Einleitung
Das Wildschwein ist eines der bedeutendsten Jagdtiere Europas. Schon seit Jahrtausenden spüren die Menschen ihm nach, um sein Fleisch zu verzehren und Borsten und Haut zu verarbeiten. Seit der Antike ranken sich Sagen und Legenden um den kraftvollen Waldbewohner. Den Erymanthischen Eber einzufangen, der in Arkadien wütete, war eine von den zwölf Aufgaben, die Herkules lösen musste, um in den Stand einer Gottheit erhoben zu werden. Im Mittelalter wurde die Wildschweinjagd mit einem Spieß, der Saufeder, durchgeführt und galt als Beweis von Mut, Geschicklichkeit, Kraft und Ausdauer.
Vor rund 9000 Jahren gelang es in Europa und in Asien, zwei Arten zu domestizieren, von denen unsere heutigen Hausschweinrassen abstammen.
Sie decken zum großen Teil den menschlichen Fleischbedarf, werden aber auch Dank ihres hervorragenden Geruchssinns zur Trüffelsuche oder zum Aufspüren von Drogen eingesetzt. Während das Wildschwein als Gullibursti (goldene Borsten) und Hildisvini (heiliges Schwein) den germanischen Göttern Freyr und Freya als Zugtier geweiht war, gilt das Hausschwein bei uns heute als Symbol für Sparsamkeit und Glück. Sein Name wird auf der anderen Seite aber auch als Schimpfwort missbraucht.
Systematische Einteilung
Da Widschweine zunehmend in die Siedlungen und Gärten der Menschen eindringen und dort oft die reinsten Verwüstungen hinterlassen, hält sich die Sympathie für diese Tiere in engen Grenzen.
Aber sehr beliebt sind sie dagegen bei vielen als leckeres Widschweingericht auf dem Teller zu Hause oder im Restaurant.
Ordnung | Paarhufer (Artiodactyla) |
---|---|
Familie | Schweine (Suidae) |
Gattung | Wildschweine (Sus) |
Art | Sus scrofa |
Ausländische Bezeichnungen
- Englisch: Wild boar
- Französisch: Sanglier
Aussehen, Merkmale
Das Wildschwein besitzt einen massigen, gedrungenen Körper der in einem kleinen, ca. 25 cm langen, am Ende mit Borsten versehenen Schwanz ausläuft. Sein kompakter, keilförmiger Kopf macht beinahe ein drittel der gesamten Körperlänge von bis zu 2 m aus und geht ohne eigentlichen Hals in einen starken Nacken über. Es besitz einen kurzen, kräftigen Rüssel, der in einer Rüsselscheibe endet, die von Knorpel verstärkt ist.
Das Fell ist schwarz bis silbergrau gefärbt und besteht aus langen, steifen, am Ende mehrfach gespaltenen Borsten, die auf dem Rücken eine Kammmähne bilden. Besonders im Winter sind die Borsten mit einem kurzen, feinen Wollhaar durchwachsen, das vor Kälte schützt. Die Jungtiere (Frischlinge) haben ein rotbraunes Fell mit gelblicher Längsstreifung. Ausgewachsene Männchen (Eber) erreichen eine Schulterhöhe von 110 cm und dabei ein Gewicht von bis zu 300 kg. Die Weibchen (Bachen) sind kleiner und deutlich leichter. Die oberen Eckzähne (Hauer) der Männchen sind nach oben gebogen und ragen bei älteren Tieren aus dem geschlossenen Maul heraus. Wildschweine können 20 Jahre alt werden.
Vorkommen
Schweine gibt es beinahe überall auf der Welt. Wo sie nicht heimisch waren, wurden sie als Jagdwild eingeführt oder sind von Hausschweinen verwildert. Wildschweine sind die Art mit dem größten Verbreitungsgebiet. Eine Vielzahl von Unterarten besiedelt Europa, Nordafrika, Klein-, Mittel- und Ostasien bis hin zur ostasiatischen Inselwelt. Inzwischen sind sie allerdings in Großbritannien, Skandinavien und Ägypten ausgerottet.
Lebensweise und Lebensraum
Wildschweine halten sich mit Vorliebe in unterholzreichen, dichten und feuchten Wäldern auf, wo sie sich zur Körperpflege ausgiebig in schlammigen, morastigen Senken suhlen können. Die trockene Kruste wird anschließend an ausgewählten Bäumen, den Malbäumen, abgerieben. Bis auf die starken Eber leben Wildschweine sehr gesellig in so genannten Rotten zusammen, die außerhalb der Paarungszeit nach Geschlechtern getrennt sind.
Tagsüber ruhen sie gemeinsam im Dickicht und brechen abends zur Nahrungssuche auf. Dabei durchwühlen sie mit ihrer kräftigen Schnauze den Erdboden und fressen nahezu alles was ihnen in den Weg kommt. Eicheln, Bucheckern, Beeren, Wurzeln und Pilze stehen genauso auf dem Speiseplan wie Engerlinge, Käfer, Eier, Jungvögel, Mäuse und allerlei anderes Kleingetier. Sie verschmähen selbst Aas und Abfälle nicht und schnappen sich auch schon mal einen jungen Hasen oder ein krankes Reh.
Während der Paarungszeit von November bis Januar, die als Rausch bezeichnet wird, kämpfen die Eber um die Weibchen. Gibt keiner der beiden Rivalen nach den Droh- und Imponiergebärden klein bei, muss der Kampf entscheiden. Dabei probiert jeder dem Gegner seine Hauer in die Flanke zu schlagen, was nicht selten zu Verletzungen führt. Der Sieger erwirbt das Recht auf die paarungsbereiten Weibchen. Nach einer Tragezeit von 3 Monaten, 3 Wochen und 3 Tagen (115 Tagen) bringt die Bache 4-10 Junge in einer selbst gescharrten Mulde zur Welt. Diesen so genannten Wurfkessel hat sie kurz vorher sorgsam mit Laub und Moos ausgepolstert. Anfangs verlassen die Frischlinge den Kessel nur zu kurzen Ausflügen mit der Mutter. Nach zwei Wochen kehrt die Mutter mit ihnen zur Rotte zurück. Die Frischlinge werden 3 bis 4 Monate lang gesäugt, beginnen aber gleichzeitig schon den Erdboden zu durchwühlen. In dieser Zeit ist die Mutter äußerst aggressiv und greift sogar Menschen an, wenn diese ihren Jungen zu Nahe kommen. Mit etwa einem Jahr sind die Jungen dann erwachsen. Während die weiblichen Tiere bei der Rotte bleiben, schließen sich die jungen Männchen einer Junggesellen-Rotte an.
Feinde
Besonderheiten
Die zu den Paarhufern gehörenden jadgbaren Wildarten bezeichnet der Jäger als Schalenwild. Ihren Namen gaben ihnen die verhornten Hufe, die als Schalen bezeichnet werden. Zum Schalenwild gehören neben den Wildschweinen, die zum Schwarzwild zählen, auch noch Hirsche, Rehe, Damhirsche, Mufflons, Steinböcke und Gämsen. Große ausgewachsene Eber nennt der Waidmann Keiler, die Jungen des Vorjahres Überläufer. Seine Hauer bezeichnet er als Haderer und die unteren Eckzähne als Gewehre. Die dicke, borstige Haut wird als Schwarte bezeichnet, der Schwanz als Pürzel und der Rüssel als Gebrech. Die Paarungszeit wird auch Rauschzeit und paarungsbereite Bachen auch rauschige Bachen genannt.
Neuen Kommentar hinzufügen