flutwelle überspülte daraufhin den tiefer gelegenen Khadakwasla-Stausee, der daraufhin ebenfalls brach.
  • Vaiont Damms Eine der schlimmsten Katastrophen der Geschichte war die Überflutung des Vaiont Damms in Norditalien am 09. Oktober 1963, dabei verloren ca. Menschen ihr Leben.
  • Absetzbecken der Mir-Mine, der Damm dieses Absetzbecken bei Sgorigrad in der Nähe der Stadt Wraza /Bulgarien brach am 1. Mai des Jahres 1966, nachdem die Dammkrone infolge heftiger Niederschläge überflutet wurde.
    Die "Staumauer" war rund 12 m hoch und staute rund 220.000 m3 Absetzschlämme, die bei dem Abbau von Blei, Zink, Kupfer und Silber entstanden. Nach schweren Regenfällen stieg der Wasserspiegel soweit an, dass die Dammkrone überflutet wurde. Das hatte zur Folge, dass der gesamte Damm weggespült wurde. Die entstehende Schlammwelle zerstörte teilweise das ca. 1 km unterhalb des Absetzbeckens liegende Dorf Sgorigrad. Die Anzahl der Todesopfer steht nicht fest, es können über 480 gewesen sein.
  • Banqiao und Shimantan, bei dem Bruch dieser Staudämme in der chinesischen Provinz Henan am 8. August 1975 kamen durch die direkten und indirekten Folgen weit über 200.000 Menschen ums Leben.
  • Jangtse. In Folge dieses Hochwassers im Juli 1998 wurden ca. 700.000 Menschen evakuiert, riesige Flächen wurden überschwemmt und ca. 2.500 Menschen kamen ums Leben.
  • Shadi-Kor-Staudamm, der Staudamm brach am 10. Februar 2005 infolge tagelanger schwerer Regenfälle, sodass das Wasser die Dammkrone überspülte. Der Staudamm lag in der Nähe der pakistanischen Küstenstadt Pasni in der Provinz Belutschistan. Bei dem schweren Unglück kamen möglicherweise über 1.500 Menschen ums Leben. Die Flutwelle zerstörte auf dem rund 40 km langen Weg nach Pasni zahlreiche kleinere Orte. Teile von Pasni selber wurden bis zu 1m hoch überschwemmt. Die Talsperre wurde im Jahr 2003 fertiggestellt und liegt in der Provinz Gwadar. Die Staumauer besaß eine Höhe von ca. 35 m, bei einem Fassungsvermögen des Stausees von rund 60 Mio. m3.
  • Dammbruch bei Yiliangin Am 22. Juli 2005 brach ein Staudamm bei Yiliang in der chinesischen Provinz Yunnan. Die Flutwelle überspülte drei Dörfer. Es kamen über 20 Menschen ums Leben und es entstand ein beträchtlicher Sachschaden.
  • Überschwemmungen in Maharashtra und Madhya Pradesh Infolge wochenlanger extremer Regenfälle während des Monsuns kam es in den indischen Bundesstaaten Maharashtra und Madhya Pradesh im August 2005 zu schweren Überschwemmungen. Eine Fläche von rund 7000 km2 war betroffen. Etwa 280.000 Häuser bzw. Unterkünfte wurden zerstört und über 1.000 Menschen kamen ums Leben.
    Der Bundesstaat Madhya Pradesh legt in Zentralindien und umfasst eine Fläche von 308.209 km2, bei rund 60 Mio. Einwohnern. Die Hauptstadt ist Bhopal.
    Der Bundesstaat Maharashtra liegt im Westen und grenzt an Madhya Pradesh. Er ist mit 308.000 km2 nahezu so groß wie Madhya Pradesh. Die Einwohnerzahl liegt bei etwa 97 Mio. und die Hauptstadt ist Mumbai.
  • Monsun in Indien Während des Monsuns und den damit verbundenen Überschwemmungen kommen in Indien jedes Jahr hunderte Menschen ums Leben. Die Regenzeit dauert von Juni bis September
  • Überschwemmungen in Pakistan. Von Mitte Juli bis etwa Mitte August 2010 wurde Pakistan von den schwersten Überschwemmungen in seiner Geschichte heimgesucht. Infolge von extrem starken Regenfällen während des Monsuns wurden große Teile des Landes in Seenlandschaften verwandelt und ca. 20 Millionen Menschen waren obdachlos geworden - während insgesamt über 2.000 ums Leben kamen.

