Bauwerke von Andrea Palladio
Andrea Palladio hat in Vicenza eine Unzahl an Bauwerken geschaffen. Im Folgenden sind einige der bedeutendsten dieser architektonischen Werke kurz vorgestellt.
Arco delle Scalette
Der Arco delle Scalette, der „Treppenbogen“, signalisiert den Aufgang zum Monte Berico und wurde von Palladio im Jahre 1576 im Zuge der Erweiterung der nahe gelegenen Wallfahrtskirche konzipiert, wobei der Bogen als Verbindung zwischen der Kirche und der Stadt gedacht gewesen sein muss. Das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Bauwerk liegt in der Piazzale Fraccon und wurde 15 Jahre nach Palladios Tod erbaut.
Basilica Palladiana (auch Palazzo della Ragione)
Den Auftrag für dieses zwischen 1549 und 1614 erbaute Kunstwerk erhielt Palladio erst, nachdem er sich gegen andere Mitbewerber durchgesetzt hatte. Der Palazzo della Ragione war sein erster Auftrag. Auf dem Gelände des heutigen Palazzo stand aber bereits ein anderes Bauwerk, das indes wenige Jahre zuvor teilweise eingestürzt war. Die Reste des Palastes mussten also von Palladio in seinen Entwurf integriert werden. Daher setzte Palladio seine offene „Loggiafassade“, die auf dem Prinzip der Serliana basiert, vor den vorhandenen Bau. Das Element der Serliana setzt sich aus einem überhöhten Mittelbogen und zwei niedrigeren rechteckigen Öffnungen zusammen, die mittels Säulen voneinander getrennt sind. Mit Hilfe dieses Elements gelang es Palladio, einen Rhythmus vortäuschen, den es in seiner Perfektion nicht gibt. Die Breite der rechteckigen Öffnungen variiert und ist in den äußeren Bereichen der Fassade kaum vorhanden.
Das Gebäude war eines der wichtigsten für Palladio und die Architekturgeschichte. Nach seiner Fertigstellung wurde der damals noch junge Architekt von den ortsansässigen Adligen mit Aufträgen nur so überhäuft.
Cappella Valmarana der Chiesa di Santa Corona
In der Dominikanerkirche Santa Corona, in der auch die sterblichen Überreste Palladios ruhen, liegt mit der Familienkapelle Valmarana aus dem Jahre 1566 eines der seltenen Beispiele sakraler Architektur, die Palladio auf dem italienischen Festland erschaffen hat. Der Altar wurde aller Wahrscheinlichkeit ebenfalls von Palladio entworfen, indes von Albanesi umgesetzt.
Casa Cogollo
Dieses kleine Bauwerk am Corso Andrea Palladio ist zwar als Palladios (Wohn-)Haus bekannt geworden, doch hat der Architekt dort nie gelebt. Indes hat er hier zwischen 1560 und 1570 architektonische Arbeiten vorgenommen, was auf Geheiß von Pietro Cogollo geschah.
Chiesa di Santa Maria Nuova
Im gleichnamigen Stadtviertel liegt die etwa um das Jahr 1578 von Palladio entworfene Kirche, die aber erst nach dem Tode des Architekten gebaut worden war. Mit Ausnahme der Cappella Valmarana der Chiesa di Santa Corona ist diese Kirche das einzige religiöse Bauwerk, das jemals von Palladio in Vicenza erschaffen worden ist.
La Rotonda (auch Villa Capra oder Villa Rotonda)
Die in der Via della Rotonda gelegene Violla Capra oder auch Villa Almerico wird auch als „La Rotonda“ oder „Villa Rotonda“ bezeichnet. Die von Palladio entworfene Villla entstand schließlich zwischen 1567 und 1571, wobei sich Paolo Almerico als Bauherr auszeichnete. Die auf einem Hügel am Rande der Stadt errichtete Villa Rotonda, die immer wieder gerne als Inbegriff der Villa angeführt wird, war aber eigentlich gar keine. Denn eine „echte Villa“ ist vielmehr ein Landsitz, der adliges Wohnen und landwirtschaftliche Nutzräume in sich vereint.
Loggia del Capitaniato
1571 hat Palladio diese Loggia konzipiert, die sich heutzutage in zwei Farben darstellt, nämlich dem Rot der Ziegel und dem Weiß von Stuck und Stein. Das symbolgespickte Werk besticht im Innenraum durch eine bemerkenswerte Harmonie. Der heute als Ratssaal genutzte obere Salon der Loggia weist einige Fresken aus dem 16. Jahrhundert auf.
Loggia Valmarana
Für den Grafen Valmarana hat Palladio seine Loggia geschaffen, welche er am Fluss Seriola aufstellen ließ. Malerisch erhebt sich das Bauwerk im Valmarana-Parker Park, der schon seit 1592 auch von der Öffentlichkeit besucht werden kann.
