Allgemeines
Die Einwohner im Gebiet des heutigen Israel und Palästina wurden nach der Zerstörung des 2. Tempels von Jerusalem im Jahr 70 n.Chr. durch den späteren Kaiser Titus (39-81), Kaiser von 79 bis 81, und nach der Niederschlagung der letzten Widerstände durch Kaiser Hadrian im Jahr 134 n.Chr. in alle Welt zerstreut und erst seit dem 14. Mai des Jahres1948 besitzen die Juden mit dem Staat Israel wieder eine staatliche Heimat.
Die Frage, wer außerhalb des heutigen Staates Israel als Jude zu bezeichnen ist, fällt selbst Fachleuten oft sehr schwer. Viele Menschen bezeichnen sich als Juden oder gelten als Juden, obwohl sie mit der jüdischen Religion nichts oder nur sehr wenig zu tun hatten bzw. haben. Die Einwohner im Gebiet des heutigen Israel und Palästina wurden nach der Zerstörung des 2. Tempels von Jerusalem im Jahr 70 n.Chr. durch den späteren Kaiser Titus (39 n.Chr. - 81 n.Chr.), Kaiser von 79 bis 81 und nach der Niederschlagung der letzten Widerstände durch Kaiser Hadrian im Jahr 134 n.Chr. in alle Welt zerstreut und erst seit dem 14. Mai des Jahres1948 besitzen die Juden mit dem Staat Israel wieder eine staatliche Heimat.
Eine wohl allgemein anerkannte Definition davon, wer als Jude gelten kann, und das auch als "weltlicher Jude", lautet:
Die Juden bilden eine Schicksalsgemeinschaft |
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Schon sehr früh wurden die Juden von den Christen als die "Mörder" von Jesus bezeichnet und waren deswegen immer wieder Diskriminierungen und schlimmen Verfolgungen ausgesetzt. Die Ausgrenzung der Juden durch ihre Umgebung, aber auch ihre geringe Bereitschaft, sich von ihrer neuen Umgebung assimilieren zu lassen, führte zu einem starken Außenseitertum von Juden, die meist in eigenen Wohnbezirken bzw. Ghettos lebten. Da ihnen zahlreiche Tätigkeiten untersagt waren, spezialisierten sie sich u.a. auf den Geldverleih und bestimmte Händlertätigkeiten. Dadurch kamen sie oft zu großem Wohlstand, was zu allen anderen Ablehnungen auch noch zu Neid und Eifersucht führten.
Trotz zahlreicher Pogrome an Juden im Laufe der Geschichte erlebten die Juden mit der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland eine in der Menschheitsgeschichte wohl einmalige Verfolgung. Die Verfolgungen und Diskriminierungen der Juden in Deutschland führte besonders nach der Wannseekonferenz in Berlin am 20. Januar 1942 zur geradezu maschinellen Vernichtung von ca. 6 Millionen Juden aus ganz Europa. Ein Symbol für diesen Rassenwahn wird wohl das Vernichtungslager Auschwitz bleiben, das sich heutzutage in Polen in der Nähe von Krakau befindet. In der neu gestalteten und sehr beeindruckenden Gedenkstätte Yad Vashem in der Nähe von Jerusalem wird der bekannten sowie der namenslosen Opfer gedacht.
Was versteht man unter Judentum?
Das Judentum ist neben dem Christentum und dem Islam eine der drei großen monotheistischen Religionen. Das bedeutet, dass Juden an einen allmächtigen Gott glauben. Dieser Gott schloss dem alten Testament zufolge mit dem "ausgewählten Volk" einen Bund. Nach dem Tod eines Menschen, geht erst die Seele des Toten in den Garten Eden ein. Nach dem Erscheinen des Messias und dem damit verbundenen "Jüngsten Gericht" erwartet diejenigen, die während ihres Lebens Gottes Gebote befolgt hatten, die leibliche Auferstehung und ein ewiges glückseliges Leben. Diejenigen, die sich gegen Gott versündigt hatten, erwartet dagegen die ewige Verdammnis.
