Das "alte" Aachen
Aachens interessante Geschichte beginnt bereits in der Jungsteinzeit (etwa 3000 - 2500 v. Chr.), als in der Gegend um die heutige Stadt Feuerstein abgebaut worden war. Dies geschah vornehmlich auf dem 264 Meter hohen Lousberg, dem Schneeberg und dem Königshügel. Mit dem Feuerstein wurde als begehrtes Material Handel betrieben. Nach der Bronzezeit (etwa ab 1600 v. Chr.), in welcher das Aachener Gebiet besiedelt geblieben war, kamen später (in der Eisenzeit) die Kelten in diese Gegend, doch wurden diese infolge des Gallischen Krieges vom römischen Feldherrn Julius Caesar (100 - 44 v. Chr.) unterworfen. Trotz Caesars Sieg im 1. Jahrhundert v. Chr. siedelten die Römer erst ab dem 2. Jahrzehnt n. Chr. auf dem Gebiet der heutigen Stadt. Wegen der schwefelhaltigen Quellen der Region bauten sie ihre Ansiedlung zu einem Militärbad um, das sie mit Thermalanlagen ausstatteten. Die römischen Streitkräfte blieben bis ins 4. Jahrhundert in der Ansiedlung, wurden dann aber im Zuge der Völkerwanderung abgezogen.
Im Jahre 765 wurde Aachen zum ersten Mal schriftlich erwähnt, weil in der damals Aquis Villa („Haus für die Gewässer“) genannten Ansiedlung der Frankenkönig Pippin III. genannt Der Kurze Weihnachten und Ostern verlebte. Dessen Sohn war Karl I., der später als Karl der Große (748 - 814) in die Geschichte der Stadt und Europas einging. Sein Name ist mit der Stadt Aachen verschmolzen wie kein anderer auf der Welt. Der wohl berühmteste Karolinger und Enkel Karl Martells (der 732 bei Poitiers und Tours die Mauren zurückschlagen konnte), wurde 768 König der Franken und 800 von Papst Leo III. (gest. 816) in Rom zum römischen Kaiser gekrönt. Seine Grabstätte kann noch heute im Aachener Dom besucht werden; er wurde im Vorhof zur Pfalzkapelle bestattet. Karl hatte ab 789 in Aachen eine prächtige Pfalz und eine Pfalzkapelle errichten lassen. Reste dieser Bauwerke sind heute Teile des Rathauses bzw. des Aachener Doms. Aachen kann bisweilen als Karls Residenzstadt bezeichnet werden, verlebte dieser doch einen Großteil seiner letzten beiden Lebensjahrzehnte hier. Er sollte später auf Betreiben von Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ (1122-1190) im Jahr 1165 durch den Erzbischof von Köln, unter Billigung des damaligen Gegenpapstes Paschalis III. (gest. 1168) heiliggesprochen werden. Diese Heiligsprechung durch den Gegenpapst wurde von Papst Alexander III. (ca. 1100 - 1181) jedoch nicht akzeptiert. Doch die Kurie hatte danach nie Einspruch gegen diese Heiligsprechung erhoben. Im Gegenteil: Seit dem Jahr 1176 wird die Verehrung Karls als Heiliger von der katholischen Kirche geduldet.
Ludwig der Fromme (778-840), Sohn Karls und seit 813 Mitkaiser, verlebte wie sein Vater lange Zeiträume in Aachen und ließ 10 Kilometer entfernt das Kloster Inda (heute Kornelimünster) erbauen. Ludwigs glückloser Sohn Lothar I. (795 - 855), seit 817 Mitkaiser, war der letzte Herrscher aus dem Geschlecht der Karolinger, der seinen Wohnsitz in Aachen hatte. An ihn erinnert noch die Bezeichnung Lothringen. Zu seiner Zeit brach das gewaltige Reich Karls des Großen in drei Teile auseinander. Die Schwächung des Kaiserreiches nutzten die Normannen aus, die auch in Aachen einfielen. 881 machten sie die Kaiserpfalz und das Kloster Inda dem Erdboden gleich .
