Levanteotter, Levanteviper, Macrovipera lebetina

Allgemeines

Diese Giftschlange gehört zur Gattung der Großvipern (Macrovipera) in der Familie der Vipern (Viperidae) Von der Gattung Macrovipera existieren die folgenden Arten:

  • Macrovipera lebetina
  • Macrovipera schweizeri

Die Levanteotter bzw. Levanteviper (Macrovipera lebetinus) gehört zu den eher großen Vipern und kommt in fünf Unterarten vor – die Unterart Macrovipera lebetina peilei dagen ist umstritten. Diese Schlange, die in einigen typischen Urlaubsländern - wie z.B. der Türkei, Tunesien oder Indien - vorkommt, gilt als eine nicht ungefährliche giftige Schlange

Systematische Einteilung

Familie Vipern (Viperidae)
Gattung Großviper (Macrovipera)
Art Levanteviper (Macrovipera lebetina)
Unterarten
  • Macrovipera lebetina lebetina
  • Macrovipera lebetina obtusa
  • Macrovipera lebetina turanica
  • Macrovipera lebetina transmediterranea
  • Macrovipera lebetina cernovi
  • Macrovipera lebetina peilei (umstritten)

Ausländische Bezeichnungen:

  • Englisch: Blunt-nosed Viper
  • Französisch: Vipère du Levant
  • Türkisch: Levant engerek
  • Griechisch: Ochiá levánte (οχιά λεβάντε)
  • Russisch: Levante gadyuka (леванте гадюка)

Hinweis
Die Übersetzungen der Levanteviper in die obigen fünf Fremdsprachen stammen aus der Übersetzungsanwendung von Google

Aussehen, Verhalten

Die Schlange wird im Mittel zwischen 0,80 m und 1 m lang. Aber es wurden - wenn auch sehr selten - Exemplare mit einer Länge von 1,80 m gefunden. Die Grundfärbung der Schlange variiert in Abhängigkeit von ihrem Herkunftsland und der Unterart von hellgrau über graugrün, beige, gelb bis hin zu rot-braun. Auf ihrer Oberseite besitzt die Schlange eine Reihe von Querbändern - je nach Unterart in diversen Farben, die auch gelegentlich in zwei alternierende Einzelflecken aufgelöst sein können. Ihre Unterseite ist hellgrau bis grau-braun mit dunkleren Flecken oder auch gesprenkelt. Diese Flecken können sich gelegentlich zu einem unregelmäßigen Zickzackband vereinigen. Der Kopf ist dreieckig und ist deutlich vom restlichen Körper ab-gesetzt. Das Verhalten der Levanteviper lässt sich im Grund als relativ wenig aggressiv beschreiben. Ein Biss ist daher für den Menschen nur als Verteidigung bei zu dichter Annäherung zu erwarten. Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Distanz auf der diese Schlange zustoßen kann, etwa die Hälfte ihrer Größe beträgt. So kann man davon ausgehen, dass bereits ab einer Entfernung von mehr als 1 m keine unmittelbare Gefahr dafür besteht, gebissen zu werden. Das Tier beißt zudem nur bei einer unmittelbaren Bedrohung zu. Es empfiehlt sich, bei Sichtung der Schlange, sich langsam rückwärts gehend von ihr zu entfernen.

Nahrung

Die Levanteviper ernährt sich von kleineren Nagern, Fröschen, Vögeln und kleinen Echsen. In den nördlicheren Gebieten, in denen sie vorkommt, ist die Schlange eher tagaktiv, während sie im wärmeren Süden eher in der Dämmerung oder der Nacht auf Jagd geht.

Fortpflanzung

Das Tier pflanzt sich - je nach Unterart - durch das Legen von 10 bis 20 Eiern oder aber auch lebend gebärend - fort.

Vorkommen

Die Schlange kommt mit ihren Unterarten in folgenden Ländern vor:

Afghanistan Algerien
Armenien Aserbaidschan
Indien (Nordwesten) Irak
Iran Jordanien
Kasachstan Libanon
Pakistan (Westpakistan) Russland (Südlicher Teil)
Syrien Tadschikistan
Türkei Turkmenistan
Tunesien Zypern


Die Schlange lebt in warmen Gebieten und dort gerne an Berghängen oder auf Geröllflächen. Sehr häufig findet man sie auf eher abschüssigem Gelänge, die am Wasser enden. Sie kommt bis zu einer Höhe von ca. bis 1.500 m vor, aber es wurden auch (selten) Tiere in ca. 2.000 m Höhe gefunden.

