Rabenvögel
Man mag es kaum glauben, denn für ihre Sangeskünste sind sie nicht gerade bekannt, aber auch Raben, Krähen und Eichelhäher gehören zu den Singvögeln.
Elster (Pica pica)
Die 46 cm große Elster fällt durch die scharf abgegrenzte schwarz-weiß Zeichnung ihres Gefieders und den langen Schwanz auf. Zudem schillern die Oberseiten der Flügel in verschiedensten Blautönen. Die geselligen Tiere sind häufig in Kleingruppen anzutreffen und bewegen sich nicht selten zu Fuß am Boden. Sie bevorzugen offenes Gelände mit Hecken und vereinzelten Bäumen und haben als typische Kulturfolger bewirtschaftetes Ackerland und Stadtgebiete mit Parks und Gärten erobert; dennoch sind sie ausgesprochen scheu. Sie ernähren sich von allerhand Kleingetier wie Insekten, Larven, Schnecken, Würmer und Mäuse, aber sie verschmähen auch Aas und Beeren nicht. Während der Brutzeit plündern sie die Nester anderer Vögel und rauben Eier und junge Küken. In besiedelten Räumen, in denen Baummarder und Greifvögel als ihre natürlichen Feinde fehlen, kann dies vereinzelt ein Problem für die Population kleiner Singvögel darstellen. In ihrem lehmverstärkten Nest aus Zweigen, welches in hohen Bäumen angelegt wird, werden Gelege von bis zu 8 Eiern bebrütet. Nur selten können allerdings alle Jungvögel großgezogen werden.
Nebelkrähe (Corvus corone cornix)
Die Nebelkrähe ist die in Kroatien vorkommende Rasse der Aaskrähe (Corvus corone). Sie ist eng verwandt mit der Rabenkrähe (Corvus corone corone), die in Deutschland ebenso auftritt wie die Nebelkrähe. In ihrem Verhalten und ihrer Lebensweise sind sich beide so ähnlich, dass es im Überschneidungsgebiet zur Vermischung kommt. Die Grenze verläuft in etwa entlang der Elbe und wird im Süden von den Alpen gebildet.
Der 47 cm große Vogel hat einen hellgrau gefärbten Körper mit tiefschwarzen Schwingen und Kopf. Der kräftige Schnabel sowie die Beine sind ebenfalls schwarz. Nebelkrähen besiedeln offenes Gelände, Kulturlandschaften, Parks und Gärten.
Als Allesfresser ernähren sie sich von tierischer und pflanzlicher Kost, wie Insekten, Larven, Engerlingen, Würmern, Getreide, Beeren, aber auch von Aas und Siedlungsabfällen. Im Herbst und Frühjahr sieht man sie häufig auf frisch bestellten oder umgepflügten Äckern sitzen. Zur Brutzeit plündern sie nicht selten die Nester anderer Vögel, um deren Eier oder Küken zu erbeuten. Ihren eigenen Nachwuchs ziehen die in lebenslanger Ehe lebenden Vögel in aus groben Zweigen und allerlei Polstermaterial gebauten Nestern (Horsten) in hohen Bäumen auf. Außerhalb der Brutzeit von März bis Mai kann man große Schwärme der Vögel beobachten, die sich abends auf ganz bestimmten Schlafbäumen versammeln, um gemeinsam in der Sicherheit einer großen Gruppe zu übernachten. Da die Anzahl ihrer natürlichen Feinde wie Habicht, Wanderfalke und Uhu stark zurückgegangen ist, konnten sich vielerorts große Krähenbestände entwickeln. Vor dem Menschen haben diese schlauen Tiere nur wenig Scheu und man kann sich ihnen zumindest in Städten langsam bis auf wenige Meter nähern.
Kolkrabe (Corvus corax)
Der Kolkrabe ist mit seinen 64 cm der größte Singvogel Europas. Der durchgehend schwarz gefärbte Vogel hat ein stahlblau schimmerndes Gefieder und einen mächtigen Schnabel. Er bewohnt selten dichter besiedeltes Gebiet, höchstens große Parkanlagen mit altem Baumbestand. Man trifft ihn eher in offenen Kulturlandschaften, Waldgebieten und im Gebirge an. Häufig kann man die kräftigen, tiefen Rufe der Raben weithin hören, ohne die Tiere zu Gesicht zu bekommen. Früher wurde der Kolkrabe erbarmungslos verfolgt. Nach der Einführung von Schutzmaßnahmen haben sich die Bestände aber vielerorts in Europa wieder einigermaßen erholt. Kolkraben sind Allesfresser, die sich aber vorwiegend von tierischer Kost ernähren. Vor ihnen ist nichts sicher, was sie auf Grund ihrer Größe überwältigen können. Würmer, Käfer, Schnecken und Frösche stehen ebenso auf ihrem Speiseplan wie die Brut anderer Vögel, Mäuse, Eidechsen, Schlangen und Maulwürfe. An den Kadavern von verendeten Rehen oder Hirschen versammeln sich ganze Gruppen der Tiere, um mit ihrem kräftigen Schnabel große Fleischbrocken herauszureißen. Ihren Nachwuchs ziehen die in lebenslanger Ehe lebenden Vögel in aus groben Zweigen und allerlei Polstermaterial gebauten Horsten in hohen Bäumen oder an unzugänglichen Felswänden auf. Die Horste werden jedes Jahr von demselben Paar wieder benutzt und dabei ständig erweitert. Der sprichwörtliche „Rabenvater“ versorgt die Mutter und den Nachwuchs, solange diese das Nest noch nicht verlassen können, unermüdlich mit Nahrung. Natürliche Feinde hat der Kolkrabe auf Grund seiner Größe kaum.
Eichelhäher (Garrulus glandarius)
Der 34 cm große Eichelhäher ist in ganz Europa anzutreffen. Er hat eine rötlichbraune Grundfärbung mit auffälligen Gefiederzeichnungen. Die Flügel tragen am Bug eine leuchtende blau-schwarze Bänderung und sind an den Enden schwarz-weiß gemustert. Der kräftige schwarze Schnabel geht in einen schwarzen Bartstreif über. Kehle und Bürzel sind hell gefärbt. Der Eichelhäher ist gut an den Menschen angepasst und man findet ihn neben Waldgebieten auch in Parks und Gärten überall da, wo es ausreichend Nahrung gibt. Der „Polizist des Waldes“ fällt vor allem durch seine „rrätschenden“ Rufe auf, mit denen er im Wald indirekt auch andere Tiere vor größeren Raubtieren und auch dem Menschen warnt. Deshalb ist er Jägern nicht selten ein Dorn im Auge. Eichelhäher sind große Insektenvertilger, die auch vor größerer Beute nicht zurückschrecken. Zum Nahrungsspektrum gehören auch Mäuse, Eidechsen und kleine Schlangen. Während der Brutzeit plündert er allerdings in nicht unerheblichem Maße die Nester anderer Vögel. Im Herbst ernährt er sich von den Früchten des Waldes. Für den Winter legt er sich Vorräte von Eicheln, Bucheckern und Nüssen an, die er im Boden versteckt. Da er viele Verstecke nicht wiederfindet, trägt er somit zur Verbreitung der verschiedenen Baumarten bei. Durch die Lebensraumzerstörung sind seine natürlichen Feinde, wie Marder, Greifvögel und Eulen stark zurückgegangen.
Nicht selten sind im Land zudem die giftigen Hornvipern und die Kreuzottern. Auch die Wiesenotter, die Eidechsennatter und die Europäische Katzennatter kommen in Kroatien vor.
Eulenvögel
Allgemeines
Eine Eule, zu deren Familie auch Käuze und Uhu gehören, hat wohl kaum einer je in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen. Das liegt daran, dass sie fast ausschließlich nachtaktiv sind und sich tagsüber im dichten Baumbestand versteckt halten. Zur nächtlichen Jagd verharren die meisten Eulen ruhig auf einem als Ansitz dienenden Ast oder Baumstumpf und lauschen mit ihrem ausgezeichneten Gehör auf das kleinste Geräusch am Erdboden.
Ihr ebenfalls hervorragend ausgeprägter Sehsinn ermöglicht ihnen zudem auch in dunkelster Nacht noch die Orientierung. Haben sie ein Beutetier ausgemacht, zumeist kleine Nager, gleiten sie dank ihrer speziellen Flügelarchitektur lautlos herab und packen es mit ihren scharfen Krallen.
Mit einem Schnabelhieb oder –biss wird das Beutetier getötet und anschließend zumeist im Ganzen verschlungen. Fell und Knochen werden in regelmäßigen Abständen in Form von Gewöllen wieder ausgespien.
Auf Grund von Gewölleanalysen kennt man relativ genau die Zusammensetzung der Nahrung vieler Eulenarten und kann anhand der darin enthaltenen Schädel die Menge der Beutetiere errechnen. Man schätzt, dass z.B. eine Waldohreule jährlich bis zu 1.000 Mäuse verzehrt.
Schleiereule (Tyto alba)
Die 34 cm große Schleiereule hat ihren Namen von ihrem herzförmigen, braungerandeten Gesichtsschleier. Hinterkopf, Rücken und Flügeldecken sind goldgelb bis hellbraun gefärbt und mit dunkleren Punkten und Tupfen übersäht. Die Unterseite ist weißlich gefärbt mit kleinen schwarzen Punkten. Das für Eulen typische Beinkleid ist ebenfalls weiß. Die Schleiereule ist ein typischer Kulturfolger, der in menschlichen Behausungen wie Bauernhöfen, Kirchtürmen oder Burgruinen nistet. Ein echtes Nest baut sie allerdings nicht, sondern bebrütet ihre Eier meist direkt auf dem vorhandenen Untergrund. Sie ernährt sich fast ausschließlich von Mäusen, die sie auf nächtlicher Jagd erbeutet.
Steinkauz (Athene noctua)
In der griechischen Mythologie war die Göttin Athene stets mit einer Eule assoziiert. So kam der Steinkauz auch zu seinem wissenschaftlichen Namen, der übersetzt „nächtliche Athene“ bedeutet. Auch das Sprichwort „Eulen nach Athen tragen“ und die Abbildung des Steinkauzes vormals auf der griechischen Drachme und jetzt der griechischen 1-Euro Münze weist auf das dortige Vorkommen dieses überall in Europa heimischen Kauzes hin. Der mit 22 cm mittelgroße Steinkauz bevorzugt offene Landschaften, auch Kulturlandschaften und ist in vielerlei Hinsicht äußerst vielseitig.
Als Nistplatz bevorzugt er Höhlen in alten Bäumen, bezieht aber auch, wie sein Name besagt, Mauerlöcher und Gebäude sowie verlassene Kaninchenbauten im Erdboden. Obwohl er hauptsächlich nachts auf Nahrungssuche ist, kann man ihn auch tagsüber bei der Jagd beobachten. Neben Mäusen, die er in eulentypischer Jagdmanier vom Ansitz aus erbeutet, frisst er auch Käfer und Heuschrecken, die er sich aus bodennahem Flug oder im Hüpfen schnappt. Insekten und kleine Vögel schlägt er zudem in der Luft.
Uhu (Bubo bubo)
Der Uhu ist mit 66-71 cm und einer Flügelspannweite von 150 cm die größte Eule Europas. Das Weibchen ist etwas größer als das Männchen. Das ausdrucksstarke Gesichtsfeld ist durch die großen orangeroten Augen, die schnurrbartartige Linie unterhalb des Schnabels und die spitz zulaufenden Ohrpinsel gekennzeichnet. Das Gefieder ist gelbbraun gefärbt und besonders an Brust und Rücken schwarz geflammt. Auf Grund seiner Größe ist der Uhu in der Lage neben allerlei kleinen Nagetieren auch Hasen, Kaninchen, Eichhörnchen, Marder und größere Vögel wie Krähen und Rebhühner zu erbeuten. Die Jagd erfolgt in niedrigem Suchflug oder vom Ansitz aus. Mit seinen gewaltigen Krallen schlägt er seine Beute, mitunter auch Fische an der Wasseroberfläche, die er dann auf einem Ast oder Felsvorsprung in Stücke reißt und verspeist. Als Lebensraum bevorzugen Uhus ungestörte, felsige Gebirgsregionen oder abwechslungsreiche Landschaften mit offenen Flächen und dichten Wäldern. Die in lebenslanger Ehe lebenden Vögel nisten in Felsnischen, verlassen Raubvogelhorsten oder sogar auf dem Boden. Nicht selten suchen sie ihre Nistplätze im nächsten Jahr wieder auf. Während das Weibchen brütet und solange sich die 2-3 Jungvögel noch im Horst aufhalten, übernimmt das Männchen für insgesamt ca. 15 Wochen allein die Versorgung der Familie. Im Alter von ca. 10 Wochen verlassen die noch flugunfähigen Jungen das Nest und werden dann in der Nähe von beiden Elternteilen bis zu weiteren 15 Wochen mit Nahrung versorgt
Waldohreule (Asio otus)
Die bis 36 cm messende Waldohreule bewohnt Nadel- und Mischwälder sowie Heidelandschaften und große Parkanlagen. Das charakteristischste Kennzeichen sind ihre langen Federohren, die jedoch nicht das eigentliche Hörorgan bilden. Sie besitz einen scharf umgrenzten Gesichtsschleier und gelbe Augen. Ihr Gefieder hat einen orangebraune bis rostrote Grundtönung, ist marmoriert und mit zahlreichen dunkleren Sprenkeln bedeckt. Die Waldohreule baut keine eigenen Nester, sondern bezieht alte Nester von Tauben, Krähen oder Greifvögeln. Den Tag über verbringt sie still, nah am Stamm auf einem Ast sitzend. Mit der Dämmerung wird sie aktiv und geht auf die Jagd. Im Gleitflug hält sie Ausschau nach ihrer Hauptnahrung, Mäusen. Nur selten jagt sie vom Ansitz aus. Solange sich die Jungvögel noch im Horst aufhalten, übernimmt das Männchen allein die Fütterung. Im Alter von ca. 3 Wochen verlassen die noch flugunfähigen Jungen das Nest und werden dann in der Nähe, auf einem Ast hockend, von beiden Elternteilen versorgt. Sie tragen in dieser Zeit noch das für junge Greifvögel und Eulen typische Dunenkleid.