Aachens Bedeutung schwand, erhielt aber mit Otto I. (912 - 973) eine Renaissance. Dieser König wurde 936 in Aachen zum deutschen König gekrönt und leitete damit eine 600 Jahre andauernde Tradition ein. Nach festgelegten Regeln wurden bis 1531 die folgenden Herrscher in Aachen zum deutschen König gekrönt. Unabhängig davon war die Krönung zum Kaiser des römischen Reiches, und ab dem 15. Jahrhundert wurde der Titel mit dem Zusatz „deutscher Nation“ versehen:
- 936 Otto I. (912-973)
- 961 Otto II. (955-983)
- 983 Otto III. (980-1002)
- 1028 Heinrich III. (1017-1056)
- 1054 Heinrich IV. (1050-1106)
- 1087 Konrad (König von Italien) ()
- 1099 Heinrich V. (1086-1125)
- 1125 Lothar III. (1075-1137)
- 1138 Konrad III. (1093-1152)
- 1147 Heinrich Berengar (1137-1150)
- 1152 Friedrich I., Barbarossa (1122-1190)
- 1169 Heinrich VI. (1165-1197)
- 1198 Otto IV. (1175-1218)
- 1205 Philipp von Schwaben (1179-1208)
- 1215 Friedrich II. (1194-1250)
- 1248 Wilhelm von Holland (1227-1256)
- 1257 Richard von Cornwall (1209-1272)
- 1273 Rudolf I. (1218-1291)
- 1292 Adolf von Nassau (1250-1298)
- 1298 Albrecht I. (1255-1308)
- 1309 Heinrich VII. (1278-1313)
- 1314 Ludwig IV. (1281-1347)
- 1349 Karl IV. (1316-1378)
- 1376 Wenzel von Luxemburg (1361-1419)
- 1407 Ruprecht I. (1352-1410)
- 1414 Sigismund von Luxemburg (1368-1437)
- 1442 Friedrich III. (1415-1493)
- 1486 Maximilian I. (1459-1519)
- 1520 Karl V. (1500-1558)
- 1531 Ferdinand I. (1503-1564)
In Aachen, für lange Jahrhunderte der Krönungsort der deutschen Könige, befanden sich natürlich auch die so genannten Aachener Reichskleinodien. Diese bestanden aus dem Reichsevangeliar, der Stephansburse und dem Säbel Karls des Großen. Sie wurden bei jeder neuen Krönung eingesetzt und spielten eine immense Rolle. Im heutigen Rathaus sind Nachbildungen dieser Gegenstände zu sehen. Die Originalstücke liegen in einer Schatzkammer in Wien. Otto III. (980 - 1002), 983 in Aachen gekrönt, plante den Ausbau der Stadt. Er wollte ein zweites Rom (Roma Secunda) erbauen und sah dafür vor, die drei heute bekannten Kirchen St. Adalbert, St. Salvator und die Abtei Burtscheid zu errichten, Bauwerke, die indes erst unter anderen Königen das Stadtbild Aachens bereichern sollten.
1166 erhielt Aachen von Friedrich I. „Barbarossa“ (ca. 1122 - 1190) das Markt- und Münzrecht zuerkannt. Auch machte „Rotbart“ sie zu einer freien Reichsstadt. Zwischen 1171 und 1175 wurde die Stadt mit einer 2,5 Kilometer langen Mauer umgeben, die man zu Ehren des Privilegien stiftenden Kaisers Barbarossamauer nannte. Aufgrund der Bedeutung der Stadt als Krönungsort der deutschen Könige und wegen ihrer Privilegien, dehnte sie sich rasch aus und wuchs innerhalb der nächsten 100 Jahre über ihre alte Stadtmauer hinaus. Der neue Befestigungsring war ganze 5,5 Kilometer lang und sollte bis ins 19. Jahrhundert für die Größe der Stadt ausreichen. 1248 kam es in Aachen zur Krönung des päpstlichen Gegenkönigs Wilhelm von Holland (1227 - 1256). Obwohl die Aachener dem vom Papst gebannten Kaiser Friedrich II. (1194 - 1250) ergeben waren und Widerstand leisteten, konnte das Anliegen Wilhelms nach einer langen Belagerung der Stadt gewaltsam durchgesetzt werden.