Vorkommen nach Unterarten

Macrovipera lebetinus cernovi: Nordosten des Irans, Süden von Turkmenistan, Norden von Afghanistan und im Kaschmir von Pakistan
Macrovipera lebetinus lebetinus: Zypern und Türkei
Macrovipera lebetinus transmediterranea: Algerien, Tunesien
Macrovipera lebetinus obtusa: Süden von Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Dagestan, im Norden von Indien (Kaschmir), Irak, Iran, im Norden von Jordanien, Kaukasusregion, Pakistan, Syrien, Türkei
Macrovipera lebetinus turanica: Norden von Afghanistan, Südwesten von Kasachstan, Westen von Pakistan, Osten von Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan,

Vermeidung eines Bisses

Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden. Beim Klettern darf nicht in Felsspalten u.ä. gefasst. Beim Suchen von Pilzen und Beeren nicht ohne besondere Vorsicht in Gebüsche, Sträucher o.ä. greifen. Eventuell mit einem Stock diese vorher vorsichtig abklopfen. Beim Laufen ist fest aufzutreten Das Tier sollte nicht gereizt und auf keinen Fall sollte im Falle einer Begegnung versucht werden, es zu fangen oder gar zu töten. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. gehen und sich über die sehr seltene Begegnung erfreuen. Viele Bisse sind auf großen Leichtsinn zurückzuführen - so wird immer wieder versucht, das Tier zu ärgern oder gar zu fangen. Nähern Sie sich – z.B. zum Fotografieren – der Schlange möglichst nicht auf eine Entfernung von weniger als 3 bis 4 m.

Art des Giftes

Bei dem Gift der Levanteviper handelt es sich vor allem um ein Gift mit einer hämorrhagischen Wirkung (die Blutgerinnung beeinflussend). Aber auch Proteasen, also das Gewebe zerstörende Eiweiße, befinden sich in beträchtlicher Menge in dem Gift. Es ist erheblich gefährlicher als z.B. das der Kreuzotter einzustufen.

Folgen eines Bisses

Das Gift der Levanteviper gilt als relativ stark giftig und erheblich giftiger als das der Kreuzotter. Auf jeden Fall sollte nach einem Biss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Jede körperliche Anstrengung nach einem Biss ist zu vermeiden. Am Besten legt man sich auf den Boden und wartet auf Hilfe. Ein Arzt sollte auf keinen Fall selber zu Fuß aufgesucht werden. Es kommt daher ein Transport per Kfz oder gar mit einem Hubschrauber in Frage.

Ein gebissener Arm schwillt in der Umgebung der Bissstelle stark an und die Schwellung wandert allmählich den gesamten Arm entlang in Richtung Schulter. Dasselbe gilt analog für den Giftbiss an einem Bein. Aber auch ein Giftbiss am Körperstamm hat starke Schwellungen und Ödeme zur Folge. Außerdem kann sich die Umgebung der Bissstelle blau-rot verfärben. Es kommt außerdem zu lokalen Nekrosen (= Gewebsuntergang). Weiterhin treten Tachykardien (Herzrasen) und andere EKG-Veränderungen auf. Blutgerinnungsstörungen mit Spontanblutungen, einem Fibrinogenabfall (= Blutgerinnungeiweiß) und einer Leukozytose (= erhöhte Anzahl der Leukozyten im Blut) und evtl. eine Hämolyse sind weitere Folgen eines Bisses. Wenn es möglich ist, sollte die Person mit z.B. Hilfe eines (Militär)Hubschraubers in ein kompetentes Krankenhaus transportiert werden. Der Hinweis auf die Zahlung von einigen Tausend Euros kann dabei sehr hilfreich sein. Die Gesundheit und evtl. das Leben sollten den Einsatz auch von relativ viel Geld wert sei

Gegenserum (Antiserum)

Es gibt mehrere polyvalente Antiseren. Das sind Seren, die Hilfe bei einer Vielzahl von Schlangen bietet, aber nicht speziell bei dieser. Generell ist die Wirksamkeit von polyvalenten Seren weniger gut als bei monovalenten. Die Gabe eines Antiserums ist aber stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden. Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt möglichst in einem Fach-Zentrum erfolgen. Oft reicht nach einem Biss dieser Schlange aber eine intensive medizinische Betreuung ohne die Gabe eines Gegenserums aus. Ein Gegenserum sollte nur dann gegeben werden, sofern die hämotoxischen Wirkungen signifikant sind.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange möglichst identifizieren
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser oder Säften und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung, da es z.B. bei Gerinnungsstörungen zu unkontrollierten Blutungen kommen kann

Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange nicht nur nicht empfehlenswert, sondern verschlimmert die Bissfolgen nur noch - öglicherweise sogar beträchtlich.

Prognose

Der Verlauf der Vergiftung mit dem Gift der Levanteviper ist als sehr ernst anzusehen.
Ein Biss endet unbehandelt z.B. im Irak sogar in 50% der Fälle tödlich, ansonsten in ca. 30% - was verglichen mit vielen anderen Schlangen relativ viel ist.
Spätfolgen können in Form von Gewebezerstörungen auftreten, die chirugische Eingriffe- bis hin zu Amputationen erforderlich machen.

Hinweis
Es sei darauf hingewiesen, dass die obige Anzahl der tödlichen endenden Bissunfälle von manchen Autoren bestritten werden. Der Grund ist, dass zahlreiche Bissunfälle, vor allem die nicht tödlichen, in vie-len Ländern nicht gemeldet werden.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen:

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen. Er liegt ca. 40 km von Villach - in Richtung Kleinkirchheim - entfernt.

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Giftnotruf-Zentralen, die auch vom Ausland aus 24-stündig erreichbar sind, findet man hier >>>

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