Bis zur Reichsgründung 1000
Schon in frühgeschichtlicher Zeit war das Gebiet des heutigen Ungarn das im Raum des Pannonischen Beckens im Karpartenbogen liegt ein wichtiges Siedlungsgebiet verschiedenster Völker, was auch durch zahlreiche archäologische Funde, insbesondere der Hallstatt-Zeit belegt ist.
Im Zeitraum 10 n.Chr. - 433 n.Chr. wird die Region zur römischen Provinz Pannonien. Die Donau (Donaulimes) dient als wichtige Grenze gegen den kontinuierlichen Siedlungsdruck einfallender Völker der beginnenden Völkerwanderung. Seit 303 ist das Christentum eingeführt, das aber in den folgenden Zeiten der Völkerwanderung wieder untergeht.
166-180 n. Chr fallen verschiedene Völker wie Markomannen, Quaden und Sarmaten in die Region ein. Im Zuge des Verfalls des Weströmischen Reiches muss Pannonien 433 n. Chr. an die Hunnen abgetreten werden, die bis zu Attilas Tod, 453 n. Chr., von dort Mitteleuropa weitgehend beherrschten. In der Folge besiegten germanische Völker unter der Führung des Gepidenkönigs Ardarich die Hunnen, deren Reste sich nach Mittelasien zurückzogen. Dieses Vakuum wurde durch die Besiedlung verschiedenster Germanenstämme (z.B. der Ostgoten) im Zuge der Völkerwanderung gefüllt, bis 568 n. Chr. die Awaren, ein Volk aus Innerasien, das Karpartenbecken erobern. Während des 6. - 8. Jahrh. wandern slawische Volker und turkstämmige Wolga-Bulgaren ein. 791-796 n. Chr. werden die Awaren durch Karl d. Großen unterworfen.
Mit den Ungarn (Magyaren) beginnt anfangs des 9. Jahrhunderts das letzte Kapitel der Völkerwanderung in Europa. Nach deren Vertreibung aus den Steppen nördlich des Schwarzen Meeres erobern Magyarenstämme 895 das Karpartenbecken unter ihrem Fürsten �?rpád (840 - 907), dem Begründer der �?rpáden-Dynastie . Unter dessen Sohn Zoltan (869-949) erfolgen verstärkt Raubzüge quer durch Europa, die erst mit dem Sieg Kaiser Otto's I. über das Heer der Ungarn unter Ihrem Führer Taksony (931-972) in der Schlacht auf dem Lechfeld (955) ein Ende finden.
Taksony setzt daraufhin auf eine Konsolidierung seines Landes, indem er und sein Sohn Geza (949-997) sich der Hilfe deutscher Missionare und Ritter zum Aufbau einer Verwaltung bedienen. Nach Ausschaltung innerer Rivalen lässt sich Taksonis Enkel Vajk (975-1038) als Stefan I. 1000/01 zum König krönen. Mit der Verleihung der heute noch vorhandenen Königskrone durch Papst Sylvester II. geht auch die endgültige Christianisierung der Ungarn einher. Stefan I. wird 1083 heilig gesprochen.
Von der Reichsgründung zur Donaumonarchie
Mit der Abwehr des Angriffs des deutschen Salierkaisers Konrad II. 1030 konnte sich das Königreich konsolidieren. 1102 kommt in Personalunion das Königreich Kroatien zu Ungarn. Ähnlich wie überall in Europa ist die Innenpolitik der folgenden Zeit von starken Kämpfen zwischen Hochadel und König geprägt. Ungarn verfolgt eine ausgeprägte Hegemonialpolitik auf dem Balkan.
Einschneidend wird der Einfall der Mongolen mit der Niederlage Bela's IV. von Ungarn (Kg. 1235-1270) 1241 durch eine starke Zerstörung des Landes. Innere Auseinandersetzungen in Zentralasien beenden den Mongoleneinfall, so dass Bela mit deutschen Siedlern sein Land neu aufbauen muss. Die Blüte des Landes Ende des Mittelalters wird durch die Eroberung Ungarns durch die Osmanen unter "Süleyman den Prächtigen" in der Schlacht von Mohacs (1526) unterbrochen.
