Jararaca Lanzenotter, Bothrops jararaca

Allgemeines

Die in Brasilien, Argentinien und Paraguay vokommende Jararaca-Lanzenotter ist für einen großen Anteil an Biss-Unfällen in diesen Regionen verantwortlich - zumal sie sogar in Sao Paulo und Rio de Janeiro vorkommt. Der Name Jararaca entstammt dem Dilekt der Tupi und bedeutet übersetzt "Große Schlange". Von der Gattung Bothrops, also der "Amerikanischen Lanzenotter" existieren die folgenden Arten:

Bothrops alcatrazBothrops jararacussu
Bothrops alternatusBothrops jonathani
Bothrops ammodytoidesBothrops lanceolatus
Bothrops andianusBothrops lojanus
Bothrops asper Bothrops lutzi
Bothrops atrox Bothrops marajoensis
Bothrops barnetti Bothrops marmoratus
Bothrops braziliBothrops matogrossensis
Bothrops caribbaeusBothrops moojeni
Bothrops colombianusBothrops muriciensis
Bothrops colombiensisBothrops neuwiedi
Bothrops cotiaraBothrops pauloensis
Bothrops diporusBothrops pictus
Bothrops erythromelasBothrops pirajai
Bothrops fonsecaiBothrops pirajai
Bothrops insularisBothrops pubescens
Bothrops itapetiningaeBothrops sanctaecrucis
Bothrops jararacaBothrops venezuelencis


Von der hier dargestellten Bothrops jararaca gibt es keine Unterarten.

Systematische Einteilung

Familie Vipern (Viperidae)
Unterfamilie Grubenottern (Crotalinae)
Gattung Amerikanische Lanzenotter (Bothrops)
Art Jararaca-Lanzenotter (Bothrops jararaca)


Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Jararaca
  • Französisch:

Aussehen, Verhalten

Diese Schlange erreicht eine Länge zwischen 1 m bis hin zu maximal 1,60 m. Färbung und Zeichnung der Schlange sind extrem variabel. Die Grundfärbung des Rückens kann verschiedene Brauntöne, grau, gelb, oliv oder rautbraun sein. Die Rückenzeichnung besteht aus Serien von dunkelbraunen trapez- oder dreieckförmigen Markierungen auf jeder Seite des Körpers, die sich in der Mitte des Rückens treffen, manchmal aber auch gegeneinander versetzt sind. Meistens befinden sich diese Markierungen in einer weißlich-grauen Aufhellung. Die Schuppen der Schlange sind stark gekielt.
Ihr Kopf ist groß und besitzt ein lanzenförmiges Aussehen und hebt sich deutlich vom Hals ab. Die Oberseite des Kopf es ist in der Regel von einer dunllen Grundfärbung, versehen mit mehr oder weniger gut ausgeprägten, dunklen, unregelmäßigen Flecken. Die Kopfseiten sind hell, ein gut ausgeprägter dunkler Streifen zieht sich dabei vom Auge bis zum Mundwinkel (Postoccipitelstreifen). Der Bauch des Tieres ist hell gefärbt in grünlichen, gelblichen oder gräulichen Tönen, entweder unifarben oder hell gesprenkelt. Die Augen dieser Schlange besitzen senkrecht geschlitzte Pupillen. Sie besitzt am Kopf ein so genanntesGrubenorgan, das als wärmeempfindliches Sinnesorgan der Orientierung dient.
Diese Lanzenotter ist, wie alle Lanzenottern, lebend gebärend und bringt zwischen 10 bis 20 Junge zur Welt. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleinsäugern (Ratten, Mäusen u.ä.) und Fröschen.
Das Tier gilt als schnell reizbar und sehr beißfreudig und hat in seinem Verbreitungsgebiet großen Anteil an den dort vorkommenden Giftschlangenbissen. Aufgrund ihrer Größe hat sie eine recht große Reichweite sowohl in horizontaler wie auch in vertikaler Richtung. Bei einer Bedrohung kann sie, wie einer Klapperschlange, mit dem Schwanz hörbar "vibrieren".
Das Tier ist dämmerungs - und nachtaktiv und jagt als so genannter "Lauerjäger"

Vorkommen

Sie kommt in den folgenden Ländern vor:
Argentinien (Misiones)
Brasilien (Süd- Bahia, Espirito Santo, Rio de Janeiro, Minas Gerais, Sao Paulo,
Parana, Santa Catarina, Rio Grande do Sul, östlicher Mato Grosso)
Nordost-Paraguay

Die Schlange lebt vorwiegend in tropischen Wäldern, in Savannen und semitropischen Hochwälderrn. Sehr gerne hält sich das Tier in der dichten Vegetation am Rand von Kulturflächen auf.
Sie kommt wegen des reichlichen Nahrungsangebots sogar in Sao Paulo und Rio de Janeiro vor.

Vermeidung eines Bisses

Aufgrund ihrer Größe erfolgen viele Bisse in Kniehöhe, sodass hohes Schuhwerk nur bedingt hilfreich ist. Das Tier hat aufgrund ihrer Größe und Beweglichkeit eine enorme Reichweite und kann blitzschnell nach allen Seiten zustoßen.Sie flüchtet bei einer Annäherung nicht, sondern harrt oft gut getarnt solange in seinem Versteck aus, bis die betroffene Person direkt vor ihr steht.