Ein Religionsstifter, wie z.B. Mohammed im Islam, existiert nicht, da sich Gott dem Volke Israel über Propheten direkt offenbart hat. Die drei wichtigsten Propheten sind Abraham, Moses und Elia. Auch ein religiöses Oberhaupt, wie z.B. den Papst, gibt es nicht. Aber im Staat Israel gib es das "Oberste Rabbinat", das in religiösen Fragen als oberste Instanz in religiösen Fragen zu urteilen hat. Eine hierarchische Priesterschaft existiert ebenfalls nicht, da jeder Mensch sich direkt vor Gott zu verantworten hat. Die Rabbiner sind allerdings meist ausgebildete und fromme Gelehrte, die sich, heutzutage meist an einer Universität ausgebildet, mit Glaubensfragen befassen in den Gemeinden als Ratgeber in religiösen Fragentätig sind.
Verstorbene sollen auf einen Friedhof spätestens 24 Stunden nach dem Tod beerdigt werden.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Juden überhaupt nicht missionieren und es außerordentlich schwer ist, z.B. vom Christentum zum Judentum zu konvertieren. Eine seltene und sehr prominente Ausnahme machte die Schauspielerin Marilyn Monroe, die im Juli des Jahres 1956 erfolgreich zum Judentum konvertierte.
Die heiligen Schriften des Judentums sind die Tora und der Talmud.
Tora und Talmud
Unter der Tora (deutsch: Gesetz, Weisung) versteht man im engeren Sinne die biblischen fünf Bücher Moses, die Moses von Gott am Berg Sinai erhielt. Im erweiterten Sinn gehören auch die späteren Schriften der Propheten, die biblischen Geschichtsbücher z.B. über David und Salomon, sowie die Psalmen dazu. Neben der schriftlich niedergelegten Tora, existiert eine Art "mündliche" Tora, in der die Offenbarungen Gottes über die Jahrhunderte von Generationen weitergegeben wurden. Die Torarolle wird in jeder Synagoge als das eigentliche Herzstück in einer Art reich verzierten Schrank an der Ostseite des Gotteshauses aufbewahrt. Sie wird anlässlich von Gottesdiensten dann vom Vorbeter jeweils feierlich entnommen. Diese schriftlichen Offenbarungen müssen fehlerfrei mit schwarzer Tinte auf Pergament niedergelegt sein.
Der Talmud (deutsch: Lehre) ist die Tora zusammen mit den über viele Jahrhunderte hinzugekommenen Erklärungen und Auslegungen. Er bildet die Richtschnur für alle Juden für das tägliche Leben und kann vollständig dargestellt über 10.000 Seiten umfassen.
Man unterscheidet dabei den "Babylonischen Talmud", der auf das Jahr 589 v.Chr. zurückgeht und als der bedeutendste Talmud gilt. Der weniger bedeutende Talmud ist der "Jerusalemer bzw. Palästinensische Talmud." Die Endreaktion beider Werke fand jedoch erst zwischen 500-600 n.Chr. statt.
Jüdische Glaubensregeln bzw. Gebote
Das jüdische Leben wird von einer großen Zahl an Regeln - es sind ca. 613 Ge- und Verbote - beherrscht. Einige dieser Regeln:
- Jede Mahlzeit muss koscher sein. Näheres dazu weiter unten.
- Ein neugeborener Junge muss bis am 8. Tag nach der Geburt beschnitten werden.
- Sexualität besitzt nicht wie im Christentum einen negativen Beigeschmack, sondern wird als Hort der Lust und Freude angesehen - jedoch nur unter Verheirateten.
- Der Sabbat ist heilig, er beginnt am Freitagabend und endet am Samstagabend. Die ursprünglichen Regeln, was am Sabbat verboten ist, haben sich durch die moderne Technik zu einem kaum zu durchschauendes Regelwerk entwickelt. So dürfen am Sabbat z.B. keine Elektroherde angestellt oder die Knöpfe von Fahrstühlen bedient werden. Natürlich dürfen für orthodoxe Juden weder Eisenbahnen, Flugzeuge oder Autos verkehren. Natürlich ist jegliche Arbeit am Sabbat verboten.