Im Jahre 1278 forderte der Graf Wilhelm IV. von Jülich die Rechte an der Stadt Aachen für sich und griff sie mit 468 bewaffneten Reitern an, welchen von Verrätern innerhalb der Stadt das Kölntor Aachens geöffnet worden war. Wilhelms Rechnung ging jedoch nicht auf: Er und seine drei Söhne starben aufgrund des starken Widerstands der Aachener Bürger. Aber zwei Jahre später wurden Sühneleistungen der Stadt an die Witwe Wilhelms vereinbart. 1336 bestätigte Ludwig der Bayer urkundlich die zur Stadtgemeinde gehörenden Ländereien und legte somit den Grundstein für das Aachener Reich, das mit Hilfe eines 70 Kilometer langen Landgrabens und acht Wachtürmen gesichert wurde. Im Jahr 1349 wurde die Tradition der noch heute alle sieben Jahre stattfindenden Heiligtumsfahrt begonnen, als man in diesem Jahr erstmals die Aachener Heiligtümer zeigte. Um dem Pilgeransturm gerecht werden zu können, errichtete man 1414 den Anbau der gotischen Chorhalle.
Mit der Krönung Ferdinands I. im Jahre 1531 endete Aachens bedeutende Zeit als Krönungsstätte der deutschen Könige. Das Herauslösen der Niederlande aus dem Heiligen Römischen Reich verursachte Aachens Einbuße einer geografisch zentralen Lage. Neuer Krönungsort der deutschen Könige wurde Frankfurt am Main.
Im Konfessionellen Zeitalter (1517/1545-1648) kamen zunächst 1544 viele protestantische Glaubensflüchlinge aus dem Westen nach Aachen und belebten die Wirtschaft, doch besetzten diese im Jahre 1581 gewaltsam den Rat der Stadt und vertrieben die katholischen Bürger. Nachdem diesen Entwicklungen durch Kaiser Rudolf II. 1598 gesetzlich begegnet worden war und der von Ignacio de Loyola im 16. Jahrhundert gegründete Orden der Jesuiten (Societas Jesu bzw. Compañía de Jesús) in Aachen die katholische Gegenreform betrieben hatte, kam es dennoch 1611 zu neuerlichen protestantischen Versuchen, die Stadtregierung an sich zu reißen. Dies indes misslang auf lange Sicht. Die Glaubenskämpfe in der Stadt kulminierten bis 1614, als der spanische Heerführer Spinola im Auftrag der Habsburger gegen die Protestanten gewaltsam vorging. Aachen wurde nach dem Sieg Spinolas „rekatholisiert“ und verlor durch Flucht die protestantischen Handwerker. Die Wirtschaft wurde dadurch stark belastet.
Im Jahr 1656 ereignete sich eine der größten Katastrophen Aachens. Infolge eines verheerenden Stadtbrandes wurden rund 4.660 der ungefähr 5.300 Häuser der Stadt vernichtet, allerdings "lediglich" 17 Menschen getötet. Fast das gesamte mittelalterliche Aachen brannte nieder. Nach dieser Katastrophe wurde Aachen vom Badearzt Franciscus Blondel zu einem der modernsten europäischen Bade- und Modebadeort ausgebaut. Eine große Anzahl von Kurbetrieben entstanden, diverse Säle, Casinos etc. lockten die Prominenz in die Stadt.
Innerhalb von ca. 80 Jahren kam es in Aachen zu zwei sehr wichtigen Friedensschlüssen. Diese waren zum einen 1668 der Erste Aachener Frieden, der das Ende der französisch-spanischen Devolutionskriege (Rückübertragungskriege) brachte, sowie 1748 der Zweite Aachener Frieden, welcher den österreichischen Erbfolgekrieg beilegte.
