Mit einer über 7.000-jährigen Geschichte ist Belgrad eine der ältesten durchgehend besiedelten Städte Europas |
Archäologische Funde haben Grund zu der Annahme gegeben, dass das Gebiet um Beograd bereits seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. besiedelt gewesen ist. Die erste schriftliche Erwähnung der Stadt Singidun, dem heutigen Belgrad, stammt aus dem Jahre 279 v. Chr.
Ihre Gründung wird den Skordiskern, einem keltischen Stamm zugeschrieben. Um das Jahr 86 v. Chr. kamen die Römer in die Stadt, eroberten sie und bauten die nun Singidunum genannte Siedlung als Festung aus. Diese gehörte ab dem Jahre 488 zum Oströmischen Reich und dem Basileos (= Kaiser) in Konstantinopel (heute Istanbul), der zur Abwehr der Gepiden die Heruler in der Gegend ansiedelte.
Gegen Ende des 6. Jahrhunderts kam es zur ersten Eroberung der Stadt durch die Slawen. Diese waren zu diesem Zeitpunkt mit den Awaren verbündet. Singidunum erhielt nun den Namen, den die Stadt bis heute führen sollte: Beograd (bzw. Belgrad, Beligrad oder auch Biograd), was so viel wie weiße Festung oder aber auch weiße Stadt bedeutet. Dieser Name fand erstmalig um das Jahr 878 in einem Brief des Papstes Johannes VIII. an den bulgarischen Fürsten Boris schriftliche Erwähnung.
Nachdem die Herrschaft über Beograd zunächst an die Bulgaren, dann wieder die Byzantiner und schließlich an die Ungarn gefallen war, war es Stefan Dragutin, der als erster serbische König die Stadt regieren konnte. Dragutin hatte als Vasall der Ungarn zwischen 1282 und 1316 im Norden Serbiens geherrscht. Die Oberherrschaft über die Stadt ging nach Dragutins Tod aber wieder zurück an die Ungarn, wobei es indes dem mächtigen König Stefan Uroš IV. Dusan gelang, kurzfristig die Herrschaft über Belgrad an sich zu reißen.
Bis heute ist die Niederlage der Serben auf dem Amselfeld - in der Nähe von Priština im heutigen Kosovo - von 1389 tief im Gedächtnis der Serben verblieben. Damals kämpfte ein serbisches Koalitionsheer unter der Führung des Fürsten Lazar Hrebeljanovićs sowie Vuk Brankovićs, das durch Truppen des verbündeten bosnischen Königs Tvrtko I. verstärkt worden war, gegen das osmanische Heer unter Sultan Murad I. und dessen Söhnen Bayezid I. und Yakub.
Unter dem Despoten Stefan Lazarević (1389-1427) aber wurde Beograd 1404 zum ersten Mal serbische Hauptstadt. Der Herrscher, der auch als erster europäisch-ähnlicher Ritter Serbiens gilt und Rittertourniere, moderne Kampftechniken sowie Feuerwaffen ins Land brachte, ließ die Stadt so großzügig ausbauen, dass bspw. Konstantin der Philosoph, ein Universalgelehrter des byzantinischen Balkans, Beograd als „Neues Jerusalem und Konstantinopel“ bezeichnete. Nach dem Aufbau der Stadt soll der Despot Stefan gesagt haben: „Ich kam und fand die edelste freie Stadt aus alten Zeiten, die große Stadt Belgrad, durch trauriges Schicksal zerstört und beinahe verlassen. Nachdem ich sie wieder neu erbaut hatte, weihte ich sie der Heiligen Mutter Gottes".
Die Ungarn eroberten Beograd 1427 zurück und machten es zu einem der wichtigsten Stützpunkte gegen das emporstrebende Reich der Osmanen. Diese belagerten Beograd im Sommer 1456 unter ihrem Sultan Mehmet II. Indes konnten sie von den Ungarn zurückgeschlagen werden, bevor ihnen 1521 unter Süleyman I. die Besetzung Beograds gelang. Nun fungierte die Stadt als wichtige osmanische Festung gegen den Westen.
