Rehe

Systematische Einteilung

Das Reh gilt schlechthin als das deutsche Wildtier. Besonders bei Kindern ist dieses scheue Tier sehr beliebt. Rehe leben in Wäldern, kommen aber auch auf landwirtschaftlichen Flächen vor. Oft bringt das Tier seine Jungen in Getreidefeldern zur Welt. Daher sollten z.B. Hundebesitzer ihre Tiere nicht in derartigen Feldern umherlaufen lassen. Aber Rehbraten ist ein beliebtes Wildgericht, zumal die Tiere geschossen werden müssen, um den Bestand nicht zu allzu groß werden zu lassen

Ordnung Paarhufer (Artiodactyla)
Familie Hirsche (Cervidae)
Gattung Rehe (Capreolus)
Art Reh (Capreolus capreolus)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Roe deer
  • Französisch: Chevreuil

Einleitung

Das Reh ist die kleinste einheimische Art aus der Familie der Hirsche und die häufigste Hirschart Europas. Das eigentlich sehr scheue Tier hat sich aber mittlerweile gut an den vom Menschen gestalteten Lebensraum angepasst und kommt als "Feldreh“ in größeren Gruppen auf offenen landwirtschaftlichen Flächen vor. In Getreidefeldern bringt es dann seine Jungen zur Welt, die bei früher Ernte im Spätsommer durch die Erntemaschinen gefährdet sind. Als aufmerksamer Spaziergänger oder aus dem Auto- oder Zugfenster heraus hat sicherlich jeder schon mal eine kleine Gruppe Rehe am Waldrand stehen sehen. Wird der Rehbestand durch die Jagd nicht reguliert, würde er sich jährlich um ein Drittel erhöhen. Zwar würde sich die Population auf einen stabilen Wert einpendeln, aber dies würde einige Jahre dauern und in der Zwischenzeit zu starkem Verbiss im Wald und auf den Feldern führen.

Vorkommen

Das Reh kommt mit seinen drei Unterarten in ganz Europa, weiten Teilen Russlands und Chinas bis zur klimatischen Waldgrenze vor. Das Sibirische Reh ist mit 50 kg beinahe doppelt so schwer wie das Europäische Reh. Das Chinesische Reh ist vielerorts vermutlich bereits ausgerottet.

Merkmale

Das Europäische Reh ist zierlich gebaut, besitzt einen schmalen Kopf und Brustkorb. Als Schlüpfertyp ist der Körperbau perfekt an ein Leben im dichten Unterholz angepasst.
Es erreicht bei einer Schulterhöhe von über 70 cm und je nach Geschlecht eine Körperlänge zwischen 100 und 140 cm - bei einem Gewicht zwischen 15 bis 30 kg. Zweimal im Jahr findet ein Fellwechsel statt. Im Frühsommer wechselt es vom graubraunen Winterfell ins rötliche Sommerfell. Das Fell der Jungtiere (Kitze) ist rotbraun gefärbt und dicht mit weißen Tupfen übersät. Das Männchen (Bock) trägt im Sommer ein kleines Geweih und ist so deutlich vom Weibchen (Ricke) zu unterscheiden. Im Winter, nach Abwurf des Geweihs, lassen sie die Geschlechter nur anhand der weißen Stelle am Hinterteil, dem Spiegel, unterscheiden.

Bei der Ricke ist sie herz-, beim Bock nierenförmig. Der Schwanz ist mit 2 cm sehr kurz und kaum sichtbar. Rehe können etwa 15 Jahre alt werden. Das Geweih, vom Jäger Gehörn genannt, besteht aus Knochensubstanz und bildet sich aus den Stirnbeinfortsätzen, den so genannten Rosenstöcken. Es wird allerdings nicht annähernd so groß wie bei anderen Hirscharten - es wäre im Dickicht des Waldes auch nur hinderlich.
Nur ausnahmsweise erreicht ein Geweih mehr als sechs Enden.

Das Alter eines jungen Männchens kann man an der Anzahl der Enden seines Geweihs ablesen. Im ersten Lebensjahr zeigen sich nur zwei kleine Horngebilde, im zweiten Jahr trägt er Spieße, im dritten sind die Stangen einmal gegabelt und ab dem vierten Lebensjahr ist das Gehörn mit seinen sechs Enden voll ausgebildet. Im Herbst, zwischen Oktober und Dezember, wird es abgeworfen und beginnt kurz darauf erneut nachzuwachsen. Es ist während des Wachstums von einer pelzigen und gut durchbluteten Haut, dem Bast, umgeben. Nach 5 Monaten ist es wieder vollständig ausgebildet. Dann wird der Bast an Stämmen, Büschen und auch am Boden abgerieben, ein Vorgang, den man als Fegen bezeichnet.

