Nilkrokodil

Kurze Einleitung

So gefährlich Krokodile für den Menschen auch sein können, so faszinierend sind sie auf der anderen Seite. Glücklicherweise werden kaum noch Krokodilledertaschen und -schuhe und andere Produkte aus Krokodilleder gehandelt oder getragen. Dennoch ist der Bestand vieler Krokodilarten in vielen Ländern Tiere gefährdet!

Im alten Ägypten war das Nilkrokodil einerseits eine reale Bedrohung der am Nil lebenden Menschen, andererseits wurde es in der Mythologie wie eine Gottheit verehrt. Dies geschah in erster Linie, um das menschenfressende Ungeheuer zu besänftigen, dessen Macht man selbst im Totenreich noch fürchtete. Zum Schutz vor Krokodilangriffen verwendete man daher Sprüche und trug Amulette um den Hals.

Auch im antiken Sudan war man sich der Gefährlichkeit des Krokodils bewusst. Darstellungen in Felsbildern und auf Keramikgefäßen machen dies deutlich und weisen auf einen Krokodilskult hin, bei dem es sogar zu Menschenopfern an die Tiere gekommen sein soll. Ein gefesseltes Krokodil war hier zudem ein Symbol für den Frieden. Anders als in Ägypten war es aber auch ein Symbol für Fruchtbarkeit und Wachstum, da man es stets in der Nähe von Wasser antraf. Aber immer wieder stellten die Tiere eine große Gefahr für die hier lebenden Menschen dar.

Gliederung, Taxonomie

Ordnung Panzerechse (Crocodilia)
Familie Echte Krokodile (Crocodylidae)
Gattung Krokodil (Crocodylus)
Art Crocodylus niloticus


Unterarten
Dieses Krokodil gliedert sich in folgende sechs Unterarten, wobei die Unterart Crocodylus niloticus suchus vor einiger Zeit als Westafrikanisches Krokodil (Crocodylus suchus) in den Artrang erhoben wurde:
- Crocodylus niloticus africanus
- Crocodylus niloticus chamses
- Crocodylus niloticus cowiei
- Crocodylus niloticus madagascariensis
- Crocodylus niloticus niloticus
- Crocodylus niloticus pauciscutatus
- Crocodylus niloticus suchus

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Nile crocodile
  • Französisch: Crocodile du Nil

Vorkommen

Das Nilkrokodil bewohnt mit seinen 6 bis 7 Unterarten viele tropischen Gebiete Afrikas. Wie der Name schon sagt, bewohnte es früher den gesamten Nil, heutzutage jedoch nur noch den Oberlauf des Nils, etwa bis Assuan. Die Unterarten des Krokodils verteilen sich auf folgende Länder:

Crocodylus niloticus africanus
Im Süden Tansanias, in Ruanda, Burundi, Sambia, Malawi, Mosambik und im Osten von Namibia.

Crocodylus niloticus chamses
In Äquatorialguinea, im Südosten des Sudans, in der Republik Kongo, in der Demokratischen Republik Kongo, im Westen Tansanias, Gabun, Angola, im Norden Sambias, in Ruanda, in Uganda und im Norden Namibias

Crocodylus niloticus cowiei
In Mozambik, Botswana, Malawi, Simbabwe, Sambia und in Süd-afrika

Crocodylus niloticus madagascariensis
Auf Madagaskar, den Komoren und Seychellen

Crocodylus niloticus niloticus
Im Süden Ägyptens, im Sudan und im Westen von Äthiopien.

Crocodylus niloticus pauciscutatus
Somalia , im Osten und Süden von Äthiopien, Kenia, Somalia

Crocodylus niloticus suchus
Süden von Mauretanien, Senegal, Gambia, Guinea, Ghana, Togo, Benin, Nigeria, Kamerun, Burkina Faso, Mali, Niger, Tschad, Zentralafrikanische Republik.

