Ungeziefer

Flöhe, Läuse und Wanzen sind für die Betroffenen nicht nur lästig, sondern auch mit teilweise extremen Juckreiz und sogar schweren Erkrankungen verbunden.

Flöhe
Die Flöhe (Siphonaptera) bilden eine Ordnung in der Klasse der Insekten. Von den etwa 1.600 Arten von Flöhen leben etwa 80 Arten in Mitteleuropa. Sie erreichen eine Länge von 1 bis 4 Millimetern. Die größte Art ist der Maulwurfsfloh (Hystrichopsylla talpae ), der auf dem Europäischen Maulwurf lebt. Flöhe können für nahezu alle Menschen aufgrund ihrer extrem juckenden Bisse eine unerfreuliche Plage werden, vielleicht mit Ausnahme derjenigen, die die Tiere unter der Bezeichnung Flohzirkus allerlei Kunststücke vorführen lassen. Allerdings ist diese Kunstfertigkeit mittlerweile nahezu in Vergessenheit geraten.
Sie verfügen zur schnellen Fortbewegung über kräftige Hinterbeine, die ihnen zudem weite Sprünge von fast einem Meter erlauben. Die Schnellbewegung der Sprungbeine gilt als eine der schnellsten Bewegungen im gesamten Tierreich.
Um diese zu erreichen, würde die Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskeln nicht ausreichen.
Daher besitzen Flöhe in ihren Beinen sogenannte Resilinpolster, ein elastisches Protein, welches vor dem Sprung wie ein Bogen gespannt werden kann und dem Floh auf diese Weise sehr weite und hohe Sprünge ermöglicht.
Charakteristisch für Flöhe ist ihr seitlich abgeplatteter Körper, der es ihnen erleichtert, sich im Fell zwischen den Haaren fortzubewegen. Die Mundwerkzeuge sind zu einem kombinierten Stech- und Saugrüssel umfunktioniert Flöhe besitzen einen sehr harten Chitinpanzer, der es sehr schwer macht, sie zu zerdrücken. Ein Zerreiben ist hingegen eher möglich, man kann sie aber mit dem Fingernagel zerknacken. Am Körper und an den Beinen haben sie nach hinten gerichtete Borsten und Zahnkämme (Ctenidien), die es – zusammen mit den Krallen an den Beinen – schwer machen, Flöhe aus den Haaren zu kämmen.
Flöhe ernähren sich vom Blut warmblütiger Tiere, wobei sich etwa 94% auf Säugetieren und nur etwa 6% auf Vögeln.
Charakteristisch ist, dass die Stiche fast immer in Reihen liegen. Der Menschenfloh (Pulex irritans) kann in seltenen Fällen durch seinen Stich/Biss die Pest übertragen.
Speziell der Rattenfloh (Xenopsylla cheopis), der Pestfloh, ist durch seinen Stich/Biss schon lange als Überträger der Pest bekannt. Katzen- (Ctenocephalides felis) und Hundeflöhe (Ctenocephalides canis), bleiben in der Regel auf ihren Wirtestieren, doch bei engerem Zusammenleben können sie auch auf den Menschen übergehen Von tropischen Floharten können die Erreger der Pest, Tularämie und murinem bzw. endemischem Fleckfieber übertragen werden.
Flöhe werden durch das Kohlenstoffdioxid der Atemluft sowie Wärme und die Bewegung von Tieren angelockt.
Nach einer Mahlzeit können Flöhe bis zu zwei Monate ohne Nahrung leben.
In Wohnungen fühlen sich Flöhe in Teppichen und Polstermöbeln wohl, wo sie auch die meiste Zeit verbringen. Nur zum Blutsaugen suchen sie den Menschen auf.
Ein Floh kann maximal 1½ Jahre alt werden.
Die Lebensdauer des ausgewachsenen Rattenflohs beträgt dagegen fünf bis sechs Wochen.

Läuse
Läuse kommen nicht nur beim Menschen sondern viel häufiger auf Pflanzen und sogar auf Bienen vor. Pflanzenläuse Die Pflanzenläuse (Sternorrhyncha) sind eine Unterordnung der Schnabelkerfe (Hemiptera).
Von den rund 16.000 bekannten Arten kommen etwa 2.975 auch in Europa vor. Die Tiere sind sehr kleine Insekten, die sich ausnahmslos vom Saft von Pflanzen ernähren und für diese ein echter Schädling sind.

Echte Tierläuse
Die Echten Tierläuse (Anoplura) sind eine Unterordnung der Ordnung der Tierläuse (Phthiraptera).
Sie leben als blutsaugende Parasiten auf Säugetieren, darunter auch dem Menschen.
Sie erreichen eine Körperlänge zwischen 0,35 mm (Microphthirus) und 8 mm (Pecaroecus).