Lebensweise und Lebensraum

Das Reh bevorzugt gebüsch- und unterholzreiche Waldgebiete, hat sich als Kulturfolger aber auch an landwirtschaftliche Nutz- und Weideflächen angepasst und ist gelegentlich sogar auf Grünflächen am Rand von Siedlungen zu entdecken. Als nacht- und dämmerungsaktives Tier sucht es Wiesen und Felder zur Nahrungsaufnahme (Äsen) auf. Die Ruhezeiten am Tage nutzt es zurückgezogen zum Wiederkäuen. Anders als größere Hirsche können Rehe keine schwerverdauliche Nahrung wie Rinde und Nadeln zu sich nehmen. Sie fressen Gräser, Kräuter, Blätter, Knospen, Triebe, Beeren, Eicheln und Bucheckern.

Das Reh ist stets wachsam und beobachtet mit seinen besonders gut ausgeprägten Sinnen ständig seine Umgebung, jederzeit bereit, mit weiten Sätzen die Flucht zu ergreifen. Rehe leben von Frühjahr bis Herbst, mit Ausnahme der Brunft, einzelgängerisch oder in Kleingruppen. Im Winter gesellen sie sich zu größeren Gruppen. Ab März/April, wenn das Gehörn nachgewachsen ist, beziehen die Böcke ihre Reviere, die sie energisch gegen Rivalen verteidigen. Reichen Droh- und Imponiergehabe nicht aus, um den Eindringling zu vertreiben, kommt es zum Hörnergefecht. Dabei handelt es sich um ein reines Kräftemessen, bei dem jeder probiert den anderen zurückzudrängen. Der Sieger paart sich im August während der Brunftzeit mit den Weibchen in seinem Revier.

Nach einer ungewöhnlich langen Tragezeit von etwa 40 Wochen, so viel wie beim Menschen, werden im Mai/Juni des nächsten Jahres in der Regel 2 Kitze geboren. Zur Geburt sondert sich die Ricke von anderen Familien ab und wählt eine Waldlichtung oder trockene, sonnige Wiese aus. Die anschließenden 3 bis 4 Wochen sind für die Kitze eine kritische Phase. In dieser Zeit werden sie von der Mutter nur zum Säugen und Putzen aufgesucht. Bei Gefahr ducken sie sich tief in ihrem Versteck und verharren reglos. Dass sie noch keinen Körpergeruch besitzen, schützt sie vor Raubtieren, macht aber auch Verwechslungen für das Muttertier möglich. Ab einem Alter von einem Monat begleiten sie die Mutter auf der Nahrungssuche, werden aber noch zwei weitere Monate gesäugt. Zwischen März und Mai des Folgejahres trennen sich Mütter und Jungtiere. Während die jungen Weibchen im Spätsommer, selbst trächtig geworden, zu ihren Müttern mit dem neuen Wurf zurückkehren, bleiben die Männchen auf der Suche nach einem eigenen Revier fern.

Besonderheiten

Jägersprache
Die zu den Paarhufern gehörenden jagdbaren Wildarten bezeichnet der Jäger als Schalenwild. Ihren Namen gaben ihnen die verhornten Hufe, die als Schalen bezeichnet werden. Zum Schalenwild gehören neben den Rehen oder Rehwild, auch noch Wildschweine, Hirsche, Damhirsche, Mufflons, Steinböcke und Gämsen. Das frisch geborene Junge nennt der Jäger Kitz. Das weibliche Jungreh heißt bis zum ersten Wurf Schmalreh, anschließend Ricke und im Alter Geiß.
Das männliche Reh wird Bock genannt. Im ersten Jahr heißt er wegen der kurzen Hornansätze Knopfspießer, im zweiten Jahr Spießbock, im nachfolgenden Gabler und mit ausgewachsenem Gehörn wird er zum kapitalen Bock.

Tier des Jahres
Das Reh wurde von der Deutschen Wildtier Stiftung zum Säugetier des Jahres 2019 ernannt

Feinde

Wolf, Luchs, Adler und Fuchs sind eine große Gefahr besonders für die Kitze, sie können aber auch ausgewachsenen Tieren gefährlich werden.

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