Die genauen Umstände der Gründung der Stadt Marseille sind nicht so recht bekannt. Daher wird immer gerne eine Legende erzählt, fragt man nach den Ursprüngen der Stadt. Das Gebiet soll von einem Stamm besetzt gewesen sein, die sich die Nams nannten.
Als 600 v. Chr. Griechen aus Phokäa ankamen, wollte es der Zufall, dass just zu diesem Zeitpunkt, der Chef der Nams ein Essen für seine Tochter Gyptis gab, bei welchem sie einen Gatten wählen sollte, indem sie dem Auserwählten einen Kelch reichen sollte. Auch die gerade angekommenen Griechen wurden eingeladen und Protis, der junge Chef der Griechen, wurde von Gyptis mit dem dargereichten Kelch ausgewählt.
Durch die Heirat der beiden soll so die neue Stadt am Ufer des Lacydon an der Mündung der Rhône von ionischen Griechen gegründet worden sein. Damals wurde Marseille Massalia (oder auf Lateinisch Massilia) genannt.
Die Phokäer fanden hier eine neue Heimat und bauten eine Stadt, die sich Richtung Meer ausrichtete und dem Handeln widmete. So entschied im Laufe der langen Geschichte der Stadt immer der Handel über das Schicksal Marseilles, sei es im Sinne der Prosperität in den Anfangsjahren oder des Unglücks, als der Handel im Mittelmeerraum im 4. Jahrhundert stark zurückging, was für die Stadt fatale Folgen hatte.
Eine weitere Besonderheit der Stadt war und ihr ständiges Bestreben in Richtung Autonomie gegenüber den anderen Städten und Mächten, d.h. hauptsächlich gegenüber Frankreich insgesamt, den König von Frankreich und Paris.
Lange hatte das römische Reich der griechischen Stadt eine gewisse Autonomie bewilligt, die neben ihrer Funktion als Handelsstadt, für ihr Bildungswesen sehr berühmt wurde. Die Stadt hat sich also lange selbst verwaltet. (Später führte dieser Umstand zu folgendem Ereignis: Um den Umtrieben der selbstbewussten Marseiller entgegenzutreten, befahl Ludwig XIV. die Errichtung von Kanonen auf der Burg St. Nicolas mit der offiziellen Begründung, so eventuelle Angriffe von der Meerseite abwehren zu können. Wichtig war ihm aber auch der Umstand, so jede aufkommende Revolte unter den Einwohnern Marseilles zu begegnen.)
Nach der Gründung Marseilles kam es aber immer wieder zu Konflikten mit den dominierenden keltischen Stämmen. Im Jahre 125 v. Chr. rief Massalia die Truppen des Römischen Reiches um Hilfe, um die Angriffe der Barbaren abzuwehren. Das Gebiet um Marseille bis zur Mündung der Rhône wurde im Zuge der Konflikte von Rom erobert. Es wurde dann in die Provinz Narbonensis eingegliedert und blieb bis zum Ende des Römischen Reiches in seinem Besitz.
Nach dem Untergang des Römischen Reiches wurde die Stadt im Jahre 481 von den Westgoten erobert, 508 von den Ostgoten, 536 von den Franken und später im Jahre 879 von den Niederburgundern. Im 10. Jahrhundert, nach Ihrer Zerstörung durch die Sarazenen, wurde Marseille wiederaufgebaut und dem Vicomte de Marseille unterstellt.
Ab 1216-1218 wurde Marseille zur selbstständigen Republik, bis Karl von Anjou 1250 die Stadt unterwarf, die schließlich 1481 mit Frankreich vereinigt wurde.
Zwischenzeitlich war es die große Pest, die im Jahre 1347 durch den Hafen von Marseille nach Europa eindrang und dort Millionen von Toten forderte. Vier Jahrhunderte später, zwischen 1720 und 1721, war es eine erneute Pestwelle, die die Hälfte der Bevölkerung Marseilles hinwegraffte.
Im Jahre 1792 sangen Soldaten aus Marseille beim Einzug in Paris das von Rouget de Lisle in Straßburg geschriebene Lied. Das Lied mit dem recht grausamen Text wurde später die Nationalhymne Frankreichs und bekam auf Grund dieser Begebenheit den Namen La Marseillaise.
Im 19. Jahrhundert wurde durch die industriellen Innovationen und die Eroberungen, die Frankreich hauptsächlich in Afrika und Asien machte, ab 1830 der Schifffahrtshandel neu belebt. Unter Napoleon III. entstanden in der Stadt grandiose Boulevards nach Pariser Vorbild, wofür die prachtvolle Rue de la République zwischen altem und neuem Hafen ein gutes Beispiel gibt. Im Jahre 1906 und 1922 feierte Marseille seinen Reichtum mit den kolonialen Ausstellungen, die sehr erfolgreich waren.
Zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs hatte Hitler vor, die Stadt auszuradieren, da sie alles darstellte, was er hasste, vor allem eine kosmopolitische Bevölkerung und Kultur. Im Jahre 1943 wurde ein Großteil der Altstadt tatsächlich von deutschen Truppen zerstört. Der Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte nach Plänen von Auguste Perret.
Nach 1962 (der Unabhängigkeit Algeriens) prägte die Ansiedlung von mehreren Hunderttausenden Repatriierten (zurückkehrende Franzosen) aus Algier die Stadt.
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