Schutz vor Überschwemmungen

Der beste Schutz vor Überschwemmungen besteht ohne Zweifel darin, dem Fluss sein natürliches Bett zu belassen und genügend Flächen als natürliche Überschwemmungsgebiete auszuweisen. Da derartige Maßnahmen aufgrund der immer dichteren Besiedlung und Nutzung der Flussufer immer schwieriger werden, sind letztendlich Deiche das Mittel der Wahl, um sich vor Überschwemmungen zu schützen. Wie die Vergangenheit allerdings gezeigt hat, oft auch nur mit begrenztem Erfolg.

Deiche
Bereits seit langer Zeit versuchten sich die Menschen, nicht nur an den Küsten der Meere, sondern auch an Bächen und Flüssen gegen Hochwasser und die damit verbundene Überschwemmungen zu schützen. So wie Mauern die Burgen und Städte gegen menschliche Angreifer schützen sollten, wurden Deiche gegen Sturmfluten des Meeres und das Hochwasser der Flüsse errichtet. Die früheren Deiche waren jedoch aufgrund ihrer Konstruktion und Höhe meist nicht in der Lage, das Land hinter ihnen wirksam gegen stärkeres Hochwasser zu schützen. Und selbst die heutigen modernen Deiche brechen immer wieder, sofern der Wasserstand eine bestimmte Höhe überschreitet. In der Abbildung ist das Prinzip eines modernen Deichs schematisch dargestellt.
Unter der Derme versteht man im Deichbau übrigens eine meist begehbare Waagerechte, die der Stabilisierung des Deichs dient. Die eingezeichnete Teerschicht an der Außenseite des Deichs wird allerdings nur relativ selten verwendet.
Auf den meist mit Gras bewachsenen Flussdeichen sieht man oft Schafe weiden, die dort erstens Futter finden und zweitens dafür sorgen, dass das dort zur Stabilisierung wachsende Gras seine optimale Höhe beibehält und durch das Abgrasen gestärkt wird. Übrigens werden zahlreiche Deiche sehr gern von Spaziergängern oder Fahrradfahrern genutzt. Hinter den Deichen werden meist Flächenfilter aus Kies und Kunststoffen eingebaut, die ein Wegspülen von Sand, Erde und Gerölle verhindern sollen.

Hochwasser in der Literatur

In der Literatur, aber auch in der Malerei, ist die Thematik von Überschwemmungen - auch an Flussläufen - mit ihren Auswirkungen auf die Landschaft sowie auf Mensch und Tier auf vielfältige Art und Weise dargestellt worden.

  • Noah, im Buch Moses 1 im 7. Kapitel lässt der HERR eine große Flut (Sintflut) über die Menschheit hereinbrechen, die Noah mit zahlreichen Tieren auf der Arche überlebt hatte.
  • Alexander Sergejewitsch Puschkin (1799-1837) beschreibt in seinem Epos "Der eherne Reiter" die Folgen einer Überschwemmung.
  • Emile Zola (1840-1902), in seiner Novelle "Die Überschwemmung" thematisiert er ebenfalls eine Überschwemmung.
  • Herakles (Herkules), der griechischen Mythologie nach, versetzte Hera, die Gattin von Göttervater Zeuss, Herakles in den Wahnsinn, in dessen Verlauf er seine Frau und seine Kinder tötete. Vom Orakel in Delphi erfuhr er, dass er zur Buße dafür dem König Eurystheus von Tiryns zwölf Jahre lang dienen müsse. Dieser stellte ihm zwölf schwierige Aufgaben. Eine dieser scheinbar unlösbaren Aufgaben, es war die 5. Aufgabe, bestand darin, den Tierstall des König Augias von Elis auszumisten, der tausende von Jahren nicht gereinigt worden war. Er löste diese Aufgabe, indem er den Stall auf der einen Seite aufriss und die nicht weit davon befindlichen Flüsse Alpheos und Peneos durch einen Kanal in den Stall einleitete, die dann durch den Stall flossen und dabei den Mist mit sich rissen, während sie auf der anderen Seite wieder ausströmten. Die Sage trifft die Thematik "Überschwemmung" zwar nur indirekt, ist aber unserer Meinung so interessant, dass sie hier erwähnt werden soll!

Und es sei auf die im April 1888 veröffentlichte Novelle "Der Schimmelreiter" von Theodor Storm hingewiesen, auch wenn die Handlung der Novelle an der Nordsee spielt. Aber seine Anregung zu der Novelle erhielt Storm aus einem 1838 im Hamburger Pappe-Verlag erschienen Nachdrucks des "Danziger Dampfboots". Dieser Nachdruck enthielt u.a. die Geschichte "Der gespenstige Reiter - ein Reiseabenteuer". Diese Geschichte - mit einer Reihe von Parallelen zum Schimmelreiter - spielt jedoch nicht an der Nordsee, sondern an der Weichsel, also einem Fluss.

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