Greifvögel
Adler
Die Bezeichnung Adler ist keine biologische Bezeichnung, sondern ist eine mehr umgangssprachliche Bezeichnung. Man versteht darunter besonders große und beeindruckende Greifvögel mit einer imponierenden Flügelspannweite. Sie alle gehören zur Ordnung der Greifvögel und - mit Ausnahme des Fischadlers - zur Familie der "Habichtartigen" Adler sind und waren die beliebtesten Wappentiere.
- Fischadler (Pandion haliaetus)
Der 51-58 cm große Fischadler hat mit 145-165 cm eine verhältnismäßig große Flügelspannweite, die es ihm ermöglicht, sich mit seiner bis zu 2 kg schweren Beute wieder in die Luft zu erheben.
Überall in Europa und auch in Deutschland ist der durch rücksichtslose Verfolgung, Zerstörung des Lebensraums und Giftstoffeintrag in die Gewässer sehr selten geworden.
Sein Kopf und seine Unterseite sind weiß gefärbt, mit schwarzbraunem Wangenstrich und schwarzbraunem Fleck auf der Stirn.
Oberseits ist er weitgehend dunkelbraun gefärbt.
Das Weibchen ist größer, aber ansonsten vom Männchen nicht zu unterscheiden.
Der Fischadler bewohnt bewaldete Meeresküsten sowie Ufer von Flüssen und Seen.
Zum Bau seines gewaltigen Horstes hoch auf einem alten Baum trägt er starke Äste zusammen.
Seine 2-4 Jungen sowie sich selbst ernährt er ausschließlich mit Fisch. Im Suchflug fliegt er in 20-50 m Höhe über die Wasseroberfläche bis er einen Fisch erspäht hat.
Nach kurzem Rütteln legt er die Flügel an und schießt im Sturzflug herab. Dabei taucht er unter großer Gischt vollständig ins Wasser ein, um sich anschließend mit der Beute wieder zu erheben. Seine Füße sind ideal für den Fischfang ausgebildet.
Die Zehen tragen scharfe Krallen, sind unterseits rau gekörnt und stehen sich versetzt gegenüber, so dass die glitsche Beute kaum entkommen kann.
Im Oktober verlassen die Fischadler ihr Brutgebiet und ziehen in ihr Winterquartier in Afrika südlich der Sahara.
- Schreiadler
Der Schreiadler ist der kleinste einheimische Adler. Er gehört zur Gattung der "echten Adler". Er ist nur 61-66 cm groß und hat eine Flügelspanne von 130-160 cm. Er besitzt ein dunkelbraunes Gefieder mit einem charakteristischen hellen Fleck auf der Oberseite der ausgebreiteten Flügel. Das Vorkommen des Schreiadlers ist in Deutschland auf Nordostdeutschland beschränkt, wobei er sein Brutrevier in dichten Laub- und Mischwäldern hat. Für die Brut seiner 2 Eier bezieht er häufig alte Nester von Bussarden oder Milanen im Kronenbereich alter Bäume. Das Besondere an diesem Adler ist, dass er nicht nur im Sturzflug oder von einem Ansitz aus jagen kann, sondern auch zu Fuß. Dabei stehen Mäuse, Frösche, Insekten, Schlangen und - selten - Aas auf seinem Speiseplan. Im September macht er sich wieder auf dem Rückweg in sein Winterquartier ins südliche Afrika
- Seeadler (Haliaeetus albicilla)
Der in Europa heimische Seeadler ist 69-91 cm groß und hat eine Flügelspannweite von bis zu 225 cm. Im Gegensatz zum prächtigen Weißkopfseeadler, dem amerikanischen Wappenvogel, ist er recht schlicht gezeichnet. Sein Gefieder ist einheitlich braun gefärbt, nur der Kopf ist etwas heller. Der trotz zahlreicher Schutzmaßnahmen immer noch vom Aussterben bedrohte Seeadler lebt in Küstennähe oder an großen Binnenseen, wo er seinen Horst auf Felsklippen oder in den Kronen großer alter Bäume errichtet. Er ist standorttreu und bezieht seinen Nistplatz jedes Jahr wieder, so dass mit der Zeit prächtige Bauwerke entstehen. Seine zwei Jungen ziehen die Elterntiere gemeinsam auf. Die Hauptnahrung bilden Wasservögel, wie z.B. Enten, Gänse, Schwäne, Bläßhühner und Haubentaucher, aber auch größere Fische werden erbeutet. Die mitteleuropäischen Populationen bleiben auch im Winter in ihrem Revier und ziehen nicht in den Süden. In dieser nahrungsarmen Zeit fressen sie auch Aas in Form verendeter Wildtiere.
- Steinadler (Aquila chrysaetos)
Der majestätische Steinadler ist sicherlich ein Sinnbild für die unberührte deutsche Bergwelt. Mit einer Größe von 75-88 cm und einer Flügelspannweite von 190-230 cm gehört er zusammen mit dem Seeadler zu unseren größten Adlern. Er ist dunkelbraun gefärbt mit goldbrauner Tönung am Hinterkopf, die im auch den Namen Goldadler einbrachte. Seine Beine sind bis zu den Fängen befiedert. Das größere Weibchen ist vom Männchen im Aussehen nicht zu unterscheiden. Früher überall in Deutschland heimisch, findet man den Steinadler bei uns mittlerweile nur noch in menschenleeren, hochgelegenen Gebieten der Alpen. Seinen Horst errichtet er entweder in Felsnischen oder auf hohen Bäumen. Auf die Jagd nach Hühnervögeln bis zur Auerhahngröße und Säugetieren vom Hasen bis zu Jungtieren von Reh, Gämse oder Hirsch geht er in größere Höhen als sein Nistplatz liegt. So kann er bis zu 6 kg schwere Beute im Sinkflug zum Horst transportieren. Er ist aber durchaus in der Lage schwerere Beute zu schlagen, welche er dann an Ort und Stelle verzehrt.
Das Weibchen legt 2-3 Eier, wobei meist nur ein Junges durchkommt. Die Aufzucht, die wie bei allen Greifvögeln von beiden Eltern durchgeführt wird, dauert nach dem Schlüpfen noch bis zu 11 Wochen. Auch dauert es 5-6 Jahre, ehe die jungen Steinadler selbst geschlechtsreif sind. Unsere heimischen Populationen bleiben das ganze Jahr ihrem Revier treu.
Bussarde
Unter Bussarden versteht man Vögel aus der Ordnung der Greifvögel, der Familie der Habichtartigen und der Gattung Bussarde (Buteo). In Deutschland gibt es nur eine Art der Gattung Bussarde - den Mäusebussard. Wobei der Wespenbussard der Gattung Wespenbussard (Pemis) angehört. Im Aussehen ähneln Bussarde der Gattung Adler (Aquila), unterscheiden sich von ihnen aber besonders durch ihre erheblich geringere Größe.
Der Schnabel der Bussarde ist relativ kurz und von seinem Ursprung an gebogen. Die Beine sind meist federlos. Ihr Gefieder ist auf der Unterseite stark quergebändert und ihr Schwanz ist relativ kurz. Die Weibchen sind in der Regel etwas größer als die Männchen
Bussarde ernähren sich von Kleinsäugern, wie Mäusen sowie von Vögeln, sie verschmähen aber auch keine Regenwürmer oder Reptilien. Bei Besitzern von Hühnern sind diese Vögel wenig beliebt, da sie dieses Federvieh gerne als Beutetier ansehen. Ihre Beute schlagen sie fast immer nach einem am Boden. Dabei jagd das Tier gerne von Bäumen oder Sträuchern aus.
- Mäusebussard (Buteo buteo)
Der Mäusebussard ist einer der häufigsten europäischen Greifvögel. Mit seinen 51-56 cm Körpergröße und 117-137 cm Spannweite reicht er nicht an die Ausmaße eines Adlers heran, ist jedoch deutlich größer als die verschiedenen Falkenarten. Seine Gefiederfärbung ist sehr variabel und reicht von dunkelbraun bis fast weiß, wobei die Unterseite stets relativ hell ist. Im Flug ist die deutliche Querbänderung der Flügel- und Schwanzunterseite zu erkennen. Häufig kann man den Mäusebussard im Gleitflug beobachten. Seine an das Miauen einer Katze erinnernde „hiääh-hiääh“ Rufe sind weithin hörbar und brachten ihm früher den Namen Katzenaar ein (Aar = altdeutsch für Adler). An den Lebensraum stellt er keine besonderen Anforderungen und auch die Nähe von menschlichen Siedlungen stört ihn nur wenig. Er benötigt lediglich hohe Bäume für den Bau seines Nestes (Horst) und freie Flächen für die Jagd. So findet man ihn an Waldrändern, über offenen Kulturflächen, im Gebirge sowie auch in Mooren und Flußniederungen. Als Hauptnahrungsquelle dienen Feldmäuse, aber auch andere Kleintiere wie Feldhamster, Maulwürfe, Eidechsen und Schlangen verschmäht er nicht. Im Winter frisst er zudem Aas. Die Jagd wird entweder vom Ansitz ausgeführt oder aus dem Gleitflug heraus.
Als Ansitz dient nahezu alles, was ihm eine erhöhte Sitzposition ermöglicht: Baumstümpfe, Zaunpfosten, Heuhaufen, große Steine. In jungen Pflanzungen werden so genannte … aufgestellt und vom Mäusebussard gerne angenommen. So wird verhindert, dass die Nagerpopulation in diesen häufig eingezäunten Bereichen zu groß wird und Schaden an den jungen Pflanzen anrichtet. Der Horst für die Aufzucht seiner 3-4 Jungen wird über viele Jahre wieder verwendet.
- Rauhfußbussard (Buteo lagopus)
Der 51-61 cm große Rauhfußbussard hat eine Flügelspannweite von 130-152 cm und ist somit etwas größer als der ihm sehr ähnlich sehende Mäusebussard. Sein Gefieder variiert ebenfalls und kontrastreich wechseln sich weiße und dunkelbraune Bereiche ab. Häufig ist der Kopfbereich weiß. Seine Füße sind bis zum Zehenansatz befiedert. Im Flug lässt er sich anhand eines dunklen Flecks auf fast weißem Untergrund an den Flügelunterseiten erkennen. Das Weibchen ist in der Regel größer als das Männchen. Der Rauhfußbussard ist ebenfalls ein Zugvogel, aber im Gegensatz zum Wespenbussard verbringt er den Winter in unseren Breiten und den Sommer im hohen Norden, Skandinavien und Sibirien, wo er seine 3-5 Jungen aufzieht. Seinen Horst baut er in hohen Bäumen, aber in baumlosen Gegenden auch am Boden oder auf Felsvorsprüngen. Zur Jagd auf Kleinsäuger und Nagetiere, wie Mäuse, Maulwürfe und Lemminge verharrt er meist am Boden leicht erhöht auf Erdschollen, Maulwurfshügeln oder niedrigen Büschen.
