Einleitung, Systematische Einteilung
Sein wissenschaftlicher Name Castor bedeutet soviel wie „kastriert“, denn die männlichen Geschlechtsteile sind in Anpassung ans Wasserleben äußerlich nicht sichtbar und gaben der Wissenschaft lange Zeit Rätsel auf. In Deutschland war der Biber im Mittelalter noch so stark verbreitet, dass er sogar zum Namensgeber von Orten wie Biberach oder Bebra wurde und mancherorts ins Stadtwappen aufgenommen wurde. In dieser Zeit wurde er aber auch wegen seines dichten Pelzes erbarmungslos gejagt. Ein weiterer Grund für schlimme Nachstellungen war das moschusartige Sekret, welches der Biber in seinen Afterdrüsen produziert.
Diese als Bibergeil oder Castoreum bezeichnete Substanz, die sowohl Männchen als auch Weibchen zur Fellpflege und zur Markierung ihrer Reviergrenzen einsetzen, sollte gegen allerlei Gebrechen und Impotenz helfen.
Außerdem wurde der Biber wegen seines schuppenbedeckten Schwanzes zu den Fischen gezählt und durfte deshalb mit Erlaubnis der Kirche als Fastenspeise verzehrt werden. In neuerer Zeit haben die Begradigung von Flußläufen und das Einleiten von Schadstoffen die Biber weiter zurückgedrängt.
Dank umfangreicher Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungen konnten sich die Bestände der nach wie vor unter Schutz stehenden Tiere wieder etwas erholen. Aufsehen erregt zur Zeit ein Exemplar, das sich offenbar im Englischen Garten in München angesiedelt hat und dort durch Fraßspuren auf sich aufmerksam macht, zusätzlich zu einem weiteren Paar, welches seit Jahren auf einer Insel Nahe des Deutschen Museums in München lebt. Doch München ist nicht die einzige deutsche Großstadt, in der sich die Tiere wohlfühlen; in Berlin soll es etwa 25 Biber geben.
Ordnung | Nagetiere (Rodentia) |
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Familie | Biberartige (Castoridae) |
Gattung | Biber (Castor) |
Art | Castor fiber |
Englisch European beaver Französisch Castor
Merkmale
Der äußerst kompakte und gedrungene Körper des Bibers ist von einem dichten, wasserabweisenden Fell umgeben. Seine Körperlänge beträgt 90 bis 110 cm und sein Gewicht liegt zwischen 20 und 30 kg, wobei das Weibchen im Durchschnitt etwas schwerer ist als das Männchen.
Die nur 3 cm kurzen, runden Ohren ragen kaum über das Fell hinaus und werden ebenso wie die Nasenlöcher beim Tauchen durch Klappen verschlossen. Seine kleinen, seitlich liegenden Augen sind durch zwei Lider und eine Nickhaut geschützt und ermöglichen ein gutes Sehvermögen sowohl über als auch unter Wasser. Der abgeplattete und beschuppte Ruderschwanz, die Kelle, wird 30 bis 35 cm lang.
Die Vorderpfoten tragen lange, flache Krallen, die ihn beim Graben von Gängen unterstützen. Außerdem kann er mit dem gegenübergestellten Daumen und den ausgeprägten Ballen gut greifen. Die etwa 20 cm langen Hinterbeine tragen zwischen den Zehen Schwimmhäute, die für den nötigen Vortrieb beim Schwimmen sorgen. Seine Lebenserwartung in freier Wildbahn beträgt 10 bis 17 Jahre, einzelne Tiere wurden in Gefangenschaft sogar 35 Jahre alt.
Vorkommen
Biber sind über die gesamte Nordhalbkugel verbreitet.
Während der Kanadabiber (Castor kanadiensis) den nordamerikanischen Kontinent beinahe flächendeckend bewohnt, ist der auch bei uns heimische Eurasiatische oder Europäische Biber (Castor fiber) aus seiner ehemals weiträumigen Verbreitung zurückgedrängt worden.
Heute findet man ihn neben Deutschland, Frankreich und Osteuropa auch noch in Skandinavien sowie der Mongolei. Obwohl beide Arten seit der Abspaltung der Kontinente vor Millionen von Jahren räumlich weit voneinander getrennt sind, gehen einige Wissenschaftler davon aus, dass es sich bei den oben erwähnten Arten nach wie vor nur um Unterarten derselben Art handelt.
Inzwischen ist der Biber überall in Europa wieder auf dem Vormarsch und sein Bestand wird in Deutschland auf 13.000 bis 15.000 Exemplare geschätzt (Stand 2008).
