Allgemeines
Diese Schlangenart kommt im Norden von Afrika und auch in Israel, Jordanien und der Arabischen Halbinsel vor.
Sie sollte nicht mit der in Europa - und besonders auf dem Balkan - vorkommenden Europäischen Hornotter (Vipera ammodytes) verwechselt werden.
Von der Gattung der Hornviper (Cerastes) gibt es folgende Arten:
- Cerastes boehmei
- Cerastes cerastes
- Cerastes gasperettii
- Cerastes vipera
Von der hier dargestellten Art Cerastes cerastes, die auch als Wüsten-Hornotter bezeichnet wird, gibt es zwei Unterarten.
Systematische Einteilung
Familie | Vipern (Viperidae) |
---|---|
Gattung | Hornvipern (Cerastes) |
Art | Wüsten-Hornviper (Cerastes cerastes) |
Unterarten | - Cerastes cerastes cerastes - Cerastes cerastes hoofieni |
Ausländische Bezeichnungen:
- Englisch: Desert Horned Viper
- Französisch: Vipère à corne
Aussehen, Verhalten
Die Schlangeart wird nur zwischen etwa 60 bis 90 cm lang. Sie besitzt eine grau-braune Grundfärbung mit dunklen Flecken auf der Rückenseite. Ihre Bauchseite ist weißlich. Über den beiden Augen erkennt man jeweils ein größeres Schuppenhorn, nach dem sie auch ihren Namen erhalten hat. In der Mitte des Körpers weist sie 26 bis 36 gekielte Schuppen auf. Sie hat einen relativ kurzen Schwanz.
Der Kopf besitzt eine Dreiecksform und ist deutlich vom Rumpf abgesetzt.
Sie bewegt sich wie die Seitenwinder-Klapperschlange durch seitliches Winden fort, was ihr die Fortbewegung in dem lockeren Sand sehr erleichtert und ihr sogar ein schnelles Fortbewegen ermöglicht. Die Hornviper ist größtenteils nachtaktiv und vergräbt sich tagsüber in Erdlöchern unter Pflanzen oder gräbt sich im Sand ein.
Ihre Nahrung besteht aus kleinen Nagern, Echsen oder auch Vögeln. Um potenzielle Feinde zu warnen oder abzuschrecken, reibt sie ihre rauen Schuppen an den Flanken so aneinander, dass dabei ein deutlich vernehmbares Geräusch entsteht. Das Tier legt zwischen etwa 10 und 25 Eier.
Fortbewegung, Biotechnik
Ihre Fortbewegung geschieht nahezu senkrecht zu ihrer Längsachse, was eine typische seitenwindende Fortbewegung ist.
Dabei hebt sie abwechselnd ein Stück des Körpers hinter dem Kopf und vor dem Schwanz vom Boden hoch und setzt sie versetzt wieder ab. Dabei hinterlässt sie die typischen Spuren der Seitenwinder.
Ihre Fortbewegungsart hat Biotechniker dazu inspieriert, einen schlangenähnlichen Roboter zu entwickeln, der ua. Rohre oder dünne Bäume emporklettern kann.
Vorkommen
Vermeidung eines Bisses
Beim Fortbewegen in den Wüstengebieten, in denen die Schlangenart vorkommt, sollte man hohes und festes Schuhwerk tragen. Das Tier ist normalerweise beim Laufen in seinem Versteck nicht zu erkennen.
Beim Übernachten in Oasen darauf achten, dass die Zelte geschlossen sind und auch keine Wohnwagen- oder Autotüren offen bleiben. Sehr leichtsinnig wäre es, in einem Schlafsack oder ähnlichem im Freien zu nächtigen.
Art des Giftes
Der Hauptanteil des Giftes dieser Schlangenart ist ein die Blutgerinnung massiv störendes Enzym. Über eine Reihe von Zwischenprozessen katalysiert das Gift das Prothrombin, ein wichtiger Faktor im Ablauf des Gerinnungsprozesses, zum Fibrin und führt damit zu einer abnorm starken Blutgerinnung. Dieser Prozess kann so ausgeprägt sein, dass bereits nach einigen Stunden der gesamte „Vorrat“ an Prothrombin verbraucht ist und das Blut nicht mehr gerinnen kann. Man bezeichnet diesen Prozess als Verbrauchskoagulopathie.
Derartige Zwischenfälle ereignen sich hin und wieder im Verlauf von Operationen in den Krankenhäusern und bedeuten einen dramatischen lebensgefährlichen Zustand.
Folgen eines Bisses, Symptome
Es treten als erste Symptome nach einem Vollbiss dieser Schlangenart im Bereich der Bisswunde Schwellungen auf und es kommt in deren Umgebung zu blass-bläulichen (lividen) Verfärbungen. Außerdem kommt es sehr schnell nach dem Biss zu sehr starken Schmerzen.