Hinweis
Wie bereits erwähnt, wird diese Unterart Reptile Database zufolge jedoch inzwischen als Westafrikanisches Krokodil (Crocodylus suchus) als eigenständige Art angesehen

Aussehen, Merkmale

Das Nilkrokodil wird, je nach Unterart, durchschnittlich etwa 3 bis 5 m lang, die Vertreter der madagassischen Unterart sollen sogar eine Länge von 6 m erreichen können. Durchschnittlich werden sie dabei 250 kg schwer.
Alte, voll ausgewachsene Tiere können in seltenen Fällen sogar ein Gewicht bis zu 600 kg erreichen.
Die Tiere haben eine flach gedrückte Gestalt mit kurzen, gedrungenen Extremitäten, die spitze Krallen tragen und an den Hinterfüßen zwischen den Zehen Schwimmhäute besitzen.

Der Körper endet in einem langen und kräftigen Schwanz. Dieser ist seitlich abgeflacht und dient als Ruderschwanz zur Fortbewegung im Wasser. Der massige Kopf mit der langen Schnauze trägt 64 bis 68 kegelförmige Zähne. Wie bei allen Echten Krokodilen und Alligatoren ist der vierte Unterkiefer-Zahn stark vergrößert. Bei den Vertretern aus der Gattung Crocodylus passt er genau in eine Furche an der Außenseite des Oberkiefers und ist so auch bei geschlossenem Maul gut sichtbar. Die Zahnreihen von Ober- und Unterkiefer liegen in einer Linie, so dass alle anderen Zähne durchweg zwischeneinander greifen. Das bedeutet, dass jeder Zahn in einer Lücke (Alveole) im gegenüber liegenden Kiefer Platz findet. Die Sinnesorgane sind optimal an ein Leben im und unter Wasser angepasst.

Leicht erhöht liegen die verschließbaren Nasenlöcher an der Schnauzenspitze in einer Linie mit den Ohröffnungen, die von beweglichen Hautfalten geschützt sind und den mit einem dritten Lid ausgestatteten Augen. Die Haut besteht aus dicken, rauen Hornschuppen, die neben einer dicken Panzerung auch Schutz vor Austrocknung bietet. Ihre Grundfärbung ist dunkelgrün mit einer unregelmäßigen schwarzen Zeichnung auf dem Rücken und an den Seiten. Der Bauch ist schmutzig-gelb gefärbt. In freier Wildbahn erreicht das Nilkrokodil ein Alter von 50 Jahren, in Gefangenschaft wird es sogar 80 Jahre alt.

Lebensweise und Lebensraum

Man trifft Nilkrokodile meist in Wassernähe an. Dabei sind sie nicht wählerisch: kleine wie große, flache wie tiefe, fließende wie stehende Gewässer sind ihnen genauso recht wie Mangrovenwälder und Sümpfe. Selbst Brackwasser macht ihnen nichts aus. Während der Regenzeit unternehmen sie oft weite Wanderungen über Land, kehren aber zumeist in ihr angestammtes Gebiet zurück, wenn sich das Hochwasser zurückgezogen hat. Tagsüber liegen die sozial lebenden Tiere am Ufer oder auf Sandbänken und wärmen sich mit weit aufgerissen Maul in der Sonne. Sie sind hervorragende Schwimmer, die sich Dank des kräftigen Ruderschwanzes und der Hinterbeine, die sie zum Steuern verwenden, schnell und geschickt im Wasser bewegen können. Die Vorderbeine werden dabei eng an den Körper gelegt.

Bei reichhaltigem Nahrungsangebot jagen sie bevorzugt Fische und Wasservögel. Sie machen aber auch größere Beute, wie Zebras, Antilopen und Warzenschweine, wenn diese zum Trinken an die Wasserstelle kommen. Dabei lauern Nilkrokodile nahezu unsichtbar im Wasser und gleiten lautlos an ihre ahnungslose Beute heran. Nur die Augen, Ohröffnungen und Nasenlöcher ragen über die Wasseroberfläche und ermöglichen es den Krokodilen ihre Umgebung mit allen Sinnen zu beobachten. Haben sie das Ufer erreicht, schießen sie explosionsartig aus dem Wasser, packen ihr Opfer mit den mächtigen Kiefern und zerren es ins Wasser, wo es ertränkt wird. Krokodile besitzen einen starren Unterkiefer und können keine Kaubewegungen ausführen. Kleine Beutetiere werden im Ganzen verschlungen, größere Tiere werden in Stücke gerissen. Dazu wenden sie eine Drehmethode an: indem sie, die Beute fest im Biss, um die eigene Achse rotieren, reißen sie mundgerechte Portionen heraus. Da ihre Zunge mit dem unteren Gaumen fest verwachsen und so zum Schlucken wenig dienlich ist, werfen sie den Kopf ruckartig in den Nacken, um die Fleischbrocken in den Rachen rutschen zu lassen.