Bienenläuse
Die Bienenläuse (Braulidae) sind eine Familie der Zweiflügler (Diptera). Weltweit sind nur sieben Arten bekannt, wobei die Art Braula coeca nur in Mitteleuropa vorkommt. Die Tiere erreichen eine Körpergröße von etwa 1 bis 1,5 mm und befallen hauptsächlich Honigbienen und leben hier als Parasiten.

Staubläuse
Von den Staubläusen (Psocoptera) werden weltweit etwa 5.600 Arten beschrieben, von denen etwa 100 Arten in Mitteleuropa vorkommen. Sie leben von Pilzgewebe, Sporen, Flechten, Grünalgen und Ähnlichem. Daher findet man sie an Pflanzen, unter Baumrinden und Totholz sowie in Vogelnestern oder auch in Gebäuden. Die Staubläuse erreichen in der Regel eine Körpergröße von etwa 0,7 bis 10 mm.

Kopfläuse
Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) gehört zur Familie der Menschenläuse (Pediculidae) in der Ordnung der Tierläuse (Phthiraptera). Erwachsene Kopfläuse konnen bis etwa 3 mm groß werden.
Besonders Familien mit Kindern sind häufiger von Kopfläusen betroffen, die sich die Kinder im Kindergarten oder der Schule eingefangen haben.

Filz- bzw. Schamläuse
Die Filz- bzw. Schamlaus (Pthirus pubis) ist eine beim Menschen vorkommende Tierlausart (Pedikulose).
Sie gehört zur Familie der Menschenläuse (Pediculidae) in der Ordnung der Tierläuse (Phthiraptera).
Die Filzlaus wird etwa 1 bis 1,5 mm lang und hat einen grauen Körper. An den Enden ihrer sechs Beine befinden sich Halteklauen, mit denen sie sich an den Haaren des Menschen festhalten kann und an denen sie auch ihre Eier (Nissen) anheftet.
Filzläuse werden über Kleidungsstücke, Bett- und Handtücher oder durch engen körperlichen Kontakt (Geschlechtsverkehr) übertragen.
Außerhalb des Körpers können Filzläuse etwa bis zu 24 Stunden überleben, deren Eier jedoch länger.
Filzläuse kommen vor allem in der Schambehaarung oder auch an den Innenseiten der Oberschenkel vor, selten auch in den Achsel- und Barthaaren.
Ihr Stich führt meist zu einen starken Juckreiz und einer bläulichen Verfärbung der betroffenen Hautregion.
Eine ausführliche Darstellung der Kopf- und Filzläuse finden Sie bei Goruma hier >>>

Wanzen
Weltweit gibt es ca. 40.000 verschiedene Wanzenarten und in Europa ca. 3.000. Davon kommen etwa 50% nur auf Pflanzen vor.
Erwähnenswerte Wanzen sind die Geringelte Mordwanze (Rhynocoris annulatus), die sich vom Blut anderer Insekten ernährt und in Mittelmeerraum bis nach Kleinasien, Zentralasien und China vorkommt. Oder die Grüne Stinkwanze (Palomena prasina), deren Farbe temperaturabhängig ist und die in ganz Europa und in Zentralasien vorkommt. Sie kommt auf Pflanzen vor.
Erwähnenswert ist weiterhin die Ameisen-Sichelwanze (Himacerus mirmicoides) , die sich von kleinen Insekten und deren Eiern ernährt und in Europa - mit Ausnahme des hohen Nordens – in Nordafrika und bis in den Kaukasus vorkommt. Nicht vergessen zu erwähnen sind zudem die Wacholderbeerwanze (Gonocerus juniperi) und die Zeusswanze (Phoreticovelia disparata).

Bettwanzen
Aber nur die Bettwanze (Cimex lectularius, auch als Hauswanze bezeichnet), ist eine Wanze aus der Familie der Plattwanzen (Cimicidae) und der Gattung Cimex. Diese Insekten sind darauf spezialisiert, sich in den Schlafplätzen von Warmblütlern – vor allem dem Menschen – von deren Blut zu ernähren.
Bei ihrem Stich entsteht eine juckende Hautrötung wie bei einem Mückenstich, die nach 2 bis 3 Tagen in der Regel aber folgenlos wieder verschwindet. Der Juckreiz wird durch ein gerinnungshemmendes Sekret, das die Tiere injizieren, hervorgerufen. In Europa werden keine Krankheitserreger durch den Stich übertragen.
Allerdings kommt es vor, dass sich die Einstichstelle entzündet. Die erwachsenen Tiere erreichen Körperlängen zwischen 3,5 bis 5,5 mm, im vollgesogenen Zustand sogar bis zu 9 mm.
Die Wanzen sind behaart und rotbraun gefärbt. Ihre Lebensdauer liegt zwischen 6 bis 12 Monaten.
Die nachtaktiven Bettwanzen halten sich in trockenen, spalten- oder ritzenförmigen Verstecken, auch hinter Tapeten, auf, um sich nachts über ihre Opfer herzumachen. Hin wieder lassen sie sich auch aus ihren Verstecken oberhalb eines Bettes nachts auf den Menschen herabfallen.