- Wespenbussard (Pernis apivorus)
Der 51-58 cm große Wespenbussard hat eine Flügelspannweite von 119-127 cm und gehört- wie erwähnt - nicht zur Gattung Bussarde (Buteo), sondern zur Gattung Wespenbussarde (Pernis). Er hat eine sehr variable Gefiederfärbung mit brauner Grundfärbung und dunkleren Flecken und Querbändern. Kopfplatte und Wangen sind schiefergrau. Er ist in ganz Deutschland verbreitet, aber seltener als der Mäusebussard. Sein bevorzugter Lebensraum sind gut strukturierte Laubwälder mit Lichtungen. Seinen Horst errichtet er häufig auf alten Krähennestern, baut aber auch selbst in hohen Bäumen. Seinem Namen macht er alle Ehre, da er als ausgesprochener Nahrungsspezialist Wespen, Bienen und Hummeln ausgräbt und sich von diesen und deren Larven ernährt. Insbesondere die saftigen Larven werden zur Aufzucht der Jungvögel verwendet. Nur selten frisst er auch andere Insekten, Käfer, Heuschrecken und kleine Wirbeltiere. Im Segelflug macht er am Erdboden bewohnte Nester aus, indem er den Ein- und Ausflug an den Erdlöchern beobachtet.
Der Wespenbussard hat auf Grund seiner Ernährungsgewohnheiten einige für Greifvögel untypische Merkmale ausgebildet, wie den Grab- oder Scharrfuß mit nur leicht gekrümmten Krallen sowie eine dichte, schuppige und harte Befiederung im Kopfbereich an der Schnabelwurzel und schlitzförmige Nasenlöcher - als Schutz gegen Wespenstiche. Als echter Zugvogel kehrt der Wespenbussard erst im April aus seinem Winterquartier in Afrika südlich der Sahara zurück, um bei uns seine 2 Jungen aufzuziehen. Bereits im September macht er sich wieder auf den Rückweg. Auf der Roten Liste ist er als gefährdet eingestuft.
Milane
- Schwarzer Milan (Milvus migrans)
Der Schwarze Milan ist 56-60 cm groß und besitzt eine Spannweite von 130-150 cm. Sein Gefieder ist durchgehend dunkelbraun gefärbt und sein Schwanz ist nur leicht gegabelt. Beide Merkmale helfen bei der Unterscheidung von seinem nahen Verwandten, dem in Kroatien nicht vorkommenden Roten Milan.
Als Lebensraum bevorzugt er lichte Laubwälder und Feldgehölze in der Nähe von größeren Gewässern. Seinen Horst baut er in der Krone von Laubbäumen. Diesen polstert er mit allerlei weichem Material aus und verwendet dazu auch Papierfetzen und Lumpen.
Der Schwarze Milan ernährt sich hauptsächlich von Fisch. Geschickt fängt er tote oder geschwächte Fische an der Wasseroberfläche oder frisst angeschwemmtes Aas. Er jagt aber auch anderen großen Vögeln gelegentlich ihre Beute ab und fängt selbst zur Brutzeit Wasservögel sowie verschiedene Kleintiere.
Bei knappem Nahrungsangebot findet er sich zudem auf Mülldeponien ein. Den Winter verbringt er als Ganzjahresvogel im südlichen Europa (Griechenland, Türkei) oder zieht nach Zentral- und Südafrika. Unterarten des Schwarzen Milans kommen sogar in Australien vor.
- Roter Milan (Milvus milvus)
Der Rote Milan ist bis 61 cm groß und besitzt eine Spannweite von 145-155 cm. Sein tief gegabelter Schwanz und die namensgebende rotbraune Gefiederfärbung unterscheiden ihn vom Schwarzen Milan. Auf der Flügelunterseite besitzt er im äußeren Drittel deutliche, helle Bereiche. Auch sein Kopf ist heller vom restlichen Körper abgesetzt. In seinem Gesamterscheinungsbild ist er schlanker als z.B. der Mäusebussard. Er lebt in Landschaften, in denen sich Laubwald und offene Flächen abwechseln. Er fliegt viel im Gleit- und Segelflug. Bei der Nahrung ist er nicht sehr wählerisch. Er erbeutet Fasane, Junghasen, Maulwürfe, Eidechsen und Schlangen, begnügt sich aber auch mit Käfern, kleineren Insekten und Regenwürmern. Er verschmäht aber auch Aas nicht und sucht Straßenränder und Bahndämme nach überfahrenen Tieren ab. Zudem ist er in der Lage, auch größere Vögel wie Krähen oder Möwen in der Luft zu schlagen. Seinen Horst baut er in der Krone alter Laubbäume. Diesen polstert er, wie der Schwarzmilan mit allerlei weichem Material aus und verwendet dazu auch Papierfetzen und Lumpen. In Deutschland ist er nur während der Brutzeit anzutreffen und überwintert im Mittelmeerraum von Südeuropa und Nordafrika. Ganzjährig findet man ihn z.B. in Südfrankreich, Süditalien und Spanien.
Habicht (Accipiter gentilis)
Wie beim nahe verwandten, aber deutlich kleineren Sperber sind auch Männchen (48 cm) und Weibchen des Habichts (61 cm) unterschiedlich groß. In der Gefiederfärbung unterscheiden sich die Geschlechter allerdings kaum. Die Färbung der Oberseite reicht von graubraun (m) bis schiefergrau (w). Die Unterseite ist schwarz-weiß quergebändert. Der Habicht bewohnt bevorzugt Nadelwälder mit altem Baumbestand. In der Krone alter Bäume bauen die Elterntiere zusammen ein großes Nest aus aus Ästen und Zweigen von Nadelbäumen, welches gut ausgepolstert wird. Gelegentlich werden auch verlassenen Bussardhorste bezogen. Während das Weibchen allein die 2-4 Eier bebrütet, wird es vom Männchen mit Nahrung versorgt.
Das Männchen schlägt hauptsächlich Vögel vom Sperling bis zur Taube, ähnlich dem Sperber, in vollem Flug aus der Luft. Das größere Weibchen ist in der Lage auch Rabenvögel, Eichhörnchen, Kaninchen und Hasen zu erbeuten. Die reviertreuen Habichte verlassen auch im Winter ihr Brutgebiet normalerweise nicht.chtet. Das Weibchen legt noch im Januar nur ein einziges Ei, welches beinahe zwei Monate bebrütet werden muss. Anschließend werden die Jungvögel noch bis zu 4 Monate aufgezogen bis sie sich fliegen und sich selbstständig mit Nahrung versorgen können.
Sperber (Accipiter nisus)
Männchen (28 cm) und Weibchen des Sperbers (38 cm) unterscheiden sich deutlich in ihrer Größe. Die Grundzeichnung beider Geschlechter ist sehr ähnlich, das Männchen ist jedoch auffälliger gefärbt. Er hat eine blaugraue Oberseite mit einer rotbraun-weiß quergebänderten Unterseite, während Sie eine braungraue Oberseite und eine grau-weiß quergebänderte Unterseite besitzt.
Der im Sitzen gedrungen und buckelig wirkende Sperber jagt ausgesprochen wendig im Verfolgungsflug kleine Vögel bis hin zur Taubengröße. In seinem natürlichen Lebensraum, Nadel- und Mischwälder mit angrenzenden Freiflächen, machen Tannenmeisen, Kohlmeisen und Buchfinken einen Großteil der Beute aus, wohingegen in stadtnahen Gebieten Sperlinge und Grünfinken die Hauptnahrungsquelle bilden. Sein Nest errichtet der Sperber bevorzugt in Fichten oder Kiefern. Das Weibchen legt 4-5 Eier und brütet allein, während das Männchen sie mit Nahrung versorgt. In vielen Regionen Europas ist er ganzjährig anzutreffen. Die Brutvögel aus dem Norden verbringen den Winter meist in Südfrankreich oder Spanien.
Singvögel
Blaukehlchen (Luscinia svecica)
Das Blaukehlchen ist bei uns als Brutvogel sehr selten und im Allgemeinen nur im Durchzug zu beobachten. Der 14 cm große Vogel, der in Gestalt dem Rotkehlchen sehr ähnlich ist, kommt in Europa in zwei Rassen vor: als Rotsterniges Blaukehlchen mit weißen Fleck auf der blauen Kehle und als Weißsterniges Blaukehlchen mit rotem Fleck. Kopf, Rücken, Flügel und Schwanz sind schwarzgrau gefärbt. Der Unterbauch ist weiß. Beim Weibchen fehlt die bunte Kehlfärbung völlig. Den Kopf ziert bei beiden Geschlechtern ein weißer Überaugenstreif. Es bevorzugt schilfreiche Feuchtgebiete, unterwuchsreiche Bruch- und Auwälder sowie Moorgebiete. Den Nestbau sowie das ausbrüten der 5-6 Eier an einem geschützten Standort am Boden übernehmen beide Elternteile, wobei das Weibchen den Großteil der Arbeit übernimmt, während das Männchen das Revier verteidigt bzw. Nahrung herbeischafft.. Gejagt wird ebenfalls am Boden. Als Beute dienen kleine Insekten und Spinnentiere, im Herbst auch Beeren. Bereits zwischen August und September machen sich die Blaukehlchen wieder auf den Weg in ihre Winterquartiere in die Savannengebiete Afrikas nördlich des Äquators.
Braunkehlchen (Saxicola rubetra)
Das 13 cm große Braunkehlchen ist eng mit dem auf den ersten Blick sehr ähnlichen Schwarzkehlchen verwandt. Kinn, Kehle und Brust sind rostbraun. Die Oberseite und Flügel sind hellbraun bis schwarzbraun gefärbt und schuppig gezeichnet. Das Gesicht ist seitlich durch einen weißen Überaugen- und Bartstreif eingerahmt. Die Färbung des Weibchens ist insgesamt etwas blasser. Das Braunkehlchen lebt in feuchten Wiesen und ist häufig auf einer erhöhten Warte sitzend anzutreffen, z.B. einem einzelnstehendem Strauch oder einer Staude. Das Nest wird vom Weibchen gut versteckt zwischen Grasbüscheln in einer Mulde am Boden gebaut. Die 5-6 Eier brütet es auch alleine aus. Während das Männchen einen erhöhten Punkt als Singwarte nutzt, verwenden beide Partner eine Warte als Ausgangspunkt für die Jagd. Nach kurzem Jagdflug auf erspähte Insekten, Würmer und Spinnen kehren sie meist zur Warte zurück um weiter Ausschau zu halten. Die Winterquartiere liegen im tropischen Afrika südlich der Sahara.
Dohle (Coloeus monedula)
Die Dohle erreicht bei einer Größe von 33 cm ein Gewicht 200 g, wobei die Weibchen etwas kleiner als die Männchen sind. Es gibt in Europa verschiedene Rassen, die sich an der Färbung im Hals- und Nackenbereich unterscheiden lassen. Alle Rassen haben ein oberseits schwarzes, an Kopf und Flügeln metallisch blau-glänzendes und unterseits dunkelgrau bis mattschwarzes Gefieder und einen schwarzen Schnabel. Die Augen (Iris) sind hellblau. Die bei uns heimische Rasse ist an den Halsseiten und Wangen graugefärbt, während die osteuropäische Rasse ein unterbrochenes, weißes Halsband trägt. Früher wurde eine nahe Verwandtschaft der Dohle zu den Krähen und Raben angenommen und die Dohle in die Gattung Corvus eingeordnet.
Neue molekulargenetische Analysen haben aber einen geringeren Verwandtschaftsgrad mit den Rabenvögeln ergeben, so dass sie in einen eigenen Gattung (Coloeus) eingeordnet wurde.
Die Dohle lebt in offenen Kulturlandschaften und Parkanlagen mit Felswänden, alten Gebäuden und Ruinen. Sie ist ein Höhlenbrüter und bezieht neben alten Spechthöhlen und Felslöchern besonders gerne alte Gebäude und Kirchtürme zum Nestbau. Die Vorliebe für Gotteshäuser brachte ihr den Beinamen "des Pastors schwarze Taube“ ein. Ähnlich wie die anderen Raben und Krähen ist die Dohle ein Allesfresser.
Der Schwerpunkt ihres Nahrungsspektrums liegt aber bei Insekten, Würmern und anderen Wirbellosen, die sie am Boden aufsammelt. Daneben frisst sie auch kleine Wirbeltiere, Vogeleier, Aas und in Siedlungen auch menschliche Abfälle. Die Dohle legt 4-5 Eier und brütet von April bis Juli. Die Vögel haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten und bilden manchmal große Brutkolonien. Als Teilzieher verbringen die nördlichen Populationen den Winter in unseren Breitengraden oder ziehen weiter südlich, während unsere Dohlen häufig hier bleiben. Die Dohle ist der Vogel des Jahres 2012.