- Frauen dürfen in der Zeit ihrer Menstruation und eine Woche danach keinen Geschlechtsverkehr haben.
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Zum Pessachfest im Frühjahr, das an den Auszug aus Ägypten erinnern soll, darf in einem jüdischen Haushalt nichts vorhanden sein, das in irgendeiner Weise gären, säuern oder fermentieren könnte. So darf die Herstellung der Mazza (einer Art Brot) aus reinstem Wasser und purem Mehl nicht mehr als maximal 18 Min. dauern, da ab dann mit einer Fermentierung zu rechnen ist.
Jüdische Feiertage
Chanukka
Chanukka, auch als Lichterfest bezeichnet ist ein Fest zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in
Jerusalem im Jahr 164 v. Chr. Das Fest beginnt am 25. Tag des Monats Kislev (November/Dezember) und dauert acht Tage lang. Chanukka ist vor allem ein häusliches Fest, an dem sich die Familien mit Freunden zu einem ausgelassenen Fest zusammen finden, wobei die Kinder Geschenke und Süßigkeiten bekommen. Nach dem Anzünden der Kerzen werden Maos Zur und andere Chanukkalieder gesungen. Ursprünglich wurden die Lichter des Chanukka- Leuchters nur in den Häusern angezündet, später auch in den Synagogen und in der Öffentlichkeit.
Rosch ha-Schana
Rosch ha-Schana ist im Judentum der Neujahrstag und wird 2 Tage lang begangen. Die Mischna - die wichtigste Sammlung religiöser Überlieferungen des rabbinischen Judentums - legt dieses Fest als Jahresbeginn fest, woraus die Berechnung der Kalenderjahre resultiert. Nach dem jüdischen Kalender fällt der Neujahrstag auf den 1. Tischri, der nach dem gregorianischen Kalender in den September oder in die erste Hälfte des Oktobers fällt. Das Datum im gregorianischen Kalender ändert sich jährlich, da der jüdische Kalender mit zwölf Mondmonaten von 29 bis 30 Tagen rechnet.
Jom Kippur
Jom Kippur, der Versöhnungstag, ist der höchste Feiertag im Judentum und wird am 14. des jüdischen Kalendermonats Tischri gefeiert, was nach dem gregorianischen Kalender im September oder Oktober sein kann. Nach der jüdischen Zeitrechnung ist es der zehnte Tag nach dem Neujahrsfest Rosch Haschana. Jom Kippur wird als strenger Fastentag begangen, wobei Essen und Trinken, aber auch Baden, Waschen und Kosmetika verboten sind. Auch sexuelle Aktivitäten sowie andere Genüsse sind verboten. Für gläubige Juden ist Jom Kippur der Tag, an dem Gott dem Jüdischen Volk die Sünde des Goldenen Kalbes vergeben hatte. 40 Tage, nachdem die Juden nach biblischer Überlieferung am Berg Sinai die Tora erhalten haben, wurden sie als Volk Gottes ausgewählt.
Sukkot
Sukkot (Laubhüttenfest) wird im Herbst, fünf Tage nach dem Versöhnungstag Jom Kippur, im September oder Oktober, gefeiert und dauert sieben Tage - vom 15. bis 21. Tischri, dem ersten Monat des bürgerlichen jüdischen Kalenders der siebte im religiösen. In Israel und im liberalen Judentum ist nur der erste Tag ein Feiertag, in orthodoxen Gemeinden dagegen die ersten zwei Tage. In Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, als die Israeliten dort in provisorischen Behausungen gewohnt hatten, wird jedes Jahr dort wo es möglich ist, z.B. im Garten, im Hof, auf dem Balkon oder dem Dach – die Sukka gebaut, eine mit Ästen, Zweigen oder Matten gedeckte Hütte, die unter freiem Himmel stehen muss. In Israel werden die Balkone an Mehrfamilienhäusern oft versetzt gebaut, sodass sie zum Bau von Laubhütten geeignet sind
Purim
Das Purimfest erinnert an die Errettung der Juden in Persien, als Haman, der höchste Beamte des Landes, alle Juden an einem Tag ermorden lassen wollte. Der Zeitpunkt der Ermordung - der 13. Adar - war durch das Los bestimmt worden. Daher stammt der Name Purim (Lose). Adar ist der sechste Monat nach dem bürgerlichen jüdischen Kalender und der letzte Monat nach dem religiösen Kalender. Jedoch hatte sich Ester, die Frau des Königs Xerxes I. (514-465 v. Chr.), unter Lebensgefahr beim König für die Rettung der Juden eingesetzt, denen er daraufhin erlaubt hatte, sich zu verteidigen. In der folgenden Kämpfen wurde Haman zusammen mit rund 75.000 weiteren Einwohnern des Perserreiches getötet. Haman ist eine wichtige Person in der biblischen Erzählung im Buch Ester des Tanach sowie des Alten Testaments.
