Kurzübersicht
Tibet liegt in Zentralasien, im Westen von China. Nachbarprovinzen sind Sichuan, Yunnan, Qinghai sowie das Autonome Gebiet Xinjiang der Uyguren. Das Hochland von Tibet zählt zu den höchsten Regionen weltweit. Politisch ist Tibet ein Autonomes Gebiet von China mit einer Fläche von 1,2 Millionen km². Die Hauptstadt ist Lhasa mit rund 868.000 Einwohnern. Tibet hat mit folgenden Staaten eine Grenze: Indien, Nepal, Myanmar, Bhutan, Indien (Sikkim) und der Kaschmirregion, die sich auf China, Pakistan und Indien verteilt und immer wieder Anlass für kriegerische Auseinandersetzungen ist.
Etwas Historisches
Nach seiner Rückkehr aus dem indischen Exil nach Lhasa hatte der 13. Dalai Lama im Jahre 1913 die Unabhängigkeit Tibets erklärt. Anschließend fand 1914 die Dreier-Konferenz von Simla zwischen den Bevollmächtigten Großbritanniens, Tibets und Chinas statt. Diese Konferenz" war der erste ernsthafte Versuch, die chinesisch-tibetischen Differenzen zu beseitigen und die Grenzen Tibets festzu-legen. Es konnte jedoch keine konkrete Lösung in dieser Frage erzielt werden und 1918 war wieder ein Grenzkrieg zwischen Tibet und China ausgebrochen. Von 1912 bis 1949/50 war Tibet unabhängig. Aber nach der Gründung der Volksrepublik China unter der Führung von Mao Tsetung im Jahr 1949 wurde Tibet durch Truppen der Volksbefreiungsarmee gewaltsam besetzt.
Tibet hatte vergeblich bei den Vereinten Nationen gegen die chinesische Besetzung protestiert. Die Aneignung Tibets durch die Volksrepublik China fiel in die Regierungszeit des gegenwärtigen 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso. Um ein Blutbad zu vermeiden, hatte sich der Dalai Lama vergeblich um eine friedliche Beilegung der Auseinandersetzung zwischen seinem Volk und den eindringenden chinesischen Truppen bemüht. Ohne Rücksprache mit dem Dalai Lama sowie der tibetischen Regierung musste die Delegation Tibets 1951 in Peking unter chinesischem Diktat das so genannte "17-Punkte-Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets" unterzeichnen. Dieser ungleiche Vertrag ging von der Voraussetzung aus, dass Tibet ein Teil von China sei. Das ist vergleichbar mit dem derzeitigen Anspruch Chinas auf Taiwan. Damit wurde Tibet offiziell von der Volksrepublik China annektiert. Die tibetische Widerstandsbewegung erreichte bei dem Volksaufstand am 10. März 1959 in Lhasa einen tragischen Höhepunkt. Dabei fanden nach offizieller chinesischer Angabe rund 87.000 Tibeter den Tod. Am 28. März 1959 wurde die tibetische Regierung aufgelöst und ein "Vorbereitungskomitee des Autonomen Gebietes Tibet" eingesetzt. Das heutige Autonome Gebiet Tibet entspricht dem vor 1951 von der unabhängigen tibetischen Regierung verwalteten Territorium.
Fläche, Gebirge
Tibet umfasst eine Fläche von insgesamt 1.221.600 km².
Gebirge, Berge
In Tibet findet man die höchsten Gebirge der Welt wie Himalaya-, Kunlun-, Karakorum-, Gangdise-, Dangla-, Nyainqêntanglha- und das Hengduan-Gebirge. In Tibet gibt es fünf Gipfel mit mehr als 8.000 m und 50 mit einer Höhe vonmehr als 7.000 m
Mount Everest
Der höchste Berg des Landes ist der Mount Everest mit einer Höhe von 8.850 m - neuere Messungen ergaben eine Höhe von 8.846 m. Er liegt an der Grenze zu Nepal und heißt auf Tibetisch Qomolangma. Der Berg wurde am 29. Mai 1953 von dem Neuseeländer Edmund Hillary (1919-2008) zusammen mit dem Sherpa Tenzing Norgay (1914-1986) zum ersten Mal bestiegen. Am 8. Mai 1978 hatten Reinhold Messner (geb. 1944) und Peter Habeler (geb. 1942) den Gipfel erstmals ohne zusätzlichen Sauerstoff erklommen. Am 20. August 1980 hat-te er den Gipfel im Alleingang und ohne Sauerstoff erneut erreicht. Im Juni 2005 war Gerlin-de Kaltenbrunner (geb. 1970) ohne zusätzlichen Sauerstoff der Aufstieg zum Gipfel gelungen. Mittlerweile ist der Berg fast zu einem Bergsteiger-Touristenzentrum verkommen. So wurde er bis 2022 von etwas weniger als 10.000 Menschen bestiegen, darunter war ein Blinder und sogar ein Einbeiniger. Und über 300 Menschen hatten den Aufstieg mit ihrem Leben bezahlt.
