Waldklapperschlange, Crotalus horridus

Allgemeines

Es gibt insgesamt 43 verschiedene Arten von Klapperschlangen (Crotalus), die alle nur auf dem amerikanischen Kontinent vorkommen. Die hier vorgestellte Art - die Waldklapperschlange (Crotalus horridus) - kommt in einer Reihe von östlichen Bundesstaaten der USA vor.
Diese Schlangenart gehört zu den eher scheuen und weniger agressiven Tieren. Wie die meisten Klapperschlangen warnt sie bei einer Annäherung durch lautes Rasseln bevor sie zustößt.

Hinweis
Die Waldklapperschlange spielt in der öffentlichen Diskussion vor allem deswegen eine Rolle, da bestimmte religiöse christliche Sekten im Bereich der südlichen Appalachen mit diesem Tier und Kupferköpfen ungeschützt hantieren.
Sollte es zu Bissverletzungen kommen, so gilt das als Gottes Wille, daher findet nach einem Biss auch keine Behandlung statt. Das wird trotz der erheblichen Giftigkeit sogar von Jugendlichen verlangt.
Infolgedessen sterben immer wieder Menschen an Bissen dieser Schlange, was bei einem vorsichtigen Verhalten natürlich vermeidbar wäre.
Von der Schlange existieren keine Unterarten. Die 47 verschiedenen Arten sind:

Crotalus adamanteus Crotalus oreganus
Crotalus angelensis Crotalus ornatus
Crotalus aquilus Crotalus polisi
Crotalus armstrong Crotalus polystictus
Crotalus atrox Crotalus pricei
Crotalus basiliscus Crotalus pusillius
Crotalus campbelli Crotalus pyrrhus
Crotalus catalinensis Crotalus ravus
Crotalus cerastes Crotalus ruber
Crotalus cerberus Crotalus scultulatus
Crotalus culminatus Crotalus simus
Crotalus durissus Crotalus stejnegeri
Crotalus enyo Crotalus stephensi
Crotalus ericsmithi Crotalus tancitarensis
Crotalus estebanensis Crotalus thalassoporus
Crotalus horridus Crotalus tigris
Crotalus intermedius Crotalus tlaloci
Crotalus lannomi Crotalus totonacus
Crotalus lepidus Crotalus transversus
Crotalus lorenzoenzis Crotalus triseriatus
Crotalus mitchellii Crotalus tzaban
Crotalus molossus Crotalus vegrandis
Crotalus morulus Crotalus viridis
Crotalus willardi

Eine der umfangreichsten Sammlungen von Klapperschlangen nebst hervorragenden Beschreibungen findet man:

American International Rattlesnake Museum

202 San Felipe NW Suite A
Albuquerque
New Mexico
USA
Tel.: 01 - 505 - 242-6569
www. rattlesnakes.com

Gliederung, Taxonomie

Familie Vipern (Viperidae)
Unterfamalie Grubenottern (Crotalinae)
Gattung echte Klapperschlange (Crotalus)
Art Waldklapperschlange (Crotalus horridus)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Timber rattlesnake, Canebrake Rattlesnake
  • Französisch: Crotale des bois

Aussehen, Verhalten

Die Länge dieser Schlangenart beträgt etwa 90 cm bis etwa 1,50 m. Ihre Grundfärbung ist entweder weißlich-grau oder gelb (horridus-Form) respektive gelblich, hellbraun oder sogar rosa (atricaudatus-Form). Sie besitzt auf ihren Rücken dunkle bis schwarze Flecken, die zu unregelmäßigen Querbändern erweitert sein können. Auf dem Rücken entlang zieht sich eine schmale gelbliche oder hellbraune Linie, die besonders bei der atricaudatus-Form ausgeprägt ist.
Diese Schlangenart bleibt in der Regel so liegen, wie man als Mensch auf das Tier trifft. Sie flüchtet also nicht bei einer Annäherung. Jedoch warnt sie mit Hilfe ihres Rasselorgans auf unüberhörbarer Weise. Bleibt man auch dann nicht auf Abstand, ist möglicherweise ein Zubeißen zu erwarten. Junge Schlangen besitzen noch kein oder nur ein Rasselorgan mit wenigen Horngliedern. Ihr Warnsignal wird daher oft auf Grund seines hohen Tons und der geringen Lautstärke überhört. Bei fast jeder Häutung bildet sich ein weiteres Hornglied, sodass deren Anzahl mit dem Lebensalter der Schlange stetig steigt, bis ein Teil der Rassel infolge einer Überlänge verloren wird.. Vom Boden aus stößt die Schlange etwa nur bis Kniehöhe zu, so dass hohes Schuhwerk einen gewissen Schutz bieten kann. Sie ernährt sich vor allem von kleineren Säugetieren, wie z.B. Mäusen, Ratten sowie von Vögeln. Je nach Jahreszeit und Verbreitungsgebiet ist sie dämmerungs- oder nachtaktiv. Ebenfalls - je nach Verbreitungsgebiet - machen die Tiere fast keine oder eine sehr ausgeprägte und länger dauernde Winterruhe. Die Schlange bringt 3-19 Junge pro Wurf lebend zur Welt.

