Lassa-Fieber

Überblick
Das Lassa-Fieber ist eine akute, in einigen Fällen schwer bis tödlich verlaufende fieberhafte Erkrankung, die durch das zu den Arenaviren gehörende Lassa-Virus ausgelöst wird. Obwohl bereits in den fünfziger Jahren beschrieben, wurde die virale Ursache erstmals 1969 bei einem Ausbruch im nordnigerianischen Lassa beschreiben, wodurch die Krankheit ihren Namen erhielt. Endemisch ist das Lassa-Fieber bisher nur im westafrikanischen Raum, wo in manchen Gebieten bei bis zu 50 Prozent der Einwohner Antikörper nachweisbar sind.

Die Infektion bleibt in vielen Fällen asymptomatisch, bei anderen wiederum entwickelt sich eine schwere, akute fieberhafte Erkrankung mit Beteiligung innerer Organe. Typisch für Erkrankungen aus der Gruppe der hämorrhagischen Fieber, zu der neben dem Lassa-Fieber z.B. auch Gelbfieber, Dengue-Fieber und Ebola gehören, ist eine erhöhte Blutungsneigung (hämorrhagisch = zu Blutungen neigend).

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von jährlich insgesamt 300.000 bis 500.000 Erkrankungs- sowie rund 5.000 Todesfällen in den betroffenen Gebieten aus. Importierte Fälle außerhalb von Westafrika sind selten.
Große Aufmerksamkeit erregte Anfang 2000 der Tod einer 23-jährigen deutschen Studentin, die sich auf einer Reise an die Elfenbeinküste infiziert hatte, schwer erkrankte und trotz intensivmedizinscher Versorgung im Würzburger Krankenhaus an Multiorganversagen verstarb.

Name Lassa-Fieber
weitere Bezeichnungen -
Familie Infektionskrankheiten
Vorkommen Westafrika: Nigeria, Sierra Leone, Burkina Faso, Mali, Ghana, Guinea, Liberia, Elfenbeinküste, Senegal, Namibia und Gambia
Ursachen Virusinfektion
Erreger Lassa-Virus (Familie Arenaviridae)
Übertragungsweg Schmierinfektion durch Kontakt mit Exkrementen infizierter Ratten, Verzehr damit verunreinigter Lebensmittel oder direkt von Mensch zu Mensch durch Kontakt
mit Ausscheidungen, Blut oder anderen Körperflüssigkeiten erkrankter Personen.
Risikofaktoren, Riskiogruppen Aufenthalt in Risikogebieten v.a. bei schlechten hygienischen Bedingungen. Kontakt mit Erkrankten. Hohes Risiko für Schwangere (hohe Sterblichkeit, sehr hohe Abortrate)
Inkubationszeit 6-21 Tage
Krankheitszeichen (Symtome) Hohes Fieber, grippeartige Beschwerden mit Kopf-, Hals-, Brust- und Muskelschmerzen, Pharyngitis (Rachenschleimhautentzündung) mit Geschwürbildung an Gaumen und Zahnfleisch,
Durchfall, Erbrechen, äußere und innere Blutungen, neurologische Beteiligung (Taubheit, Meningismus, Gangunsicherheit, Schwindel, Gehirnentzündung),
Schwellung des Gesichts, vorübergehender Haarverlust
Komplikationen Häufiger Taubheit, rapide Verschlechterung des Allgemeinzustands mit schwerem Krankheitsgefühl und äußeren und inneren Blutungen.
Beteiligung verschiedener Organsysteme mit möglichem Multiorganversagen, Schock, neurologische Ausfälle, Koma
Diagnostik Klinische Verdachtsdiagnose gestützt durch labormedizinische Verfahren: Virusnachweis in Körperflüssigkeiten, Antikörpernachweis
Therapie Frühzeitig Ribavirin; symptomatische Therapie: Optimale Pflege, intravenöse Flüssigkeitszufuhr und Behandlung der Komplikationen ggf. unter intensivmedizinischen Bedingungen.
Verlauf, Prognose Sterblichkeit allgemein 1-5%, bei im Krankenhaus behandelten bis 20%, bei Schwangeren 30-50%
Vorsichtsmaßnahmen (Prophylaxe) Expositionsprophylaxe, Isolation von Erkrankten

Ursachen/Erreger
Das Lassa-Fieber wird durch eine Virusinfektion mit Lassa-Viren ausgelöst.
Das Lassa-Virus ist ein mit einer Lipidhülle ausgestattetes RNA-Virus. Es ist hoch virulent und gehört zur Familie der Arenaviridae (von lat. Arena = Sand). Es sind vier verschiedene Serotypen des Virus bekannt: Typ Nigeria, Typ Sierra Leone, Typ Liberia und Typ Zentralafrikanische Republik.
Das Lassa-Virus ist nicht sehr stabil und wird durch Erhitzen auf 60° C über eine Stunde zuverlässig inaktiviert.

