Panzernashorn

Einleitung

Panzernashörner (Rhinoceros unicornis) werden auch als Indische Panzernashörner oder auch als Indische Nashörner bezeichnet.
Die Tiere gehören zur Familie der Nashörner (Rhinocerotidae). Man findet die Tiere nur noch im Nordosten von Indien und in geschützten Gebieten im Terai (fruchtbares, feuchtes Land) von Nepal.

Werden sich zwei Panzernashörner über ihren Status nicht einig, kommt es zu Kopfstößen und Gefechten mit den Hörnern, bei denen in der Regel aber keine Verletzungen auftreten.
Ihre Hörner sind es auch, welche die Nashörner an den Rand des Aussterbens gebracht hatten, obwohl der Handel mit Nashornprodukten seit 1977 weltweit untersagt ist.
In der traditionellen asiatischen Medizin wird das Horn zu Pulver zermahlen und fast als Allheilmittel, aber besonders als Potenzmittel, eingesetzt.
Es soll fiebersenkend wirken, gegen Malaria und Epilepsie helfen und den Geschlechtstrieb anregen.
Dabei handelt es sich aber um schlichten Aberglauben, wie wissenschaftliche Untersuchungen beweisen konnten.
Das Panzernashorn ist nach dem Elefanten und dem Breitmaulnashorn das größte Landtier weltweit

Gliederung, Taxonomie

Es gibt vier Gattungen der Familie der Nashörner, von denen wir neben dem Panzernashorn noch das Spitzmaulnashorn und das Breitmaulnashornvorstellen. Da vier Gattungen sind:
- Breitmaulnashorn (Cerathodeum)
- Halbpanzernashorn (Dicerorhinus)
- Panzernashorn (Rhinoceros)
- Spitzmaulnashorn (Diceros)
In diesem Beitrag wird das Panzernashorn (Rhinoceros) ausführlich vorgestellt.

Überordnung Laurasiatheria
Ordnung Unpaarhufer (Perissodactyla)
Familie Nashörner (Rhinoceritidae)
Gattung Rhinoceros ((Rhinoceritinae)
Art Panzernashorn (Rhinoceros unicornis)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Armored rhino
  • Französisch: Rhinocéros blindé

Aussehen, Merkmale

Die Männchen (Bullen) besitzen eine Kopf-Rumpflänge von 370 bis 380 cm und eine Schulterhöhe von 170 bis 190 cm. Die Kopf-Rumpflänge der Weibchen (Kühe) reicht von 310 bis 340 cm – bei einer Schulterhöhe von 145 bis 175 cm.
Das Gewicht der Männchen reicht von etwa 2.000 bis 2.600 kg und das der Weibchen von etwa 1.400 bis 1.700 kg. Damit ist das Panzernashorn nicht nur das größte Nashorn Asiens, sondern nach dem Elefanten und dem Breitmaulnashorn das größte lebende Landtier.
Ihren Namen haben die Tiere von dem einzelnen Horn, das auf der Nase sitzt und dunkelgrau bis schwarz gefärbt ist.
Ihre schmutzig graubraun gefärbte Haut kann bis zu 4 cm dick werden.
Die zahlreichen Falten der Haut erwecken den Anschein einer starken Panzerung, woher auch ihr Namen stammt. Die starke Faltung dient wahrscheinlich der Wärmeregulation, mit der die Tiere vor Überhitzung geschützt werden.
Unter der Haut erstreckt sich eine 2 bis 5 cm dicke Fettschicht.
Die Panzernashörner sind so gut wie gar nicht behaart, allenfalls befinden sich an den Ohren und der Schwanzspitze Ansätze von Haaren. Auffallend ist die fingerartig geformte und teils bewegliche Oberlippe der Tiere.
Panzernashörner können schlecht sehen, dafür aber sehr gut riechen und hören.

Das Horn

Wie erwähnt, besitzen die Tiere ein einzelne Horn, das sich auf der Nase befindet, aus Keratin besteht und aus dichten und langgezogenen Fäden geformt ist und dabei in seiner Struktur Haaren oder Hufen ähnelt.
Das Horn besitzt eine Länge zwischen 20 bis 40 cm, selten werden 60 cm erreicht und das bei einem Gewicht zwischen 3 bis 5 kg.
Oft reiben die Tiere ihre Hörner an Bäumen oder Steinen, was zu einem starken Abrieb des Horns und damit zu verschiedenen Ausformungen führt.
Ihre Hörner setzen die Tiere überwiegend bei der Nahrungssuche und nur selten für Kämpfe untereinander ein.

Vorkommen, Lebensräume

Früher hatten die Panzernashörner den gesamten Norden des Indischen Subkontinents bewohnt.
Heutzutage findet man die Tiere nur noch in den indischen Bundesstaaten Assam, Westbengalen und Uttar Pradesh sowie im Tieflandsgebiet von Nepal.
Obwohl die Tiere in Indien und Nepal derselben Art angehören, unterscheiden sie sich aber in ihrer genetischen Ausprägung.

Die Panzernashörner bevorzugen offenes Grasland und Sumpflandschaften an den Ufern von Flüssen, wobei sie Ufer mit dem 2 bis 5 m hohen Ravennagras bevorzugen. Hier können sich Tiere relativ unbemerkt bewegen und verstecken.
Aber man findet die Tiere aber auch auf offenen Weideplätzen mit niedrigem Grasbewuchs oder in kleineren Wäldern.
Etwas weniger als Dreiviertel aller Tiere lebt im indischen Kaziranga-Nationalpark und im Jaldapara Wildlife Sanctuary. lebt die zweitgrößte indische Population mit etwa 150 Tieren.
In Nepal lebten etwa 650 Tiere – davon um 600 im Chitwan-Nationalpark.

