Einleitung
Marderhunde (Nyctereutes procyonoides), auch als Tanuki bezeichnet, sind eine etwa fuchsgroße Tierart aus der Familie der Hunde (Canidae) und der Gattung Nyctereute. Die Tiere besitzen Ähnlichkeiten mit Mardern und Kleinbären – besonders mit dem Waschbären - jedoch ohne mit ihnen verwandt zu sein.
Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides) gliedert sich in folgende fünf Unterarten:
- Nyctereutes procyonoides procyonoide
- Nyctereutes procyonoides orestes
- Nyctereutes procyonoides ussuriensis
- Nyctereutes procyonoide koreensis
- Nyctereutes procyonoides viverriensis
Gliederung, Taxonomie
Ordnung | Raubtiere (Carnivora) |
---|---|
Überfamilie | Hundeartige (Canoidea) |
Familie | Hunde (Canidae) |
Tribus | Echte Hunde (Canini) |
Gattung | Nyctereutes |
Art | Marderhund (Nyctereutes procyonoides) |
Unterarten | fünf |
Ausländische Bezeichnungen
- Englisch: Raccoon dog
- Französisch:
Aussehen, Merkmale
Im Aussehen ähnelt der Marderhund mit seiner Gesichtsmaske und dem Backenbart dem Waschbären. Die Tiere besitzen eine Kopf-Rumpflänge zwischen 50 bis 70 cm und eine Schulterhöhe von 20 bis 30 cm - bei einem Gewicht zwischen 5 und 9 kg – im Herbst bis 12 kg. Ihr Schwanz erreicht eine Länge von ca. 25 cm. Ihr Fell ist am Bauch und am Rücken rötlich bis schwarzbraun und an den Flanken gräulich. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass Marderhunde in Abhängigkeit von der Jahreszeit ihr Fell wechseln.
Das Fell behält dabei zwar seine Farbe aber das Winterfell ist deutlich dichter als das Sommerfell. Männliche und weibliche Tiere sind äußerlich nicht unterscheidbar.
Marderhunde bellen nicht, sondern geben eher kläffende Geräusche von sich. Bei der Suche nach einem Weibchen stößt der Rüde lange heulende Schreie aus und bei Gefahr knurren sie.
Die Tiere hören und riechen sehr gut, während sie nur mäßig sehen können.
Vorkommen
Ursprünglich stammen die Marderhunde aus dem Osten Sibiriens, dem Nordosten Chinas sowie aus Japan.
Seine Ausbreitung außerhalb seiner Ursprungsländer begann etwa im 19. Jahrhundert, als man begonnen hatte, die Tiere außerhalb ihres ursprünglichen Lebensraums auszusetzen, um ihr Fell nutzen zu können.
So wurden beispielsweise zwischen 1928 und 1950 in der Ukraine nahezu 10.000 Tiere ausgesetzt. Das führte dazu, dass sie sich weiter nach in Finnland, Rumänien und Polen ausgebreitet hatten. In Deutschland wurden um 1960 die ersten Tiere gesichtet.
Und mittlerweile findet man Marderhunde nahezu in ganz Deutschland – besonders häufig sind die Tiere in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.In Österreich haben sich die Tiere ab 2014 mit Ausnahme von Tirol ebenfalls landesweit verbreitet.
Auch in der Schweiz und sogar in Südtirol wurden die Tiere gesichtet.
Man findet die Marderhunde in Kulturlandschaften und Wäldern, wobei sie gewässerreiche Habitate bevorzugen. In Höhenlagen über 500 m kommen die Tiere nicht vor.
Lebensweise
In Regionen mit strengeren Wintern halten Marderhunde zwar keinen Winterschlaf aber eine Winterruhe, dagegen sind sie in Regionen mit milden Wintern das ganze Jahr über aktiv.
Für die Zeit der Winterruhe fressen sie sich im Herbst ein Fettpolster an.
Marderhunde sind dämmerungs- und nachtaktiv und verbergen sich tagsüber in ihren Bauen.
Ihre Lebenserwartung beträgt in Freiheit etwa sechs bis acht Jahre.
Ernährung
Marderhunde sind Allesfresser und fressen Mäuse, Maulwürfel, Vögel, deren Eier, Fische, Frösche, Kröten, Schnecken und Insekten sowie auch Aas. Auch Eicheln, Nüsse, Beeren und Obst stehen auf ihrem Speiseplan. Aber auch Aas verschmähen sie nicht.
