Aspisviper, Vipera aspis

Allgemeines

Die Aspisviper (Vipera aspis) kommt vor allem in der Schweiz, Italien , Frankreich und Spanien sowie vereinzelt in einigen Biotopen im Süden von Deutschland - so z.B. im Schwarzwald vor. Es sei darauf hingewiesen, dass sie in Österreich, dem ehemaligen Jugoslawien oder der Tschechischen Republik nicht vorkommt. Interessant ist in diesem Zusammenhang sicherlich, dass die Schlange in Frankreich als so genannter Heckenaal den Speiseplan bereichert hat und teilweise noch immer bereichert. Von der Art (Species) Vipera aspis gibt es sechs Unterarten (Subspecies):

Vipera aspis aspis (Nominatform der Aspisviper)
Vipera aspis atra (Alpenviper)
Vipera aspis francisciredi (Zentralitalienische Aspisviper)
Vipera aspis hugyi
(Süditalienische Aspisviper)
Vipera aspis zinnikeri (Gascogne Aspisviper)
Vipera aspis montecristi (Vorkommen nur auf der Insel Montecristo)

Systematische Einteilung

Familie Vipern (Viperidae)
Unterfamilie (Viperinae)
Gattung Echte Ottern (Vipera)
Art Aspisviper (Vipera aspis)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: asp, asp viper, aspic viper
  • Französisch: Vipère aspic
  • Italienisch: Vipera comune

Aussehen, Verhalten

Das Aussehen der Aspisviper ähnelt dem der Kreuzotter. Ihre Farbe reicht auch von nahezu schwarz über braun bis zu hellgrau. Dabei gibt es kein landesspezifisches Aussehen. Ihre Länge beträgt ebenfalls etwa 60-80 cm. Für einen Laien ist eine Unterscheidung zur Kreuzotter daher nahezu unmöglich. Es ist daher für den Fremden erforderlich, sich bei den Einheimischen nach ihrem Vorkommen zu erkundigen. Die Erfahrung hat aber leider gezeigt, dass Einheimische aus verschiedenen Gründen oft das Vorkommen von Giftschlangen in der Region gänzlich leugnen. Sicherlich nicht zuletzt deswegen, um Gäste oder Besucher nicht zu verängstigen und den wirtschaftlich wichtigen Tourismus nicht zu schädigen.
Das Verhalten der Aspisviper lässt sich, ebenso wie das der Kreuzotter, als wenig aggressiv beschreiben. Ein Biss ist daher für den Menschen nur als Verteidigung bei zu dichter Annäherung zu erwarten. Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Distanz auf der diese Schlange zustoßen kann, etwa die Hälfte ihrer Größe beträgt. So kann man davon ausgehen, dass bereits in einer Entfernung von mehr als 1 m keine Gefahr besteht, gebissen zu werden.
Die Schlange ist lebendgebärend. Das tag- und dämmerungsaktive Tier ernährt sich von Kleinsäugern (Mäuse), Eidechsen, Fröschen oder auch von Vögeln. Von Oktober bis etwa März hält das Tier - gut versteckt - Winterruhe.

Vorkommen

Die Art Vipera aspis kommt in den folgenden Ländern vor:

Schweiz
Frankreich
Spanien

Italien (eine Unterart z.B. auf Sizilien)
in einigen Biotopen Süddeutschlands

Die Unterarten im Einzelnen

Vipera aspis aspis: Nord- und Zentralfrankreich und Biotope in Süddeutschland
Vipera aspis atra: Zentral- und Südschweiz, nördliches Pyrmont und Lombardei
Vipera aspis francisciredi: Nord- und Zentralitalien und auf der Insel Elba
Vipera aspis hugyi: Inselform auf Sizilien
Vipera aspis montechristi: Vorkommen nur auf der Insel Montechristo im Tyrrhenischen Meer in Italien
Vipera aspis zinnikeri: Spanische und französische Pyrenäen.

