Zur Familie der Stelzen und Pieper (Motacillidae) gehören nicht nur die bekannte Bachstelze und ihre nahe Verwandten aus der Gattung Motacilla sondern die nicht weniger häufigen, aber leider recht unbekannten Pieper der Gattung Anthus.
Im Gegensatz zu den auffälligen und kontrastreich gefärbten, hochbeinigen und langschwänzigen Stelzen sind die Pieper unauffällige Vögel, und zwar sowohl im Aussehen als auch in ihrer Lebensweise.
Bachstelze
Die 18 cm große Bachstelze (Motacilla alba) zeichnet sich durch ihr kontrastreich schwarz-weiß gefärbtes Gefieder aus. Während Oberkopf, Hinterkopf und Kehle tiefschwarz gefärbt sind, sind Gesicht, Wangen und die Unterseite weiß. Der Rücken und die Flügel sind hellgrau, der lange Schwanz ist schwarz gefärbt mit weißen Außenkanten.
Die Bachstelze besiedelt offene Landschaften, häufig, aber nicht ausschließlich in Wassernähe. Dabei stört sie die Nähe des Menschen nicht. Mit ihrem charakteristischen tippelnden Gang, der ihr den norddeutschen Namen Wippstert einbrachte, ist sie am Boden auf der Jagd nach Insekten und Spinnen unterwegs.
Sie jagt gerne auf Viehweiden und ist an Gewässern anzutreffen, wo sie ihre Beute aus dem seichten Wasser von der Oberfläche schnappt. Bei der Wahl ihres Nistplatzes ist sie nicht wählerisch. Als Standort dienen Höhlen und Nischen an Böschungen und Steilhängen, aber auch überdachte Plätze unter Brücken, Holzstapeln und in Gebäuden werden bezogen. Sie legt 5-6 Eier und macht 2 Bruten im Jahr.
Das Brutgeschäft übernimmt größtenteils das Weibchen, während sich das Männchen um die Nahrungsversorgung kümmert. Die Bachstelze ist ein Zugvogel und während einige Populationen nur bis in den Mittelmeerraum ziehen überwintern die meisten Vögel in Afrika.
Gebirgsstelze
Die 18 cm große Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) ist durch ihre hellgelbe Unterseite deutlich von der Bachstelze zu unterscheiden. Rücken und Oberkopf sind grau gefärbt, mit einem feinen weißen Oberaugen- und Bartstreif.
Der lange Schwanz ist schwarz gefärbt. Die Geschlechter lassen sich am Kehlfleck unterscheiden: dieser ist beim Männchen schwarz und beim Weibchen sowie den Jungvögeln weiß. Der ursprüngliche Lebensraum der Gebirgsstelze sind schnellfließende Bäche und Flüsse des Gebirges. Inzwischen hat sie sich auch ins Flachland verbreitet, bleibt aber stets in Gewässernähe.
Auf der Jagd nach Insekten Wasserinsekten und deren Larven fliegt sie unermüdlich von Stein zu Stein. Ihr fein ausgepolstertes Nest baut sie in Halbhöhlen an steilen Ufern, unter Felsen oder Brücken.
Das Weibchen legt 4-6 Eier und macht 2 Bruten im Jahr. Während sie das Brutgeschäft größtenteils alleine übernimmt kümmert sich das Männchen um die Nahrungsversorgung. Obwohl die Gebirgsstelze eigentlich ein Zugvogel ist, überwintern viele Tiere bei uns.
Die Mehrzahl verbringt den Winter jedoch im Mittelmeerraum und in Nordafrika.
Schafstelze
Durch das großes Verbreitungsgebiet der Schafstelze (Motacilla flava) in ganz Europa haben sich von der 17 cm großen Schafstelze mehrere geographische Rassen ausgebildet, von denen sich die Männchen sehr gut auf Grund ihrer Kopffärbung unterscheiden lassen. Die Weibchen ähneln sich sehr stark.
Es soll an dieser Stelle nur die mitteleuropäische Rasse beschrieben werden:
Sie sieht auf den ersten Blick der Gebirgsstelze recht ähnlich. Das Männchen hat ebenfalls einen grauen Kopf mit weißem Oberaugen- und Bartstreif, jedoch sind Kehle und Bauch kräftig schwefelgelb und die Oberseite olivgrün gefärbt. Die Flügelenden und Schwanzoberseite sind braunschwarz gefärbt. Das Weibchen lässt sich durch den olivgrünen Kopf unterscheiden, trägt aber ebenfalls Oberaugen- und Bartstreif. Als Lebensraum bevorzugt sie Feuchtwiesen, Moore und Heidelandschaften, man findet sie aber auch in Kulturlandschaften auf Viehweiden.