Übertragungswege
Beim Lassa-Fieber handelt es sich um eine Zoonose, es wird also von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen. Das natürliche Erregerreservoir oder der Wirt des Lassa-Virus sind Kleinnager, in erster Linie die so genannte Vielzitzenratte (Mastomys), die in den betroffenen Regionen heimisch ist. Die infizierten Nager erkranken selbst nicht, scheiden das Virus jedoch in ihren Exkrementen aus.
Menschen infizieren sich über den Kontakt mit diesen Exkrementen z.B. durch verunreinigte Bettwäsche oder Haushaltsgeräte sowie über den Verzehr verunreinigter Nahrung. Infektionsgefahr besteht deshalb vor allem in ländlichen Gebieten und unter schlechten hygienischen Bedingungen.

Auch die Ansteckung von Mensch zu Mensch ist möglich. Erkrankte sind etwa fünf Wochen lang infektiös. So wird das Virus durch Kontakt mit den Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen von Erkrankten übertragen. Besonders gefährdet sind deshalb medizinisches Personal und andere Kontaktpersonen von Erkrankten. Oberstes Gebot sind strenge Einhaltung der Hygienevorschriften, die strenge Isolation von Kranken und die engmaschige Überwachung von Personen, die Kontakt zu Erkrankten hatten.
Auch Fälle von sexueller Übertragung wurden berichtet. Während der Schwangerschaft kann das Virus diaplazentar auf das Kind übertragen werden.
Neben der typischen Schmierinfektion halten Experten eine Tröpfcheninfektion z.B. durch Anhusten nicht für ausgeschlossen. Eine Übertragung durch Insektenstiche, wie sie für andere tropische Fiebererkrankungen typisch ist, ist bislang nicht bekannt.

Inkubationszeit
Die Inkubationszeit des Lassa-Fiebers beträgt sechs bis 21 Tage, wobei die überwiegende Zahl der Erkrankungen eine bis eineinhalb Wochen nach der Infektion ausbricht.

Anzeichen, Symptome
Etwa 80 Prozent aller Infektionen mit dem Lassa-Virus scheinen symptomlos zu verlaufen. Bei den restlichen Infizierten entwickelt sich eine zum Teil sehr schwere, lebensbedrohliche Multisystemerkrankung mit dem Befall innerer Organe wie der Leber, den Nieren und der Milz.

Der Beginn des Lassa-Fiebers ist häufig durch grippeartige Beschwerden gekennzeichnet. Typisch sind Fieber, allgemeine Schwäche und Krankheitsgefühl. Nach ein paar Tagen kommt es zu Kopf-, Hals-, Brust und Muskelschmerzen sowie Husten, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Häufig ist eine Pharyngitis (Rachenschleimhautentzündung) mit Geschwürbildung an Gaumen und Zahnfleisch. Oft wird eine Schwellung von Leber und Milz beobachtet (Hepato-Splenomegalie), die Nierenbeteiligung kann sich durch Eiweiß und/oder Blut im Urin äußern. Weitere mögliche Symptome sind Schwellungen des Gesichts beobachtet und gelegentlich vorübergehender Haarverlust.

Ein Befall des Nervensystems kann sich in Schwindel, Gangstörungen, Gehirnentzündungen und Taubheit äußern, wobei letztere sich in etwa der Hälfte der Fälle innerhalb von ein bis drei Monaten in unterschiedlichem Maße zurückbildet.

Wie bei anderen hämorrhagischen Fiebern ist auch für das Lassa-Fieber eine erhöhte Blutungsneigung typisch. So kommt es zu Blutungen von Haut und Schleimhäuten vor allem in Mund, Nase, Vagina oder Magen-Darm-Trakt; der Blutdruck ist niedrig. Der Blutverlust führt wenn die Krankheit schwer verläuft und im fortgeschrittenen Stadium zu Desorientierung, Tremor, Krämpfen und Schock bis hin zum Koma. Das Versagen wichtiger Organe und des Herz-Kreislauf-Systems kann zum Tode führen.

