Die Anfänge, Mittelalter
Das heutige Westsachsen wurde bis in das 6. Jahrhundert hinein von den Sueben und Thü-ringer besiedelt. Ab dem 7. Jahrhundert bewohnten dann Sorben das Gebiet. Im 10. Jahrhundert erfolgte nach der Unterwerfung der Sorben durch König Heinrich I. (876-936) die Christianisierung der Bevölkerung, die Einwanderung deutscher Siedler.
Bischof Dietrich I. von Naumburg (gest. 1132) hatte 1118 in einer Urkunde erstmals das terri-torio Zcwickaw erwähnt. Diese Siedlung, die in der heutigen Nordvorstadt lag, wurde später aufgegeben. Um das Jahr 1150 lag der Schwerpunkt der Besiedlung im heutigen innerstädtischen Stadtgebiet. Um die hiesige Nikolaikirche bildete sich eine Ansiedlung, die an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen, der Salzstraße Böhmischer Steig und des Polnischen Gleise lag und über Halle/Leipzig nach Prag bzw. von Krakau über Sachsen nach Süddeutschland führte.
Im Jahr 1212 erhielt die mittlerweile erheblich angewachsene Ortschaft das Stadtrecht, was einer Urkunde aus dem Jahr 1212 hervorgeht, als die Bezeichnung Zwickaus als oppidum zu finden ist. Das Zwickauer Franziskanerkloster mit der Klosterschule wurde erstmals 1232 erwähnt. Die Zisterzienser legten 1240 einen Wirtschaftshof an, der dem Kloster Grünhain unterstellt war. Im Jahr 1273 gab es bereits einen Rat, womit die städtische Selbstverwaltung begann. Seit 1297 ist ein Bürgermeister nachweisbar.
Da die Mulde hier gut zu durchqueren war, führten wichtige Handelswege durch die Stadt, wobei besonders die Hohe Handelsstraße, die von Nürnberg kommend über Hof, Plauen und Reichenbach bei Zwickau nach Böhmen führte, zu erwähnen ist. Diese Verkehrsverbindung, verbunden mit einem regen Handel, war der Grund für Zwickaus Wohlstand. Nicht zuletzt deswegen wurde die Stadt von 1290 bis 1348 als Reichsstadt neben Augsburg und Nürnberg zu einer bedeutenden Stadt. Im Jahr 1307 ging Zwickau an die Wettiner über und kam 1348 nach dem Verlust als Reichsstadt unter die Herrschaft des Landesherren. Im Jahr 1290 erfolgte die Gründung der Zwickauer Lateinschule, die Zwickauer Schleifmühle genannt wurde. Auf Initiative von Kaiser Rudolf von Habsburg (1218-1291) gingen 1290 die Städte Zwickau, Chemnitz und Altenburg ein Bündnis ein. Der Kaiser beabsichtigte damit, den Einfluss der Landesherren zu verringern.
Ein wichtiges Datum war das Jahr 1316 als in der Region mit dem Abbau von Silber und Kupfer begonnen wurde. Die Errichtung der Stadtmauer mit den vier Stadttoren geht auf das Jahr 1327 zurück Ein schlimmer Brand 1328 zerstörte im Jahr 1328 große Teile der Stadt, da-runter auch die Marien- und Katharinenkirche. Einem weiteren wesentlich schlimmeren Brand im Jahr 1403 fiel nahezu gesamte Stadt zum Opfer. Markgraf Wilhelm I. gewährte daraufhin der Stadt zur Erleichterung des Wiederaufbaus eine siebenjährige Steuerbefreiung. Während der Hussitenkriege (1419-1434) belagerten die Hussiten 1430 erfolglos die Stadt, aber sie plünderten und brannten die umliegenden Dörfer nieder.
Im Zuge der Ausweitung der Machtpositionen durch den Markgrafen Wilhelm I. (), der dafür den Stadtrichter, den markgräflichen Vogt Conrad Brückner und dem Ratsherrn Nikel Hugk engagierte, kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Rat der Stadt. Der Stadtrichter miss-brauchte sein Amt und bereicherte sich mit zum Nachteil der Stadt. Nach dem Tod von Markgraf Wilhelm I. im Februar 1407 konnte der Stadtrat den Stadtrichter anklagen und ihn am 14. Februar 1407 auf dem Zwickauer Hauptmarkt hinrichten lassen. Als Strafe dafür ließen der neue Landesherr am 10. Juli 1407 den Bürgermeister und drei Ratsherren in Meißen unter dem Roten Turm enthaupten und im Kreuzgang des Klosters St. Afra beisetzen. Im Jahr 1983 wurden die Gräber der vier hingerichteten Zwickauer Ratsherren gefunden. Aber 1444 erhielt die Stadt ihre Gerichtsbarkeit zurück.