Finken
Die Familie der Finkenvögel (Fringillidae) umfasst über 400 Arten, die mit Ausnahme von Australien und Ozeanien weltweit verbreitet sind. Für die Geschichte der Biologie sind die Finken von besonderer Bedeutung, da die vielfältigen Arten auf den Galapagos-Inseln Charles Darwin zu seiner Evolutionstheorie inspirierten. Unsere heimischen Arten sind meist von gedrungener Gestalt und haben einen kräftigen, zum Verzehren von Samen und Körnern geeigneten Schnabel. Sie sind sowohl in Bäumen, im Unterholz und auch auf dem Boden unterwegs. Bei vielen heimischen Arten ist das Männchen deutlich farbenfroher gefärbt als das Weibchen. Zudem ist das Gefieder des Männchens während der Brutzeit häufig besonders prächtig (Brutkleid). Die Weibchen unserer Finkenarten übernehmen das Brutgeschäft stets allein. Durch ihr unauffälliges Gefieder sind sie in den offenen Nestmulden für Feinde kaum zu erkennen. Die Männchen sind meist gute Sänger und verbringen viel Zeit damit, auf einer hohen Warte zu sitzen und singend ihr Revier zu markieren. Bei der Fütterung der Jungen sind sie aber mindestens ebenso eifrig wie die Weibchen. Viele Arten verbringen den Winter weiter südlich und schließen sich im Herbst häufig zu kleinen Trupps oder großen Schwärmen zusammen.
- Bergfink (Fringilla montifringilla)
Der 15 cm große Bergfink ist ein echter Zugvogel und verbringt nur den Winter in Mittel- und Südeuropa. Den Sommer verbringt er in Brutgebieten des hohen Nordens. Das Männchen hat im Sommerkleid einen pechschwarzen Kopf und Nacken sowie schwarzbraune Flügel mit einer orangefarbenen Binde. Brust und Schultern sind kräftig orangerot und die Bauchseite weißgrau gefärbt. Das Weibchen ist unscheinbarer und hat braune Oberseite und Kopf mit schwarzer Schuppung und ebenfalls eine weißgraue Unterseite. Ganz ähnlich sieht ihm das Männchen im Winterkleid, welches dann allerdings durch den gelben Schnabel zu unterscheiden ist.
Während der Brutzeit lebt der Bergfink bevorzugt in Birken- und Nadelwäldern. Das Weibchen baut das napfförmige Nest allein aus Grashalmen, Moos und Flechten und brütet auch allein die 5-7 Eier aus. Die Jungvögel werden von beiden Eltern mit Insekten und deren Larven gefüttert, in der restlichen Zeit des Jahres stehen hauptsächlich verschiedene Sämereien und besonders Bucheckern auf dem Speiseplan. Die nordischen Bedingungen lassen nur eine Brut zu. Im Winter ziehen Buchfinken in riesigen Schwärmen, die teilweise mehrere Millionen Exemplare umfassen, nach Süden. Im Januar 2012 wurden in Tübingen ein Schwarm von ca. 5 Millionen Bergfinken beobachtet.
- Buchfink (Fringilla coelebs)
Beim Männchen des 15 cm große Buchfinks sind Kopfoberseite und Nacken blaugrau und die Wangen rostrot. Rücken und Unterseite sind rötlichbraun gefärbt. Die Flügel sind blaugrau und schwarz mit zwei weißen Binden. Das Weibchen hat olivbraune Oberseite und Kopf mit zwei weißen Flügelbinden und eine graubraune Unterseite. Der Buchfink lebt in Laub-, Misch- und Nadelwäldern bis 2.000 m Höhe, kommt aber auch in Gärten, Parks und Kulturlandschaften mit Hecken und Baumbestand vor.
Auf Buchen, wie sein Name vermuten lässt, ist er nicht angewiesen. Im Frühjahr und Sommer ernährt er sich hauptsächlich von Insekten und Raupen, im Herbst und Winter frisst er Beeren und Samen. Häufig sind die Vögel auf dem Boden trippelnd auf Nahrungssuche. Das Weibchen baut alleine das kunstvolle, napfförmige Nest in Büschen oder Bäumen und brütet auch alleine die 3-6 Eier aus. Zwei Bruten im Jahr sind die Regel. Das Männchen übernimmt in dieser Zeit die Nahrungsversorgung und verteidigt energisch das Revier gegen eindringende Artgenossen. Mit seinem melodischen Gesang verkündet er seine Revieransprüche deutlich hörbar. Buchfinken sind Teilzieher, d.h. nur die nördlichen Populationen ziehen im Winter in den Süden bis in den Mittelmeerraum. In großen Schwärmen suchen sie zusammen mit anderen Finkenarten die abgeernteten Felder nach Körnern ab. Unsere heimischen Vertreter überwintern teilweise hier und finden sich dann auch am Futterhaus ein.
- Distelfink, Stieglitz (Carduelis carduelis)
Der ca. 12 cm große Distelfink wird wegen seiner „stiglitt“ oder „tiglitt“ Rufe auch als Stieglitz bezeichnet. Wegen seines auffallend bunten Gefieders wurde er früher auch als Ziervogel im Käfig gehalten. Er hat eine leuchtend rote Gesichtsmaske mit einem schwarzen Fleck rund ums Auge. Wangen, Brust und Unterseite sind weiß gefärbt. Ober- und Hinterkopf sind schwarz und der Rücken ist ockerbraun. Die schwarzen Flügel tragen eine bereite, leuchtend-gelbe Binde. Männchen und Weibchen sind dem Aussehen nach nicht voneinander zu unterscheiden.
Der Distelfink lebt häufig in der Nähe des Menschen und ist in Obstplantagen, Gärten und Parks zu Hause. Auch das Nest wird meist in Obstbäumen aus Grashalmen und Moos errichtet. Das Weibchen brütet, bis zu zweimal im Jahr, die 4-5 Eier alleine aus, aber die Versorgung der Küken übernehmen beide Elternteile. Als Nahrung dienen hauptsächlich allerlei Samen, aber auch kleine Insekten, wie z.B. Blattläuse. Im Spätsommer sieht man Distelfinken in kleinen Scharen geschickt auf Disteln herumturnen oder im Herbst akrobatisch in Birken oder Lärchen, um sich die Samen. Als Teilzieher verbringen viele Vögel den Winter in Süd- oder Mitteleuropa, um im Frühjahr wieder in die nördlichen Brutgebiete zu ziehen.
- Girlitz (Serinus serinus)
Der 11.5 cm große Girlitz ist der kleinste Finkenvogel Europas. Er wurde bis in die 1960er-Jahre teilweise auch als Wilder Kanarienvogel bezeichnet; allerdings ist dieser Name mittlerweile ungebräuchlich. Aus der auf den Kanarischen Inseln und auf Madeira heimischen Rasse des Girlitz wurde der Kanarienvogel gezüchtet. Kopf, Brust und Bauch des Männchens sind kräftig gelblich-grün, seine Oberseite ist graubraun mit feiner Strichelung. Die Färbung des Weibchens ist insgesamt etwas gedeckter. Der Girlitz besiedelt parkähnliches Gelände, Gärten, Obstplantagen, Weinberge sowie lichte Laub- und Mischwälder. Das Nest wird meist halbhoch in Bäumen aus Grashalmen, Wurzeln und Moos errichtet. Das Weibchen brütet, bis zu zweimal im Jahr, die 4-5 Eier alleine aus. Die Versorgung der Küken übernehmen beide Elternteile jedoch gemeinsam. Als Nahrung dient rein pflanzliche Kost, hauptsächlich Sämereien, aber auch junge Pflanzenteile. Als Teilzieher verbringen viele Vögel den Winter in Süd- oder Mitteleuropa, um im Frühjahr wieder in die nördlichen Brutgebiete zu ziehen. Die südlichen Populationen sind Standvögel.
- Grünfink, Grünling (Chloris chloris)
Der ca. 15 cm große und kräftig gebaute Grünfink oder Grünling ist einer unser häufigsten Finken. Das Männchen ist oberseits olivgrün, unterseits gelbgrün mit leuchtend gelber Flügel- und Schwanzzeichnung. Das Weibchen ist weniger auffallend gefärbt. Der Grünfink bewohnt als Kulturfolger in der Nähe des Menschen Parks, Gärten, Alleen und Friedhöfe. Ansonsten findet man ihn an Waldrändern sowie in lichten Laub- und Mischwäldern.
Das Nest wird niedrig in dichten Hecken, Büschen oder niedrigen Bäumen gebaut. Das Weibchen brütet, in Ausnahme fällen bis zu dreimal im Jahr, die 4-6 Eier alleine aus. Die rein pflanzliche Versorgung der Küken mit Samen und Körnern übernehmen beide Elternteile. Hierzu werden die geschälten Samen im Kropf aufgeweicht und erst dann an die Küken verfüttert. Grünfinken sind sehr gesellig. So bauen sie ihre Nester manchmal in unmittelbarer Nähe zueinander und auch bei der Nahrungssuche im Herbst sind sie häufig in Gruppen unterwegs. Sie pflücken im Geäst Beeren von den Zweigen, lesen aber auch Körner am Boden auf.
Als Teilzieher verbringen viele Vögel den Winter in Südeuropa oder Nordafrika, um im Frühjahr wieder in die nördlichen Brutgebiete zu ziehen.
Die südlichen Populationen sind Standvögel. Die nördlichen Populationen überwintern nicht selten in unseren Breitengraden und sind dann auch am Futterhaus anzutreffen, wo sie äußerst streitbar um ihren Platz kämpfen. Hier lässt sich auch gut beobachten, wie geschickt sie mit ihrem kräftigen Schnabel Sonnenblumenkerne schälen.
Hänfling, Bluthänfling (Carduelis cannabina)
Der Hänfling gehört zur Familie der Finken. Wegen der Rotfärbung des Männchens an Brust und Kopf wird der ca. 13 cm große Hänfling auch als Bluthänfling bezeichnet. Kopf, Hals und Bauchseite sind gelblich-weiß gefärbt, der Rücken und die Flügeldecken sind rostbraun. Das unterseits dunkel gestreifte Weibchen weist keine der roten Zeichnungen auf. Der Hänfling bevorzugt offenes Gelände mit dichten Hecken und Büschen.
Man findet ihn aber auch an Waldränder, in Gärten und in Parks. Das Nest wird niedrig in dichten Hecken oder Büschen aus Pflanzenfasern und Halmen gebaut. Häufig brüten mehrere Paare in lockeren Kolonien dicht nebeneinander. Das Weibchen brütet, bis zu zweimal im Jahr, die 4-6 Eier alleine aus. Die Versorgung der Küken, vorwiegend mit Sämereien, übernehmen beide Elternteile jedoch gemeinsam.
Hierzu werden die geschälten Samen im Kropf aufgeweicht und erst dann an die Küken verfüttert. Seine Vorliebe für ölreiche Samen, so z.B. Hanf, brachte ihm seinen Namen ein, denn besonders klein oder schmächtig ist der Hänfling nicht. Als Teilzieher verbringen viele Vögel den Winter in Südeuropa oder Nordafrika, um im Frühjahr wieder in die nördlichen Brutgebiete zu ziehen. Die südlichen Populationen sind Standvögel.
Zeisig (Carduelis spinus)
Der Zeisig gehört zur Familie der Finken. Der zierliche, ca. 12 cm große Zeisig bewohnt Fichten- und Tannenwälder, sowie Mischwälder und große Parks mit Fichtenbestand. Das Männchen hat ein gelbgrünes Gefieder mit schwarzer Kopfplatte und schwarzem Kehlfleck. Seine Oberseite und Flügel sind graugrün mit feiner dunkler Strichelung. Die Flügeldecken ziert eine gelbgrüne Binde.
Das Weibchen ist insgesamt dunkler gefärbt, hat keine Kopfplatte und weist eine ausgeprägtere Strichelung auf. So ist es im Nest, welches in hohen Nadelbäumen errichtet wird, kaum zu erkennen.
Das Weibchen brütet, bis zu zweimal im Jahr, die 4-6 Eier alleine aus.
Die Versorgung der Küken mit Samen und Blattläusen übernehmen beide Elternteile jedoch gemeinsam. Nach der Brutzeit bis in den Winter hinein ernährt sich der Zeisig fast ausschließlich von Tannen-, Fichten-, Birken- und Erlensamen. Dann ist er auch in größeren Schwärmen unterwegs. Seine Ernährungsgewohnheiten brachte ihm auch seinen Zweitnamen ;Erlenzeisig“ ein. Viele Vögel verbringen den Winter in unseren Breitengraden, ein Teil der nördlicheren Populationen zieht aber gen Süden.
Heckenbraunelle
Die Heckenbraunelle (Prunella modularis) ist eine Vogelart aus der Gattung Braunellen aus in der gleichnamigen Familie der Braunellen (Prunellidae) und aus der Unterordnung der Singvögel.
Der Vogel ist in Mitteleuropa ein weit verbreiteter und häufiger Brut- und Sommervogel. Man findet den Vogel in jungen Fichtenbeständen und im Gebirge bis zur Knieholzregion.
Die Heckenbraunelle besitzt eine mittleren Größe von 15 cm, bei einem mittleren Gewicht von 20 g.
Ihre Brust und Kopf ist blei- bis schiefergrau, während der Rücken und die Flügel sind dunkelbraun und schwarz gestreift sind. Männchen und Weibchen sehen nahezu gleich aus.
Die Vögel bevorzugen Waldrändern, Gärten, Parks und Gebüschen, in den Alpen findet man sie auch in der Krummholzzone.