Passahfest
Das Passahfest (auch Pessachfest), das Fest der ungesäuerten Brote, erinnert an den Auszug aus Ägypten, also die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei. Das Passahfest wird von den Juden außerhalb Israels in der Woche vom 15. bis 22. Und in Israel bis zum 21. Nisan gefeiert. Nisan ist der siebte Monat nach dem „bürgerlichen“ jüdischen Kalender und der erste Monat nach dem „religiösen“ Kalender und dauert immer 30 Tage. Er fällt Nisan, fällt in den Zeitraum von Mitte März bis Mitte April, da der jüdische Kalender kein Solarkalender wie der gregorianische, sondern ein Lunisolarkalender ist. Das Passahfest ist ein Familienfest mit diversen Regeln, das mit dem Sederabend am 14. Nisan, also vor dem Pasahfest, eingeleitet wird und mit einem einwöchigen Verzehr von Matzen einhergeht, weshalb es auch als Fest der ungesäuerten Brote bezeichnet wird. Seder bedeutet Ordnung und verrät die strenge Ordnung des Abend. An dem Abend wird an die vier Versprechen Gottes erinnert:
- Ich will euch wegführen von den Lasten, die euch die Ägypter auflegen.
- Ich will euch erretten von eurem Frondienst.
- Ich will euch erlösen mit ausgestrecktem Arm und durch große Gerichte.
- Ich will euch annehmen zu meinem Volk.
Schabbat
Der Schabbat bzw. Sabbat wird wöchentlich begangen. Er erinnert an den Ruhetag, den Gott der biblischen Überlieferung zufolge nach der Erschaffung der Welt am siebenten Tag beging. Zur strikten Einhaltung dieses Festtages ruht nahezu das gesamten öffentliche Leben in Israel.
Schawuot
Schawuot ist das jüdische Erntedankfest, das 50 Tage nach dem Passahfest gefeiert wird. In der Regel wird an diesem Tag in Israel der Weizen geerntet. Traditionell wird dabei Milch getrunken, dazu werden süße mit Milch versetzte Speisen, wie Eierkuchen mit Quark, Käsekuchen usw. sowie Honig gegessen. Viele Juden studieren die ganze Nacht in der Synagoge die Tora, zudem werden von Rabbinern und Schriftgelehrten Vorträge gehalten.
Die Ursprünge des Judentums
Die Ursprünge des Judentums liegen etwa im 18. Jahrhundert v.Chr. bei den Stämmen der Israeliten. Die Israeliten sind die zwölf Stämme, die aus der Nachkommenschaft der zwölf Söhne des Stammvaters Jakob hervorgegangen sind und später als das Volk Israel bezeichnet wurden. Seine Geschichte wird im ersten Buch des alten Testaments, der Genesis dargestellt. Zusammen mit Abraham und seinem Vater Isaak gehört er zu den Erzvätern. Jakob lebte etwa im 18. Jahrhundert v.Chr. Die 12 Söhne Jakobs gelten ebenfalls als die Stammväter der zwölf Stämme Israels. Es sind dies:
Benjamin, Sebulon, Dan, Ruben, Simeon, Levi, Juda, Isachar, Gad, Naphtaly, Asser und Joseph. |
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Ursprünglich war mit dem Judentum nur der Stamm Juda, der das Königreich Juda in Palästina bildete, gemeint. Das Palästina der damaligen Zeit umfasst in etwa das Gebiet des heutigen Israel und das des Libanons.