Diese Lanzenotter gilt als leicht erregbar und bei Störungen bewegt sie sich sehr schnell, kann plötzlich ihre Bewegungsrichtungen ändern und versucht dabei zuzubeißen. Für Besucher bzw. Touristen ist das Risiko, gebissen allerdings eher gering. Die meisten Biss-Unfälle geschehen bei Einheimischen bei der Feldarbeit sowie bei Frauen und Kindern in Gärten und sogar in den Hütten bzw. Häusern, wohin die Schlangen dem Menschen oft folgen. Als grob fahrlässig ist allerdings das Nächtigen im Freien in einem Schlafsack anzusehen. Beim Übernachten in Zelten, Wohnwagen oder Autos ist stets Sorge dafür zu tragen, dass alle Zugänge so geschlossen sind, dass die Schlange nicht hinein kann. Vor Übernachtungen in Bambushütten sei gewarnt.

Bissverhalten
Ein brasilianischer Biologe hatte in Spezialstieflen u.a. das Bissverhalten dieser Schlangenart untersucht. Dabei trat er insgesamt rund 40.000 mal neben der Schlange auf und - ohne sie zu verletzen - direkt auf Körper und Kopf. Es zeigte sich, dass junge und weibliche Schlangen häufiger zubissen als ältere und männliche.

Art des Giftes

Es muss festgestellt werden, dass sich die Giftzusammensetzung in Abhängigkeit von dem Vorkommen unterscheidet. Dennoch gibt es eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Die Gifte bestehen aus einer Mischung von hämorrhagischen Anteilen sowie Anteilen, die die Blutgerinnung stören bzw. zum Erliegen bringen können. Aber das Gift besitzt eine ganze Reihe weiterer Anteile, die teilweise in ihrer Wirkung und Interaktion nur sehr begrenzt erforscht sind. So beinhalten sie die quergestreifte Muskulatur zerstörende Proteine, so genannte Proteasen, und sogar eine Reihe von giftigen Schwermetallionen. Zusammengefasst ist das Gift daher blut- und gewebetoxisch, evtl. wie auch bei anderen Bothropsarten nierentoxisch.

Folgen eines Bisses

Es muss mit lokalen und systemischen, also den gesamten Organismus betreffenden Folgen, gerechnet werden:

Lokale Folgen
Es folgen auf den Biss in der Umgebung der Bissstelle meist - aber nicht immer - sehr schnell starke Schmerzen. Die Haut verfärbt sich rötlich bis blau und es kommt zu starken Schwellungen. Weiterhin kommt es zu Blutungen aus vorhandenen Wunden, wie Kratz- oder Rasierwunden sowie im Mundbereich zu Blutungen im Gebiss. Es entstehen Blasen, die eine meist blutige Flüssigkeit enthalten und nach einigen Tagen aufbrechen. Es bilden sich weiterhin auch großflächige Ödeme aus und wegen der Proteasen geht gelegentlich das Muskelgewebe in der Umgebung der Bissstelle zugrunde, es entstehen z.T. ausgedehnte Nekrosen.

Sie betreffen allerdings meist nur die Oberhaut können sich aber über sehr große Hautareale ausdehnen. Diese erste Symptomatik breitet sich relativ schnell auf die gesamte gebissene Extremität sowie den Körperstamm aus. Die Gabe auch hoher Dosen Antiserum vermag daher diese lokalen Folgen kaum noch wirksam zu therapieren. Die Wirkung von Antiseren beschränkt sich daher in der Regel primär auf die Therapie der Gift-Wirkungen des systemischen Systems (ganzer Organismus)

Systemische Folgen
Es kommt zu Übelkeit, Erbrechen, starker Blässe und starkem Herzrasen und zu Schockzuständen. Die Lymphknoten schwellen und beginnen zu schmerzen. Die Blutgerinnung wird so massiv gestört, dass es zu einem völligen Zusammenbruch dieser kommen kann, einer so genannten Verbrauchskoagulopathie. Dadurch kommt es zu inneren Blutungen, z.B. in den Magen-Darmtrakt, den Nieren oder ins Gehirn. Diese Blutungen zusammen mit den ausgedehnten Ödemen können zu einem so starken Blutverlust führen, dass es zu einem lebensgefährlichen hämorrhagischen Schock kommt. Zu neurologischen Symptomen kommt es jedoch nicht.

Gegenserum (Antiserum)

Es gibt mehrere polyvalente Seren. Wie erwähnt, wirken sie recht gut gegen die systemischen Vergiftungserscheinungen - vor allem die Gerinnungsstörungen - aber auf die lokale Symptomatik ist ihre Wirkung sehr gering. Polyvalente Seren sind für eine ganze Reihe von Schlangen wirksam, aber nicht so gut wie monovalente Antiseren, die speziell für eine bestimmte Art bzw. Unterart wirksam sind. Die Gabe des Antiserums ist stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden. Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt erfolgen.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren
  • darauf achten, ob sich an der Bissstelle Symptome einer Vergiftung zeigen
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser und nicht als Alkohol oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung, da es dadurch zu unkontrollierbaren starken Blutungen kommen kann
  • auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen

Achtung

  • das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange nicht nur nicht empfehlenswert sondern verschlimmert die lokalen Folgen oft sogar beträchtlich.

Prognose

Es ist nach einem Biss dieser Schlange hin und wieder mit dem Tod zu rechnen, insbesonders durch Blutungen ins Gehirn (intrakranielle Blutungen) oder einen allgemeinen Schockzustand. Man rechnet dabei mit etwa 5 bis 10% tödlichen Bissunfällen. Mit Spätschäden im Bereich der Bisswunde ist aber häufig zu rechnen, bis hin zu Hauttransplantationen oder gar Amputationen.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit einer sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Giftnotruf-Zentralen - die auch vom Ausland aus - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie hier >>>

Kommentare

Ann-Kathrin (nicht überprüft), So., 19.05.2024 - 11:58

Ich bin an sich kein Freund von Schlangen. Im Gegenteil: Ich habe Angst und mich graust esvor ihnen. In bin daher eher zufällig auf diesen Text gestoßen. Mein Konmpliment zu der Darstellung mit Details, die ich besonders interessant finde.-

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