Die Anfänge
Die Siedlung Gifhorn entstand im frühen Mittelalter an einer Furt durch die Ise. Diese Furt wurde durch eine Bohlenbrücke ersetzt, über die dann wichtige Straßen in Nord-Süd- (Salzstraße) und Ost-West-Richtung (Kornstraße) führten.
Wahrscheinlich entstand bereits um das Jahr 1000 eine wehrhafte Wasserburg auf einem geschützten Platz zwischen Aller und Ise. Diese Burg wurde jedoch erst in einer Urkunde von 1296 als Castrum Gifhorne erwähnt
Besonders gefördert wurde der Ausbau der Siedlung durch den Urenkel Heinrichs des Löwen, Herzog Albrecht I. von Braunschweig (1252-1279). Das Marktrecht hatte die Ortschaft 1275 durch Herzog Johann I. von Lüneburg verliehen bekommen.
Es verwundert nicht, dass wegen der strategisch wichtigen Lage neben dem Schloss auch die Siedlung Gifhorn befestigt wurde und 1332 als befestigter Ort urkundlich erwähnt wurde
Und 1364 wurde der Ortschaft eine Reihe von Stadtrechten verliehen. Im Jahr 1428 gingen die Ortschaft mit dem errichteten Schloss unter die Herrschaft des Fürstentums Lüneburg über. In den folgenden Jahren kamen zu den Bauern, Müllern, Bäckern, Fischern, Metzgern, Schustern, Schneidern und Schmieden noch Handwerker aus der Tuchverarbeitung hinzu, so Weber, Bleicher, Färber, Böttcher, Töpfer, Gerber, Sattler, Seiler, Hutmacher hinzu
Die weitere Entwicklung
Kriege und Brände zerstörten in den folgenden Jahre immer wieder Teile der Ansiedlung, Besonders folgenschwer war die Hildesheimer Stiftsfehde, die von 1519 bis 1523 andauerte und in dessen Verlauf Gifhorn und Orte in der näheren Umgebung fast vollständig vernichtet wurden. Dabei wurde auch das Schloss zerstört. Aber bereits 1547 wurde das neue Schloss gebaut, das als eine wehrhafte Schlossanlage mit vier Bastionen und Festungswällen erbaut wurde.
Das Schloss diente aber zwischen 1539 und 1549 dem Herzog Franz als Residenz.
Danach wurde es als Wohnung für einen Amtmann und Unterkunft für fürstliche Jagdgesellschaften genutzt. Und im Jahr 1781 wurden dann die Befestigungsanlagen des Schlosses abgebaut, da sie den damaligen militärischen Anforderungen nicht mehr entsprachen. Während seiner Regierungszeit erließ Herzog Franz für Gifhorn im Dezember 1544 eine „Reformatio und Ordnung“, mit der für Jahrhunderte die Durchführung von Bürgermeisterwahl und Stadtverwaltung gelegt wurde. Nach dem Tod des Herzogs Franz, der ohne Nachkommen geblieben war, fiel das Herzogtum wieder an das Fürstentum Lüneburg, das seine Residenz in Celle hatte, zurück. Während der Zeit der Lüneburger entstanden viele noch heute erhaltene Fachwerkhäuser, wie das Alte Rathaus von 1562 oder das Höfersche Haus von 1570
Dreißigjähriger Krieg und danach
Während des Dreißigjährigen und später der Napoleonischen Feldzüge wurden die alten Handelswege auch zu Heerstraßen. Dabei richteten die durchziehenden der Truppen großen Schäden an und es kam zu Plünderungen.
Besonders zerstörerisch waren die großen Stadtbrände von 1669 im Süden und 1725 im Norden der Stadt. Aber auch 1872, 1876 und 1891 kam es zu Bränden in der Stadt, die einen nicht unbeträchtlichen Schaden anrichteten.
Zwischen 1734 bis 1744 entstand die St.-Nicolai-Kirche nach Plänen von Otto von Bonn.