Ein wichtiger historischer Meilenstein bildet ohne Zweifel der Auszug aus Ägypten unter der Führung von Moses. Dieser wird etwa auf das Jahr 1250 v.Chr. unter dem ägyptischen Pharao Ramses II. (1298-1213), der seit 1279 regierte, datiert. Ramses II. ist u.a. bekannt durch seinen Sieg über die Hethiter bei Kadesch im Jahr 1274.
Moses und die 10 Gebote
Moses (hebr.: Moshe) ist der Bibel nach ein Prophet Gottes und wird in den 5 Büchern Moses der Bibel ausführlich dargestellt. Er war ein Israelit aus dem Stamm der Leviten und wuchs als Adoptivsohn einer ägyptischen Prinzessin am Hof des ägyptischen Pharaos auf. Seine leiblichen Eltern waren Sklaven und hatten das Kind am Nil in einem Schilfrohrkasten ausgesetzt, um ihn vor dem Befehl des Pharaos, alle männlichen Nachkommen der Hebräer zu töten, zu erretten. Er wurde von der besagten Prinzessin gefunden und adoptiert. Nachdem er einen ägyptischen Sklavenaufseher getötet haben soll, floh er als junger Mann ins Exil nach Midia, einer Region im heutigen Saudi-Arabien, wo er heiratete und zwei Söhne zeugte, Gersham und Elieser.
Später begegnete ihm Gott (Jahwe), von dem er der Überlieferung nach den Auftrag erhielt, nach Ägypten zurückzukehren. Sein Auftrag dort war, das Volk Israel aus der Sklaverei zu befreien und zurück nach Palästina zu holen. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Aaron führte er das Volk der Sage nach durch das Rote Meer, das sich vor ihm und dem Volk auftat und ihnen die Flucht ermöglichte. Am Berg Sinai erhielt er von Gott die 10 Gebote in Stein gehauen, die fortan die Grundlage der Beziehung zu Gott bildete. Moses selber erreichte Palästina bzw. das heutige Gebiet Israels nicht mehr, sondern verstarb auf dem Gebiet des heutigen Jordaniens. Moses hat wahrscheinlich im 13. Jahrhundert v.Chr. gelebt.
Babylonische Gefangenschaft
Eine weitere wichtige Etappe in der Geschichte des Judentums war die Zerstörung des 1. Tempels in Jerusalem um das Jahr 586 v.Chr. durch den König von Babylon Nebu Kadnezar II. (630-562), König seit 605. Nach der Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels wurde vor allem die Oberschicht nach Babylon verschleppt. Nach der Eroberung Babylons durch den Perserkönig Kyros II. (wahrscheinlich 599-529) im Jahr 539 wurde den Gefangenen bzw. ihren Nachkommen um 537 die Rückkehr nach Jerusalem gestattet. Dort bauten sie ihren Tempel wieder auf, es war der 2. Tempel, der etwa um das Jahr 515 v.Chr. vollendet wurde.
Ein wundervoller Psalm (137) in der Bibel erinnert - in bewegenden Worten - an die damalige Gefangenschaft der Juden in Babylon:
Klagelied der Gefangenen
-
Wir saßen an den Flüssen Babylons und weinten,
wenn wir an Zion dachten. -
Unsere Lauten hängten wir an die Zweige der Pappeln,
wir hatten aufgehört, auf ihnen zu spielen. -
Unsere Peiniger hielten uns gefangen
und wollten Lieder von uns hören;
sie verlangten von uns, dass wir Freudengesänge anstimmen.
Höhnisch forderten sie:
"Singt doch eins von euren Zionsliedern!" -
Doch wie hätten wir im fremden Land
Lieder zur Ehre Gottes singen können? -
Jerusalem, wenn ich dich jemals vergesse,
dann soll meine rechte Hand lahm werden! -
Die Zunge soll mir am Gaumen kleben bleiben,
wenn ich nicht mehr an dich denke,
wenn du, Jerusalem, nicht mehr meine größte Freude bist! -
Herr, vergiss es Edomitern nicht,
wie sie jubelten, als Jerusalem in die Hand der Feinde fiel!
