Allgemeines
In diesem Portal werden fünf Arten der Kraits vorgestellt, die sich in vielen Eigenschaften sowie in ihrer Giftwirkung sehr ähneln und alle zur Gattung Bungarus gehören. Es sind dies neben dem indischen Krait der:
Blaue Krait
Ceylon Krait
Gelbgebänderte Krait
Rotkopf-Krait
Der indische Krait ist in Indien die gefährlichste Art der Kraits und für ca. 30% bis 40% aller Schlangenbissunfälle in dem Land verantwortlich. Von dieser Schlange exisieren keine Unterarten.
Tod von Slowinski
Eines der prominentesten Opfer eines Bisses der Schlangengattung Bungarus war im Jahr 2001 (12. September) der US-amerikanische Schlangenforscher Joseph Bruno Slowinski, der im Alter von 38 Jahren anlässlich einer wissenschaftlichen Expedition im Norden von Myanmar (Burma). Ein Expeditionsteilnehmer verwechselte die hochgiftige Krait der Art Bungarus multicinctus (Vielgebänderter Krait) mit einer ungiftigen Dinodon.
Er steckte sie in einen Sack, in den Slovinski später hineinfasste. Dabei biss ihm das Tier in den Finger. Da ihm auf Grund der Situation in dem Land nicht adäquat geholfen wurde, verstarb er nach ca. 24 Stunden, trotz verzweifelten Bemühens seiner Begleiter, u.a. mittels Mund-zu-Mundbeatmung, mit einem total gelähmten Körper qualvoll an Atemlähmung. Ihm zu Ehren stiftete im Jahr 2002 das "The Center for North American Herpetology" (Zentrum für nordamerikanische Schlangenforschung), in Lawrence im US-Bundesstaat Kansas, einen Preis mit dem Titel:
The Joseph B. Slowinski Award for Excellence in Snake Systematics |
---|
Systematische Einteilung
Weitere Schlangen der Gattung Krait
Einschließlich der fünf bei Goruma dargestellten Kraits gibt es insgesamt folgende Arten der Kraits, von denen einige noch über jeweils zwei Unterarten verfügen:
- Blauer Krait (Bungarus candidus)
Die Schlange kommt in Myanmar, Vietnam, Kambodscha, einem kleinen Teil von Thailand, in Malaysia sowie in Singapur und auf Java, Sumatra, Bali und Sulawsi vor. - Burmesischer Krait (Bungarus magnimaculatus)
Die Schlange kommt in Myanmar und Teilen von Thailand vor - Ceylon bzw. Sri Lanka Krait (Bungarus ceylonicus) mit den beiden Unterarten Bungarus ceylonicus karavala und Bungarus ceylonicus ceylonicus.
- Gelbgebänderter Kait (Bungarus fasciatus)
Die Schlange kommt in Bangladesch, Thailand, Brunei, Laos, Malaysia, Myanmar, Kambodscha, Süd-China sowie in Nordost-Indien vor - Großer Schwarzer Krait (Bungarus niger)
Die Schlange kommt im Nepal, im Nordosten Indiens (Assam), in Bhutan sowie in Bangladesch vor. - Indischer Krait bzw. Gewöhnlicher Krait (Bungarus caeruleus)
Die Schlange kommt im Osten des Irans, in Afghanistan, Pakistan, im Westen von Indien, auf Sri Lanka, in Bangladesch und im Nepal vor - Iranischer Krait (Bungarus persicus
Die Schlange kommt im Iran (Baluchistan) vor - Lesser Schwarzer Krait (Bungarus lividus)
Die Schlange kommt im Nordosten Indiens, im Nepal sowie in Bangladesch vor. - Nordöstlicher Bergkrait (Bungarus bungaroides)
Die Schlange kommt in Teilen von Bangladesch, im Nordosten Indiens, im Nepal, in Bhutan, Thailand, Vietnam und im südwestlichen Zipfel von China vor
Roter Fluss-Krait (Bungarus slowinskii)
Die Schlange kommt in Laos und Vietnam vor. - Rotkopf-Krait (Bungarus flaviceps)
Die Schlange kommt in Myanmar, Thailand, Vietnam, Kambodscha, in äußersten Norden von Borneo, in Westmalaysia sowie auf Bangka, Sumatra, Java und Billiton vor.
Die Schlange besitzt folgende Unterarten: Bungarus flaviceps flaviceps und Bungarus flaviceps baluensis. - Sinda-Krait (Bungarus sindanus)
Die Schlange kommt in Pakistan, im Nepal sowie im Nordwesten von Indien (Rajasthan) vor.