Nach dem Abbau der Befestigungsanlagen des Schlosses um 1781 hatten auch die umliegenden Schutzwälle an Bedeutung verloren. Nachdem 1845 auch die beiden Stadttore abgerissen worden waren, begann sich die Stadt auszudehnen
Mit Wirkung vom 1. April 1885 wurde Gifhorn Kreisstadt mit Sitz der Verwaltung des Landkreises und ist es bis heute geblieben.
Beginn der Industrialisierung
Als Beginn der Industrialisierung Gifhorns kann man die großflächige Torfgewinnung in den umliegenden Moorgebieten ansehen. Eine große Rolle spielte dabei das Große Moor.
Der Torf wurde in einer Torfpressfabrik verarbeitet und lieferte die Energie für eine Wollspinnerei, zwei Zichorienfabriken sowie eine Ziegelei. Unter einer i Zichorienfabrik versteht man eine Anlage zur Herstellung eines dem Kaffee ähnlichen Getränks aus der Wurzel der Gemeinen Wegwarte.
Aber diese Anlagen spielten letztendlich nur eine eher geringere Rolle für die Wirtschaft der Stadt
Bedeutsam waren dagegen die Glashütte Gifhorn, die von 1873 bis 1960 produzierte sowie die Konservenfabrik, die hier von 1890 bis 1973 tätig war. Die Eisenbahnverdingung wurde um 1890 fertiggestellt.
Im Jahr 1852 erhielt Gifhorn das Stadtrecht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten und der sowjetischen Besatzungszone in die Stadt und ihre Umgebung
Sie fanden Arbeit und Lohn in der seit 1951 ortsansässige Maschinen- und Armaturenfabrik Alfred Teves, die mittlerweile zur Continental AG gehört sowie in dem weniger als 20 km (Luftlinie) entfernten Volkswagenwerk in Wolfsburg.
Zudem siedelten sich weitere Betriebe in neu errichteten Gewerbegebieten an. Infolge des Ostwestkonflikts kamen 1959 die ersten Angehörigen des Bundesgrenzschutzes (BGS) in das hiesige Zonenrandgebiet. In der Folge entstand im Nordwesten der Stadt eine ganze BGS-Siedlung.
Außerdem kamen ab den 1960er Jahren Menschen aus einer Reihe von Ländern Südeuropas als so genannte Gastarbeiter auch in diese Region
Die Menschen bildeten dabei ethnisch getrennte Siedlungen - so lebten in Wolfsburg vor allem Italiener und in Gifhorn bildeten die Griechen die größte ausländische Bevölkerungsgruppe.
Infolge des Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Gifhorn wurden am 1. März 1974 die Dörfer Gamsen, Kästorf, Neubokel, Wilsche und Winkel sowie Teile der Gemeinden Isenbüttel, Leiferde, Ribbesbüttel und Vollbüttel in die Stadt eingegliedert.
Das führte natürlich zu einem Anwachsen der Einwohnerzahl, und zwar um etwa 7000 - während die Fläche der Stadt auf rund das Dreifache wuchs.
Am 29. November 1984 wurde am Marktplatz das neue Rathausgebäude eingeweiht. Das vorherige Gebäude wurde zum Haus des Handwerks.
Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und den damit einhergehenden starken politischen Veränderungen in den vormaligen Ostblockstaaten kam es in den 1990er Jahren zu einem großen Bevölkerungszuwachs, der vorwiegend auf den Zuzug von Russlanddeutschen aus der ehemaligen Sowjetunion zurückging und die heutzutage rund 10% der Bevölkerung von Gifhorn bilden.
Eingemeindungen.
Und heute
Heutzutage leben hier viele Beschäftigte der Kreisverwaltung. Zudem arbeiten zahlreiche Einwohner in nahegelegen VW-Werk in Wolfsburg.
Rund 1,6% der Beschäftigten sind in der Land- und Forstwirtschaft tätig, 29,6% im Produzierenden Gewerbe und 68,8% im Dienstleistungsbereich täig.
Erwähnenswert ist dabei das hiesige HELIOS Klinikum Gifhorn - ein Haus der Schwerpunktversorgung mit 357 Planbetten und rund 800 Beschäftigten. Am 1. Februar 20112 war das Klinikum in ihren Neubau gezogen.
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