In Österreich, Tschechien oder Jugoslawien beispielsweise gibt es die Vipera aspis nicht!

Vermeidung eines Bisses

Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden. Beim Klettern darf nicht in Felsspalten u.ä. gefasst werden. Beim Suchen von Beeren nicht ohne besondere Vorsicht in Gebüsche, Sträucher o.ä. greifen. Eventuell mit einem Stock diese vorher vorsichtig abklopfen. Beim Laufen ist fest aufzutreten Das Tier sollte nicht gereizt und auf keinen Fall sollte im Falle einer Begegnung versucht werden, es zu fangen oder gar zu töten. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. gehen und sich über die sehr seltene Begegnung erfreuen.

Art des Giftes

Bei dem Gift der Aspisviper - wie praktisch allen europäischen Giftschlangen - handelt es sich um ein Gift mit einer hämorrhagischen Blutungsneigung) und cytotoxischen (gewebezerstörend) Wirkung.
Auch ein geringer Anteil, der neurotoxisch wirkt, ist bei der Aspisviper je nach Verbreitungsgebiet vorhanden.
Ihr Gift ist etwas gefährlicher als das einer Kreuzotter, aber in der Regel nicht lebensbedrohend.

Folgen eines Bisses

Das Gift der Aspisviper gilt als nicht allzu giftig, aber als giftiger als das der Kreuzotter. Auf jeden Fall sollte aber nach einem Biss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Jede körperliche Anstrengung nach einem Biss ist unbedingt zu vermeiden. Am besten legt man sich auf den Boden und wartet auf Hilfe. Ein Arzt sollte auf keinen Fall selber zu Fuß aufgesucht werden. Es kommt daher ein Transport per Kfz in Frage. Ein Aussaugen der Bissstelle ist zu unterlassen, da das Gift möglicherweise über den Mund in den Blutkreislauf eindringen kann.

Sehr wichtig ist es darauf hinzuweisen, dass es erforderlich ist, abzuwarten ob es sich bei dem Biss um einen Angriffsbiss (Jagdbiss) oder einen Verteidigungsbiss gehandelt hat. Das gilt übrigens für den Biss aller Giftschlangen. Bei einem Verteidigungsbiss muss nicht zwangsläufig auch Gift injiziert worden sein. Beim Jagdbiss dagegen ist damit zu rechnen, dass eine größere Menge Gift injiziert wurde. Ob Gift injiziert wurde, zeigt sich relativ schnell an der Symptomatik an der Bissstelle. So ist sehr schnell mit einem heftigen Schmerz an der Bissstelle zu rechnen, außerdem schwillt z.B. ein gebissener Arm in der Umgebung der Bissstelle an und die Schwellung wandert allmählich den Arm entlang in Richtung Schulter. Dasselbe gilt für den Giftbiss an einem Bein. Aber auch ein Giftbiss am Körperstamm hat meist Schwellungen und evtl. auch Ödeme zur Folge. Bei allen europäischen Giftschlangen lassen sich im Prinzip die 3 folgenden Vergiftungsstufen beobachten. Welche Art der Vergiftung im Einzelfall auftritt, hängt von zahlreichen Faktoren ab, so u.a. dem Alter des Gebissenen (Kind), dem Allgemeinzustand und natürlich davon, wohin die Schlange gebissen hat und in welchem Zustand sie sich befand:

  • Leichtere Vergiftung: Sehr schnell kommt es zu einem extrem heftigen Schmerz, in der Umgebung der Bissstelle treten Schwellungen auf, evtl. ein kleineres Ödem, Übelkeit meist mit Erbrechen, eine erhöhte Herzfrequenz (Herzklopfen)
  • Mittelschwere Vergiftung: die Schwellung breitet sich aus, Ödembildung, Entzündung der Lymphbahnen mit Verknotung und Rötung (Lymphangitis), Erbrechen, Durchfall, krampfartige Schmerzen im Bauchbereich, starke Blässe sowie ein erniedrigter Blutdruck
  • Schwere Vergiftung: starke, sich über die gebissene Extremität hinweg ausbreitende Schwellungen, wiederholtes Auftreten von (Kreislauf) Schockzuständen, bläuliche Hautverfärbung, Bewusstseinstrübungen bis hin zur Bewusstlosigkeit, evtl. Koma.