Kaiser Friedrich III. (1415-1493) übertrug 1473 der Stadt das Rotsiegelprivileg, das an sich nur dem Kaiser, hohen staatlichen oder geistlichen Würdenträgern, wie Kardinälen, vorbehalten war. Als 1476 Herzog Albrecht von Sachsen zu einer Wallfahrt nach Rom und Palästina aufbrach, befand sich seinem Gefolge auch der Zwickauer Patrizier Martin Römer, der als großzügiger Förderer seiner Stadt u.a. das Zwickauer Kornhauses neben dem Schloss Oster-stein errichten ließ.
Der Nürnberger Maler Michael Wolgemut (1434-1519) - der Lehrer von Albrecht Dürer (1471-1528) - schuf 1478 den Flügelaltar der Marienkirche. 1486 wurden die Löwenapotheke und die Salomonisapotheke gegründet, die sich bis heutzutage am Hauptmarkt gegenüber dem historischen Rathaus befinden.
Im Jahr 1487 wurde das Zwickauer Stadtarchiv auf Initiative vom Kurfürsten Friedrich der Weise (1463-1525) und seinem Bruder Herzog Johann (1468-1532), dem Nachfolger von Friedrich dem Weisen, gegründet. Kurfürst Friedrich der Weise hatte übrigens Martin Luther auf die Wartburg „entführen“ lassen, um ihn vor der Verfolgung von Kaiser Karl V. (1500-1558) zu schützen.
Frühe Neuzeit
Durch den Sächsischen Bruderkrieg von 1446 bis 1451 um die wettinischen Herrschaftsgebiete zwischen den Brüdern Herzog Wilhelm III. (der Tapfere) und Kurfürst Friedrich II. und den Altenburger Prinzenraub kam es zur Leipziger Teilung von 1485. Danach gehörte Zwickau weiter zum Kurfürstentum Sachsen Während des Schmalkal-dischen Kriegs zwischen Katholiken und Protestanten wurde die Stadt im Januar 1547 durch die Truppen des Albertiner Herzogs Moritz erobert, geplündert, abgebrannt und die Bewohner vertrieben. Der Schmalkaldische Krieg endete mit der Wittenberger Kapitulation.
Obwohl Herzog Moritz Protestant war, unterstützte er den katholischen Kaisers Karl V. (1500-1558), da er für den Fall des Sieges der kaiserlichen Truppen mit der Ernennung zum Kurfürsten rechnete. Danach bekam das albertinische Sachsen auf dem Reichstag zu Augsburg 1548 vom Kaiser tatsächlich die Kurfürstenwürde übertragen. Gleichzeitig wurde verfügt, dass die Stadt Zwickau aus dem ernestinischen Sachsen gelöst und dem kurfürstlich-albertinischen Sachsen mit Dresden und Meißen angegliedert wird. Zwickau ist dadurch die einzige große Stadt Sachsens, die bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahr 1806 ununterbrochen zum Kurfürstentum gehörte. Die sieben rot-weißen Fähnchen auf dem Kurhut des Stadtwappens repräsentieren die sieben Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches. Auch in Zwickau kam es von 1424 bis 1629 zu Hexenprozessen, dabei kamen 14 Personen vor die Inquisitionsgerichte, aber nur drei wurden hingerichtet. Georgius Agricola (1494–1555) gründete 1519 die griechische Schule, die 1520 mit der Lateinschule vereinigte wurde. Von 1519 bis 1523 war er Rektor der Zwickauer Ratsschule.
Von Oktober 1520 bis April 1521 predigte Thomas Müntzer () in Zwickau, der auf Empfeh-lung Martin Luthers hierhergekommen war. Luther widmete dem Zwickauer Bürgermeister die bis heute berühmte Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen. Zwickauer Bürger stürmten im März 1522 den Grünhainer Klosterhof, um einen eingesperrten Bauern zu befrei-en, zudem kam es zu Bilderstürmungen. Am 28. April 1522 kam Martin Luther auf Befehl des Kurfürsten nach Zwickau, um Exzessen der aufständischen Bauern entgegenzuwirken und zu predigen. Luther blieb 5 Tage in Zwickau und hielt vier Predigten.