Damals grölten sie: "Reißt sie nieder, diese Stadt!
Zerstört ihre Häuser bis auf die Grundmauern!" -
Babylon, auch dich wird man niederreißen und verwüsten!
Glücklich ist, wer dir heimzahlt, was du uns angetan hast! -
Glücklich ist, wer deine kleinen Kinder packt
und am Felsen zerschmettert!
Die Oper Nabucco von Guiseppe Verdi (1813-1903) mit dem weltberühmten "Chor der Gefangenen" spielt vor dem Hintergrund dieser Gefangenschaft.
Von der Antike bis zur Gründung des Staates Israel
Im Jahr 63 v.Chr. wurde Palästina eine römische Provinz. In den folgenden Jahrzehnten spielen die vielen Begebenheiten um das Wirken von Jesus Christus bis hin zu seiner Kreuzigung durch die Römer. Im Jahr 70 n.Chr. wurde der Tempel in Jerusalem durch den späteren Kaiser Titus Flavius Vespasianus (39-81), Kaiser von 79 bis 81, zerstört und bis zum heutigen Tage nicht wieder aufgebaut. Ab dieser Zeit und letztendlich ab dem Jahr 134 n.Chr. zerstreuten sich die Juden in viele Länder und lebten dort als Minderheit in der Diaspora (gr. = Zerstreuung).
Es sei erwähnt, dass im Jahr 638 n.Chr. Palästina durch die Araber erobert wurde, womit eine rund 1.300 Jahre muslimische Präsenz in dieser Region begann. Nach dem Sieg der osmanischen Türken über die Mamluken im Jahr 1517 unter Sultan Selim (1465-1521), der Gestrenge, beherrschten sie dann das Land bis zum Jahr 1918. Gleichzeitig gerieten damals Syrien und Ägypten unter die Herrschaft des Osmanischen Reiches.
Ab dem Jahr 1918 wurde Palästina britisches Mandatsgebiet mit einer kleinen jüdischen Minderheit. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahr 1933 stieg die Einwanderung nach Palästina stark an, so kamen allein im Jahr 1935 über 60.000 Juden in das Land. Die starke jüdische Einwanderung führte bereits damals zu erheblichen Auseinandersetzungen sowohl zwischen den Juden und Palästinensern als auch zwischen den Juden und den Briten. Diese Auseinandersetzungen flammte besonders nach dem 2. Weltkrieg bis zur Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 stark auf.
Bekannterweise erlebten die Juden ihre schlimmsten und aggressivsten Verfolgungungen im Deutschland der Nationalsozialisten. In diesem Zusammenhang sind insbesondere drei Ereignisse zu nennen, welche schließlich konsequenterweise in die Shoah (Holocaust) führen mussten:
Nürnberger Rassengesetze
Die auch gesetzliche Ausgrenzung der Juden in Deutschland begann mit den so genannten Nürnberger Rassengesetzen. Sie wurden anlässlich des 7. Reichsparteitages der NSDAP am 15. September 1935 in Nürnberg vom extra dazu einberufenen Reichsttag beschlossen und von Herrmann Göring feierlich öffentlich verkündet. Das "Gesetzeswerk" umfasste im wesentlichen zwei Bereiche und zwar das:
- Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre.
Dem Gesetz zufolge war die Heirat zwischen Juden und Nichtjuden streng verboten. Auch der außereheliche Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden wurde unter eine harte Bestrafung gestellt - Reichsbürgergesetz
Dieses Gesetz besagte, dass nur noch Deutsche oder Angehörige artverwandten Blutes deutsche Reichsbürger sein durften. Damit verloren z.B. alle Juden ihre öffentlichen Ämter - auch jüdische Professoren an den Hochschulen.
Im Jahr 1938 wurde dann auch jüdischen Ärzten und Anwälten die Zulassung entzogen!