Fortpflanzung
Erst in einem Alter von 10 Jahren werden die Tiere geschlechtsreif. Die Weibchen sind dann etwa 2 m und die Männchen etwa 3 m lang. Die Paarung findet im Juli im flachen Wasser statt. Das Weibchen fängt einige Zeit später an, in Ufernähe eine Mulde zu graben, in die es 30 bis 80 Eier legt. Das Gelege wird anschließend mit einem Berg aus Pflanzenmaterial zugescharrt und vom Weibchen bewacht. Nach 2 bis 3 Monaten schlüpfen die Jungen, wobei das Weibchen Geburtshilfe leistet, sobald es die quäkenden Laute der Jungen hört. Betrug die Temperatur im Inneren des Nesthügels weniger als 29,5°C besteht der Nachwuchs ausschließlich aus Weibchen, betrug sie mehr als 35°C dann gibt es nur männliche Nachkom-men. Liegt die Temperatur dazwischen, dann entstehen beide Geschlechter. Die frisch geschlüpften Krokodile sind bereits 30 cm groß und machen sich instinktiv auf den Weg ins Wasser, wo sie von nun an auf sich selbst gestellt sind und selbst ihre Eltern fürchten müssen.

Feinde, Gefahr für Menschen

Mit Ausnahme des Menschen haben ausgewachsene Nilkrokodile keine Feinde zu fürchten. Kleinere Exemplare müssen sich allerdings vor ihren Artgenossen in Acht nehmen. Die frisch geschlüpften Jungen werden die Beute einiger Vögel, wie Marabu, Ibis und Reiher, sowie Wasserschildkröten. Alle Krokodilarten sind eine sehr ernstzunehmende Gefahr für den Men-schen. In krokodilreichen Gegenden sollte man äußerste Vorsicht bereits beim Annähern an Gewässer walten lassen und das Badengehen völlig vermeiden, da der Mensch wie jedes andere Beutetier behandelt wird und im Wasser gegenüber diesen Tieren nahezu völlig hilflos ist. Das Baden in Gewässern mit Krokodilen grenzt an Suizid. Angriffe gehen dabei nicht selten tödlich aus oder führen zumindest zum Verlust von Extremitäten und anderen schweren Verletzungen. Es wird immer wieder davon berichtet, dass besonders Kinder zu nahe an die Ufer von krokodilreichen Gewässern gehen und dort von den überraschend schnellen Tieren attackiert werden, was leider oft tödlich endet. Oft sind die Menschen jedoch gezwungen aus den Gewässern Wasser zu schöpfen und werden trotz aller Vorsicht dabei immer wieder Opfer der Tiere.

Besonderheiten

The Reptile Database

Die Website The Reptile Database gilt, was Reptilien betrifft, als die bestinformierteste und umfangreichste Seite im Internet. Man findet hier oft auch die deutschen Bezeichnungen zahlreicher Tierarten. Weiterhin werden alle Unterarten einer Art sowie ihr Vorkommen alphabetisch nach Ländern geordnet dargestellt. Wenn man die Seite aufgerufen hat, klickt man z.B. auf “Advanced Search“. Auf der dann geöffneten Seite gibt man unter “Genus” die Gattung des gesuchten Reptils ein. Dann werden einem alle Arten dieser Gattung geliefert. Sofern man nur den deutschen Namen eines gesuchten Reptils kennt, kann man mit Hilfe von Goruma oder Wikipedia den wissenschaftlichen (lateinischen) Art- und Gattungsnamen erhalten, um ihn dann bei The Reptile Database einzuspielen

Neuen Kommentar hinzufügen