Während der Sommerzeit ernähren sie sich von kleinen Raupen, Käfern, Larven, Puppen oder auch Spinnen, während sie sich im Winter eher von diversen Samen ernähren.
Heckenbraunellen sind Teilzugvögel, die nur in höher gelegenen oder klimatisch ungünstigen Gebieten im Winter nach Südspanien und Nordafrika flegen.
Ammern
Die Ammern gehören zu den Finkenvögeln und zur Unterornung der Singvögel. und sind eng mit unseren Finken verwandt. Unseren heimischen Vertreter gehören größtenteils zur Gattung der Echten Ammern (Emberiza), aber auch zu den Schneeammern (Plectrophenax) und Spornammern (Calcarius). Es sind kleine Vögel von 15-18 cm Größe mit gutem Gesangstalent, die ihr Nest am Boden oder in Bodennähe errichten. Einige Arten sind Zugvögel, andere verlassen unsere Breitengrade im Winter. Ammern gelten schon seit der Antike als äußerst schmackhaft und werden auch in Südeuropa trotz Verbots nach wie vor gefangen und verzehrt. Ortolane galten als besonders schmackhaft und wurden sogar mit Hafer und Hirse zu so genannten "Fettammern“ gemästet.
Sie standen noch bis 1999 auf der Speisekarte von französischen Sterneköchen wie Paul Bocuse. Zusätzlich wurden verschiedene Ammernarten früher, was heute ebenfalls verboten ist, als „Singvögel“ in Käfigen gehalten bzw. als Lockvögel für die Jagd genutzt.
- Goldammer (Emberiza citrinella)
Die 16-17 cm große Goldammer verdankt ihren Namen verdankt sie ihrer goldgelben Färbung an Kopf, Brust und Bauch. Ihr Rücken, sowie Flügel und Schwanz sind in verschiedenen Brauntönen gestreift, der Bürzel ist rostbraun. Das Weibchen ist in seiner Gefiederfärbung etwas schlichter. Der bevorzugte Lebensraum der Goldammer ist offenes Gelände mit Hecken und Büschen, man findet sie aber auch an Waldrändern und in Fichtenschonungen. Das Männchen singt häufig von erhöhter Warte, einem Buschwipfel oder Leitungsmast.
Das Nest errichte das Weibchen meist gut versteckt am Boden und polstert es weich mit zahllosen Tierhaaren aus. Das Gelege umfasst 3-5 Eier und wird von beiden Partnern bebrütet. Es finden zwei Bruten im Jahr statt. Während der Aufzucht der Jungen fangen die Eltern größtenteils Insekten, ansonsten ernähren sie sich vorwiegend von Sämereien und Beeren. Den Winter verbringt sie bei uns und man kann in dieser Zeit kleinere Schwärme auf Nahrungssuche beobachten. - Grauammer (Emberiza calandra)
Die Grauammer ist mit 18 cm die größte Ammer und wirkt im Vergleich zu ihren Verwandten etwas plump. Sie ist insgesamt unscheinbar gefärbt, ähnlich einer Lerche, oberseits graubraun mit starker Strichelung und unterseits hellgrau mit leichter Strichelung.
Die Grauammer bevorzugt als Lebensraum offenes Gelände mit einzelnen Büschen und Bäumen. Zudem findet man sie häufig in Kulturlandschaften wie Wiesen und Feldern.
Das Männchen singt oft von erhöhter Warte, einem Buschwipfel oder Leitungsmast. Ein Teil der Männchen verpaart sich mit mehreren Weibchen, wobei dies meist nacheinander geschieht, so dass die Jungvögel nicht zeitgleich schlüpfen und versorgt werden müssen. Das Nest errichte das Weibchen gut versteckt in einer Mulde am Boden und polstert es weich mit Tierhaaren aus. Das Gelege umfasst 4-5 Eier und wird von beiden Partnern bebrütet, wobei das Männchen je nach seinen anderen Verpflichtungen nur teilweise unterstützt. Es finden nur bei guten Bedingungen zwei Bruten im Jahr statt. Während der Aufzucht der Jungen fangen die Eltern größtenteils Insekten und Spinnen, ansonsten ernähren sie sich vorwiegend von Sämereien und Beeren. Mit ihrem kräftigen Schnabel kann die Grauammer auch größere Samen knacken als ihre Verwandten. Den Winter verbringt sie in unseren Breitengraden. In dieser Zeit schließen sich Grauammern zu Schwärmen zusammen und gehen gemeinsam am Boden auf Nahrungssuche. - Rohrammer (Emberiza schoeniclus)
Die 15 cm große Rohrammer wird wegen ihres sperlingsähnlichen Aussehens auch als Rohrspatz bezeichnet. Die Redensart: „Schimpfen wie ein Rohrspatz“ kommt von ihrem lautstarken Gesang. Das Männchen hat schwarzen Kopf und schwarze Kehle mit weißem Bartstreif, eine hellgraue Bauchseite und eine braune Oberseite mit schwarzer Strichelung. Das Weibchen ist oberseits braun mit schwarzer Strichelung und unterseits hellgrau. Der Kopf ist ebenfalls braun mit hellem Überaugen- und Bartstreif. Die Rohrammer lebt in schilfbestandenen Uferzonen von Flüssen und Seen, aber auch in Mooren und Feuchtwiesen. Sie nistet am oder knapp über dem Boden. Das Nest wird aus Schilfblättern gebaut und mit Moos und Tierhaaren ausgepolstert. Das Gelege umfasst 4-6 Eier und wird weitgehend vom Weibchen allein ausgebrütet.
Zwei Bruten im Jahr sind die Regel. Das Männchen lässt sich beim Singen weit oben an einem Schilfhalm, einem Busch oder einer Weide beobachten. Bei der Aufzucht der Jungen helfen wieder beide Partner. Als Nahrung dienen in der Brutzeit neben allerlei Insekten auch kleine Krebse und Schnecken. Im Winter stehen Schilfsamen und andere Sämereien oben auf dem Speiseplan. Als Teilzieher bleiben einige Populationen auch im Winter bei uns, andere ziehen nach Süd- oder Mitteleuropa. Zudem gibt es Zuzügler aus dem Norden. - Spornammer (Calcarius lapponicus)
Die 15 cm große Spornammer verdankt ihren Namen der verlängerten Kralle an der Hinterzehe. Ihr lateinischer Name „lapponicus“ lässt auf ihr Verbreitungsgebiet Lappland schließen: sie brütet im Siedlungsgebiet der Samen in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland.
Das Männchen hat in seinem kontrastreichen Brutkleid einen schwarzen Oberkopf, eine schwarze Kehle und ein schwarzes Gesicht.
Der weiße Überaugenstreif ist nach unten verlängert und rahmt Gesicht und Kehle ein. Der Nacken ist leuchten rotbraun gefärbt, der Schnabel ist gelb. Oberseits ist das Gefieder dunkelbraun mit hellerer und dunklerer Strichelung, unterseits einheitlich weißgrau gefärbt. Das Weibchen ist recht unscheinbar und hat oberseits eine braune Grundfärbung mit dunklerer Strichelung. Unterseits ist es grauweiß gefärbt mit leicht scheckiger Brust. Im Winterkleid sieht das Männchen dem Weibchen sehr ähnlich.
Die Spornammer besiedelt den gesamten Tundragürtel und bevorzugt freie Flächen mit kargem Bewuchs. Aus Mangel an Singwarten startet das Männchen zur Revierabgrenzung, ähnlich wie die Schneeammer vom Boden aus zu kurzen Singflügen. Ihr Nest baut das Spornammer-Weibchen windgeschützt am Boden an einem kleinen Busch oder Grasbüschel aus Grashalmen. Es wird weich mit Federn ausgepolstert. Auf Grund des Klimas findet nur eine Jahresbrut statt. Das 4-5 Eier umfassende Gelege wird vom Weibchen allein ausgebrütet.
Bei der Aufzucht der Jungen helfen beide Elternteile und fangen größtenteils Insekten, insbesondere Mücken, und Spinnen, ansonsten ernähren sie sich vorwiegend von Sämereien niedriger Kräuter und Gräser. Den Winter verbringen die europäischen Populationen an unseren Meeresküsten von Nord- und Ostsee, seltener ziehen sie weiter südlich bis ans Mittelmeer. Die russischen Populationen fliegen bis in den Kaukasus und ans Schwarze Meer. - Zaunammer (Emberiza cirlus)
Die ca. 17 cm große Zaunammer ist im Aussehen der Goldammer sehr ähnlich. Sie hat eine grünlich-gelbe Grundfärbung mit deutlicher brauner Längsstrichelung auf der Oberseite. Die Flügeldecken sind manchmal rotbraun gefärbt. Der Kopf ist beim Männchen gelb mit schwarzem Scheitel, schwarzem Augen- und Bartstreif und schwarzem Kehlfleck. Die Bauchseite ist gelblich-olivgrün gefärbt und leicht gescheckt.
Das Weibchen ist insgesamt matter gefärbt und hat keinen Kehlfleck. Die wärmeliebende Zaunammer bevorzugt offene Lebensräume mit Hecken und Büschen. Das Weibchen baut das Nest aus Gräsern, Wurzeln und Moos am Boden, in niedrigen Büschen oder in jungen Nadelbäumen. Nestbau und Brutgeschäft werden vom Weibchen allein durchgeführt und auch bei der Aufzucht der 3-5 Jungen hilft das Männchen nur teilweise mit.
Stattdessen lässt es sich häufig von erhöhter Warte, einem Buschwipfel oder Leitungsmast singend beobachten. Für die 2-3 Jahresbruten dienen im Frühjahr und Sommer als Nahrung hauptsächlich allerlei Insekten, später im Jahr werden bevorzugt Sämereien gefressen. Die Zaunammer ist ein Standvogel und verbringt den Winter normalerweise im angestammten Revier.
Drosseln (Turdidae)
Die weitverbreitete Amsel ist der häufigste Vertreter aus der Familie der Drosseln. Sie wird in anderen Ländern übersetzt als Schwarzdrossel bezeichnet, in Deutschland hat sich jedoch der Name Amsel, der möglicherweise auf einen alten Dialekt zurückzuführen ist, durchgesetzt.
Schwarze Sprenkel auf der weißen Bauchseite, die nur beim Amselmännchen völlig fehlen, sind ebenso charakteristisch für unsere heimischen Drosseln wie der melodische und laute Gesang ihrer Männchen. Nicht zu den weltweit über 300 Drossel-Arten gehört übrigens die Wasseramsel.
- Amsel (Turdus merula)
Die ca. 25 cm große Amsel gehört zur Familie der Drosseln (Turdidae) und besitzt noch den Namen Schwarzdrossel, der ihre Verwandtschaft hervorhebt. Aber auch ohne den Namenszusatz „Drossel“ ist die Amsel auf Grund ihres Verhaltens und ihrer Sangeskünste eine ein typischer Vertreter der Drosseln.
Das Männchen ist tiefschwarz gefärbt und hat einen gelben Schnabel und einen gelben Augenring. Augenring und Schnabel sind zur Brutzeit besonders leuchtend gefärbt. Das Weibchen hat ein dunkelbraunes Gefieder und einen braunen Schnabel. Ihre Unterseite ist entweder ebenfalls braun, etwas heller oder leicht gesprenkelt. Sie ist ein echter Kulturfolger und ist fast überall in der Nähe des Menschen anzutreffen. Ursprünglich bewohnte sie unterholzreiche Wälder, ist aber heute vielmehr in Parks und Gärten anzutreffen. Sie brütet bevorzugt in dichten Hecken, nimmt aber in der Stadt auch mit weniger geschützten Brutplätzen z.B. mit Balkonkästen vorlieb.
Das Amselweibchen baut ein stabiles Nest aus Halmen, Wurzeln und Moos, in welches sie 3-5 Eier legt. Im Jahr sind 2-3 Bruten möglich. Während das Weibchen mit Brüten und Nestbau beschäftigt ist, markiert das Männchen durch seinen kunstvollen Gesang das Revier, welches er auch energisch gegen andere Amseln verteidigt.
Nähert sich ein Räuber, wie z.B. eine Katze dem Nest, bleiben beide Partner dem Eindringling unter ständigem und lautem Meckern dicht auf den Fersen, bis dieser genervt abzieht. Eine Strategie, die allerdings nicht immer aufgeht, denn die Katze ist sicherlich der größte Fressfeind.