Progromnacht 1938
Der Beginn der öffentlich sichtbaren Judenverfolgungen begann spätestens in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1938 mit der Verwüstung jüdischer Geschäfte, der Zerstörung der meisten deutschen Synagogen sowie der Ermordung und Verhaftung von vielen Hundert Juden. Dieser Tag ist als Progromnacht (bzw. propagandistisch und verharmlosend als "Reichskristallnacht") bis heute im kollektiven Gedächtnis der Deutschen und natürlich der Juden weltweit geblieben.
Wannseekonferenz
Am 20. Januar 1942 fand unter der Leitung des SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich in einer Villa in Berlin - direkt am Wannsee gelegen - eine Konferenz zur "Endlösung" der Judenfrage statt. Diese Konferenz war der Höhepunkt des antijüdischen NS-Wahns und der Beginn der systematischen Ausrottung der europäischen Juden. Insgesamt nahmen an der Konferenz 15 Personen aus dem Sicherheits- und Staatsapparat statt. Unter ihnen war auch Adolf Eichmann (1906-1962), der nach dem Krieg am 1. Juni 1962 in Israel hingerichtet (gehenkt) wurde. Er war vom israelichen Geheimdienst im Jahr 1960 aus Argentinien nach Israel verschleppt worden. Viele Teilnehner der Konferenz wurden nach Kriegsende nie belangt und nahmen sogar wieder leitende Funktionen in Staat und Gesellschaft ein.
Jüdischer Weltkongress
Der Jüdische Weltkongress (World Jewish Congress) repräsentiert jüdische Communites in ca. 100 Ländern. Er wurde im Jahr 1936 in Genf ins Leben gerufen. Sein Hauptquartier befindet sich in New York.
Zentralrat der Juden in Deutschland
Zentralrat der Juden in Deutschland, er ist die politische Dachorganisation der Juden in Deutschland. Sein Sitz ist Berlin. Der Zentralrat wurde am 19. Juli 1950 von den in Deutschland lebenden Juden gegründet. Der Zentralrat gliedert sich in 23 Landesverbände, die in 108 jüdische Gemeinden unterteilt sind. Zur Zeit sind ca. 110.000 Juden Mitglied in den jüdischen Gemeinden. Zudem leben in Deutschland rund 90.000 Juden, die keiner Gemeinde angehören.
Juden im 20. und 21. Jahrhundert
Durch die Massenmorde der Nationalsozialisten wurden rund 2/3 der europäischen Juden vernichtet - ein gräßliches Symbol dafür ist das KZ Auschwitz, wo allein ca. 1,5 Menschen - darunter zahlreiche Juden - vergast, totgeschlagen, hingerichtet oder an den Folgen von Hunger und Krankheiten ums Leben kamen.
In vielen Städten mit einem reichen jüdischen Leben gibt es daher oft immer nur noch zarte Anfänge neuen jüdischen Lebens. Weltweit leben etwa 13 Millionen Juden in den verschiedenen Ländern.
Älteste erhaltene Synagoge von Mitteleuropa,
Diese alte Erfurter Synagoge liegt in unmittelbarer Nähe zur Krämerbrücke, dem ältesten Teil Erfurts in der Waagegasse 8. Sie gilt als die älteste erhaltene Synagoge von Mitteleuropa.
Die ältesten Teile der Synagoge gehen auf das späte 11. Jahrhundert zurück, als es hier eine große jüdische Gemeinde gab.
Die zweite Bauphase geht auf das Jahr 1270 zurück, als man auf den alten Mauern ein neues Gebäude errichtete.
Um 1300 wurde die Synagoge nach Norden erweitert. Aber bereits um 1350 wurde das Gebäudevon dem Eigner in ein Warenlager umgewandelt.
Nach 1945 wurde das Gebäude als Restaurant als Ausstellungsraum für Künstler und sogar als Tischtennisspielstätte und Tanzsaal verwendet.
Das zur Wende 1989 völlig verfallene Gebäude wurde liebevoll rekonstruiert und wurde 2009 als Gedenkstätte und Museum fertig gestellt.
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