Kurzinfo
Die Flecken- bzw. Tüpfelhyäne (Crocuta crocuta) ist ein Raubtier aus der Familie der Hyänen (Hyaenidae). Sie ist die größte Hyänenart und ist durch ihr geflecktes bzw. getüpfeltes Fell gut erkennbar und von den anderen Hyänenarten gut zu unterscheiden. Man findet die Tiere in großen Teilen Afrikas südlich der Sahara.
Gliederung, Taxonomie
Es gibt insgesamt vier Hyänenarten aus drei Gattungen und zwei Unterfamilien:
- Unterfamilie: Eigentliche Hyänen (Hyaeninae)
- Streifenhyäne (Hyaena hyaena)
- Schabrackenhyäne (Hyaena brunnea)
- Tüpfelhyäne (Crocuta crocuta - Unterfamilie: Protelinae
- Erdwolf (Proteles cristatus)
In diesem Beitrag wird die Flecken- bzw. Tüpfelhyäne (Crocuta crocuta) aus der Gattung Crocuta und der Unterfamilie der Eigentliche Hyänen (Hyaeninae) ausführlich dargestellt.
Von der Flecken- bzw. Tüpfelhyäne existieren keine Unterarten. Die frühere Unterart Crocuta crocuta spelaea war gegen Ende des Pleistozäns, das etwa 11.780 Jahre v. Chr. geendet hatte, ausgestorben. Im Folgenden sprechen wir der Vereinfachung wegen nur noch von der Fleckenhyäne.
Ordnung | Raubtiere (Carnivora) |
---|---|
Überfamilie | Katzenartige (Feloidea) |
Familie | Hyänen (Hyaenidae) |
Unterfamilie | Eigentliche Hyänen (Hyaeninae) |
Gattung | Crocuta |
Art | Tüpfel- bzw. Fleckenhyäne (Crocuta crocuta) |
Ausländische Bezeichnungen
- Englisch: Laughing hyena
- Französisch: Rire hyène
Aussehen, Merkmale
Aussehen
Die Fleckenhyänen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 1130 bis 160 cm mit einem bis 20 bis 25 cm kurzen Schwanz. Ihre Die Schulterhöhe beträgt 75 bis 80 cm. Das Gewicht schwankt zwischen bei 45 bis 60 kg – selten auch mehr.
Damit gehört sie zu den größten Hyänen Afrikas. Die Männchen und Weibchen unterscheiden sich nur geringfügig voneinander.
Ihr relativ kurzes Fell und die lange Rückenmähne sind weniger ausgeprägt als bei den anderen Hyänenarten.
Die Grundfärbung der Tiere ist sandfarben bis rötlich-braun. Auf dem Rücken, an den Flanken und an den Beinen befinden sich die namensgebenden zahlreichen schwarzen und dunkelbraunen Flecken.
Die vorderen Extremitäten sind, wie bei allen Hyänen, länger und kräftiger als die Hinterbeine, was dazu führt, dass ihr Rücken nach hinten abfällt.
Ihre Drüsen am Analkanals sondern ein Sekret an ihren Analbeutel ab, der sich zwischen dem Anus und Schwanz befindet. Daraus wird das Sekret abgegeben, mit dem sie ihre Reviere markieren.
Die Weibchen haben in der Regel ein paar - selten zwei paar Zitzen.
Vermännlichung
Ein bemerkenswertes Merkmal der Fleckenhyäne ist die Vermännlichung der Weibchen. So besitzen sie keinen Scheidenvorhof und keine Vulva und die Vagina verschmilzt – wie sonst nur bei männlichen Säugetieren – mit der Harnröhre zu einem Urogenitalkanal. Besonders auffällig ist, dass der Kitzler dem Penis der Männchen ähnlich ist und etwa 90 % von dessen Länge erreicht und wiedieser erigierbar ist.
Das führt dazu, dass die Befruchtung, das Wasserlassen und die Geburt durch diesen Urogenitalkanal erfolgen. Die Gründe für diese entwicklungsgeschichtliche anatomische Besonderheit sind bis heute nicht geklärt.
Kopf und Gebiss
Der kräftige Kopf sitzt auf einem langen, sehr muskulösen Hals. Damit ähneln sie denen der anderen Eigentlichen Hyänen.
Besonders erwähnenswert sind die kräftigen Kiefer, die eine Kraft von über 9.000 Newton entwickeln können, was dem Gewicht von rund 900 kg entspricht
Der vierte obere und untere Backenzahn haben sich - wie übrigens bei allen Landraubtieren - zu Reißzähnen entwickelt, die klingenförmig geformt sind und dem Zerreißen von Fleisch dient.