Die Jungvögel werden von beiden Eltern mit tierischer Kost versorgt, die am Boden gejagt wird. Auf dem Speiseplan stehen Regenwürmer, die direkt aus dem Boden gezogen werden und allerlei Insekten, deren Larven und Schneckeneier. Im Herbst fressen Amseln gerne Beeren und nur selten Obst. Häufig hört man Amseln im Herbst und zeitigen Frühjahr im Gebüsch rascheln ehe man sie zu Gesicht bekommt. Sie durchwühlen das trockene Laub am Boden auf der Suche nach kleinen Kerbtieren, die sich darin verbergen. Unsere Stadtamseln verbringen den Winter bei uns und sind häufiger Gast am Futterhaus. Die nördlichen, wilden Populationen ziehen südwärts nach Südeuropa oder sogar Nordafrika. - Misteldrossel (Turdus viscivorus)
Die Misteldrossel ist mit ihren 27 cm die größte Drossel Mitteleuropas. Sie ist von der etwas kleineren Singdrossel nur schwer zu unterscheiden. Sie hat eine einfarbig graubraune Oberseite und eine weiße, dicht mit schwarzen Flecken übersäte Unterseite. Die Misteldrossel lebt in Laub- und Nadelwäldern bis zur Baumgrenze sowie in Gärten und Parks. Das relativ große Nest baut das Weibchen aus Wurzeln, Zweigen, Gräsern und Moos hoch oben in der Astgabel von Bäumen. Das Männchen hilft zwar beim Nestbau, ist dabei allerdings nicht so eifrig. Das Weibchen brütet die 3-5 Eier alleine aus und wird dabei vom Männchen gefüttert. Häufig finden 2 Bruten im Jahr statt. Während der Brutzeit stehen Schnecken, Würmer, Insekten und Spinnen auf dem Speiseplan. Im Herbst kommen Beeren, insbesondere Mistelbeeren und Obst dazu. Unsere heimischen Misteldrosseln überwintern in milderen Regionen Mittel- und Südeuropas sowie in Nordafrika. - Ringdrossel (Turdus torquatus)
Die 25 cm große Ringdrossel ist der Amsel ähnlich, aber durch ihren namensgebenden halbmondförmigen weißen Halsring zu unterscheiden. Das Männchen hat eine schwarze Grundfärbung, das Weibchen hat einen braunen Grundton. Ihre Federn haben einen feinen weißen Rand, so dass ihr Gefieder insgesamt geschuppt wirkt. In Europa leben zwei Rassen der Ringdrossel: das Gefieder der nordischen Form, die manchmal auf dem Durchzug zu beobachten ist, erscheint nicht geschuppt und wirkt dadurch insgesamt dunkler. Unsere heimische Form besiedelt die Nadelwälder und Latschenkiefer-Zonen der Mittelgebirge und Alpen. Das Nest wird von beiden Partnern gemeinsam in niedrigem Gestrüpp oder Nadelbäumen dicht am Boden in typischer Drosselmanier gebaut. Das aus 4-5 Eiern bestehende Gelege wird ebenfalls von beiden Partnern bebrütet. Meist findet nur eine Brut statt. Die Jungvögel werden mit am Boden erbeuteten Schnecken, Würmern, Insekten und Spinnen gefüttert. Im Herbst stehen zusätzlich Beeren und Früchte auf dem Speiseplan. Den Winter verbringen die Vögel im Mittelmeerraum und in Nordafrika. - Singdrossel (Turdus philomelos)
Die 23 cm große Singdrossel macht ihrem Namen alle Ehre. Ihr melodischer Gesang ist besonders in den Morgen- und Abendstunden zu hören. Sie hat ganz ähnlich der größeren Misteldrossel eine einfarbig braune Oberseite und eine weiße, dicht mit schwarzen Flecken übersäte Unterseite Ihr bevorzugter Lebensraum sind Laub- und Nadelwälder, Kulturlandschaften mit reichlich Gehölzen sowie Gärten, Obstplantage und Parks. Ihr Nest baut sie in Sträuchern oder Nadelbäume dicht über dem Boden. Im Gegensatz zu den anderen Drosselarten kleidet sie ihr Nest nicht mit einer Erdschicht aus, sondern mit verrottendem Holz (Holzmulm).
Das Weibchen legt 3-6 Eier und brütet zweimal im Jahr. Die Nahrung wird am Boden gejagt und besteht größtenteils aus Schnecken. Sie verschmäht aber auch Insekten, Würmer und im Herbst Beeren und Früchte nicht. Erbeutete Gehäuseschnecken werden an einem Stein oder Baumstumpf, der so genannten „Drosselschmiede“ aufgeschlagen.
Anhand einer solchen Drosselschmiede lässt sich auch die Anwesenheit der sonst eher scheuen Singdrossel erkennen. Unsere heimischen Populationen sind Zugvögel und verbringen den Winter im gesamten Mittelmeerraum, von Südspanien über Griechenland, Türkei und Nordafrika. - Wacholderdrossel (Turdus pilaris)
Die ca. 25 cm große Wacholderdrossel ist die farbenprächtigste Drosselart. Sie hat einen hellgrauen Kopf und Unterrücken, der restliche Rücken sowie die Flügeloberseiten sind Kastanienbraun. Ihre Unterseite ist weiß, an der Brust rötlich hinterlegt und nach unten auslaufend schwarz gefleckt.
Sie bewohnt offene Landschaften mit Büschen und Gehölzgruppen, lichte Wälder sowie Parkanlagen und Gärten. Im Gegensatz zu unseren anderen Drosselarten lebt sie in Kolonien, die bis zu 40 Paar umfassen können. Auch auf der Nahrungssuche ist sie in kleineren Trupps unterwegs. Am Boden jagt sie nach Schnecken, Würmern, Insekten und Spinnen. Im Herbst frisst sie zusätzlich Beeren und Früchte.
Ihr Nest baut das Weibchen der Wacholderdrossel aus Gräsern, Blättern, Lehm und Moos hoch oben in einer Astgabel von Bäumen oder nahe am Stamm. Dort hinein legt es 4-6 Eier, die es auch alleine ausbrütet. Unsere heimischen Populationen überwintern im europäischen Mittelmeerraum.
Kampfläufer
Der Kampfläufer (Philomachus pugnax) ist ein geschützter Vogel der in Feuchtwiesen, Niederungswiesen, Mooren und der feuchten Tundra in ganz Eurasien brütet.
Er gehört zur Gattung Kampfläufer (Philomachus) und zur Familie der Schnepfenvögel (Scolopacidae)
Die Männchen erreichen eine Körpergröße von 25 bis 32 Zentimetern, bei einem Gewicht zwischen 130 und 230 Gramm. Ihre Flügelspannweite erreicht 55 bis 60 cm.
Die Männchen besitzen einen schwarzen, orangen, kastanienbraunen oder auch weißen Kragen. Die Weibchen erreichen dagegen eine Körpergröße von 20 bis 25 cm und ein Gewicht zwischen 70 und 150 Gramm. Ihre Flügelspannweite beträgt 45 bis 50 cm.
Ihre Nahrung besteht aus Würmern, Schnecken, Insekten, aber auch aus Körnern und Samen.
Zu seinen Feinden gehören Füchse, Marderhunde, Wiesel, Falken, Möwen und Krähen.
Die Tiere sind Zugvögel, die zumeist im westafrikanischen Binnenland überwintern.
Lerchen (Alaudidae)
Weltweit sind die Lerchen mit über 200 Arten vertreten. Sie sind ausgesprochene Bodenbewohner, die sich tippelnd, niemals hüpfend, fortbewegen und geschickte Flieger. Die Männchen sind hervorragende Sänger, die entweder im Flug oder von einer erhöhten Singwarte ihr weithin hörbares Lied schmettern. Unsere heimischen Arten lassen sich äußerlich nur schwer unterscheiden. Bei der Abgrenzung hilft es aber den jeweils charakteristischen Singflug der Männchen zu beobachten. Die Färbung der Lerchen ist unauffällig in Braun- und Beigetönen dem Leben am Erdboden angepasst.
- Feldlerche (Alauda arvensis)
Die Feldlerche ist mit 18 cm unsere größte heimische Lerche. Sie ist oberseits hell- und dunkelbraun gefleckt und längsgestrichelt, unterseits ist sie weißlich gefärbt mit schwarzbraun gesprenkelter Brust. Ihre Scheitelfedern kann sie zu einer kleinen Haube aufrichten. Sie hat einen relativ langen Schwanz mit weißen Außenkanten. Ihr bevorzugter Lebensraum ist offenes, baumloses Gelände und reicht von den Dünenlandschaften der Küsten über Moore, Wiesen und Felder bis zu Hochflächen im Bergland. In einer Mulde am Boden baut das Weibchen ein gut getarntes, flaches Nest aus Pflanzenmaterial der Umgebung. Das Gelege umfasst 3-5 Eier, welche sie auch allein ausbrütet. Es finden 2-3 Bruten im Jahr statt.
Das Männchen der Feldlerche steigt zum Singflug fast senkrecht bis zu 50 m empor und lässt seinen trillernden Gesang bis zu 15 Minuten ohne Unterbrechung erklingen. Wie ein Stein lässt es sich anschließend zu Boden fallen. Auf dem Speiseplan der Feldlerche stehen neben allerlei bodenlebenden Insekten, Raupen, Larven und Spinnen auch Sämereien und grüne Pflanzenteile.
Bei der Fütterung der Jungen landen die Eltern stets in einiger Entfernung zum Nest und gehen das letzte Stück zu Fuß, um keine Feinde auf ihren Nachwuchs hinzuweisen. Der größte Teil unsere Feldlerchen zieht im Winter nach Süd-, Westeuropa und Nordafrika. - Haubenlerche (Galerida cristata)
Die 17 cm große Haubenlerche sieht der Feldlerche sehr ähnlich, wirkt aber gedrungener. Sie ist oberseits hellbraun gefärbt und weniger stark gefleckt und längsgestrichelt, unterseits ist sie weißlich gefärbt mit schwarzbraun gesprenkelter Brust. Ihre Scheitelfedern hat sie häufig zu einer spitzen Haube aufgerichtet. Sie hat einen relativ kurzen Schwanz mit gelblichbraunen Außenkanten.
Sie lebt als Kulturfolger in der Nähe menschlicher Siedlungen auf Brachflächen, Bahndämmen, Truppenübungs- und Flugplätzen. In einer Mulde am Boden baut das Weibchen ein gut getarntes, flaches Nest aus Pflanzenmaterial der Umgebung. Das Gelege umfasst 3-5 Eier, welche sie auch allein ausbrütet. Die Fütterung übernehmen aber wieder beide Elternteile. Es finden 2-3 Bruten im Jahr statt.
Das Männchen singt meist von erhöhter Warte oder steigt vom Boden zu einem niedrigen Singflug auf und überfliegt sein Revier in Bogenlinien. In seinen Gesang baut es Elemente artfremder Vogelarten ein. Auf der Speisekarte der Haubenlerche stehen neben bodenlebenden Insekten, Raupen, Larven und Spinnen auch Sämereien und grüne Pflanzenteile.
Als Standvogel verbringt die Haubenlerche den Winter in ihrem angestammten Revier.
Meisen
Die Familie der Meisen (Paridae) umfasst ca. 55 - 61 Arten, die mit Ausnahme von Südamerika und den Polregionen überall auf der Welt zu Hause sind. Moderne molekular-genetische Untersuchungen sorgen dafür, dass sich die genaue Einordnung der Gattungen immer mal wieder etwas verschiebt. In Mitteleuropa kommen Arten der größten Gattung Parus, zu der auch die häufigen Blau- und Kohlmeisen gehören, sowie die Gattung Aegithalus (Schwanzmeisen) und Panurus (Bartmeisen) vor. Meisen leben meist in baumreichen Regionen.
Auch ihr kleiner, geradezu zierlicher Körper mit den kurzen, abgerundeten Flügeln weist darauf hin, dass sie keine ausdauernden Flieger sind. Vielmehr sind sie in Baumkronen, Sträuchern und Unterholz unterwegs, wo sie eifrig von einem Zweig zum nächsten springen und an Knospen, in der Rinde und in Astgabeln nach Nahrung suchen.
Auf ihrer Speisekarte stehen besonders Insekten und deren Larven, Spinnen und anderes kleines Getier. Daher sind sie echte Nützlinge und bei Gartenfreunden seit jeher beliebt. Sie verschmähen aber auch Samen und Früchte nicht. Im Winter finden sich verschiedene Arten am Vogelhaus ein, wo sie dankbar Haferflocken und Sonnenblumenkerne annehmen. Letztere klemmen sie geschickt mit einem Fuß an der Unterlage, z.B. einem Ast fest und hacken sie mit ihrem spitzen Schnabel auf. Viele Meisenarten sind Höhlenbrüter und beziehen häufig im Garten aufgehängte Nistkästen. Das Weibchen brütet meist alleine, während es vom Männchen fleißig mit Nahrung versorgt wird. Nach dem Schlüpfen übernehmen beide Elternteile das unermüdliche Füttern des stets hungrigen Nachwuchses.