Fortpflanzung, Jungtiere
Im Alter von etwa 10 Monaten werden die Tiere geschlechtsreif. Marderhunde bleiben lebenslang mit ihrem(r) Partner(in) zusammen. Nach einer erfolgreichen Paarung Ende Januar/Februar kommen nach einer Tragzeit von rund 60 Tagen zwischen fünf bis 10 Welpen zur Welt. Zum Schutz und zur Aufzucht der Jungtiere dienen Erdbaue, was häufig verlassene Dachs- oder Fuchsbaue sind. Dabei teilen sich die Männchen (Rüde) und Weibchen (Fähe) die Betreuung und Aufzucht der Welpen. So verbleibt das Männchen während der Nahrungssuche des Weibchens bei den Welpen, die er während der ersten Wochen auch bewacht. Nach etwa 3 Wochen bekommen die Welpen abwechselnd von beiden Elterntieren feste Nahrung zugeführt. Im September - spätestens im Oktober – verlassen die Jungtiere dann ihre Eltern.
Feinde, Gefährdungen
Zu den natürlichen Feinden der Marderhunde in ihren Ursprungsländern sowie in Europa zählen Braunbären, Leoparden, Luchse, Tiger, Wölfe und für Jungtiere eine Reihe von Greifvögeln.
Die Tiere können aber daneben an diversen Krankheiten, wie Tollwut, Staupe oder Räude versterben, außerdem durch die Jagd und den Autoverkehr.
Zudem werden sie von dem – für den Menschen sehr gefährlichen - Fuchsbandwurm befallen
Besonderheiten
Sofern sich Marderhunde nicht in einen Bau flüchten oder sich verstecken können, stellen sie sich tot und bleiben dann mit geöffneten Augen starr - wie tot - liegen liegen.
Nach der Berner Konvention von 1999 soll die Ausbreitung eingewanderter Tierarten, wie die der Marderhunde, Waschbären oder Minks streng kontrolliert werden.
So wurden 2015/16 in Deutschland insgesamt 27.840 Tiere erschossen, davon mehr als die Hälfte in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
In Österreich, wo das Jagdrecht, wie in Deutschland, in der Kompetenz der Bundesländer liegt, ist der Marderhund teilweise ganzjährig zum Abschuss freigegeben. Im Zeitraum 2015/16 wurden hier jedoch nur 31 Tiere erlegt.
Im Japanischen heißen die Tiere Tanuki und ist in den hiesigen Fabeln eine der Hauptfiguren neben Kitsune (Rotfuchs).
Der Marderhund erscheint als ein Meister der Verkleidung und Gestaltänderung und ist in dem Land so populär, dass seit langem Statuen errichtet wurden, bei denen Marderhunde zu sehen sind.
In dem japanischen Animationsfilm „Die Schlacht der Marderhunde in der Heisei-Zeit (Pom Poko) spielen Marderhunde die Hauptrolle. Die Heisei-Zeit ist der Zeitraum seit dem 8. Januar 1989.
Der Film aus dem Jahr 1994 beruht auf einer Geschichte des japanischen Dichters und Autors Kenji Miyazawa (1896-1933) und hat den Kampf der Tiere gegen die Vernichtung ihres Lebensraumes zum Inhalt, den sie letztendlich aber verlieren. Dabei hatten einige Tiere Menschengestalt angenommen.
Der Marderhund als Pelzlieferant
Im Pelzhandel wird das Fell des Marderhunds unter vielen Namen gehandelt, aber interessanterweise nicht als Marderhundfell. Die üblichen Bezeichnungen sind Seefuchs oder Tanuki.
Aber jeder, der einen solchen Pelz besitzt oder erwerben will, sollte wissen, dass die Tiere auf Pelzfarmen ihr ganzes Leben lang in winzigen Drahtgitterkäfigen eingesperrt verbringen.
Die unerträgliche Enge und unnatürliche Einzelhaft treiben die Tiere oft in den Wahnsinn.
Hinweis
Wer sich für den Schutz dieser und anderer Tiere einsetzen möchte, kann dies mit einer Spende oder Mitgliedschaft bei der Organisation „People for the Ethical Treatment of Animals“ (PETA) tun,
die nach eigenen Angaben mit mehr als fünf Millionen Unterstützern weltweit die größte Tierrechtsorganisation ist.
PETA Deutschland e.V.
Friolzheimer Str. 3a
70499 Stuttgart
Tel.: 0049 – (0)711 - 860591-0
E-Mail: Info@peta.de
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