Vorkommen

Die Waldklapperschlange kommt in den folgenden - mehr östlichen Bundesstaaten der USA vor:

Alabama Arkansas
Connecticut Florida
Georgio Illinois
Indiana Iowa
Kansas Kentucky
Louisiana Maryland
Massachusetts Minnesota
Mississippi Missouri
Nebraska New Hampshire
New Jersy New York
Nord-Karolina Ohio
Oklahoma Pennsylvania
Rhoad Island Süd-Karolina
Texas Vermont
Virginia/West-Virginia Wisconsin

Dabei besiedelt die atricaudatus-Form die südlichen und die horridus-Form die nördlichen der aufgeführten Staaten.
Die horridus atricaudatus-Form (Canebrake-Rattlesnake) kommt außerdem noch in den folgenden US-Bundesstaaten vor:
Südost-Missouri, Süd-Illinois, West-Kentucky, Südost-Virginia, Ost- und Nord Carolina, Süd Carolina, Zentral- und Süd-Georgia, Nord-Florida, Zentral- und Süd-Alabama, Mississippi, Tennessee, Louisiana, Süd- und Ost-Arkansas sowie Ost- und Zentraltexas.
Die Crotalus horridus atricaudatus ist eine typische Flachlandbewohnerin, deren Lebensraum selten höher als 500 m liegt.
Eine früher in Kanada lebende Population der Waldklapperschlange gilt seit den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts als ausgestorben.

Die Waldklapperschlange lebt, wie der Name sagt, vor allem in waldigen Gebieten. Aber sie lebt auch am Rande von Baumwollfeldern sowie in Sumpfgebieten.

Vermeidung eines Bisses

Hohes Schuhwerk bietet einen guten Schutz, da die Schlange vom Boden aus meist nur etwa bis in Kniehöhe zustößt. Da die Schlange bei einer Annäherung nicht flüchtet, ist in schlangenbedrohten Gebieten große Vorsicht geboten. Vor allem sollte auf das Rasseln der Schlange mit sofortigem Stillstand und einer genauen Positionierung der Schlange reagiert werden. Man sollte sich vorsichtig und rückwärts laufend von der Schlange entfernen.

Art des Giftes

Das Gift der Waldklapperschlange besitzt, wie das Gift aller Klapperschlangen, vor allem ein das Gewebe zerstörendes Eiweiß (Proteasen) und außerdem ein die Blutgerinnung beeinflussendes Gift.
Es gehört aber dennoch zu den weniger wirksamen Giften, obwohl durchaus hin und wieder mit einem tödlichen Ausgang eines Bisses zu rechnen ist.

Folgen eines Bisses

Es ist relativ schnell ein starker Schmerz um die Bisswunde herum zu spüren und es kommt zu starken Schwellungen. Nach einiger Zeit verfärbt sich die Haut rötlich-blau und es bilden sich Blasen, die sich mit Blut füllen. Das Allgemeinbefinden verschlechtert sich bis hin zu Bewusstseinseintrübungen, es wird der gebissenen Person übel, es tritt Herzrasen auf und der Blutdruck sinkt ab, außerdem blasst die Haut ein. Es außerdem kann zu blutigem Erbrechen und Stuhlgang kommen.
Nach einigen Tagen können die die blutgefüllten Blasen aufbrechen und zu Gewebsnekrosen führen, also dem Untergang von Gewebe. Beim Auftreten größerer Ödeme kann es infolge des damit verbundenen Flüssigkeitsverlustes zu Schockzuständen kommen. Infolge der Blutgerinnungsstörungen kann es zu inneren Blutungen kommen, die bis zu tödlichen Hirnblutungen reichen können. Auch Nierenversagen wurde beobachtet.
Auch Blutungen bis hin zu einer lebensgefährlichen Verbrauchskoagulopathie können auftreten. Auch neurologische Symptome in Form von Muskelzittern (Tremor) wurden beobachtet.