- Bartmeise (Panurus biarmicus)
Die 16,5 cm große, davon entfallen 8 cm auf den Schwanz, und ca. 14 g schwere Bartmeise ist keine echte Meise und nicht mit den anderen heimischen Meisenarten verwandt. Sie gehört zur Familie der Papageischnäbel (Paradoxornithidae). Die Männchen haben ein zimtbraunes, ebenmäßig gefärbtes Gefieder mit aschegrauem Kopf und schwarzem Bartstreif. Beim Weibchen ist der Kopf ebenfalls zimtbraun und der Bartstreif fehlt. Sie ist ein ausgesprochener Schilfbewohner und bevorzugt große zusammenhängende Schilfgebiete der Küsten. Im Binnenland ist sie nur selten anzutreffen. Sie ernährt sich von Insekten und den Samen des Schilfrohrs. Ihr Nest baut die Bartmeise im dichten Röhricht als tiefer, dickwandiger Napf direkt am oder kurz oberhalb des Bodens. Darin legt sie 5-7 Eier. Zwei Bruten im Jahr sind die Regel. - Blaumeise (Parus caeruleus)
Die weit verbreitete und häufige Blaumeise besitzt ein blaue Kopfplatte, blaue Oberseite und eine gelbe Unterseite. Ihr weißes Gesicht ist mit einer schwarzen Augenbinde versehen. Der Vogel hat eine Länge von ca. 12 cm - bei einem Gewicht von etwa 11 g. Männchen und Weibchen sind äußerlich kaum voneinander zu unterscheiden. Die Blaumeise lebt in Laub- und Mischwälder mit einem hohen Anteil an Eichen - sie ist aber auch in Parkanlagen und Gärten zu finden.
Im Frühjahr und Sommer ernährt sie sich fast ausschließlich von Insekten, häufig Blattläusen und anderen kleinen Kerbtieren. Im Herbst frisst sie reichlich Sämereien und lässt sich häufig kopfüber an Birkenzweigen hängend beobachten, wie sie an den Samenständen knabbert. Blaumeisen brüten in Baumhöhlen, nehmen aber gerne aufgehängte Nistkästen an. Die Gelege bestehen aus 7-14 Eiern und bei gutem Nahrungsangebot sind zwei Bruten sogar die Regel. Im Winter ist sie ein häufiger Gast am Futterhaus. - Haubenmeise (Parus cristatus)
Die 11,5 cm große und 11 g schwere Haubenmeise fällt durch ihre spitze, schwarz-weiß geschuppte Federhaube auf. Die Wangen sind weiß mit einem schwarzen Augenstreif der in einem Bogen nach hinten ausläuft. Ein schwarzes Halsband grenzt den graubraunen Rücken, Flügel und Schwanz vom Kopf ab. Die Unterseite ist rahmfarben gefärbt.
Der bevorzugte Lebensraum der Haubenmeise sind Nadelwälder, insbesondere Kiefernwälder. Im Westen Europas lebt sie auch in Laubwäldern. Um die Konkurrenz der Tannen- und Weidenmeisen zu vermeiden, geht sie meist weit oben in den Bäumen auf Nahrungssuche. Sie frisst kleine Insekten und Spinnen und ergänzt ihren Speiseplan im Herbst und Winter um Kiefernsamen. Ihr Nest baut die Haubenmeise in Baumhöhlen, Baumstümpfen und Wurzelstöcken. Ihr Gelege besteht aus 5-8 Eiern und je nach Nahrungsangebot gibt es ein oder zwei Bruten im Jahr. - Kohlmeise (Parus major)
Die Kohlmeise ist mit einer Länge von ca.14 cm und einem Gewicht von ca. 20 g die größte in Deutschland vorkommende Meisenart. Sie hat einen schwarzen Kopf mit weißen Wangen und einen mehr oder weniger stark ausgeprägten schwarzen Längsstrich auf der schwefel- bis zitronengelb gefärbten Bauchseite. Die Flügel, mit einer einfachen weißen Binde versehen, und der Schwanz sind blaugrau bis olivgrün gefärbt.
Kohl- und Blaumeisen kommen in Garten und Parks häufig nebeneinander vor. In der freien Natur findet man in Nadelwäldern jedoch nur die größere Kohlmeise. Im Frühjahr und Sommer ernährt sie sich fast ausschließlich tierischer Kost. Auf dem Speiseplan stehen Insekten, Spinnen, Raupen und anderen kleinen Kerbtieren. Im Herbst frisst sie reichlich Sämereien, Früchte und Beeren. Die bei uns häufig anzutreffenden Kohlmeisen brüten in Baumhöhlen, nehmen aber gerne aufgehängte Nistkästen an. Durch die Größe des Einfluglochs lassen sich Kästen ganz speziell für Kohlmeisen (32 mm Durchmesser) oder die kleineren Blaumeisen (27 mm) anbringen. Die Gelege bestehen aus 8-12 Eiern und bei gutem Nahrungsangebot sind zwei Bruten sogar die Regel. Im Winter ist sie ein häufiger Gast am Futterhaus. - Tannenmeise (Parus ater)
Die zierliche, ca. 11 cm große und ca. 9 g schwere Tannenmeise lebt ihrem Namen entsprechend bevorzugt in Nadelwäldern, besonders im Fichten- und Tannenbestand. Sie ist aber auch in Mischwäldern anzutreffen. Sie hat einen schwarzen Kopf mit einem auffallenden weißen Nackenfleck und weißen Wangen. Die mit einer schmalen doppelten weißen Binde gezeichneten Flügel sind ebenso wie der Schwanz blaugrau gefärbt, die Bauchseite ist schmutzigweiß bis graubraun. Tannenmeisen brüten in Baumhöhlen, ausgefaulten Baumstümpfen und Astlöchern.
Wo vorhanden, nehmen sie aufgehängte Nistkästen an. Die Gelege bestehen aus 5-9 Eiern und bei gutem Nahrungsangebot sind zwei Bruten die Regel. Ihre Hauptnahrung bilden kleine Insekten und Spinnen; im Herbst und Winter ernähren sie sich hauptsachlich von den Samen der Nadelbäume. In der Nähe von Siedlungen besuchen sie auch Futterhäuschen.
Nachtigall (Luscinia megarhynchos)
Wer kennt nicht den Satz aus Shakespeares "Romeo und Julia" - "Es war die Nachtigall und nicht die Lerche". Das Männchen des 16-17 cm großen und unscheinbaren Vogels zählt zu den beeindruckendsten Sängern in der deutschen Vogelwelt. Obwohl es auch den Tag über singt, wirkt sein nächtlicher Gesang, wenn sonst alles ruhig ist, am stärksten. Der Gesang mit den typischen „schluchzenden“ Elementen ist nicht angeboren und muss erlernt werden. Dabei prägen sich die Jungvögel den Gesang des Vaters ein, so dass regionale Gesangsmuster entstehen. Das Gefieder der Nachtigall ist oberseits einfarbig rötlichbraun und unterseits hellgrau. Ihr Schwanz ist rötlich gefärbt. Als Lebensraum bevorzugt sie buschreiche Laub- und Mischwälder, Auwälder und Parkanlagen. In Norddeutschland ist sie selten. Das Weibchen errichtet ihr Nest im Laub am Boden oder im Gebüsch dicht über dem Boden und brütet die 4-6 Eier auch alleine aus. Die Fütterung übernehmen aber beide Eltern. Als Nahrung dienen kleine Insekten, Würmer, Spinnen und im Herbst auch Beeren, die am Boden oder im dichten Gestrüpp erbeutet werden. Als Zugvogel überwintert sie in den Savannengebieten Afrikas nördlich des Äquators. Die Nachtigall ist eng mit dem Sprosser verwandt, der auch als Polnische Nachtigall bezeichnet wird.
Neuntöter
Trotz seines matialischen Namens gehört der Neuntöter zu den Singvögeln. Er gehört zur Familie der Würger. Man kennt ihn auch unter dem Namen Dorndreher oder Rotrückenwürger.
Er wird etwa 17 cm groß und hat einen für Würger typischen kräftigen und leicht hakenförmig gebogenen Schnabel und einen langen Schwanz. Er bewohnt offenes Gelände mit Büschen, Hecken und niedriger Bodenvegetation, bevorzugt aber dornige Sträucher. Diese benutzt er als seine persönliche Vorratskammer, indem er die aus Insekten, ferner jungen Mäusen, kleinen Eidechsen und Jungvögeln bestehende Beute auf die Dornen und Stacheln der Sträucher spießt. Der Neuntöter ist überall in Europa bis auf Island, die britischen Inseln, Nordeuropa und die Iberische Halbinsel verbreitet.
Pirol (Oriolus oriolus)
Von den weltweit 34 Pirol-Arten, ist nur der Pirol als reiner Brutvogel bei uns heimisch. Das 24 cm große Männchen hat ein leuchtend gelbes Gefieder mit schwarzen Flügeln. Sein kräftiger Schnabel ist rot gefärbt. Das Weibchen ist oberseits grünlich gefärbt, hat ebenfalls schwarze Flügel und eine helle, schwarz gestrichelte Unterseite. Der Pirol lebt in lichten Laub- und Auwäldern, kommt aber auch in größeren Parks mit altem Baumbestand vor. Er hält sich bevorzugt im dichten Blattwerk der Bäume auf und ist deshalb nur schwer zu beobachten. Das Nest bauen beide Partner in einer hochgelegenen Astgabel aus Gräsern und Pflanzenfasern. Das Weibchen brütet die 3-5 Eier weitgehend alleine aus, wird dabei jedoch vom Männchen mit Futter versorgt. Als Nahrung dienen größere Insekten, Beeren und Früchte. Da sich die Pirole bereits im August auf den Weg in ihre tropischen Winterquartiere in Afrika aufmachen, bleibt nur Zeit für eine Jahresbrut.
Rotrückenwürger, Neuntöter (Lanius collurio)
Trotz seines martialischen Namens gehört der Rotrückenwürger zu den Singvögeln und ist sogar ein guter Sänger. Er ist zudem der häufigste heimische Würger. Wegen seiner Eigenart, Beute auf Dornen oder Stacheln aufzuspießen, hat ihm der Volksmund auch die Namen „Dorndreher“ oder „Neuntöter“ gegeben. Er wird etwa 17 cm groß und hat einen für Würger typischen kräftigen und leicht hakenförmig gebogenen Schnabel und einen langen Schwanz.
Die Geschlechter sind deutlich unterschiedlich gezeichnet. Das Männchen hat einen grauen Kopf mit schwarzem Augenstreif, weiße Kehle, Brust und Bauch sowie rotbraune Flügel. Das Weibchen ist unauffällig gefärbt, hat eine graubraune Oberseite und eine hellbraune, quergewellte Unterseite. Der Rotrückenwürger bewohnt offenes Gelände mit (dornigen) Büschen, Hecken und niedriger Bodenvegetation. Das Nest bauen beide Partner zusammen in einem Dornenbusch, das Brutgeschäft übernimmt das Weibchen jedoch allein.
Zur Jagd hält der Vogel auf einer erhöhten Warte Ausschau und stürzt sich auf seine Beute herab. Auf dem Speisezettel stehen neben Insekten seltener auch junge Mäuse, Frösche, kleine Eidechsen und Jungvögel. Beutetiere, die nicht sofort verzehrt werden, spießt er auf Dornen und Stacheln der Sträucher auf und nutzt diese so als seine persönliche Vorratskammer. Der Rotrückenwürger ist überall in Europa bis auf Island, die nördlichen britischen Inseln, Nordskandinavien und Südspanien verbreitet. Als echter Zugvogel verbringen alle europäischen Tiere den Winter im tropischen Afrika südlich der Sahara.
Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
Das 14 cm große Rotkehlchen gehört sicherlich zu unseren bekanntesten Singvögeln. Es ist mit seiner rundliche Gestalt, seinem orangefarbenen Kehlfleck und den schwarzen Knopfaugen nicht nur niedlich anzuschauen, sondern sucht sogar die Nähe des Menschen. Bei der Gartenarbeit kommt es unmittelbar herangeflogen, um aufgescheuchte Insekten und Spinnentiere wegzuschnappen. Im Winter ist es häufiger Gast am Futterhaus. Oberseits ist das Rotkehlchen olivbraun und am Bauch weißgrau gefärbt. Die Orangefärbung an Kehle und Brust ist grau eingerahmt. Sein bevorzugter Lebensraum sind unterholzreiche Wälder, Gärten und Parks.
Bei der Wahl des Nistplatzes ist das Weibchen nicht wählerisch: es werden allerlei Nischen und Halbhöhlen bezogen, aber ebenso baut es auch am Boden oder im Gestrüpp. Die 4-6 Eier brütet es alleine aus und zwei Bruten im Jahr sind die Regel. Die Fütterung wird von beiden Partnern übernommen. Unsere Stadtamseln verbringen den Winter bei uns und sind häufiger Gast am Futterhaus. Ein Teil unserer heimischen Population verbringt den Winter bei uns, die anderen ziehen südwärts nach Südeuropa und Nordafrika.
