Steinbock, Alpensteinbock

Einleitung

Der Alpensteinbock ist wohl der prächtigste Vertreter unter dem Hochwild unserer Gebirge. Einst in den Alpen weit verbreitet, machte ihn sein stolzes Erscheinungsbild leider schon im frühen Mittelalter für die Jagd interessant. Obwohl, oder gerade weil die Jagd vorwiegend der wohlhabenden Gesellschaft vorbehalten war, machten sich auch die einfachen Leute trotz drohender Todesstrafe über die schrumpfenden Bestände her

Beliebt waren das Fleisch und die Trophäen. Und die Einrichtung einer eigenen Steinwildapotheke in Salzburg, welche Höchstpreise für nahezu alle Teile des Tieres zahlte, um daraus fragwürdige Heilmittel herzustellen, heizte die Dezimierung der schrumpfenden Bestände weiter an. Und obwohl zwischenzeitlich einige erfolglose Wiedereinbürgerungsversuche unternommen worden waren, war der Steinbock Mitte des 19. Jahrhunderts fast vollständig ausgerottet. Einzig und allein im italienischen Gran-Paradiso Massiv überlebte eine kleine Restpopulation. Im Jahre 1862 leitete König Viktor Emanuel II. erste Schutzmaßnahmen ein, erklärte dieses Gebiet zum Reservat „Valsavaranche“ und ließ es von Jagdaufsehern bewachen.

Die dortigen Bestände erholten sich nach und nach und bildeten die Stammväter aller heute lebenden Alpensteinböcke, die in den Alpen nun vielerorts wieder Fuß gefasst haben und nicht mehr akut bedroht sind.

Systematische Einteilung

Alpensteinböcke gibt es wieder in den Alpen, was nicht immer der Fall war. Jeder Bergwanderer oder Bergsteiger, der diesen tollen Kletterern begegnet, ist immer wieder von diesen Tieren begeistert.

Ordnung Paarhufer (Artiodactyla)
Familie Hornträger (Bovidae)
Gattung Ziegen (Capra)
Art Capra ibex

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Alpine ibex
  • Französisch: Bouquetin des Alpes

Vorkommen

Der Alpensteinbock bewohnt, wie sein Name schon vermuten lässt, ausschließlich die Alpen. Es gibt Kolonien auf dem Gebiet von Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Slowenien und der Schweiz.

Merkmale

Beim Alpensteinbock sind Männchen (Böcke) und Weibchen (Geißen) deutlich voneinander zu unterscheiden. Der Bock hat eine Körperlänge von 140 – 150 cm, eine Schulterhöhe von 85 – 95 cm und erreicht ein Gewicht von 70 – 120 kg. Die Geiß erreicht nur eine Körperlänge von 75 – 115 cm und eine Schulterhöhe von 70 – 80 cm, bei einem Gewicht von 40 – 50 kg. Neben dem beträchtlichen Gewichts- und Größenunterschied sind auch die Hörner ein klares Unterscheidungsmerkmal. Der Bock trägt gewaltige, nach hinten gebogene Kopfwaffen, die bis zu 1 Meter lang und 10 kg schwer werden können. Das Gehörn der Geiß wird immerhin noch 35 cm lang, wirkt aber im Vergleich zum Bock geradezu zierlich. Beide Geschlechter haben einen gedrungenen, massigen Körper mit einem kurzen Hals und stämmigen Beinen.

Der kurze Kopf mit der breiten, aufgewölbten Stirn trägt spitze Ohren, einen nackten Nasenspiegel und goldgelbe, ausgesprochen seitlich liegende Augen. Durch das Gewicht der Hörner bildet sich beim Bock eine kräftige Nackenmuskulatur aus, die buckelartig hervortritt. Der Bock trägt zudem einen kurzen Kinnbart. Sommer- sowie Winterfell der Geißen und der jungen Böcke sind hellbraun gefärbt. Bei ausgewachsenen Böcken ist beim jahreszeitlichen Fellwechsel auch ein Farbwechsel zu beobachten. Während ihr Sommerfell ebenfalls hell ist, wechselt es zum Winter hin in ein tiefes dunkelbraun. Die Unterseite ist bei allen Tieren stets heller gefärbt. Der Steinbock erreicht ein durchschnittliches Alter von 10 – 15 Jahren, in Ausnahmen können die Tiere selbst in freier Wildbahn deutlich älter werden.