Verbreitung und Lebensräume
Die Fleckenhyänen findet man in zahlreichen Ländern südlich der Sahara.
Man findet die Tiere in folgenden Ländern bzw. in Teilen von ihnen:
Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Elfenbeinküste, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Liberia, Mosambik, Namibia, Nigeria, Republik Südafrika, Sambia, Simbabwe, Sudan, Tansania, Togo sowie in der Zentralafrikanischen Republik.
Die größten Populationen leben in der ostafrikanischen Serengeti und im Krüger-Nationalpark.
Die Fleckenhyänen findet man in Halbwüsten, Savannen, offenen Waldländern aber auch in Gebirgswäldern, so beispielsweise im Hochland von Äthiopien in einer Höhe bis zu etwa 4.000 m.
Neben Wüsten meiden sie auch tiefgelegene Regenwälder, wie beispielsweise Teile des Kongobeckens.
Da sie relativ wenig menschenscheu sind, kommen sie auch in die Nähe menschlicher Siedlungsgebiete.
Lebensweise
Die Tiere sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, wobei sie dabei durchaus Entfernungen bis zu 40 km zurücklegen können. Den Tag verbringen sie meist liegend oft in einem Gebüsch verborgen.
Eine Gruppe mit fünf bis über 100 Tieren bewohnt jeweils ein festes Revier, dessen Größe vom Nahrungsangebot abhängt und sind z.B. in den eher beutereichen Savannen im Osten Afrikas ca. 20 km² groß, während sie in den südlichen Trockengebieten bis zu 1500 km² groß sein können. Die Mitglieder einer Hyänengruppe bewegen sich häufiger an den Grenzen ihrer Reviere und markieren sie mit dem Sekret aus ihrem Analbeutel.
Sowohl Weibchen wie Männchen verteidigen ihr Revier gegen fremde Tiere.
Die Weibchen verbleiben ihr Leben lang in ihrer Geburtsgruppe verbleiben, wobei die Männchen diese in der Regel nach Eintreten der Geschlechtsreife verlassen.
Wenn ein Männchen neu in eine Gruppe hineinkommt, bekommt es unabhängig von seiner Größe oder Kraft zunächst den niedrigsten Rang zugewiesen und kann nur aufsteigen wenn ein anderes Männchen die Gruppe verlassen hat was in etwa 40% der Fall ist.
Der soziale Rang in der Gruppe hat einen großen Einfluss auf das Leben einer Hyäne, so bekommen Tiere mit einem hohen Rang beispielsweise einen besseren Zugang zur Nahrung oder zu ihren Gemeinschaftsbauen als Tiere mit einem niedrigeren Rang
Außerdem zeugen sie mehr Junge und leben länger. Die Fleckenhyänen verfügen im Gegensatz zu anderen Hyänen über ein breites Spektrum an Lautäußerungen.
So dient eine bestimmte weithin hörbare Lautäußerung dazu, die Gruppenmitglieder zusammenzurufen, um das Revier zu verteidigen oder auf ein Nahrungsangebot oder auf eine drohende Gefahr hinzuweisen. Auch rufen die Weibchen damit nach ihren Jungen und diese nach ihrer Mutter, wenn sie gesäugt werden wollen. Und sogar zur Partnerfindung dient dieser Laut. Oft wird davon gesprochen, dass Hyänen lachen könnten, was an ihrem Lach- oder Kicherlaut liegt. Mit diesem Lachlaut drückt ein Tier jedoch seine Unterwerfung aus.
Nahrung
Im Gegensatz zu den Streifen- und der Schabrackenhyänen, erlegen die Fleckenhyänen etwa 75% ihrer Beute selbst.Das hindert sie aber dennoch nicht daran, Aas zu fressen und sich über die Beute von anderen Raubtieren herzumachen. So machen sie sich über die Beute von Schakalen, Geparden, Leoparden, Afrikanischen Wildhunden oder Streifen- und Schabrackenhyänen her. Allerdings sind die häufigsten erlegten Beutetiere die der Löwen, wobei sich die Löwen ihrerseits auch über die Beute der Hyänen hermachen. Dabei sind die Löwen meist überlegen und vetreiben die Fleckenhyänen von deren Beute. Das Nahrungsspektrum der Fleckenhyänen ist weitgefächert. Es besteht aber meist aus Huftieren, was in Ostafrika Streifengnus, Zebras, Gazellen und Leierantilopen, im Süden Spießböcke, im Krüger-Nationalpark Impalas und im westlichen Afrika Rotstirngazellen und Kuhantilopen sind. Sie schleichen sich jedoch nicht wie Raubkatzen an ihre Beute heran, sondern jagen sie einzeln oder im Rudel, wobei größere Beutetiere wie Zebras oder Büffel von bis zu 30 Tieren attackiert werden.