Lhotse
Der Lhotse mit einer Höhe von 8.516 m liegt an der Grenze zu Nepal. Er ist ein Nachbarberg des Mount Everest, mit dem er über dessen 7.986 m hohen Südsattel verbunden ist. Der tibetische Name Lhotse bedeutet Südspitze und deutet auf die Zugehörigkeit zum Everest-Massiv hin. Der Berg wurde am 18. Mai 1956 durch Ernst Reiss und Fritz Luchsinger das erste Mal bestiegen. Am 16. Oktober 1986 erreichten Reinhold Messner (geb. 1944) und Hans Kammerlander (geb. 1976) den Gipfel. Messner hatte 20 Tage vorher den Gipfel des Makalu erreicht und war damit der erste Mensch, der alle 14 Achttausender bestiegen hatten. Nach dem Lhotse hatte Messmer keinen Achttausender mehr bestiegen.
Auch die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner (geb. 1970) hatte nach der Besteigung des K2 am 23. August 2011 – es war ihr siebter Versuch – alle Achttausender bestiegen. Den Gipfel des Lhotse hatte sie bereits im Mai 2009 erreicht.
Die beiden Frauen, die vor Kaltenbrunner alle Achttausender bestiegen hatten, sind die Südkoreanerin Oh Eun-sun (geb. 1966) und die Spanierin Edurne Pasaban (geb. 1973)
Makalu
Der Makalu ist mit einer Höhe von 8.485 m der fünfthöchste Berg der Erde. Er liegt östlich des Mount Everest an der Grenze zu Nepal. Die Erstbesteigung gelang am 15. Mai 1955 einer neunköpfigen französische Expedition unter Leitung von Jean Franco, die alle den Gipfel zu erreicht hatten. Reinhard Messmer hatte den Gipfel des Berges am 26. September 1986 zusammen mit Kammerlander (geb. 1976) und Gottfried Mutschlechner (1949-1991) erreicht. Am 4. Mai 2001 war Gerlinde Kaltenbrunner (geb. 1970) ohne zusätzlichen Sauerstoff der Aufstieg zum Gipfel gelungen.
Cho Oyu
Der Cho Oyu hat eine Höhe von 8.201 m und liegt 20 km westlich des Mount Everest. Über seinen Gipfel verläuft die Grenze zu Nepal. Den Gipfel des Berges hatten am 19. Oktober 1954 zum ersten Mal die Österreicher Herbert Tichy (1912-1987) und Josef Jöchler (1923-1994) mit dem Sherpa Pasang Dawa Lama (1912-1982) erreicht. Hans Dieter Sauer (geb. 1941) hatte 1982 den Berg im Alleingang bestiegen und dazu ein Buch unter dem Titel „Die Herausforderung“ verfasst. Reinhard Messmer hatte am 5. Mai 1983 zusammen mit Kammerlander (geb. 1976) und Michl Dacher (1933-1994) den Gipfel des Berges erreicht. Am 6. Mai 1998 hatte die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner (geb. 1970) den Gipfel ohne den zusätzlichen Einsatz von Sauerstoff erreicht
Sishapangma
Der Sishapangma (Gosainthan) hat eine Höhe von 8.046 m und liegt vollständig in Tibet und damit auf chinesischem Gebiet. Reinhold Messner hatte gemeinsam mit Gottfried Mutschlechner (1949-1991) am 28. Mai 1981 den Gipfel des Berges erreicht. Am 7. Mai 2005 war Gerlinde Kaltenbrunner (geb. 1970) der Aufstiegohne zusätzlichen Sauerstoff gelungen.
Weitere Berge
Weitere sehr hohe Berge sind u.a. der Gyachung Kang mit einer Höhe von 7.897 m, der Kamet mit einer Höhe von 7.756 m, der Namcha Barwa mit einer Höhe von 7.756 m, der Gurla Mandhata mit einer Höhe von 7.728 m und der Nojin Kansa mit einer Höhe von 7.205 m.
Geografische Länge und Breite
Tibet erstreckt sich über die folgende geografische Breite (Abk. Δφ) sowie geografische Länge (Abk. Δλ):
Δφ = 36° 40' bis 27° 10' nördliche Breite Δλ = von 078° 50' bis 099° 10' östliche Länge |
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Ausführliche Informationen über diese Thematik finden Sie unter Geografische Länge und Breite.