Lebensweise und Lebensraum
Wenn man den für gewöhnlich nachtaktiven Biber überhaupt zu Gesicht bekommt, wird man ihn stets in Gewässernähe antreffen, denn hier findet er Nahrung und einen geeigneten Platz für seine Wohnburg. Als reiner Pflanzenfresser ernährt er sich von Wasser- und Uferpflanzen sowie von der Rinde junger Weiden, Pappeln und anderer Weichhölzer. Während er im Sommer kaum Rinde abnagt, da ausreichend Grünpflanzen zur Verfügung stehen, muß er im Herbst und Winter seinen Nährstoffbedarf überwiegend über Baumrinde decken.
Allerdings benagt er nur die Äste und Zweige, die noch keine starke Borke angesetzt haben. Um im Winter aber nicht regelmäßig ans Ufer zu müssen, beginnt die Biberfamilie bereits im Spätsommer am Grund ihres Wohngewässers ein Nahrungsdepot aus Zweigen anzulegen.
Da der Biber durch seine plumpe Gestalt und sein hohes Gewicht nicht in der Lage ist zu klettern, muss er die Bäume fällen, um an die begehrten Stücke zu gelangen. Dies ist für ihn Dank seiner scharfen, meißelartigen Nagezähne und der kräftigen Kaumuskulatur kein Problem; einen Baum mit 30 bis 40 cm Stammdurchmesser fällt er in einer Nacht.
Stämme und Zweige dienen aber nicht nur als Nahrung, sondern auch als Baumaterial für Dämme und die Wohnburg. Gibt es an dem Wohngewässer des Bibers eine hohe, lehmige Uferwand, gräbt er sich eine Röhre, die sich am Ende kesselartig erweitert.
Der Eingang liegt stets unter Wasser und schützt so vor unliebsamen Besuchern. Ist das Ufer zu flach, errichtet er eine regelrechte Burg aus Ästen und Zweigen, die er kunstvoll übereinander schichtet und mit Schlamm verdichtet.
Das Holz transportiert er, zwischen den Zähnen eingeklemmt, schwimmend durchs Wasser, der Schlamm wird mit den Vorderfüßen herangeholt. Damit das Wasser immer tief genug zum Schwimmen ist und gewährleistet bleibt, dass der Eingang zur Behausung stets unter Wasser liegt, errichtet er zudem meterlange Staudämme, der längste beschriebene Biberdamm maß 600 Meter.
Dazu rammt er Äste senkrecht in den Gewässerboden und holt so lange dichtes Zweigwerk und Schlamm heran, bis der Wasserspiegel hoch genug ist. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, kann der Biber eine Familie gründen.
Biber leben im Familienverband in einem festen Revier, das einen 0,4 bis 3 km langen Uferabschnitt umfaßt. Da Biber ihre Reviere sehr nachhaltig bewirtschaften, können sie über Jahrzehnte bestehen und von aufeinanderfolgenden Generationen genutzt werden. Die Reviergrenzen werden mit einem moschusartigen Duftstoff (Bibergeil) aus den Afterdrüsen markiert. Werden diese Grenzen von einem fremden Biber überschritten, kommt es zu Auseinandersetzungen, bei denen die scharfen Zähne als Waffen eingesetzt werden. Ernsthafte Verletzungen treten dabei meist aber nicht auf.
Die Biberfamilie besteht in der Regel aus fünf bis acht Mitgliedern. Dies sind die beiden Elterntiere, die sich lebenslang treu bleiben, mit den vorjährigen und den diesjährigen Jungtieren. Die Paarungszeit erstreckt sich von Ende Dezember bis April, allerdings ist das Weibchen im Zyklus von zwei Wochen nur jeweils für einige Stunden empfängnisbereit. Die Paarung findet Bauch an Bauch schwimmend im oder unter Wasser statt. Nach einer Tragezeit von 100 bis 110 Tagen bringt die Mutter im Frühsommer 1 bis 5, durchschnittlich 3 Junge zur Welt. Obwohl diese bereits nach zwei Wochen im geringen Umfang feste Nahrung aufnehmen, werden sie 3 Monate lang gesäugt und verlassen in dieser Zeit auch nicht den Wohnkessel im Inneren des Baus.
Dann aber werden sie von der Mutter hinausgedrängt. Noch recht unbeholfen paddeln sie die erste Zeit im Wasser, beginnen dann aber mit ausgiebigen Tauchspielen. Mit 2,5 bis 3 Jahren sind die jungen Biber schließlich geschlechtsreif und werden von den Eltern aus dem Revier vertrieben.
Besonderheiten
Fell Der Biber besitzt einen der dichtesten Pelze im Tierreich. Am Bauch befinden sich 23.000 Haare pro cm² - beim Menschen sind es höchstens 600. Die Jagd nach die Tiere wegen ihres dichten Pelzes, aus dem Mäntel, aber vor allem Hüte hergestellt wurden, trug wesentlich zum Aussterben der Tiere bei.
Feinde
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