Die Anfänge von Halberstadt
Halberstadts Geschichte beginnt als Missionsstützpunkt, der im Jahre 804 durch Kaiser Karl den Großen zum Bischofssitz gemacht worden war. 989 erhielt der Bischof Hildeward, der zwischen 968 und 996 „amtierte“, von König Otto III. das Zoll-, Markt- und Münzrecht zuerkannt.
Ein weiteres Privileg für Hildeward war der so genannte Blut- und Heerbann, der die weltliche Gewalt im Harzgau meint. Das heißt, dass der Bischof von da an auch über die Bewohner Halberstadt die oberste Gerichtsbarkeit ausübte.
Im Jahre 1179, also lange nachdem in Halberstadt der Bau der Liebfrauenkirche begonnen hatte, wurde die Stadt sowie ihre Domburg und der Dom von Heinrich dem Löwen zerstört. Letzterer wurde ab 1236 wieder aufgebaut und konnte 1491 eingeweiht werden. 1387 wurde Halberstadt Mitglied des losen Städtebundes der Hanse.
Halberstadt in der Zeit der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges
Auch Halberstadt blieb von der Wucht der lutherischen Reformation im 16. Jahrhundert nicht unbetroffen:
1591 wurde mit Heinrich Julius, dem ersten protestantischen Halberstädter Bischof, am Dom der Stadt der Protestantismus eingeführt, was dazu führte, dass sich bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) ein Domkapitel erhalten hatte, das gemischte Konfessionen aufwies.
Im Zuge des großen Krieges wurde Halberstadt 1629 von den Truppen des kaiserlichen Generalissimus Albrecht von Wallenstein besetzt, wobei der Dom sowie das Liebfrauenstift vor dem Hintergund des (umstrittenen, von Kaiser Ferdinand II. erlassenen) Restitutionsedikts (1629) wieder rekatholisiert wurden. Wallenstein war am 18. Januar 1630 sogar persönlich in der Stadt zugegen.
Nach dem Westfälischen Frieden (1648) ging das Bistum Halberstadt als Fürstentum an das Kurfürstentum Brandenburg. In Halberstadt kam es im 17. Jahrhundert auch zu Hexenverfolgungen und –prozessen. In deren Folge wurde 24 Menschen in der Stadt mit dem Tode bestraft. Weiterhin wütete in den Jahren 1681 und 1682 die Pest in der Stadt; sie forderte fast 2.200 Todesopfer.
Halberstadt im 18. und 19. Jahrhundert
Das 18. Jahrhundert war eine Zeit der Blüte für Halberstadt: Nicht nur, dass um 1750 der Domsekretär Johann Wilhelm Ludwig Gleim in seinem Hause ein Kommunikationszentrum der deutschen Aufklärung einrichtete, in dem sich heute das zweitälteste Literaturmuseum Deutschlands befindet.
1761 erwarb Freiherr von Spiegel die Spiegelsberge und funktionierte sie in einen wundervollen Landschaftspark um. Weitere etwa 15 Jahre später wurde in Halberstadt auch das erste deutsche Landschullehrerseminar ins Leben gerufen. Gründer war Friedrich Eberhard von Rochow. Unter Napoléon wurde die Stadt 1807 Teil des eingerichteten Königreiches Westfalen. Zudem fungierte die Stadt als Sitz einer Präfektur und als Hauptstadt des Saaledepartements.
Als im Jahre 1843 die Bahnlinie nach Magdeburg eröffnet wurde, erhielt Halberstadt die erste Verbindung an das permanent wachsende Eisenbahnnetz des Landes. Weitere denkwürdige Ereignisse, die bis nach dem Ersten Weltkrieg folgen sollten, waren die Gründung der Halberstädter Würstchenfabrik durch Friedrich Heine (1883), der erste deutsche Gewerkschaftskongress (1892), die Einrichtung einer elektrischen Straßenbahn (1903) sowie die Gründung des Stadttheaters im Jahre 1905.
Halberstadt während und nach dem Zweiten Weltkrieg
Unter den Nationalsozialisten kam es 1938 zur Zerstörung der Halberstädter Synagoge, wobei die besondere Tragik darin bestand, dass die Jüdische Gemeinde gezwungen wurde, dass das zu den schönsten Synagogen Deutschlands zählende Gotteshaus eigenhändig abzureißen. Die letzten Juden wurden am 23. November 1942 deportiert. Die deutschen Faschisten haben auf dem Halberstädter Stadtgebiet auch mehrere Außenlager von Konzentrationslagern aufgebaut.
In Folge alliierter Luftbombardements wurden im April 1945 etwa 82 % der Halberstädter Innenstadt in Schutt und Asche gelegt, wobei insgesamt etwa 2.500 Menschen den Tod fanden. In den Jahren zwischen 1949 und 1989 wurde die Innenstadt wieder neu aufgebaut, wobei leider der noch bestehende Bestand an Altstadt-Fachwerkhäusern großflächig abgerissen worden ist. Nur einige wenige Bauwerke konnten gerettet werden. Erst nach 1990 restaurierte man die restlichen Teile der Altstadt und baute ab 1995 ein modernes Stadtzentrum auf, das mit der Vollendung des neuen Rathauses 1998 fertig gestellt werden konnte.
2008 - Das Jahr des Halberstädter Domschatzes
Ein großes Ereignis feierte man im Jahre 2008 in Halberstadt, denn seit dem 13. April dieses Jahres ist der Domschatz in Halberstadt wieder am Originalort zu besichtigen. Der größte mittelalterliche Kirchenschatz des deutschen Bundeslandes war somit natürlich auch Bestandteil der Feierlichkeiten, die unter dem Motto "Domschätze in Sachsen-Anhalt" stehen. In diesem Zusammenhang wurden zahllose Veranstaltungen das ganze Jahr hindurch angeboten, welche die mittelalterlichen Zeugnisse ehrten und würdigten.
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