Gesetzliche Uhrzeit
Für Tibet gilt gegenüber der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ), also der Zeit (ohne Sommerzeit) in Deutschland, Österreich und der Schweiz der folgende Wert. Dabei bedeutet ein Minuszeichen, dass es dort früher, ein Pluszeichen, dass es dort später als nach MEZ ist:
Δ t (MEZ) = + 7 h |
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Weitere und ausführliche Erläuterungen zur Uhrzeit finden Sie unter Zeitzonen, Uhrzeit.
Sonnenhöchststand in Lhasa
Lhasa liegt auf einer nördlichen Breite von rund φ = 30°.
Sofern die Sonne, bzw. ihr Bildpunkt, am nördlichen Wendekreis steht, also bei δ = 23,5°, ist in Lhasa Sommerbeginn, dies ist der 21. Juni. Dann ergibt sich für den höchsten Stand der Sonne zur Mittagszeit nach Gl. 1 (s. Sonnenstand):
30° = (90° - h) + 23,5°
also:
h = 83,5° |
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Mit 83,5° besitzt die Sonne somit in Lhasa den höchsten Stand des gesamten Jahres über dem Horizont (präzise: über der Kimm).
Flüsse
Yarlung Zangbo
Der Yarlung Zangbo besitzt eine Länge von 2.840 km. Er entspringt im Himalaya auf einer Höhe von 5.750 m und fließt nach Indien, wo er Brahmaputra genannt wird. Er mündet in den Golf von Bengalen, einem Randmeer des Indischen Ozeans. Weitere Flüsse in dem Land sind der Nujiang, der Lancangjiang, der Jinshajiang, der Thanl-win, der Ganges und der Indus. Diese Flüsse im Einzelnen:
Indus
Der Oberlauf des insgesamt 3.180 km langen Indus hat seinen Ursprung im chinesischen Transhimalaya im Kreis Gar in Tibet durch den Zusammenfluss von Gletscherbächen bei Sênggêkanbab. Der Fluss hat in der Volksrepublik China, zu der Tibet gehört, die offiziell Bezeichnung Sênggê Zangbo. Der Fluss mündet in Sindh – einer der vier pakistanischen Provinzen - ins Arabisches Meer.
Jinsha River
Der Jinsha River entsteht durch den Zusammenfluss des Tongtian und Batang Rivers in Qinghai in Tibet. Die Länge des Flusses beträgt einschließlich seiner Quellflüsse 3.292 km. Er mündet in den Yangtze, daher wird er auch als Oberlauf des Yangtze angesehen.
Lancang River
Der Lancang River besitzt eine Länge von 2.140 km. Der Fluss entsteht in Zhaqingxiang in Tibet und mündet in den Mekong, dessen Oberlauf er bildet.
Nujiang
Der Nujiang, auch als Salween River bezeichnet, besitzt eine Länge von 3.289 km, der im Tanggula-Gebirge im tibetischen Plateau seinen Ursprung hat. Er mündet in der Andamanensee in Thailand
Seen
Auf dem Tibet-Hochplateau befinden sich mehr als 1.500 große und kleinere Seen. Damit ist es das Hochplateau mit den meisten Seen und der größten Gesamt-Seenfläche der Welt.
Basum Tso
Der 26 km² große Basum Tso, auch als Cuogao See bezeichnet, befindet sich in Osttibet im Kreis Gongbo’gyamda. Der See ist von schneebedeckten Gipfeln und Wäldern umgeben. Er ist für seine Schönheit und Ruhe bekannt. So spiegelt die dunkelblaue Seeoberfläche die hohen Berge und Pflanzen am Seeufer. Zudem ist er ein heiliger See der Nyingma-Schule im tibetischen Buddhismus - mit einem Nyingma-Tempel in der Mitte einer kleinen Insel.
Nam Co
Der Nam Co ist ein 1.967 km² großer Salzsee im Autonomen Gebiet Tibet. Er liegt am nördlichen Fuß des Nyainqêntanglha-Gebirges in einer Höhe von rund 4.720 m Höhe. Nach dem Qinghai-See, in der gleichnamigen Provinz gelegen, ist er der zweitgrößte Salzsee Chinas.
Serling Co
Der Serling Co, auch Serling Tsho, liegt auf einer Höhe von 4.530 m - nördlich des Gang Tise-Gebirges Der See umfasst eine Fläche von 1.640 km² - bei einer Länge von 72 km und einer Breite von 23 km.
Tangra Yumco See
Der 836 km² große Tangra Yumco See liegt auf einer Höhe von 4.600 m, ist 70 km lang und 20 km breit. Der See wird von den Anhängern der Bön-Religion als heilig verehrt ist eine wichtige Pilgerstätte.
Weitere 47 Seen haben je eine Fläche um 100 km² oder etwas weniger.
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