Lebensweise und Lebensraum

Anders als die Gämsen, leben Alpensteinböcke überwiegend oberhalb der Baumgrenze. In Höhen zwischen 1600 m und 3200 m bevorzugen sie steiles und felsiges Gelände, das für andere Lebewesen vergleichbarer Größe nahezu unzugänglich ist. Ihre Hufe sind perfekt an ein Leben in Fels und Gestein angepaßt. Die Außenkanten sind ausgesprochen hart, die Sohlenpolster in der Mitte aber elastisch, so dass ein Abrutschen selbst an steilen, glattwandigen Felswänden verhindert wird.

Mit weiten Sprüngen bewegen sie sich behende im zerklüfteten Gestein. Im Winter halten sie sich bevorzugt an steilen Südhängen auf, die durch das starke Gefälle und verstärkte Sonneneinstrahlung am ehesten schneefrei sind. Im Frühjahr steigen sie vorübergehend tiefer hinab, um das erste Grün abzuweiden, bevor sie im Frühsommer wieder hoch hinaufsteigen. Als Nahrung dienen ihnen hauptsächlich Gräser und Kräuter. Steinböcke sind gesellige Tiere, die in getrennten Verbänden aus Böcken bzw. Geißen und Jungtieren leben.
Bereits im Sommer bildet sich unter den Böcken eine Rangordnung aus, die später im Winter das Vorrecht zur Begattung der Geißen bestimmt. Diese Rangordnung wird weithin hörbar ausgefochten. Dazu steigen die Tiere hoch auf die Hinterbeine auf und schlagen beim Niedergehen mit lautem Krachen ihre Hörner gegeneinander. Da die Hörner zeitlebens wachsen und die Tiere bis zum achten Lebensjahr an Gewicht zulegen, haben nur die ausgewachsenen Böcke haben eine Chance auf einen hohen Rang. Während der Brunft, im Dezember und Januar, schließen sich die Geiß- und Bock-Verbände zusammen. Nun werden keine ernsten Kämpfe mehr ausgefochten und gleichstarke Böcke meiden einander, um einer Auseinandersetzung aus dem Wege zu gehen. Das Werben der Böcke um die Gunst der Geißen findet anfangs noch gemeinschaftlich statt, doch wenn eine Geiß paarungsbereit ist, tritt die Rangordnung in Kraft. Der stärkste Bock widmet sich nun mit durchgestrecktem Körper, in den Nacken gelegtem Kopf und raschen Auf- und Abbewegungen der Zunge (Flippern) ganz der Geiß. Nach der Begattung bleibt das Paar noch einige Zeit zusammen, doch dann wendet sich der Bock wieder der Gemeinschaftsbrunft zu. Die Tragezeit dauert 165 – 170 Tage. Zur Geburt ihres einen (selten 2) Jungen (Kitz) im Juni sondert sich die trächtige Geiß von der Gruppe ab. Das vollbehaarte Kitz kann direkt nach der Geburt laufen und ist nach wenigen Stunden in der Lage schwierige Passagen zu meistern. Nach einigen Tagen schließt sich das Muttertier mit ihrem Kitz bevorzugt einer Geiß-Kitz-Gruppe an. Etwa ein halbes Jahr lang wird das Kitz von der Mutter gesäugt und bleibt anschließend noch eine Weile in der Gruppe. Ältere Geißen, die noch ohne Jungtiere sind, bilden oft eigene Verbände. Auch die jungen Böcke müssen mit dem Eintritt der Geschlechtsreife im Alter von 2 bis 3 Jahren die Gruppe verlassen und wechseln zu den Bock-Verbänden über.

Feinde

Ausgewachsene Alpensteinböcke haben keine natürlichen Feinde. Kitze allerdings werden gelegentlich die Beute von Steinadlern und Rotfüchsen.

Besonderheiten

Im Gegensatz zu Rehen und Hirschen, die ein Geweih besitzen, tragen Steinböcke, Gämsen und Mufflons Hörner. Auf der Stirn bilden sich zwei Knochenzapfen, die anfangs mit Haut überzogen sind. Die Haut über den zeitlebens wachsenden Zapfen verhornt, so dass auch die Hörner immer länger werden. Im Gegensatz zum Geweih wird das Gehörn nie abgeworfen.

Die zu den Paarhufern gehörenden jagdbaren Wildarten bezeichnet der Jäger als Schalenwild. Ihren Namen gaben ihnen die verhornten Hufe, die als Schalen bezeichnet werden. Zum Schalenwild gehören neben den Steinböcken auch noch Rehe, Hirsche, Damhirsche, Gämsen, Mufflons und Wildschweine. Das männliche Tier heißt Bock, das weibliche Geiß und das frisch geborene Junge Kitz

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