Wismar: Stadtgeschichte

Von den Anfängen der Stadt bis zur Reformation

Wismar wurde vermutlich im Jahr 1226 von Heinrich Borwin I. Fürst von Schwerin (1179-1227), ein Schwiegersohn Heinrich des Löwen, gegründet und 1229 erstmals urkundlich erwähnt. Die dort angesiedelten Bewohner kamen vor allem aus Schleswig, Niedersachsen, Dänemark, Flandern, Mecklenburg - Vorpommern und Westfalen. Zwischen 1238 und 1250 wurden die Siedlungen St. Marien und St. Nikolai durch eine Neustadt, St. Georgen erweitert. Franziskaner- und Dominikanerorden kamen in die Stadt und die Handelsleute der Stadt schlossen sich der Kaufmannshanse an.

Weiterhin wurde 1259 ein Bund zwischen Lübeck, Rostock und Wismar geschlossen, um sich vor Piraterie zu schützen und die Handelswege abzusichern. Um die Stadt noch weiter zu schützen wurde 1276 die Stadtmauer errichtet. In den folgenden Jahren entwickelte sich Wismar zur Handels- und Exportstadt und blühte wirtschaftlich auf. Einige Jahre später traten weitere Städte wie Greifswald und Stettin dem Bund von Wismar, Lübeck und Rostock bei und der Wendische Städtebund wurde gegründet. Wismar wurde ein wichtiges Mitglied der Hanse. Durch die Handelsverbindungen konnte mit Waren aus halb Europa gehandelt werden. In Schweden unterhielten Wismarer Kaufleute eine Niederlassung. Wie auch in anderen deutschen Städten lag im Mittelalter die Macht vor allem in den Händen reicher Patrizier, was zu Unruhen in der Bevölkerung führte. Die Alleinherrschaft der Patrizier im Rat wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder für einige Zeit gebrochen, allerdings wurde die alte Ratskonstellation immer relativ schnell wieder hergestellt.

Von der Reformation bis zur Weimarer Republik

Anfang des 16. Jahrhunderts erhielt die Reformationsbewegung auch in Wismar Einzug und so wurden bis Mitte des 16. Jahrhunderts auch die letzten Klöster geschlossen, und dienten fortan als Armen- oder Waisenhäuser, Erziehungs- oder Bildungsstätten.

Während des Dreißigjährigen Krieges fiel die Stadt an den Herzog Wallenstein. Dieser hatte zum Ziel, Wismar zum Zentrum der habsburgischen Seemacht auszubauen, was jedoch an der Belagerung des Hafens seitens Schweden und Dänemark scheiterte. Hinzu kam der Ausbruch der Pest in der Stadt. Durch den Friedensvertrag von Osnabrück im Oktober 1648 fielen Wismar, die Insel Poel sowie Neukloster in den Besitz der schwedischen Krone. Fünf Jahre später wurde als oberster Gerichtshof für Schwedens Besitzungen auf deutschem Boden, das Königlich-Schwedische Tribunal im Fürstenhof errichtet.

Weiterhin förderten die Schweden den Handel und die Schifffahrt. Gut zwanzig Jahre später eroberte Dänemark Wismar, welches jedoch bereits 1679 an Schweden zurückfiel, welche die Stadt zur größten Festung Europas ausbauten. Diese wurde1711 im Nordischen Krieg angegriffen und 1715/16 von den Truppen der Nordischen Alliierten (Preußen, Hannover, Dänemark, Russland) bombardiert. Wismar unterlag und die Dänen ließen die Festung niederreißen und das Königreich Schweden wurde 1720 durch den Friedensvertrag von Frederiksborg verpflichtet, eine Befestigung der Stadt künftig zu unterlassen. Da Schweden seine Großmachtstellung verloren hatte und die Stadt weiterhin hohe Kontributionsgelder zahlen musste, nachdem Wismar im Siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) von preußischen Truppen überfallen worden war, verarmte die Stadt zusehends und brachte auch dem schwedischen Königshaus keinen Gewinn mehr ein. So verpfändete Schweden seine Besitzungen Wismar, die Insel Poel und Neukloster für 100 Jahre an den Herzog von Mecklenburg und damit fiel Wismar wieder an das Deutsche Reich zurück. Dennoch kam es nicht zum wirtschaftlichen Aufschwung. Von 1806-1813 besetzten napoleonische Truppen die Stadt, was die Entwicklung Wismars blockierte. Ein wirtschaftlicher Aufwärtstrend begann erst in 1820er Jahren. Die ersten Eisenbahnverbindungen entstanden in den 1840er Jahren. Weiterhin wurden kleine Industriebetriebe und eine Druckerei gegründet und das Stadttheater entstand.

Nach immer wieder aufkeimenden Protesten aufgrund ungleicher sozialer und politischer Rechte wurde 1848 das Wahlrecht für alle durchgesetzt. Fünf Jahre später wurde die Schulpflicht eingeführt und neue Schulhäuser wurden gebaut. Nachdem 1903 der Pfandvertrag mit Schweden auslief verzichtete das Königreich Schweden auf die Einlösung und Wismar, sowie die Insel Poel und Neukloster fielen endgültig an das Herzogtum Mecklenburg. Ein Jahr später wurde die Stadt erstmals mit elektrischem Strom versorgt. Während des Ersten Weltkriegs verschlechterte sich die Lage der Einwohner, Hunger und Arbeitslosigkeit waren allgegenwärtig. Nach dem Krieg entstand, wie auch in anderen deutschen Städten, ein Arbeiter- und Soldatenrat. Die Sozialdemokraten erhielten 1918 die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Zehn Jahre später entstand ein moderner Betrieb zur Fleischverarbeitung, das Seegrenzschlachthaus. Nach der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre musste eine Vielzahl der Fabriken Konkurs anmelden.

Vom Dritten Reich bis zur Gegenwart

Während des Dritten Reiches wurden viele Betriebe als Rüstungsproduktionsstätten umgebaut und die Infanterie- und die Flak-Kaserne entstanden. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt von mehreren Luftangriffen durch die Royal Air Force heimgesucht und große Teile der Stadt wurden zerstört. Nach dem Krieg suchten viele Flüchtlinge aus Ostpreußen Zuflucht in Wismar, womit die Bevölkerung auf über 40.000 stieg.

1946 wurde die Mathis Thesen Werft gegründet, in welcher verschiedene Schiffsarten gebaut wurden. Im Laufe der Jahre ging es wirtschaftlich wieder leicht bergauf und neue Stadtteile entstanden. 1960 wurde die Marienkirche gesprengt. 26 Jahre später wurden die historischen Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und deren Restaurierung vorangetrieben. Seit der Wende trägt die Wismar wieder offiziell die amtliche Bezeichnung Hansestadt Wismar.

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