Palazzo Barbaran da Porto
Der Palast wurde auf Geheiß des Grafen Montano Barbaran von Palladio erbaut und steht heute nach vielen Sanierungsarbeiten wieder glanzvoll vor dem Auge des Betrachters. Neben dem Museo Palladio ist im Gebäude zudem das Centro Internazionale di Studi di Architettura Andrea Palladio untergebracht.
Palazzo Chiericati
Dieser Renaissance-Palast von Andrea Palladio wurde auf den Wunsch des Grafen Count Girolamo Chiericati erschaffen. Obwohl die Arbeiten am Palast schon 1550 begonnen wurden, konnte das Bauwerk erst etwa 1680 vollendet werden. Im Palast ist die städtische Kunstgallerie von Vicenza untergebracht.
Palazzo Civena Trissino
In der Viale Eretenio thront der 1540 begonnene Palazzo Civena Trissino, der nach nur kurzer Bauzeit fertiggestellt werden konnte. Der Palast des damals noch recht jungen Palladios wurde unglücklicherweise im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. In den folgenden Renovierungsarbeiten wurden nur die Außenstrukturen rekonstruiert. Bei der Restauration des Innenlebens indes hat man die originale Anordnung verändert.
Palazzo da Monte Migliorini
Der elegante Wohnsitz der Familie Da Monte entstand zwischen 1550 und 1554 und wird Andrea Palladio zugeschrieben. Im Haus gibt es die Inschrift, die auf das Jahr 1581 hinweist, das Datum der Vollendung des Bauwerkes.
Palazzo da Schio
Die Arbeiten an diesem Palast, der seit 1560 auf Wunsch des Eigentümers Graf Bernardo Schio umgestaltet worden war, gehen ebenfalls auf Palladio zurück. Der Palast, welcher sich aus einem hübschen Garten heraus erhebt, besticht u.a. durch seinen Eingangsbogen und die korinthischen Halbsäulen.
Palazzo Thiene
Auch wenn Palladio hat den Entwurf für diesen Palazzo in seinem Traktat "I Quattro Libri d'Architettura" („Die Vier Bücher der Architektur") publik gemacht hatte, geht Martin Kubelik in einem neueren Essay davon aus, dass das Bauwerk eher auf Giulio Romano zurückgehen könne, während Palladio nur der Ausführende gewesen wäre.
Palazzo Thiene Bonin Longare
Am Corso Andrea Palladio thront der Palazzo von Francesco und Enea Thiene. Die lange Baugeschichte setzt im Jahre 1534 ein und endet erst im 18. Jahrhundert. Palladio, der in der Anfangsphase der Konstruktion des Palastes arbeitete, wurde später von Scamozzi abgelöst.
Palazzo Valmarana Braga Rosa
Am Corso Antonio Fogazzaro gelegen, erhebt sich der Palazzo Valmarana, ein leider unvollendet gebliebener Prachtbau, der ebenfalls Palladio zugeschrieben wird. Auch dieses architektonische Prachtbauwerk wird im Traktat "I Quattro Libri d'Architettura" („Die Vier Bücher der Architektur") beschrieben.
Teatro Olimpico
Angesichts der Konstruktion des Teatro Olimpico nahm sich Andrea Palladio antike Theaterbauten zum Vorbild. Der Zuschauerraum ist dementsprechend halbkreisförmig angeordnet und wird von einem Säulengang umgeben. Da Palladio kurz nach Baubeginn gestorben war, ist der Theaterbau von Scamozzi beendet worden. Dessen Bühne stellt einen illusionistischen Straßenraum dar, der nach den damals noch innovativen Regeln der Perspektive konzipiert wurde. Die davorliegende Fassade greift das Motiv eines römischen Siegestors auf. Dabei ist der mittlere der drei Torbögen etwas größer als die äußeren zwei. Man spricht in diesem Zusammanhang auch von der Porta Regia. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ermöglichen zwei neue Eingänge den seitlichen Zugang zum Zuschauerraum. Die ursprünglichen rückseitigen Aufgänge sind nur mehr bei Sonderveranstaltungen zugänglich.
Übrigens:
Lasse Hallström drehte im Teatro Olimpico die Szenen seines Werkes „Casanova“, die eigentlich in der Universität von Venedig spielen.
Weitere besondere Gebäude
Torre Bissara
Dieser schlanke Uhrenturm auf der Piazza dei Signorie entstand in den Jahren zwischen 1224 und 1446. Er misst ganze 28 Meter Höhe und dominiert gemeinsam mit Palladios Pallazzo della Ragione (Basilica Palladiana) den wundervollen Platz. Nachdem der Turm früher als „Geschlechterturm“ genutzt worden war, verwendete man ihn späterhin zusammen mit der Basilica Palladiana als Rathaus.