Lebensweise

Panzernashörner sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Einzelgänger
Dabei kommen die Bullen und Kühe meist nur zur Paarungszeit zusammen. Die Tiere leben in 2 bis 8 km² großen Revieren, deren Grenzen sich mit denen anderer Panzernashörner überlappen können.
Ihre Reviere markieren sie mit Hilfe von Urin, den sie auf Büsche und Sträucher spritzen. Zu Revierkämpfen kommt es meist nur dann, wenn dominante Bullen auf Jungbullen oder Alttiere treffen.
Schlammbäder spielen für das Wohlbefinden der Tiere eine so wichtige Rolle, dass sie sich dem einen Großteil der Tageszeit hingeben.
Die Schlammbäder dienen einerseits der Temperaturregulierung, aber auch dem Abtöten von Parasiten. Dabei können sich während der Trockenzeit – z.B. im Kaziranga-Nationalpark - mehrere Panzernashörner an einem Platz treffen.
Da diese Begegnungen jedoch zeitlich begrenzt sind verlaufen sie in der Regel friedlich.

Nahrung

Die großen Panzernashörner benötigen täglich bis zu 150 kg Nahrung. Die besteht aus Gräsern und Pflanzenteilen, so aus Blättern Zweigen, Ästen, Rinden, aber auch aus Früchten.
In Trockenzeiten fressen die Tiere überwiegend Gras und zu Zeiten des Monsuns sind es meist Blätter und Früchte - vor allem Bambus und Feigen.
Panzernashörner sind sehr gute Schwimmer und verbringen besonders während des Monsuns längere Zeit im Wasser. Hier fressen sie dann Wasserpflanzen wie Hydrilla, Vallisneria und Pistia.
Das Salz- und Bodenlecken ist eine wichtige Ergänzung ihrer Ernährung.

Fortpflanzung, Jungtiere

Die Weibchen (Kühe) erreichen mit 5 bis 7 Jahren ihre Geschlechtsreife und die Männchen (Bullen) erst mit 8 bis 10 Jahren. Dabei sind sowohl die Kühe wie die Männchen ganzjährig paarungsbereit.
Während der Brunft sind vor allem Bullen untereinander sehr aggressiv, und es kommt häufig zu gefährlichen Beißduellen. Will sich ein Bulle mit einer Kuh paaren, macht er sich mit Hilfe von Berührungen, Lecken oder Verfolgungsjagden auf sich aufmerksam.
Die Paarungbeginnt mit einem mehrmaligen Aufreiten des Bullen und kann bis zu zwei Stunden dauern. Nach dem Ende der Paarung gehen die Tiere wieder ihre eigenen Wege.
Nach einer Tragzeit zwischen 470 bis 490 Tagen bringt die Kuh ein 60 bis 70 kg schweres Kalb zur Welt, das bereits eine halbe Stunde später stehen kann.
Das Kalb wird rund anderthalb Jahre gesäugt und beginnt etwa ab dem dritten bis fünften Monat, außerdem pflanzliche Nahrung zu sich zu nehmen. Das Kalb verbleibt etwa drei Jahre bei der Mutter und wird aber vor der Geburt eines neuen Kalbs vertrieben..
Kühe mit neugeborenen Kälbern zeigen sich besonders aggressiv gegenüber Eindringlingen ihrer eigenen Art, aber auch gegenüber anderen großen Tieren sowie gegenüber dem Menschen.
Panzernashörner können in Freiheit rund 40 Jahre alt werden – in Gefangenschaft werden sie nur wenig älter.

Feinde, Gefährdung

Ausgewachsene Panzernashörner haben keine natürlichen Feinde, jedoch können die Kälber Opfer besonders von Tigern werden, was gar nicht so selten vorkommt.
Die Tiere dulden Kuhreiher, Hirtenstare oder Schwarze Drongos auf ihren Rücken, da sie Parasiten aus der Haut picken. Diese äußeren Parasiten sind vor allem Blutegel, Buntzecken und Bremsen.
Zu den inneren Parasiten zählen hauptsächlich Fadenwürmer und andere Arten von Würmern.
Leider werden die Tiere immer noch von Wilderen geschossen, da ihre Hörner in Ostasien im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eine nicht unerhebliche Rolle spielen und sehr wertvoll sind.
Die Regierungen von Indien und Nepal haben deshalb die Anzahl der Parkranger vergrößert und ihre Ausbildung verbessert.

Außerdem wurde 2005 in Indien das Projekt Indian Rhino Vision 2020 unter der Schirmherrschaft des WWF und der International Rhino Foundation (IRF) begonnen. Im Rahmen dieses Projekts werden neue Populationen in diversen Gebieten angesiedelt, um damit das Verbreitungsgebiet des Panzernashorns allmählich zu erweitern und die Gesamtpopulation weiter zu erhalten. Darüber hinaus werden in Zoologische Gärten Tiere gezüchtet, um auch auf diese Weise den Fortbestand zu gewährleisten.
Obwohl es mittlerweile mehr als 2.800 Panzernashörner gibt, werden sie von der IUCN noch als gefährdet gelistet.

IUCN
Die (International Union for Conservation of Nature and Natural Resource (IUCN) ist eine internationale Nichtregierungsorganisation. Ihre Gründung erfolgte am 8. Oktober 1948 in Fontainebleau (Frankreich) als International Union for the Protection of Nature (IUPN)
Die IUCN erstellt unter anderem die Rote Liste gefährdeter Arten und kategorisiert Schutzgebiete mittels der World Commission on Protected Areas, zudem besitzt sie einen Beobachterstatus bei der UN-Vollversammlung.
Ihren Sitz hat sie in Gland in der Schweiz mit Niederlassungen in über 60 Ländern.

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