Im Jahre 1688 konnte der Kurfürst Maximilian II. Emanuel von Bayern Beograd zurückerobern und die Stadt bis 1690 halten. Doch sie wurde von den Osmanen zurückerobert. Ein weiterer Versuch zur Einnahme Beograds ging 1716 von Prinz Eugen von Savoyen aus, welcher die Osmanen bei Peterwardein schlagen und Beograd im Folgejahr einnehmen konnte. Doch auch die Habsburger, auf welche die heutige Gestalt der Beograder Festung Kalemegdan zurückgeht, konnten die Stadt nur bis 1739 besetzt halten.
Zu Beginn des 19. Jahrhundert setzten die Entwicklungen ein, die zur Unabhängigkeit Serbiens und natürlich auch Beograds führen sollten. Beograd wurde im Jahre 1806 von serbischen Aufständigen erobert, welche sich unter ihrem Führer Karađorđe, dem schwarzen Georg bereits 1804 zum Aufstand gegen die Osmanen entschlossen hatten. Die Stadt fungierte fortan als Hauptstadt. Nachdem dieser Aufstand jedoch von den Osmanen 1813 niedergeschlagen worden war, kam es infolge des zweiten Aufstandes im Jahre 1815 unter Miloš Obrenović endlich zum Triumph über die Türken. Beograd wurde zur Hauptstadt eines autonomen serbischen Fürstentums.
Fürst Mihailo Obrenović zwang im Jahre 1867 die letzten osmanischen Regimenter zum Verlassen des Fürstentums. Nun konnte Beograd wirklich zur freien serbischen (seit 1882 königlichen) Hauptstadt erklärt werden.
Der Erste Weltkrieg brachte schwere Zerstörungen durch die Habsburger, indes konnte die Stadt nach dem Krieg zur Hauptstadt des neu gegründeten Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen erklärt und wieder aufgebaut werden. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Jugoslawien am 6. April 1941 ohne Kriegserklärung von den Achsenmächten angegriffen. Beograd wurde einmal mehr stark beschädigt. Vor allem durch die Zerstörung der Nationalbibliothek gingen unschätzbare Kulturgüter unwiderruflich verloren. 1944 eroberte schließlich die Rote Armee Beograd, das nun von 1944 bis 1991 nicht nur als Hauptstadt des sozialistischen Jugoslawiens, sondern auch der Teilrepublik Serbiens fungieren sollte. Es kam auch zur Errichtung von Novi Beograd (= Neu-Belgrad), einer moderne Siedlung gegenüber der Altstadt. Nachdem das sozialistische Jugoslawien im Jahre 1991 zerfallen war, wurde Beograd Hauptstadt der Bundesrepublik Jugoslawien.
Vom 24. März 1999 bis zum 10. Juni 1999 tobte der Kosovo-Krieg zwischen der UÇK (= Befreiungs-Armee des Kosovo) und einigen NATO-Staaten auf der einen sowie der Bundesrepublik Jugoslawien auf der anderen Seite. Der gesamte Krieg spielte sich beinahe ausschließlich auf jugoslawischem Gebiet ab. Zu diesem gehörten Serbien, die Provinz Kosovo und Montenegro. Im Verlauf der Luftbombardements der NATO wurden in Belgrad u.a. der 203 Meter hohe Fernsehturm auf dem Berg Avala sowie viele Regierungsgebäude, aber auch zivile Einrichtungen zerstört. Das Stadtbild Beograds ist daher noch immer vielerorts von Kriegsruinen bestimmt.
Nachdem die Staatenunion Serbien und Montenegro (2003 bis 2006) zerfallen war, wurde Beograd am 6. Juni 2006 die Hauptstadt eines unabhängigen Serbiens.
Neuen Kommentar hinzufügen