Differentialdiagnose
Gerade zu Beginn unterscheidet sich die Symptomatik der des Lassa-Fiebers kaum von anderen Viruserkrankungen wie der Virusgrippe. Darüber hinaus kann es mit anderen fieberhaften Tropenkrankheiten wie der Malaria, Typhus, Shigellose sowie natürlich auch mit den anderen hämorrhagischen Fiebern wie Ebola oder Gelbfieber verwechselt werden.

Diagnosemöglichkeiten
Bei typischer Ausprägung und einem Aufenthalt des Patienten in Risikogebieten bis zu drei Wochen vor Erkrankungsausbruch kann der erfahrene Arzt aus Krankengeschichte und klinischer Untersuchung meist die Verdachtsdiagnose "Hämorrhagisches Fieber" stellen; dennoch ist die Sicherung der Diagnose nur durch eine weiterführende Diagnostik möglich.

Dies kann nur in wenigen hochspezialisierten Labors durchgeführt werden, in denen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung stehen, um das Virus in Körperflüssigkeiten nachzuweisen. Auch der Nachweis spezifischer Antikörper gegen das Virus im Blut steht zur Sicherung der Diagnose zur Verfügung. Das Untersuchungsmaterial ist hochansteckend und muss unter strengen Sicherheitsvorkehrungen entnommen, transportiert und untersucht werden.
Neben dem Nachweis von Virus und Antikörpern können bei hämorrhagischen Verläufen typische Veränderungen im Blut diagnostiziert werden, die jedoch nicht spezifisch sind und auch bei anderen hämorrhagischen Fiebern vorkommen. So sind eine Erhöhung der Leberenzyme sowie ein Mangel an weißen Blutkörpern und Blutplättchen im Blutbild häufig.

Behandlung/Therapie
Ein Medikament, welches die Lassa-Viren zuverlässig abtötet, ist bislang nicht bekannt. Man kann jedoch Ribavirin einsetzen. Ribavirin ist ein so genanntes Virostatikum, also ein Wirkstoff der die Virenvermehrung hemmt. Er muss möglichst frühzeitig eingesetzt werden, um optimal wirksam zu sein. Ein Nutzen von Ribavirin als Prophylaxe nach einer möglicherweise erfolgten Ansteckung (Postexpositionsprophylaxe) ist bislang nicht nachgewiesen. Es gibt Berichte, bei denen so genanntes "Rekonvaleszentenserum" verabreicht wurde, also Blutserum von gesundeten Lassa-Patienten, um die Heilungschancen durch die darin enthaltenen Antikörper zu verbessern.

Besonders schwer Erkrankte brauchen eine umfassende symptomatische Behandlung. Sie sollten dabei unter strengen Isolationsvorkehrungen behandelt werden, gerade bei Komplikationen nach Möglichkeit unter intensivmedizinischen Bedingungen.
Da die Patienten meist stark austrocknen muss besonders auf eine ausreichende Zufuhr von Elektrolyten und Flüssigkeit - oral oder intravenös - geachtet werden; bei starken Blutverlussten muss Blut transfundiert werden. Auch die ausreichende Versorgung mit Sauerstoff muss besonders bei Flüssigkeit in der Lunge oder einer Lungenentzündung kontrolliert und wenn nötig durch eine zusätzliche Sauerstoffgabe sichergestellt werden.

Darüber hinaus müssen ggf. alle anderen auftretenden Komplikationen wie beispielsweise zusätzliche Infektionen behandelt werden. Zur Fiebersenkung und Schmerztherapie sollte auf Mittel wie Paracetamol zurückgegriffen werden. ASS und andere Schmerzmittel, die die Blutungsgefahr erhöhen, sind ungeeignet.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten
Es sind keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten bekannt.

Verlauf, Prognose
Während die Krankheit beim überwiegenden Teil der Infizierten symptomlos verläuft, erkranken einige Patienten sehr schwer, wobei diverse Organsysteme betroffen sind. Eine gefürchtete Komplikation ist die meist in der zweiten Woche auftretende Lungenentzündung, die mit einer begleitenden Entzündung des Brustfells und Ergüssen einhergehen kann und für einige der Todesfälle verantwortlich ist. Auch ein Befall des Nervensystems kann den Verlauf erschweren und z.T. lange anhaltende Beeinträchtigungen nach sich ziehen.
Eine verzögerte Erholung und noch lange anhaltende neurologische oder Herz-Kreislauf-Probleme kommen vor.