Die Wanzen benötigen bis zu zehn Minuten für ihre Blutnahrung, deren Menge das Siebenfache ihres ursprünglichen Gewichts betragen kann. Interessant ist, dass sie sich über Geruchsstoffe gegenseitig anlocken und dadurch größere Gruppen bilden können.
Die Wanzen sind recht unempfindlich gegen Kälte und können bis zu einem Dreivierteljahr ohne Nahrung leben.
Die Bettwanze findet man im Norden bis etwas über den 65. Breitengrad hinaus – also etwas nördlicher als Trondheim in Norwegen oder Umeå in Schweden. In den Alpen kann sie bis auf eine Höhe von etwa 2.000 m finden, was für Besucher von Alpenhütten interessant sein dürfte. Erwähnenswert sind noch die Raubwanzen (Reduviidae), die u.a. Überträger des Erregers der Chagas-Erkrankung in Süd- und Mittelamerika sowie im Süden der USA sind. Von den Raubwanzen existieren weltweit etwa 7.000 verschiedene Arten.

Lindenwanzen
Die Lindenwanzen (Oxycarenus lavaterae) - auch als Malvenwanzen bezeichnet - gehören zur Gattung der Oxycarenus in der Familie der Badenwanzen.
Die Weibchen erreichen eine Größe von 5,5 bis 6 mm und die Männchen von etwa 4,5 bis 5 mm. Ihre Farbe ist überwiegend rot und schwarz. Der Kopf der gesamte der vordere Teil des Thorax, das Scutellum (Schild) und alle Glieder der Antennen sind schwarz. Ursprünglich stammen die Tiere aus Nordafrikas und den Kanaren sowie von der Iberischen Halbinsel, aus Frankreich, aus fast ganz Italien und dem Nordwesten der Balkanhalbinsel. In Deutschland sind die Tiere seit etwa 2004 heimisch geworden. Man findet sie u.a. an Strauchpappeln, Eibisch, Hibiskus, Strauchpappeln und Malven. Im Herbst sammeln sie sich in großen Kolonien an Stämmen und Ästen von Winterlinden (Tilia cordata), um sich auf die die Überwinterung vorzubereiten. Dann dringen sie mit Vorliebe in die bereits vorhandenen Ritzen der Rinde der Wirtsbäume ein, woe sie geschützt die Überwinterung abwarten. Allerdings überleben derzeit nur weinige Tiere den deutschen Winter. Diese Wanzenart stellt weder für Tiere noch für Pflanzen eine Gefahr dar. Ihre Nahrung besteht ausschließlich aus Pflanzenteilen. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in den Ritzen der Baumrinden ab, wobei die Entwicklung von der Larve bis zur ausgewachsenen Wanze länger als einen Monat dauert. Die Tiere gelten nicht als Schädlinge sondern allenfalls als Lästlinge.

Raubwanzen
Raubwanzen (Reduviidae) sind eine Familie innerhalb der Unterordnung der Wanzen (Heteroptera). Weltweit gibt es etwa 7.000 Arten. Die größte in Mitteleuropa vorkommende ist die Staubwanze (Reduvius personatus), die eine Körperlänge bis zu 19 mm erreicht. In tropischen und subtropischen Regionen findet man sogar Exemplare, die mehrere Zentimeter groß werden. Die Raubwanzen - auch als „Kusswanzen“ bezeichnet - beißen Tiere aber auch Menschen oft direkt ins Gesicht, vor allem in der Nähe des Mundes, daher ihre Bezeichnung auch als Kusswanzen. Die Bisse verursachen zwar Schmerzen ansonsten aber keine anderen Beschwerden. Ausgenommen sind jedoch parasitäre Infektionen, die sogar tödlich verlaufen können. So enthält der Kot der Raubwanze parasitische Einzeller, die beim Kratzen der Einstichstelle in den Körper gelangen können, das sind beispielsweise bei den zentralamerikanischen Raubwanzen die Chagas-Krankheit auslösende Trypanosoma cruzi. Weltweit sterben jährlich etwa 12.000 Menschen an den Folgen eines Bisses.

Hinweis
Eine große Sammlung von verschiedenen Wanzenarten findet man im:
Institut für Angewandte Entomologie
Bartholomäusstraße 24
37688 Beverungen
Tel.: 0049 - (0)5273 - 3897882

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