Fortpflanzung, Jungtiere
Die Fleckenhyänen werden im Alter zwischen zwei und drei Jahren geschlechtsreif.
Die Paarung kann das ganze Jahr über erfolgen. Aufgrund der oben erwähnten speziellen Anatomie der Weibchen können die Männchen eine Paarung nicht erzwingen, was bei anderen Säugetieren häufiger vorkommt. Sofern das Weibchen nicht empfängnisbereit, nimmt es von der Werbung des Männchens keine Notiz oder begegnet ihm sogar aggressiv.
Sowohl die Männchen wie auch die Weibchen pflanzen sich mit mehreren Partnern fort, was die Männchen dadurch zu verhindern suchen, dass sie dieWeibchen bewachen und andere Männchen vertreiben. Nach einer Tragezeit von rund 110 Tagen bringen die Weibchen zwischen ein bis drei Jungtiere zur Welt. Die Neugeborenen werden mit offenen Augen geboren und wiegen zwischen 1.000 und 1.500 g. Die ersten Wochen verbringen die Jungtiere in einem eigenen und später in einem Gemeinschaftsbau, in dem sie aufgezogen werden.
Diese Baue wurden von anderen Tieren wie z. B. den Eigentlichen Stachelschweinen oder Erdferkeln gegraben und werden werden von den Jungen vergrößert. Da deren Eingänge zu klein für große Feinde sind, bieten sie einen guten Schutz vor ihnen. Da sich in der Regel alle Weibchen einer Gruppe fortpflanzen, können sich in einem derartigen Gemeinschaftsbau bis zu 30 Jungtiere aus 20 Würfen befinden. Auffallend ist, dass jedes Weibchen nur die eigenen Jungen säugt. Bereits kurz nach der Geburt beginnen die Jungtiere mit aggressiven Kämpfen untereinander, die hin und wieder sogar mit dem Tod der Geschwister enden kann.
Diese Kämpfe führen bereits in jungen Jahren zu einer Rangordnung, die u.a. in einem besseren Zugang zur Muttermilch führt
Nach acht bis zwölf Monate im Gemeinschaftsbau, beginnen die Jungtiere mit Streifzügen durch das Revier der Gruppe – anfangs zusammen mit dem Muttertier Mutter, später dann allein. Die Jungen werden erst im Alter von 13 bis 14 Monaten entwöhnt.
Etwa die Hälfte der Jungen sterben vor dem Eintreten der Geschlechtsreife.
In Freiheit erreichen die Tiere im Mittel ein Alter von etwa 20 Jahren, in menschlicher Obhut können sie deutlich älter werden
Feinde, Gefährdung
Ausgewachsene gesunde Fleckenhyänen besitzen praktisch keine natürlichen Feinde.
Da die Fleckenhyänen als Menschen- und Nutztierfresser gelten, was tatsächlich hin und wieder vorkommt, werden sie mit Hilfe von Schusswaffen, mit Fallen oder mit Giftködern getötet.
Der Jagdsport fallen hingegen nur wenige Tiere zum Opfer, da sie als Trophäen weniger attraktiv sind.
Weiterhin sind die Tiere vom Straßenverkehr und der zunehmenden Zerstörung ihres Lebensraums bedroht.
Die IUCN listet die Fleckenhyänen dennoch als nicht gefährdet und schätzt die Gesamtpopulation auf etwa 47.000 Tiere.
IUCN
Die (International Union for Conservation of Nature and Natural Resource (IUCN) ist eine internationale Nichtregierungsorganisation. Ihre Gründung erfolgte am 8. Oktober 1948 in Fontainebleau (Frankreich) als International Union for the Protection of Nature (IUPN)
Die IUCN erstellt unter anderem die Rote Liste gefährdeter Arten und kategorisiert Schutzgebiete mittels der World Commission on Protected Areas, zudem besitzt sie einen Beobachterstatus bei der UN-Vollversammlung.
Ihren Sitz hat sie in Gland in der Schweiz mit Niederlassungen in über 60 Ländern.
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