Allgemein wird die Sterblichkeit für das Lassa-Fieber zwischen ein und fünf Prozent angegeben. Unter den Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, ist sie mit 15 bis 20 Prozent höher.
Besonders schlecht ist die Prognose für schwangere Frauen. Die Sterblichkeit für sie wird mit 30 bis 50 Prozent angegeben, das Risiko, das Kind zu verlieren beträgt sogar über 80% im dritten Trimenon.

Vorkommen
Das Lassa-Fieber ist nur in Westafrika endemisch. Zu den Ländern, in denen regelmäßig Krankheitsfälle registriert werden gehören Nigeria, Sierra Leone, Burkina Faso, Mali, Ghana, Guinea, Liberia, Elfenbeinküste, Senegal, Namibia und Gambia.

Risikogruppen
Da das Hauptrisiko für einen Kontakt mit infiziertem Material in hygienisch eingeschränkten Bedingungen oder in direktem Kontakt zu Erkrankten besteht, ist der normale Urlauber auch in Endemiegebieten in aller Regel nicht besonders gefährdet, wenn gewissen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Eine Einschränkung der Reisetätigkeit muss im Einzelfall geprüft werden, ist medizinisch gesehen aber meist nicht notwendig.
Anders verhält es sich mit der normalen Bevölkerung der gefährdeten Gebiete sowie mit Personen, wie beispielsweise Entwicklungshelfern, Missionaren, Mitarbeitern von Hilfsorganisationen oder anderen Menschen, die in engen Kontakt mit den Einheimischen sowie den krankheitsübertragenden Ratten in der gefährdeten Regionen kommen und u.U. unter eingeschränkten hygienischen Bedingungen leben und arbeiten.

Gefährdet sind durch die hochinfektiösen Körperflüssigkeiten der Erkrankten darüber hinaus natürlich alle Personen, die in engem Kontakt zu diesen stehen, wie ihre Freunde und Angehörigen sowie die Beschäftigten des Gesundheitswesens.
Besonders groß ist die Gefahr für Schwangere, für die eine deutlich erhöhte Sterblichkeit beobachtet wird. Zudem ist die Gefahr, das Kind zu verlieren ausgesprochen hoch.

Vorsichtsmaßnahmen/Prophylaxe
Obwohl hoffnungsvolle Kandidaten für eine Impfung in der Erprobung sind und bei Affen schon eine gute Schutzwirkung erzielt wurde, ist bislang kein sicherer und wirksamer Impfstoff gegen das Lassa-Virus zugelassen und bis zur Einführung eines solchen kann es im ungünstigen Fall noch Jahre dauern. Bis dahin bleibt die Expositionsprophylaxe der einzig wirksame Schutz vor einer Infektion:

  • Erkrankte müssen strikt isoliert werden
  • Es müssen alle Personen, die möglicherweise engen Kontakt (Küssen, sexueller Kontakt, Hautkontakt mit Körperflüssigkeiten ect.) mit Erkrankten hatten, identifiziert und ebenfalls engmaschig überwacht werden; essentiell ist mehrmals tägliches Fiebermessen und eine sofortige Einweisung ins Krankenhaus mit Isolation beim Auftreten von Temperaturen von über 37,5°C
  • Die Bevölkerung in gefährdeten Regionen muss umfassend aufgeklärt und über Sicherheitsmaßnamen informiert werden: Kein ungeschützter Körperkontakt mit Erkrankten, keine gemeinsame Benutzung von Gegenständen wie Besteck, Geschirr, Wäsche oder anderen Hygieneartikel, kein anderer ungeschützter Kontakt mit Körperflüssigkeiten des Kranken.
  • Vermeidung des Kontaktes mit den übertragenden Ratten und infiziertem Material: Sichere Lagerung von Lebensmitteln (wenn Kontakt mit Ratten und deren Kot möglich gewesen ist, sofort entsorgen), Häuser und besonders auch Zelte oder Wohnwagen sicher verschlossen halten, Müllentsorgung in größerer Entfernung vom Wohnort, Hygienemaßnahmen im Haushalt und Katzenhaltung.
  • Das Personal des Gesundheitswesens muss umfassend aufgeklärt und über Sicherheitsmaßnamen informiert werden (Schutzkleidung, Handschuhe, Mund- und Gesichtsschutz. Desinfektionsmaßnahmen)
Naturheilkundliche Vorsichtsmaßnahmen, Ernährung
Es sind keine naturheilkundlichen Vorsichtsmaßnahmen oder eine Vorbeugung durch eine spezielle Ernährung bekannt. Aufgrund der Gefährlichkeit des Lassa-Fiebers sollte von Experimenten bezüglich solcher Vorsichtsmaßnahmen in jedem Falle abgesehen werden!

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