Die Schlange besitzt folgende Unterarten: Bungarus sindanus walli sowie Bungarus sindanus sindanus - Südlicher Andamenen Krait (Bungarus andamanensis)
Die Schlange kommt auf den zu Indien gehörenden Andamanen vor. - Vielgebänderter Krait (Bungarus multicinctus)
Die Schlange kommt auf Taiwan, in Myanmar, Thailand, Laos, Vietnam sowie in Südchina vor.
Sie besitzt folgende Unterarten: Bungarus multicinctus multicinctus sowie Bungarus multicinctus wanghaotingi
Aussehen, Verhalten
Die Schlange erreicht eine Länge von etwa 0,9 bis sogar 1,75 m. Ihr nur dezent abgesetzter Kopf weist eine ovale Form auf. Der Rumpf der Schlange weist die - bei anderen Schlange bekannte - rundliche bis ovale Form auf. Die Tiere haben eine dunkle und glänzende Färbung, die durch hellere Querbänder unterbrochen ist.
Die Schlange legt zwischen Eier. Sie ernährt sich von vorwiegend von Schlangen, aber auch von Echsen, Amphibien und gelegentlich von Kleinsäugern. Das Tier ist vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Die Schlange gilt als eher ruhig und nicht allzu agressiv. Sie ist ein Bodenbewohner und zeigt keine Vorliebe für einen bestimmten Habitattyp.
Vorkommen
Die Schlange kommt in den tropischen und subtropischen Gebieten Asiens vor:
- Afghanistan
- Pakistan
- Indien
- Iran (östlicher Teil)
- Sri Lanka
- Bangladesch
- Nepal
Für die Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan bedeutete die Schlange im Prinzip eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Allerdings ist es nicht zu Bissunfällen gekommen, da das Tier kaum in die befestigten Lager hineinkommen konnte und sich die Soldaten außerhalb meist in Fahrzeugen bewegten.
Vermeiden eines Bisses
Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden. Es sollte nicht in Felsspalten, in Gebüsche, Sträucher o.ä. gegriffen werden. Eventuell mit einem Stock diese vorher vorsichtig abklopfen. Das Tier sollte nicht gereizt und auf keinen Fall sollte im Falle einer Begegnung versucht werden, es zu fangen oder zu töten. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. gehen. Da die Schlange aber dämmerungs- und nachtaktiv ist, kann man tagsüber eher davon ausgehen nicht mit dieser Schlange zusammen zu treffen. Tagsüber versteckt sie sich unter Totholz oder verfaulten Pflanzenhaufen oder verlassenen Termitenhügeln.
Art des Gifts
Bei dem Gift der Schlange handelt es sich, wie bei allen Schlangen der Gattung Bungarus, um ein Nervengift (Neurotoxin), mit dem Namen Bungarotoxin. Das Gift blockiert in den Synapsen, den winzig kleinen Spalten zwischen den Nerven untereinander sowie zwischen den Nerven und Muskeln, die dortige Überträgersubstanz mit der Bezeichnung "Acetylcholin". Die Blockade des Acetylcholins im postsynaptischen Teil hat u.a. zur Folge, dass die gesamte Muskulatur einschließlich der Atemmuskulatur allmählich gelähmt wird. Außerdem ist mit Wirkungen auf die Hirnnerven zu rechnen.
Etwa 4 mg (1 mg = Tausendstel Gramm) des Giftes dieser Schlange sind beim Menschen tödlich. Bei einem Angriffsbiss werden von der Schlange in der Regel zwischen 20 und 30 mg injiziert, also ein Mehrfaches der tödlichen Dosis.
Folgen eines Bisses
Die ersten Symptome nach einem Vollbiss dieser Schlange sind keine lokalen Symptome und meist kaum sichtbare Bissmarken. Selten sind Schwellungen der Lympfknoten, leichte Schmerzen evtl. auch ein Juckreiz an der Bissumgebung. Die ersten neurologischen Symptome sind ein Herabhängen der Augenlider (Ptosis). Spätere Giftwirkungen sind zunehmende Lähmungserscheinungen, bis hin zur Atemlähmung. Übelkeit mit Erbrechen treten auf. Weiterhin kommt es zu Bewusstseinsstörungen - bis hin zur Bewusstlosigkeit. Der Tod tritt ohne Antiserum auf Grund eines Herzkreislaufversagens oder, ohne künstliche Beatmung nach 24 bis 30 hdurch Sauerstoffmangel ein!
Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass die neurotoxischen Folgen oft auch nach erfolgreicher Antiserumanwendung noch nach Tagen wegen einer Giftnachresorbtion wiederkehren können. Daher muss die gebissene Person einige Tage intensiv beobachtet werden.
Gegenserum, Antiserum
Es gibt zwei verschiedene monovalente und ein polyvalentes Antiseum gegen das Gift dieser Schlange. Unter monovalenten Seren versteht man Antiseren, die speziell gegen eine Schlangenart bzw. -Unterart wirken. Polyvalente Antiseren dagegen wirken gegen eine ganze Reihe von Schlangenarten oder sogar Gattungen - in der Regel aber nicht so wirksam wie die monovalenten.
Die Antiseren gegen eine Reihe anderer Bungarusarten wirken in diesem Fall aber nicht unbedingt beim Gift dieser Schlange.
Die Gabe eines Antiserums ist aber stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden. Trotz dieser Tatsache ist die Gabe eines Antiserums nach einem Biss dieser Schlange zwingend erforderlich.
Erste Hilfe
Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:
- unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
- die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
- sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
- die Schlange möglichst identifizieren
- darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen
- die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee
- alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
- das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiese
- auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen komme
Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange sehr empfehlenswert. Damit kann die Überlebenszeit bis zum Einsatz professioneller Hilfe um Einiges verlängert werden.
Prognose nach einem Biss
Bei der Injektion einer entsprechenden Menge Gift ist ohne professionelle Hilfe in Abhängigkeit von dem Zustand des Opfers fast immer tödlich, wobei der Tod nach einigen bis zu ca. 30 Stunden zu erwarten ist.
Zusammenarbeit
Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit einer sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen.
Der Reptilienzoo (Schlangenfarm) - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen.
Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen. Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.
Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270
Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at
Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Vorbemerkung
In den meisten Ländern, in denen es Giftschlangen gibt, existieren keine zentralen Beratungsstellen. Außerdem würde es den Rahmen des Beitrags über eine Schlange sprengen, sämtliche Behandlungszentren in den Ländern aufzuführen, in denen Giftschlangen vorkommen.
Aber ein Anruf - z.B. mit dem Handy - nach Deutschland, Österreich oder der Schweiz kann durchaus sinnvoll sein und vielleicht sogar helfen, Leben zu retten.
Giftnotruf-Zentralen in Deutschland
Berlin
Giftnotruf der Charitè
Campus Benjamin Franklin
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin
Tel: 0049 - (0)30 - 19 240
Email: berlintox@giftnotruf.de
Web: www.giftnotruf.de
Bonn
Informationszentrale gegen Vergiftungen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Zentrum für Kinderheilkunde
Adenauerallee 119
53113 Bonn
Tel.: 0049 - (0)228 - 19240
Erfurt
Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Nordhäuser Straße 74
99089 Erfurt
Tel.: 0049 - (0)361 - 73 07 30
Freiburg
Universitätskinderklinik, Informationszentrale für Vergiftungen
Mathildenstraße 1
79106 Freiburg
Tel.: 0049 - (0)761 - 19240 im Notfall oder 0761 - 27 04 361 für allgemeine Anfragen
Göttingen
Giftinformationszentrum-Nord
Georg-August-Universität
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
Tel.: 0049 - (0)551 - 19 240 für alle und 0551 - 38 31 80 für Ärzte
Homburg/Saar
Informations- und Beratungszentrum für Vergiftungsfälle an den Universitätskliniken, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
66421 Homburg/Saar
Tel.: 0049 - (0)6841 - 19 240
Mainz
Beratungsstelle bei Vergiftungen
Johannes-Gutenberg-Universität, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinische Toxikologie
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
Tel.: 0049 - (0)6131 - 19 240
München
Giftnotruf und Mobiles Gegengift-Depot
Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik rechts der Isar
Ismaninger Straße 22
81675 München
Tel.: 0049 - (0)89 - 19 240
Giftnotruf-Zentralen in Österreich
Vergiftungsinformationszentrale, Allgemeines Krankenhaus
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: 0043 - (0)1 - 43 43 43 - im Notfall
Tel.: 0043 - (0)1 - 40 40 02 222 - allgemeine Auskünfte
Giftnotruf-Zentralen in der Schweiz
Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum
Freiestrasse 16
CH-8032 Zürich
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 51 51 - für Notfälle außerhalb der Schweiz
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 66 66 - allgemeine Auskünfte
Tel.: Aus der Schweiz (Notruf): 145
E-Mail: info@toxi.ch
Neuen Kommentar hinzufügen