Ihr Nest errichtet das Weibchen versteckt in dichter Bodenvegetation. Das Weibchen legt 5-6 Eier und macht 1-2 Bruten im Jahr. Während sie das Brutgeschäft größtenteils alleine übernimmt kümmert sich das Männchen um die Nahrungsversorgung. Als ausgesprochener Zugvogel verbringt sie den Winter in Afrika südlich der Sahara.
Baumpieper
Das Männchen des 15 cm großen Baumpiepers (Anthus trivialis) erinnert mit seinem prächtigen Gesang ein wenig an einen Kanarienvogel.
Gerne sitzt er auf einer Singwarte, z.B. einer Tannenspitze, und schmettert sein Lied. Sein Gefieder ist dagegen ausgesprochen unauffällig. Oberseits ist er braungrau bis olivgrün gefärbt mit dunklerer Längszeichnung. Unterseits ist er hellbraun bis beige gefärbt mit dunklen Flecken. Die Geschlechter sind anhand ihres Aussehens nicht zu unterscheiden.
Der Baumpieper lebt an Waldrändern, Lichtungen und in lichten Wäldern bis hinauf zur Baumgrenze sowie in parkähnlichen Landschaften. Ihr Nest, ein dickwandiger Napf, baut das Weibchen gut versteckt am Boden. Dort hinein legt sie 5-6 Eier und normalerweise macht sie 2 Bruten im Jahr.
Gefüttert wird mit Insekten und Spinnen, die größtenteils am Boden und nur seltener in Bäumen erbeutet werden. Außerhalb der Brutzeit im Frühjahr und Herbst werden auch Samen und Beeren gefressen. Das Überwinterungsgebiet des Baumpiepers reicht von den Mittelmeerländern bis südlich der Sahara nach West- und Zentralafrika.
Brachpieper
Der Brachpieper (Anthus campestris) ist mit 17 cm größer und schlanker als unsere anderen beiden heimischen Pieperarten - der Baumpieper und Wiesenpieper. Im Aussehen recht ähnlich ist er doch insgesamt heller und hat eine ungefleckte Unterseite.
Charakteristisch ist sein cremefarbener Überaugenstreif.
Er bewohnt trockene, sandige oder steinige Landschaften, wie Heidelandschaften, Dünen und trockene Wiesen. Das Nest, ein dickwandiger Napf, baut das Weibchen allein in typischer Piepermanier gut versteckt am Boden.
Dort hinein legt sie 5-6 Eier, die sie auch allein ausbrütet. Teilweise werden sie 2 Bruten im Jahr durchgeführt. Gefüttert wird von beiden Eltern mit Insekten und Spinnen, die größtenteils am Boden erbeutet werden.
Wie beim Wiesenpiper steigt auch das Männchen des Brachpiepers vom Boden zu seinem Singflug auf.
Charakteristisch ist jedoch der wellenförmige Flugverlauf. Als Zugvogel bezieht der Brachpieper sein Winterquartier in Nordafrika.
Wiesenpieper
Der knapp 15 cm große Wiesenpieper (Anthus pratensis) ist in Größe und Gefiederzeichnung dem Baumpieper sehr ähnlich. Beide Geschlechter sind ebenfalls oberseits braungrau bis olivgrün gefärbt mit dunklerer Längszeichnung. Unterseits sind sie hellbraun bis beige gefärbt mit dunklen Flecken.
Als Lebensraum bevorzugt der Wiesenpieper Feuchtwiesen, Moore und Dünenlandschaften. Man findet ihn auch auf Bergwiesen bis hinauf zur Baumgrenze. Neben dem unterschiedlichen Lebensraum ist auch das Verhalten des Männchens ein gutes Unterscheidungsmerkmal. Während der Baumpieper auf Baumwipfeln singt und von diesen zum Gesangsflug aufsteigt, startet das Wiesenpiepermännchen singend vom Boden aus und landet dort ach wieder.
Das Nest baut das Weibchen gut versteckt am Boden. Dort hinein legt sie 4-6 Eier, welche sie alleine ausbrütet. Normalerweise macht sie 2 Bruten im Jahr. Gefüttert wird von beiden Elternteilen mit am Boden erbeuteten Insekten und Spinnen.
Außerhalb der Brutzeit werden auch Sämereien verzehrt. Als Teilzieher überwintern einige Vögel in Süddeutschland, die meisten ziehen jedoch in den Mittelmeerraum.
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