Schwere Vergiftungserscheinungen sind beim Biss einer Aspisviper häufiger als bei der Kreuzotter, wobei sie in in ca. 10 bis 15% aller Fälle (davon über 50% Kinder) vorkommen. Neben (Klein)Kindern sind vor allem ältere oder gesundheitlich vorgeschädigte Menschen von schwereren Formen einer Vergiftung betroffen.

Kompartmentsyndrom
Eine seltene Komplikation eines Schlangenbisses ist das Kompartmentsyndrom. Dazu kann es kommen, wenn sich die Schwellungen nicht auf Haut und Unterhaut beschränken, sondern auch die Muskulatur betreffen. Der Muskel liegt eingebettet in eine bindegewebige Hülle, der sog. Faszie. Kommt es hier zur Schwellung, haben die Strukturen innerhalb dieser engen und unflexiblen Hülle keine Ausweichmöglichkeit und werden komprimiert. Neben dem Muskel zählen dazu auch Nerven und Blutgefäße, deren Einengung die typischen Symptome des Kompartmentsyndroms auslöst:
Sehr starke Schmerzen, Muskelschwäche der versorgten Muskelgruppe, Missempfindungen, ggf. peripher kein Puls tastbar. Sollte mit konservativen abschwellenden Maßnahmen keine Besserung zu erreichen sein, kann als ultima ratio (letztes Mittel) eine chirurgische Eröffnung der Faszie (Fasziotomie) erfolgen. Hierbei muss neben anderen Kontraindikationen für einen solchen chirurgischen Eingriff bei einem Schlangenbiss immer auch bedacht werden, dass viele Schlangengifte blutverdünnend wirken, der Eingriff dadurch also mit einem erhöhten Blutungsrisiko verbunden ist.

Gegenserum (Antiserum)

Es gibt, wie bei der Kreuzotter ein Gegenserum (polyvalent).
Die Gabe eines Antiserums ist stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden. Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt erfolgen. Bei allen europäischen Giftschlangen gilt dabei die Regel, dass ein Antiserum nur in schweren Vergiftungsfällen mit den entsprechenden Symptomen angewendet werden soll. In der Regel reicht eine symptomatische Therapie - evtl. verbunden mit einer Intensivüberwachung- und betreung - aus!

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den gebissenen Arm in eine Schlinge legen bzw. das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen, z.B. an der Bissstelle oder, bei neurotoxischen Vergiftungen, Lähmungen oder auch eine Augenstarre
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften u.ä. und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • das Aussaugen, Ausschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen

Prognose

Der Verlauf des Giftes ähnelt dem der Kreuzotter, wobei die "Giftigkeit" etwas höher anzusehen ist.
In der Regel endet ein Biss der Aspisviper relativ glimpflich - trotz erheblicher Schmerzen und Ödemen im Bereich der gebissenen Extremität - und vor allem meist nicht tödlich. Hin und wieder sind allerdings Nekrosen zu erwarten, die dann behandlungsbedürftig sind.
Bei Kindern, körperlich Geschwächten oder bei Vorliegen einer Reihe von bestehenden Erkrankungen können jedoch Komplikationen auftreten. Ein allergischer Schock auf Grund des als Gift injizierten Eiweißes (und nicht durch die Giftwirkung) allerdings kann zu dramatischen Folgen führen und muss unbedingt sofort ärztlich behandelt werden.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen:

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Kompetente Giftnotruf-Zentralen - die auch im Fall von Schlangenbissen im Ausland - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie hier >>>

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