Der Pfarrer Nikolaus Hausmann bekannte sich 1523 als erster in Zwickau zur lutherischen Re-formation, woraufhin die Franziskaner aus der Stadt gewiesen wurden. Im selben Jahr erhielt Zwickau die erste Druckerei. 1525 kam es in der Zwickauer Umgebung zu Bauernaufständen. Pfarrer Hausmann erwirkte die Begnadigung von 80 Aufständischen bei Kurfürst Johann. Die Tuchmacher hatten 1522 mit dem Bau des Gewandhauses am Hauptmarkt begonnen, das 1525 fertiggestellt wurde. Nachdem man 1530 die Oberhohndorfer Steinkohlenvorkommen entdeckt hatte, begann in einem großen Ausmaß der Steinkohlenabbau. Um 1540 hatte Zwickau etwa 10.000 Einwohner.
Vom Dreißigjährigen Krieg bis 1918
Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde Zwickau mehrmals Mal belagert. Wallenstein, der General der Kaiserlichen Truppen, verlangte von der Stadt Kontributionen in Form von Naturalien und Geld. Aber die Stadt blieb von Plünderungen und Zerstörungen weitgehend verschont.
Im Sommer1633 wütete eine schlimme Pestepidemie in der Stadt, der etwa die Hälfte der Einwohner zum Opfer fielen. Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 musste Zwickau an die Schweden ein Friedensgeld zahlen. Im Verlauf des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) wurde Zwickau durch Preußen, Österreicher und die Reichsarmee besetzt, was dazu führte, dass die Bürger unter Einquartierungen und hohen Kontributionen zu leiden hatten. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts blühte Zwickau wieder auf, nicht zuletzt aufgrund der fortschrittlichen Abbaumethoden der unter der Stadt lagernden Steinkohle. So verfünfzehnfachte sich von 1824 bis 1910 die Anzahl der Bewohner.
Am 16. Mai 1812 statte Kaiser Napoleon mit seiner Frau Marie Louise in Zwickau einen Besuch ab, bei dem er von den Zwickauern mit Glockengeläut, einer Schützenparade und spalierstehenden Bürgern empfangen wurde. Infolge des Wiener Kongresses wurde das Königreich Sachsen 1815 nahezu halbiert
Vom 26. Februar bis zum 2. März 1830 kam es durch einen schlimmsten Eisgang auf der Zwickauer Mulde zu einem verheerenden Hochwasser in der Stadt. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Stadtmauer abgerissen und der Stadtgraben verfüllt und darauf wurden Straßen angelegt. Mit der Ansiedlung der Motorwagenwerke von August Horch im Jahr 1904 begann in der Stadt die Zeit des Automobils.
Zeit des Nationalsozialismus
Am 11. Oktober 1921 wurde in Zwickau die erste NSDAP-Ortsgruppe außerhalb Bayerns gegründet. In der NS-Zeit, aber vor 1935, wurden die Grabenwege zu einem die Innenstadt umschließenden Stadtring zusammengefasst. Im Schloss Osterstein wurde von 1933 bis 1934 vorübergehend ein Konzentrationslager eingerichtet. Hier waren bis zu 750 Menschen inhaftiert, in der Hauptsache Sozialdemokraten und Kommunisten. Der erste Sekretär der KPD-Unterbezirksleitung Martin Hoop wurde in der Nacht vom 10. zum 11. Mai 1933 hier ermordet.
In den drei Werken der Auto Union – dem Horch-Stammwerk, dem Werk Dorotheenstraße und dem Werk Audi, wurde zur Produktion von Militärfahrzeugen für etwa 3000 Zwangsarbeiter ein Außenlager des KZ Flossenbürg errichtet. Unter ihnen befanden sich neben KZ-Häftlingen auch Kriegsgefangene.
Im Verlauf der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938, der so genannten Reichskrill-nacht, wurden in Zwickau Wohnungen jüdischer Bürger zerstört, und eine Versammlungsstät-te sowie die Kapelle des Jüdischen Friedhofs in Brand gesetzt.
Bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde Zwickau nur zu etwa 5% zerstört, wobei 591 Menschen ums Leben kamen.. Aber es kam zu Angriffen auf Rüstungsbe-triebe und Verkehrseinrichtungen. Durch die Explosion einer Luftmine wurden die Südseite der St.-Marien-Kirche und umliegende Wohnhäuser beschädigt. Nach dem Krieg wurden im Stadtzentrum die erheblich beschädigten historischen Gebäude abgetragen. Der Luft-schutzwart Arno Rau bewahrte Zwickau vor einer Zerstörung, indem er am Abend des 17. April 1945 auf dem Turm der Marienkirche die weiße Flagge hisste und das Läuten der Kirchenglocken veranlasste. Daraufhin drehten die
alliierten Flugzeuge ab, und Verbände der US-Armee drangen ohne Widerstand bis an die Zwickauer Mulde vor.
Besatzungszeit, Zeit der DDR
Der Stadtkern von Zwickau wurde am 17. April 1945 von der 3. US-Armee besetzt. Die De-markationslinie zwischen dem Besatzungsgebiet der Roten Armee und der US-Armee verlief entlang der Zwickauer Mulde. Es war verboten, die Mulde zu überqueren. Um vom Ost- in den Westteil der Stadt zu gelangen, nutzten findige Bürger die Untertagewege der Steinkohlenschächte. Nach den Vereinbarungen der Konferenz von Jalta wurde der ganze Bezirk Zwickau schließlich der Sowjetischen Besatzungszone angeschlossen.
Die 3. US-Armee zog ihre Streitkräfte von Westsachsen nach Bayern zurück und ab 1. Juli 1945 wurde Zwickau von der Roten Armee besetzt. Im Rahmen des im Westerzgebirge 1946 begonnenen Uranbergbaus der SAG Wismut für die sowjetische Kernwaffenentwicklung wurde Zwickau ein wichtiges Verarbeitungs- und Versorgungszentrum für diesen Industriezweig.
Im Rahmen der Kreisreformen in der DDR kam Zwickau am 25 Juli 1952 zum Bezirk Karl-Marx-Stadt. Länder wie in der Bundesrepublik gab es nicht Ein schweres Hochwasser überflutete Mitte Juli 1954 große Teile der Innenstadt sowie die Altstadt fast vollständig. So stand das Wasser auf dem Platz vor dem Gewandhaus so hoch, dass die Erdgeschossfenster des Gebäudes zu etwa zwei Dritteln von Wasser bedeckt waren.
1960 kam es in Zwickau Im Steinkohlenwerk "Karl Marx“ es zu einer Explosion, durch die 123 Kumpel ums Leben kamen, es sei erwähnt. dass hier 1978 letztmalig Steinkohle gefördert wurde.
Entwicklung seit 1989
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 kam Zwickau zum neugeründeten Bundesland Sachsen. Im Rahmen der Sächsischen Kreisreform am 1. August 2008 wurde Zwickau zu einer Großen Kreisstadt und wurde Verwaltungssitz desvergrößerten neugegründeten Landkreises Zwickau, der aus der kreisfreien Stadt Zwickau und den ehemaligen Landkreisen Chemnitzer Land und Zwickauer Land gebildet wurde.
Am 4. November 2011 kam es kurz nach 15 Uhr zu einer Explosion und einem anschließenden Brand in einem Wohnhaus in der Frühlingsstraße 26 in Zwickau-Weißenborn. Wie sich später herausstellte, waren in diesem Haus Uwe Böhnhardt (1977-2011), Uwe Mundlos (1973-2011) und Beate Zschäpe (geb. 1975), Rechtsterroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds, für mehrere Jahre untergetaucht. Nach den polizeilichen Ermittlungen löste Beate Zschäpe die Explosion aus, als sie vom Tod der beiden Komplizen in Eisenach erfahren hatte. Seit dem 3. November 2019 existiert ein Mahnmal für die zehn NSU-Opfer in Form von zehn Bäumen und zugehörigen Gedenktafeln.
Zwischen 2016 und 2021 wurde das Gewandhaus umfassend renoviert. Nach der Wende 1989 hatte Zwickau, wie viele Städte der früheren DDR, einen starken Rückgang seiner Einwohnerzahl zu verzeichnen. Wie auch in anderen großen Städten Deutschlands ist Zwickau inzwischen von einem so genannten "Speckgürtel“ umgeben. Nicht zuletzt deswegen hat der Landkreis Zwickau von allen sächsischen Landkreisen immer noch mit Abstand die höchste Einwohnerdichte. Durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, dem Ausbau von Kindertagesstätten und der Sanierung historischer Gebäude hat der Prozess der Abwanderung in der jüngsten Zeit nachgelassen, sich teilweise sogar umgekehrt.