Durch den Tod König Ludwigs II. fiel aufgrund vorheriger Abmachungen das Land an die Habsburger, dessen sich Fürst Johann Zapolya (1487-1540) widersetzte und im Bürgerkrieg (1527-1538), der zur Dreiteilung des Landes führte, das Fürstentum Siebenbürgen mit Anspruch auf die Stefanskrone abspaltete. Dies geschah unter der Duldung der Türken, welche Mittelungarn unter ihre Herrschaft brachten. 1541 wurde dieser Bereich direkt zur Provinz des osmanischen Reiches erklärt.
Nach Zapolyas Tod wurde der nicht von den Osmanen besetzte Teil zur Provinz "königliches Ungarn" der Habsburger. Hauptstadt wurde Pressburg (Bratislava).
Die Entscheidung der Türkenkriege, welche weitgehend auf ungarischem Gebiet stattfanden, fiel 1683 in der Schlacht am Kahlenberg bei Wien. Den entgültigen Sieg über die Türken erlangten die Habsburger durch den Fall Budas 1686. So gingen 145 Jahre Türkenherrschaft in Ungarn zu Ende und die "türkische Gefahr" für Mitteleuropa war gebannt.
Die Terrorherrschaft der Habsburger in Ungarn führte allerdings zum Kuruzenaufstand (1703-1711) unter Fürst Franz II. Rákóczi (1676-1735). Die Niederlage der Ungarn führte aber dazu, dass die Rechte der Adeligen erneuert wurden und im Gegenzug die Habsburger als Könige Ungarns akzeptiert wurden (Frieden von Sathmar 1711).
Ungarn unter der Donaumonarchie
In der weitgehend spannungsfreien Zeit unter der Herrschaft Maria Thresias (1717-1780) und der Napoleonischen Kriege (1792- 1815) konnte sich das Verhältnis zwischen den Staaten konsolidieren. Es kam zur Ansiedlung deutscher Siedler (u.a. Donauschwaben) in Ungarn.
Nationalistische und liberalistische Bewegungen erfassten anfangs des 19. Jahrhunderts viele europäische Länder. So auch Ungarn, wo es 1848/49 zur Revolution unter Lajos Kossuth (1802-1894) einem der führenden Freiheitskämpfer kam. Der Freiheitskampf wurde mit russischer Unterstützung blutig niedergeschlagen. Nach einer Phase der Unterdrückung (auch der Hinrichtung des Ministerpräsidenten Batthyány und weiterer Freiheitskämpfer 1849) kam es 1867 unter Joseph I. zur Verständigung zwischen Ungarn und Österreich.
Joseph I. war an einer inneren Festigung des Vielvölkerstaates interessiert und fand in Ferenc Deák (1803 - 1876) dem "Weisen der Heimat" den kongenialen Mitarbeiter.
Bis zum Kriegsende 1918 war Ungarn nun zweiter Hauptbestandteil der k.u.k. Monarchie. Allerdings führte die zunehmende Magyarisierung des Landes zu Spannungen mit den anderen ethnischen Gruppen.
Die Zeit von 1918 bis 1945
Nach dem Krieg 1918 und dem Zerfall der k.u.k. Monarchie wurde Ungarn als eigenständiger Staat wieder errichtet, der aber nach der 4.monatigen Phase der Räterepublik 1919 unter Béla Kun (1886-1939) zu einem nationalkonservativen Staat mutierte. Die Reparationszahlungen und Gebietsabtretungen (Burgenland, Slowakei, Siebenbürgen, Kroatien, Slawonien) führten zu starken inneren (auch wirtschaftlichen) Krisen, die das Land unter Miklós Horthy (1868-1957) in die Nähe der Nationalsozialisten driften lies. Ungarn nahm daher auch auf Seiten der Achsenmächte am 2. Weltkrieg teil, machte den Alliierten allerdings im August 1943 ein Friedensangebot, was zu einer deutschen Besetzung des Landes führte. Im Oktober 1944 wurden Teile Ungarns von der sowjetischen Armee besetzt, am 4.4.1945 waren die Kampfhandlungen beendet.