Ende des 18. Jahrhunderts bis heute
Im Jahr 1792 kamen die französischen Revolutionstruppen nach Aachen, mussten die Stadt aber bereits 1793 nach einer Niederlage gegen die Österreicher bei Aldenhoven verlassen. Im selben Jahr kamen sie indes erneut als Besatzer zurück und sollten nun bis zum Jahr 1814 bleiben. 1797 fiel Aachen vor dem Hintergrund des Friedens von Campo Formio endgültig an Frankreich und wurde zur Hauptstadt und zum Verwaltungsmittelpunkt des Départements Roer. Ab 1802 war die Stadt zudem Bischofssitz.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erlebte Aachen einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, wofür insbesondere die Förderung durch Napoléon Bonaparte verantwortlich war, der 1811 seinen Sohn in Aachen taufen lassen sollte. Nach der Auflösung der Zünfte und dem Ende der Gewerbebeschränkungen setzte sich die Handelsfreiheit durch. In Burtscheid gründete man zu dieser Zeit die Aachener Handelskammer. Im Jahr 1814 endete die französische Besetzung Aachens, das nun durch den Wiener Kongress von 1815 in das Königreich Preußen eingegliedert wurde. Aachen erhielt den Status einer kreisfreien Stadt und gehörte ab 1824 zur Rheinprovinz. 1825 wurde das Bistum Aachen aufgelöst.
Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts ist durch den Einzug der Industrialisierung geprägt, die sich in der Einführung der Dampfmaschine, Frauen- und Kinderarbeit, Niedrigstlöhnen sowie in groß angelegten Maßnahmen zur Mechanisierung äußerte und 1830 in einem Aufruhr der Arbeiterschaft kulminierte. Dieses Aufbegehren wurde indes von den Aachener Bürgern und Soldaten gewaltsam niedergeschlagen. Seit 1841 verfügt Aachen über eine Eisenbahnverbindung nach Köln und seit 1843 über eine nach Belgien Infolge der Eingemeindungen von Burtscheid (1897) und Forst (1906) stieg die Einwohnerzahl Aachens zum Beginn des 20. Jahrhunderts auf über 150.000 Einwohner an.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Aachen 1918 von französischen und belgischen Streitkräften besetzt. Die Franzosen verließen zwei und die Belgier elf Jahre später die Stadt. 1930 richtete man das Bistum Aachen wieder ein. 1938, in der Nacht vom 9. auf den 10. November, wurde im Rahmen des propagandistisch Reichskristallnacht genannten antisemitischen Pogroms die Aachener Synagoge zerstört. Seit 1995 steht in Aachen wieder eine Synagoge.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Aachen mehrfach bombardiert und 1944 nach der sechswöchigen Schlacht um Aachen als erste westdeutsche Stadt von den Truppen der Alliierten erobert. Im Jahr 1944 lebten nur noch etwas mehr als 11.100 Einwohner in der Stadt, die zur Jahrhundertwende 150.000 Bewohner gezählt hatte. Bis 1946 stieg die Einwohnerzahl aber wieder auf etwa 100.000 an.
Aachen wurde in der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland Teil des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und in den folgenden Jahrzehnten wieder aufgebaut.
Seit 1950 wird in Aachen der Internationale Karlspreis verliehen. Mit ihm werden Menschen geehrt, die sich herausragend um die Einigung und den Frieden in Europa verdient gemacht haben. Seit den 1980er Jahren wird in Aachen auch der Aachener Friedenspreis verliehen, der an Menschen geht, die im zwischenmenschlichen Bereich zu einer Verständigung der Völker beigetragen haben.
1972 fand eine Gebietsreform statt, in deren Verlauf die Gemeinden Brand, Eilendorf, Haaren, Kornelimünster, Laurensberg, Richterich und Walheim ins Stadtgebiet aufgenommen wurden, was einen Bevölkerungsanstieg auf ungefähr 237.000 nach sich zog.
2001 wurden die Carolus Thermen Bad Aachen eröffnet. Hierbei handelt es sich um die wohl modernsten und prächtigsten Thermalbäder von ganz Europa. Bereits in den ersten drei Jahren wurden sie von etwa 1,5 Mio. Menschen besucht
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