Es tritt ein Zahnfleischbluten auf und auch ältere Kratz- und Rasierwunden oder sonstige kleinere Verletzungen beginnen zu bluten. Es kommt zu Einblutungen in das Gewebe mit starker Ödembildung. Dabei können die Ödeme und Einblutungen in dem Magen-Darmtrakt so große Ausmaße annehmen, dass es zu hämorrhagischen Schockzuständen kommt. Blutungen in den Magen-Darmtrakt zeigen sich durch Blut im Stuhl oder blutigem Erbrechen. Auch ein lebensbedrohendes Nierenversagen kann auftreten. Die Gerinnungsstörungen können wochenlang anhalten. Sofern eine so genannte Verbrauchskoagulopathie auftritt, ist das gesamte Gerinnungssystem außer Funktion. Dies bedeutet eine extrem lebensbedrohliche Situation.
Erste Hilfe
Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Bequemlichkeit halber hier nochmals abgedruckt:
- unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
- die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
- sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
- die Schlange möglichst eindeutig identifizieren
- die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee.
- alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt.
- sollten Atembeschwerden auftreten, kann das Leben über viele Stunden mittels einer Mund-zu-Mundbeatmung erhalten bzw. verlängert werden.
- das Aussaugen, Ausschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
- auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen.
Das Anlegen eines Immobilisierungs - Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange nicht empfehlenswert.
Gegenserum (Antiserum, Antitoxin)
Es gibt diverse polyvalente Antiseren und ein monovalentes Antiserum. Ein monovalentes Antiserum wirkt spezifisch gegen eine Schlangenart bzw. -unterart, während polyvalente Antiseren gegen mehrere - aber meist nicht so wirksam - wirken. Aber die Anwendung von Antiseren ist nur bei sehr schweren Vergiftungs-Fällen erforderlich und sinnvoll - und zwar bei einem klinisch messbaren Fibrinogenabfall - nicht zuletzt deswegen, weil die Gabe eines Antiserums stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden ist.
Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt in einem entsprechenden Zentrum erfolgen. Wegen der ausgedehnten Ödeme ist die sofortige Infusion von physiologischer Kochsalzlösung sinnvoll. Der Hämatokrit, das Fibrin sowie die Plasmaelektrolyte sind kontinuierlich zu prüfen und Normabweichungen ggf. therapeutisch zu behandeln.
Prognose
Ohne Behandlung ist durchaus mit dem Tod zu rechnen, obwohl es nur wenige dokumentierte Todesfälle gibt.
In den relativ seltenen Fällen einer cerebralen (ins Gehirn) Einblutung ist mit Folgeschäden wie nach einem Schlaganfall zu rechnen.
Zusammenarbeit
Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen.
Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen.
Ein Besuch des des Zoos eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.
Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270
Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at
Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Vorbemerkung
In den meisten Ländern, in denen es Giftschlangen gibt, existieren keine zentralen Beratungsstellen. Außerdem würde es den Rahmen des Beitrags über eine Schlange sprengen, sämtliche Behandlungszentren in den Ländern aufzuführen, in denen Giftschlangen vorkommen.
Aber ein Anruf - z.B. mit dem Handy - nach Deutschland, Österreich oder der Schweiz kann durchaus sinnvoll sein und vielleicht sogar helfen, Leben zu retten.
Giftnotruf-Zentralen in Deutschland
Berlin
Giftnotruf der Charitè
Campus Benjamin Franklin
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin
Tel: 0049 - (0)30 - 19 240
Email: berlintox@giftnotruf.de
Web: www.giftnotruf.de
Bonn
Informationszentrale gegen Vergiftungen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Zentrum für Kinderheilkunde
Adenauerallee 119
53113 Bonn
Tel.: 0049 - (0)228 - 19240
Erfurt
Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Nordhäuser Straße 74
99089 Erfurt
Tel.: 0049 - (0)361 - 73 07 30
Freiburg
Universitätskinderklinik, Informationszentrale für Vergiftungen
Mathildenstraße 1
79106 Freiburg
Tel.: 0049 - (0)761 - 19240 im Notfall oder 0761 - 27 04 361 für allgemeine Anfragen
Göttingen
Giftinformationszentrum-Nord
Georg-August-Universität
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
Tel.: 0049 - (0)551 - 19 240 für alle und 0551 - 38 31 80 für Ärzte
Homburg/Saar
Informations- und Beratungszentrum für Vergiftungsfälle an den Universitätskliniken, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
66421 Homburg/Saar
Tel.: 0049 - (0)6841 - 19 240
Mainz
Beratungsstelle bei Vergiftungen
Johannes-Gutenberg-Universität, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinische Toxikologie
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
Tel.: 0049 - (0)6131 - 19 240
München
Giftnotruf und Mobiles Gegengift-Depot
Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik rechts der Isar
Ismaninger Straße 22
81675 München
Tel.: 0049 - (0)89 - 19 240
Giftnotruf-Zentralen in Österreich
Vergiftungsinformationszentrale, Allgemeines Krankenhaus
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: 0043 - (0)1 - 43 43 43 - im Notfall
Tel.: 0043 - (0)1 - 40 40 02 222 - allgemeine Auskünfte
Giftnotruf-Zentralen in der Schweiz
Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum
Freiestrasse 16
CH-8032 Zürich
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 51 51 - für Notfälle außerhalb der Schweiz
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 66 66 - allgemeine Auskünfte
Tel.: Aus der Schweiz (Notruf): 145
E-Mail: info@toxi.ch
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