Gegenserum, Antiserum

Es gibt ein wirksames polyvalentes Gegenserum, also ein gegen das Gift der nordamerikanischen Grubenottern wirksames Antiserum. Dabei ist jedoch, wie bei allen eiweißhaltigen Antiseren, die nicht geringe Gefahr eines anaphylaktischen Schocks zu beachten. Insofern sollte, sofern es irgendwie möglich ist, das Antiserum nur von einem Arzt, am Besten in einem mit derartigen Bissen vertrauten Krankenhaus, verabreicht werden.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange möglichst identifizieren
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser und nicht als Alkohol oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung, da es z.B. bei Gerinnungsstörungen zu unkontrollierten Blutungen kommen kann
  • auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen
  • alle naturheilkundlichen Therapieversuche, wie die Anwendung von Schlangensteinen oder der ayurvedischen Medizin sind anerkanntermaßen völlig wirkungslos und können eine lebensrettende professionelle Hilfe verzögern oder gar verhindern

Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange, wie bei allen Klapperschlangen, nicht nur nicht empfehlenswert, sondern verschlimmert die Bissfolgen meist sogar noch - oft sogar ganz beträchtlich.

Prognose nach einem Biss

Der Biss dieser Schlange kann hin und wieder einerseits ohne Behandlung zum Tode, andererseit auch zu bleibenden Schäden in der Umgebung der Bissstelle führen, die sogar eine Hauttransplantation erforderlich machen können. In seltenen Fällen kann es sogar zu einer Amputation der gebissenen Extremität kommen.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit einer sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen. Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Vorbemerkung

In den meisten Ländern, in denen es Giftschlangen gibt, existieren keine zentralen Beratungsstellen. Außerdem würde es den Rahmen des Beitrags über eine Schlange sprengen, sämtliche Behandlungszentren in den Ländern aufzuführen, in denen Giftschlangen vorkommen.

Aber ein Anruf - z.B. mit dem Handy - nach Deutschland, Österreich oder der Schweiz kann durchaus sinnvoll sein und vielleicht sogar helfen, Leben zu retten.

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland

Berlin
Giftnotruf der Charitè
Campus Benjamin Franklin
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin
Tel: 0049 - (0)30 - 19 240
Email: berlintox@giftnotruf.de
Web: www.giftnotruf.de

Bonn
Informationszentrale gegen Vergiftungen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Zentrum für Kinderheilkunde
Adenauerallee 119
53113 Bonn
Tel.: 0049 - (0)228 - 19240

Erfurt
Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Nordhäuser Straße 74
99089 Erfurt
Tel.: 0049 - (0)361 - 73 07 30

Freiburg
Universitätskinderklinik, Informationszentrale für Vergiftungen
Mathildenstraße 1
79106 Freiburg
Tel.: 0049 - (0)761 - 19240 im Notfall oder 0761 - 27 04 361 für allgemeine Anfragen

Göttingen
Giftinformationszentrum-Nord
Georg-August-Universität
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
Tel.: 0049 - (0)551 - 19 240 für alle und 0551 - 38 31 80 für Ärzte

Homburg/Saar
Informations- und Beratungszentrum für Vergiftungsfälle an den Universitätskliniken, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
66421 Homburg/Saar
Tel.: 0049 - (0)6841 - 19 240

Mainz
Beratungsstelle bei Vergiftungen
Johannes-Gutenberg-Universität, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinische Toxikologie
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
Tel.: 0049 - (0)6131 - 19 240

München
Giftnotruf und Mobiles Gegengift-Depot
Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik rechts der Isar
Ismaninger Straße 22
81675 München
Tel.: 0049 - (0)89 - 19 240

Giftnotruf-Zentralen in Österreich

Vergiftungsinformationszentrale, Allgemeines Krankenhaus
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: 0043 - (0)1 - 43 43 43 - im Notfall
Tel.: 0043 - (0)1 - 40 40 02 222 - allgemeine Auskünfte

Giftnotruf-Zentralen in der Schweiz

Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum
Freiestrasse 16
CH-8032 Zürich
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 51 51 - für Notfälle außerhalb der Schweiz
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 66 66 - allgemeine Auskünfte
Tel.: Aus der Schweiz (Notruf): 145
E-Mail: info@toxi.ch

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