Von 1945 über die Wende (Kommunismus) zur Westintegration
Geplant war von den Alliierten, dass Ungarn ein demokratisches System erhalten sollte. Als allerdings die Kommunisten bei der Wahl am 15.11.1945 eine derbe Niederlage erhielten, begann eine Phase der systematischen Vorbereitung der Machtübernahme mit unsauberen Methoden. Dies endete mit der Auflösung der anderen Parteien und der Wahl der Einheitspartei "Partei der Ungarischen Werktätigen" und der Einführung einer Verfassung nach sowjetischem Vorbild am 20.08.1949. Unter Mátyás Rákosi (1892-1971) betrieb Ungarn einen streng stalinistischen Kurs.
Daran schließt sich ab 1953 unter Imre Nagy (1896-1958) eine Zeit vorsichtiger Liberalisierung an. 1955 wird er entmachtet, bis es am 23.10.1956 auf Grund der angespannten politischen Lage zum Volksaufstand kommt, in dessen Verlauf er wieder zum Ministerpräsidenten ernannt wird.
Die Sowjetarmee schlägt mit großem Aufwand den Widerstand blutig nieder. Nagy wird im geheimen der Prozess gemacht und im Juni 1958 hingerichtet. Viele Bürger des Landes lassen in der Folge durch Hinrichtungen ihr Leben. Ein verstärkter Emigrationszug nach Westeuropa und den USA setzt daraufhin ein. János Kádár, Parteichef von 1956 - 1988, beginnt ab 1968 mit vorsichtigen wirtschaftlichen Reformen die unter dem Stichwort "Gulaschkommunismus" berühmt wurden. Ab 1987 beginnt durch die Gründung erster Oppositionsgruppen der friedliche Wechsel des politischen Systems. Die Partei wird zunehmend durch Wirtschaftsreformer bestimmt.
Seit Herbst 1988 formierten sich die oppositionellen Gruppen in Ungarn zu neuen Parteien. In Gesprächen am runden Tisch wurden seit März 1989 zwischen den sich neu gruppierenden Parteien (mit Unterstützung durch die Stiftungen der deutschen politischen Parteien) die Grundlagen für die Republik Ungarn und eine freiheitliche neue Verfassung gelegt, die schließlich am 25. März 1990 zu den ersten freien Wahlen seit der kommunistischen Herrschaft führten. Aus dieser Wahl ging eine bürgerliche Koalition unter Führung des MDF als Sieger hervor und Joszef Antall am 23. Mai 1990 wurde zum Ministerpräsidenten gewählt.
1989 wird die dritte ungarische Republik ausgerufen und Imre Nagy rehabilitiert. Außerdem verkündete der deutsche Außenminister Hans Dietrich Genscher vom Balkon der deutschen Botschaft in Budapest den Hunderten von Menschen, die sich dorthin aus der DDR geflüchtet hatten, die Bewilligung ihrer Ausreise in die BRD.
1991 zieht die sowjetische Armee ab und Ungarn tritt aus dem Warschauer Pakt aus.
1999 wird das Land Mitglied der Nato und am
1. Mai 2004 Mitglied der Europäischen Union.
Bei der Parlaments-Wahl am 11. April 2010 wurde die achtjährige Regierung unter den Sozialisten (MSZP) beendet. Die rechtskonservative Partei Fidesz (Bund junger Demokraten errang unter ihrem Chef Vilster Orban. fast 53% der Stimmen. Große Sorge bereitet dagegen das Abschneiden der rechtsextremen ParteiJobbik (Die Besseren), die auf weit über 16% kamen. Mit 7,4% der Stimmen kam die links-ökologische Partei (LMP9 zum ersten Mal ins Parlament.
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