Legenden der Gründung einer Reißbrettstadt
Es gibt eine regional bekannte Legende, die sich um die Gründung Karlsruhes gesponnen hat. In dieser wird vom Markgrafen Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach (1679-1738) berichtet, der es sich wohl während einer Jagd recht müßig unter einen Baum gemütlich machte, um auszuruhen. Als er wieder zu sich kam, sah er, wie sich die Sonnenstrahlen durch die Blätter der Bäume brachen, was wohl wie ein Fächer ausgesehen haben muss, denn der Markgraf entschloss sich darauf, seine neue Residenzstadt ebenfalls fächerförmig zu gestalten. Im Mittelpunkt sollte sich ein imposantes Schloss erheben, von dem aus alle Straßen wie Sonnenstrahlen auszugehen hatten. Das Schloss übrigens sollte an der Stelle stehen, an der sich Karl zum Schlafe unter den Baum begeben hatte.
Wie so oft bei Legenden, so steckt auch in dieser über den Markgrafen Karl III. Wilhelm ein Stück Wahrheit, denn in der Tat wurde Karlsruhe auf dem Reißbrett ersonnen und gehörte mithin zu den letzten großen, im Voraus genau geplanten Stadtgründungen Europas. Der Markgraf von Baden-Durlach gründete Karlsruhe am 17. Juni 1715, nachdem er sich darüber einig geworden war, dass seine damalige Residenz Durlach zu eng gewesen sei. Nun plante er eine neue und offene Stadt, in der die persönlichen und wirtschaftlichen Freiheit, aber auch die Gleichheit vor dem Recht sowie die politische Partizipation der Untertanen zur Geltung kommen sollten, wie sich noch heute aus dem überlieferten Privilegienbrief des Markgrafen ersehen lässt. Karlsruhe sollte also nichts weniger als die Werte einer europäischen Modellstadt widerspiegeln. Um die Stadt für ihre neuen Bewohner attraktiv zu machen, hatte er kostenlose Baugrundstücke mit Bauholz versprochen. Außerdem sollten die Neubürger 20 Jahre lang von Steuern und anderen Abgaben freigestellt bleiben.
Die ersten Einwohner Karlsruhes waren ein bunter Haufen verschiedenster Nationalitäten aus Italien, der Schweiz, aus Frankreich und Polen. Sie wohnten beisammen in einer Planstadt, die benannt worden war nach Karls legendenhafter Ruhe unter dem Baum. Karlsruhe wurde tatsächlich nach Karls Vorstellungen gehalten: Im Zentrum eines Kreises erhebt sich majestätisch das Schloss, während 32 Straßen und Alleen fächerförmig nach Süden und Norden verlaufen, was auch Karlsruhes Beinamen Fächerstadt erklärt. Die Zahl 32 entspricht dabei genau der Einteilung der Kompassrose, die zur damaligen Zeit nicht in Grad, sondern 32 Striche eingeteilt worden war. Bereits im Jahr 1719 lebten rund 2.000 Menschen in der Stadt.
Karlsruhe in der Frühen Neuzeit und am Eingang zur Moderne
Karlsruhe fungierte ab dem Jahr 1717 als Residenz der Markgrafen und der Markgrafschaft Baden-Durlach. Nach der Wiedervereinigung mit der Markgrafschaft Baden-Baden indes wurde Karlsruhe 1771 zur Hauptstadt der gesamten Markgrafschaft Baden. Seit 1806 residierten hier die badischen Großherzöge.
Die badische Verfassung wurde erlassen, und sie war für damalige Verhältnisse sehr liberal. Man spricht sogar vom Badischen Liberalismus. Das war im Jahre 1818, und schon vier Jahre später errichtete man das erste Parlamentsgebäude, das eigens für diese Funktion auf deutschem Boden erbaut worden war. Mit Friedrich Hecker wurde einer der Anführer der Badischen Revolution von 1848/49 sogar zum ersten Parlamentsabgeordneten. Karlsruhes Bedeutung wuchs weiter mit der Etablierung des Polytechnikums. Aus dieser 1825 etablierten Bildungseinrichtung sollte später dann die Universität Karlsruhe hervorgehen, ein veritabler Hort der Gelehrsamkeit. 1863 entstand in der Stadt auch das erste deutsche Verwaltungsgericht. Dies war eine fantastische Neuerung, wurden doch dadurch in Deutschland erstmalig reale Möglichkeiten geschaffen, zuerkannte bürgerliche Rechte gegen staatliche Rechtsverstöße einzuklagen. Und nicht zu vergessen ist, dass ein Jahr zuvor auch die Juden rechtlich den Bürgern gleichgestellt wurden.
Die Stadt Karlsruhe, in der 1877 die erste von Pferden gezogene Straßenbahn fuhr, wurde 1901 zur Großstadt, denn die immer mehr wachsende Einwohnerzahl hatte die Grenze von 100.000 erreicht. Diverse Eingliederungen von Nachbargemeinden ließen die Stadt flächenmäßig weiter wachsen
Karlsruhe im und nach dem Zweiten Weltkrieg
Von 1918 bis 1945 fungierte Karlsruhe als Hauptstadt des Freistaates Baden und war Sitz des Landeskommissärbezirkes Karlsruhe, allerdings war das im Zweiten Weltkrieg eroberte Elsaß gemeinsam mit Baden zum Gau Oberrhein vereinigt worden. Hauptstadt war auch damals Karlsruhe. Die Juden der Stadt wurden in der so genannten Wagner-Bürckel-Aktion zusammen mit denen Juden des ganzen Gaus in das Lager Gurs deportiert.
Karlsruhe, das nach 1945 zum Bundesland Württemberg-Baden gekommen war, gehörte anschließend zum Bundesland Baden-Württemberg, das man 1952 geschaffen hatte. Seit den 1950er Jahren erhielt Karlsruhe immer mehr Institutionen, die es bald zur Residenz des deutschen Rechts machten. Der Bundesgerichtshof kam 1950 und das Bundesverfassungsgericht dann 1951. Zwischen 1952 und 1972 fungierte die Stadt zudem als Sitz des Regierungsbezirkes Nordbaden und seit 1973 des Regierungsbezirks Karlsruhe.
1969 wurde Karlsruhe, wo 1967 die Bundesgartenschau stattgefunden hatte, Dank seiner großen Anstrengungen um die Verwirklichung des europäischen Gedankens der Integration mit dem Europapreis ausgezeichnet. Ein weiteres bedeutendendes Ereignis in Karlsruhe war die Gründung der Bundespartei Die Grünen, welche am 12. und am 13. Januar 1980 im Kongresszentrum der Stadt vollzogen wurde.
>Am 12/13. Januar 1980 hatten sich in der Stadthalle von Karlsruhe Umweltschützer, Atomkraftgegner, Spontis, Feministinnen und Atomkraftgegner zusammen gefunden. Sie hatten an diesen Tag die Grünen - die heutigen Bündnis90/ Die Grünen - gegründet. Bei der Bundestagswahl 1983 gelang den Grünen der Einzug in den Bundestag und von 1985 bis 1987 stellten sie mit Joschka Fischer in einer rot-grünen Koalition unter dem Ministerpräsiden Holger Börner (1931-2006) in Hessen erstmals einen Landesminister.
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