Schwarzkehlchen (Saxicola torquata)
Das 13 cm große Schwarzkehlchen ist zwar eng mit dem Braunkehlchen verwandt, nicht jedoch mit Rotkehlchen und Blaukehlchen. Sein Gefieder ist oberseits schwarzbraun gefärbt, ebenso wie die Kehle. Die Brust ist beim Männchen rotbraun, beim Weibchen hellbraun gefärbt. Als gutes Bestimmungsmerkmal gelten die weißen Halsseiten. Das Schwarzkehlchen bewohnt offenes, trockenes Gelände wie Heide- und Ginsterlandschaften, Bahndämme, Kiesgruben und Schuttplätze. Das Weibchen baut das Nest gut versteckt zwischen Vegetation in einer Mulde am Boden und brütet die 5-6 Eier auch alleine aus. Zwei Bruten im Jahr sind die Regel. Die Fütterung übernehmen beide Elternteile. Kleine Insekten werden aus der Luft von einer Warte aus geschnappt oder vom Boden aufgepickt. Unsere heimischen Schwarzkehlchen überwintern in milderen Regionen Mittel- und Südeuropas sowie in Nordafrika.
Sprosser (Luscinia luscinia)
Sprosser und Nachtigall sind Zwillingsarten und äußerlich kaum zu unterscheiden. Sein Gefieder ist oberseits einfarbig olivbraun und unterseits hellgrau. Er ist ebenfalls 15-16 cm groß und das Männchen ist gleichfalls ein ausgezeichneter Sänger bei Tag und Nacht, auch wenn seine Strophen weniger variantenreich sind. Der Sprosser, der auch als polnische Nachtigall bezeichnet wird, hat sein Verbreitungsgebiet in Osteuropa, wohingegen die Nachtigall vermehrt in West- und Mitteleuropa vorkommt. Insbesondere die Wahl des Lebensraumes ist unterschiedlich, denn der Sprosser bevorzugt unterholzreiche Feuchtgebiete.
Seine Brut und Ernährunggewohnheiten sind allerdings vergleichbar. Er ist ebenfalls Bodenbrüter und ernährt sich von Insekten, Würmer, Spinnen und Beeren. Auch der Sprosser ist ein echter Zugvogel und verbringt den Winter im ostafrikanischen Winterquartier.
Star (Sturnus vulgaris)
Wenn er im Februar/ März aus seinem Winterquartier in Südeuropa oder Nordafrika heimkehrt ist er einer der ersten Frühlingsboten, der sich mit lautem, melodiösen Gesang ankündigt.
Er hat eine schwarze Grundfärbung und fällt im Brutkleid durch sein grünes und violettes Schimmern und den gelben Schnabel auf. Im Winterkleid trägt er weiße Tupfen auf schwarzen Grund und der Schnabel ist braun.
Dann bezeichnet man ihn auch als "Perlstar“. Der Star ist wie die Amsel ein echter Kulturfolger. Ursprünglich bewohnt er Laub- und Mischwälder, ist nun aber in menschlichen Siedlungen in Gärten und Parks ebenso anzutreffen. Der Nistplatz in Baumhöhlen oder Nistkästen wird vom Männchen ausgewählt und singend beworben. Hat sich ein Weibchen überzeugen lassen, baut diese das Nest, wobei das Männchen beim Herbeischaffen von Nistmaterial hilft. Die 4-6 Eier werden von beiden Partnern ausgebrütet.
Meist finden zwei Bruten statt. Die Jungen werden mit Insekten und Würmern versorgt, welche der Star auf dem Boden tippelnd aufliest oder aus dem Erdreich zieht. Im Herbst ernährt er sich hauptsächlich von Beeren und Früchten. Anfangs versammeln die Stare sich in dieser Jahreszeit zu kleineren Schwärmen, die schwatzend in Bäumen sitzen oder über Wiesen marschieren. Wehe dem, der sein Auto unter einem beerentragenden Baum geparkt hat. Ehe sich die Stare in ihr Winterquartier verabschieden, schließen sie sich zu riesigen Schwärmen zusammen, die in Weinbergen oder Obstplantage beträchtlichen Schaden anrichten können.
Wasser- bzw. Seevögel
Allgemeines
An der langen, vielfältigen Küstenlinie Kroatiens und den vorgelagerten Inseln bieten sich ideale Lebensbedingungen für zahlreiche Vogelarten. Lange Sandstrände oder zerklüftete Felsküsten, seicht auslaufende Wellen oder sturmumtoste Klippen sind die Jagdgründe und Nistplätze der so verschiedenartigen Seevögel.
Die Begriffe Wasservögel oder Seevögel sind keine systematisch korrekten Bezeichnungen.
Vielmehr werden damit Vögel, die im und am Wasser leben bezeichnet. Der Einfachheit halber verwenden wir diese Begriffe hier ebenfalls, jedoch ausschließlich als Oberbegriff, um die Orientierung zu erleichtern.
Die im Weiteren beschriebenen Vögel sind systematisch einwandfrei und zoologisch korrekt eingeordnet.
Flußseeschwalbe (Sterna hirundo)
Die Flußseeschwalbe ist mit 35 cm die größte in Kroatien vorkommende Seeschwalbe. Wie die meisten Seeschwalbenarten hat sie einen tiefschwarzen Kopf. Die Schwingen sind grau gefärbt, das restliche Gefieder weiß. Charakteristisch ist ihr roter Schnabel mit der schwarzen Spitze. Ihre Beine sind kräftig rot gefärbt. Wie ihr Name vermuten lässt, findet man die Flußseeschwalbe an Binnengewässern, aber auch an der Meeresküste überall dort, wo sie neben einem ausreichenden Nahrungsangebot auch geeignete Nistplätze findet. Sie brütet bevorzugt auf Kiesbänken, Sandstränden und in Dünenlandschaften. Die Elterntiere brüten abwechselnd und ziehen die Jungvögel gemeinsam auf. Als Nahrung dienen neben kleinen Fischen auch Krebse und Wasserinsekten. Flußseeschwalben sind Zugvögel, die den Winter in Afrika verbringen.
Kormorane (Phalacrocoracidae)
Der gewöhnliche Kormoran (Phalacrocorax carbo) ist der größte Vertreter seiner Familie. Er misst bis zu 90 cm und ist damit deutlich größer als seine beiden Verwandten, Krähenscharbe (Phalacrocorax aristotelis, 76 cm) und Zwergscharbe (Phalacrocorax pygmaeus, 48 cm), die beide ebenfalls an der kroatischen Küste vorkommen.
Sein Gefieder ist schwarz-glänzend mit weißen Wangen und weißem Kinn, wobei junge Kormorane ein braunes Gefieder mit einer schmutzig-weißen Unterseite besitzen.
Der gelbliche Schnabel ist an der Spitze stark hakenförmig und eignet sich somit hervorragend für den Fischfang. Auf Nahrungssuche schwimmen Kormorane mit untergetauchtem Kopf und Hals, während sie nach Fischen Ausschau halten. Erbeutete Fische werden im Ganzen mit dem Kopf voran verschlungen.
Die Tiere sind sehr gesellig und brüten in großen Kolonien auf Felsklippen oder großen Bäumen, die durch den scharfen Kot und das Abbrechen von Ästen zum Nestbau innerhalb weniger Jahre absterben. Kormorane ernähren sich ausschließlich von Fischen, weshalb sie vom Menschen als Konkurrenten angesehen und vielerorts nahezu ausgerottet wurden.
Tatsächlich wird ein intaktes Ökosystem vom Kormoran aber nicht gestört und hält auch noch genügend Fisch für den Menschen bereit. Die Tiere sind nicht sehr scheu und lassen sich häufig beim Sonnenbaden beobachten, wenn sie mit ausgestreckten Flügeln ihr Gefieder nach dem letzten Tauchgang trocknen.
Möwen (Laridae)
Möwen kennt wohl jeder von uns von einem Urlaub an Nord- oder Ostsee, aber auch an größeren Binnengewässern oder Mülldeponien trifft man sie an. Gerade im Winter zieht es die Tiere häufig ins Landesinnere, wo sie beim Entenfüttern den einen oder anderen Brotkrumen sogar geschickt aus der Luft wegschnappen.
Möwen sind im Grunde genommen Allesfresser, die sich in natürlicher Umgebung von aller Art Meeresgetier ernähren, welches sie am Ufer oder der Meeresoberfläche auflesen. Dabei bildet Aas einen wichtigen Teil der Nahrungsgrundlage. Ihr hakenförmiger Schnabel hilft ihnen die meist schlüpfrige Beute festzuhalten oder größere Kadaver zu zerreißen.
An den Menschen haben sie sich die leerreichen Tiere in besonderer Form angepasst, in dem sie beim Netzeeinholen der Fischkutter genau wissen, dass es dort Fischabfälle zu ergattern gibt. In manchen Touristenorten patrouillieren manche Möwen am Strand regelrecht zwischen den Handtüchern und halten nach unbewachten Picknicktaschen Ausschau.
- Heringsmöwe (Larus fuscus)
Die Heringsmöwe ist auf den ersten Blick kaum von der Silbermöwe zu unterscheiden. Sie ist im Durchschnitt mit 52-56 cm nur etwas kleiner. Das Gefieder ist ebenfalls sehr ähnlich, allerdings ist der Rücken dunkelgrau bis schwärzlich gefärbt. Die Beine sind gelb. Auch ihr Verhalten ist dem der Silbermöwe sehr ähnlich. Bei der Nahrungssuche bevorzugen die Tiere aber häufig das offene Meer und fange dort kleine Fische. An Land sind sie nicht so sehr an den Menschen und dessen Abfälle angepasst, sondern ernähren sich vorwiegend von Muscheln, Krebstieren und Insekten, zur Brutzeit aber auch von der Brut andere Seevögel. Heringsmöwen brüten in Kolonien an Stränden, aber auch im Grasland und in Mooren in Küstennähe. Im Hinterland findet man sie auch an großen Flüssen und Seen. - Silbermöwe (Larus argentatus)
Die Silbermöwe ist die häufigste und mit 56-66 cm auch die größte Möwe der kroatischen Küsten. Rücken und Flügel sind silbergrau gefärbt, die Flügelspitzen sind schwarz mit weißen Flecken. Das restliche Gefieder: Bauch, Brust und Kopf sind durchgehend weiß. Der kräftige gelbe Schnabel besitzt an der Unterseite einen auffälligen roten Fleck. Ihre Beine sind fleischfarben. Die Silbermöwe ist sehr gesellig und brütet in Kolonien von bis zu 5000 Paaren, bevorzugt im Dünengelände. Sie nimmt aber auch mit Felsklippen oder gar Hausdächern vorlieb. Das Nest wird meist aus Pflanzenmaterial gebaut, je nach dem was die Umgebung hergibt aus Strandpflanzen, kleinen Ästen und Seetang. Sie ernähren sich von vielfältigem Meeresgetier (Krebse, Krabben, Wattwürmer, Schnecken) sowie angeschwemmtem Aas. Zudem nutzen sie das künstliche Nahrungsangebot in Form von Fischereiabfällen oder auf Mülldeponien. Während der Brutzeit machen sie zudem Jagd auf Eier und junge Küken anderer Seevogelarten. Die Altvögel lösen sich beim Brüten der Eier ab. Bereits wenige Tage nach dem Schlüpfen verlassen die Küken als sogenannte Platzhocker das Nest, um sich in unmittelbarer Nähe zu verstecken. Dort werden sie dann gemeinsam von den Eltern versorgt.
Seeschwalben (Sternidae)
Wie der Name vermuten lässt, sind Seeschwalben wahre Flugakrobaten, deren Flugkünste denen der Schwalben im Landesinneren in nichts nachstehen. Dabei helfen ihnen ihr langer gegabelter Schwanz und die langen, spitz zulaufenden Schwingen. Als Stoßtaucher ernähren sie sich überwiegend von kleinen Fischen, die sie kurz unter der Wasseroberfläche nach einem blitzartigen Sturzflug erbeuten. Charakteristisch ist ihr Flug während der Nahrungssuche, bei dem sie den Kopf stets gesenkt halten und ihren Schnabel senkrecht zum Wasser ausrichten.
Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons)
Die Zwergseeschwalbe ist mit 24 cm der kleine Vetter der Flußseeschwalbe. Sie unterscheidet sich von ihr durch einen gelben Schnabel mit schwarzer Spitze und ihren weißen Stirnfleck. Ihre Beine sind etwas heller und orange-gelb gefärbt. Sie bevorzugt die Meeresküste und ist nur selten an Binnengewässern anzutreffen. Sie brütet ebenfalls am Strand oder in den Dünen und baut ihr Nest stets am Boden. Bei der Jagd nach kleinen Fischen über dem Meer, kann man sie häufig in der Luft stehen sehen, wobei sie kräftig mit den Flügeln schlägt (das sogenannte Rütteln), bis sie ihre Beute entdeckt und im Sturzflug ins Wasser eintaucht. Auch die Zwergseeschwalben sind Zugvögel und verbringen den Winter in Afrika.
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