Kirchen
Chiesa di Monte Berico
Diese Basilica steht auf einem Hügel, der die ganze Stadt Vicenza überblickt. Der Legende nach erschien die Jungfrau Maria zweimal auf diesem Hügel: zum ersten Mal am 7. März 1426 und ein weiteres Mal am 1. August 1428. Zu dieser Zeit haben die Menschen des Veneto jahrelang unter eine schweren Pest zu leiden. Die Madonna nun versprach Besserung, wenn man auf dem Monte Berico eine Kirche erbauen lasse. Die Kirche wurde drei Monate später errichtet. Ausführender Architekt war Carlo Borrello. Das heutige Sakralbauwerk steht an der Piazzale della Vittoria und zeigt im Inneren die Statue der Jungfrau Marie, die von Nicolò da Venezia 1430 gerarbeitet worden war. Oft wurde die Kirche restauriert – einmal sogar von Palladio.
Chiesa di Santa Maria dei Servi
Diese kleine Kirche an der Piazza Biade wurde im Jahre 1407 erbaut und 1490 erweitert. Die Fassade der Kirche geht auf Muttoni zurück, der sie im Jahre 1710 geschaffen hat.
Chiesa di San Vicenzo
Die Kirche des Hl. Vicenzo steht am Hauptplatz von Vicenza, der Piazza dei Signorie. Das christliche Sakralbauwerk unterbricht die langgezogene Fassade des Palazzo Monte di Pietà und fügt sich torförmig ins architektonische Bild ein.
Duomo di Vicenza
Der Dom von Vicenza hatte einen frühchristlichen Vorgängerbau, der unterirdisch nur noch in Teilen existiert. Der heutige Bau stammt aus der Zeit zwischen 1267 und 1290. Die beeindruckende Kuppel wurde nach den Plänen Andrea Palladios errichtet. Die gotische Fassade das Heiligtums geht auf das 15. Jahrhundert zurück.
San Lorenzo
Diese Franziskanerkirche aus dem Jahre 1280 wurde im gotischen Stil konzipiert und enthält die Gräber vieler bekannter Vicentiner.
Santa Maria delle Grazie
In der Chiesa di S. Maria delle Grazie findet man eine bemerkenswerte Statue der Heiligen Jungfrau mit Kind. Gearbeitet wurde diese Statue von einem unbekannten Künstlers, der in den 30er Jahren des 15. Jahrhunderts tätig war.
Schlösser, Burgen und Villen
Bischofspalast
Der klassizistische Bischofspalast wurde an der Westseite der Piazza Duomo errichtet. Ausführender Architekt war Giacomo Verda.
Villa Ghislanzoni Curti
Diese wundervolle Villa mit ihrer herrlich weißen Fassade verbreitet einen anziehenden Charme. Im Jahre 1570 war sie begonnen und 1764 umfassend restauriert worden. Somit steht sie in neo-klassizistischer Gestalt vor dem heutigen Beobachter. Das dem Architekten Gaidon von Bassano zugeschrieben Bauwerk beeindruckt v.a. durch den langen dorischen Porticus an der linken Seite.
Villa Valmarana Ai Nani
Die Villa Valmarana setzt sich aus drei Gebäuden zusammen: der eigentlichen Residenz, dem Gästehaus und den Ställen. Während die Residenz im Jahre 1669 konzipiert worden war, gehen das Gästehaus und die Ställe auf eine spätere Zeit und auf den Baumeister Muttoni zurück. Wunderschöne Frescos befinden sich in den beiden Wohnhäusern. Sie stammen von Tiepolo und wurden 1757 geschaffen.
Besondere Plätze und Straßen
Corso Andrea Palladio
Die Straße folgt dem Verlauf des Decumanus, einer der Hauptachsen des alten römischen Stadtgrundrisses. Entlang des Corso erheben sich diverse Palazzi, die von keinem Geringeren als Andrea Palladio selbst oder einem seiner Schüler geschaffen worden sind. Zu diesen Palästen gehören der Palazzo Chiericati, der Palazzon Thiene, der Palazzo Porto Barbaran von Palladio sowie der Palazzo Trissino von Scamozzi.
Piazza Matteotti
Am Ende von Vicenzas Hauptachse, dem Corso Andrea Palladio, breitet sich die Piazza Matteotti aus, die vom bogenhaften Eingang des Teatro Olimpico dominiert wird. Am anderen Ende des Platzes steht der Palazzo Chiericati aus dem Jahre, einer von Palladios beeindruckendsten Bauwerken und heutzutage Heimat des Museo Civico bzw. der Pinacoteca.
Piazzale della Vittoria
Dieser Platz vor der wundervollen Basilica di Monte Berico erhielt seinen Namen am 23. September 1924. Von ihm aus erhält man einen pittoresquen Blick über Vicenza, was ihn zum größten Balkon der italienischen Stadt macht. An den Ummauerungen des Platzes wurden kleine Schilder befestigt, welche darüber Informationen geben, was dort in der Ferne der Betrachter zu sehen bekommt.
Museen und Galerien
Museo Civico bzw. Pinacoteca Civica
Die städtische Kunstgalerie (Pinacoteca Civica) beherbergt insbesondere Vicentiner Malereien und wurde in Palladios Palazzo Chiericati in der Piazza Matteotti untergebracht. Sie gehört zum Museo Civico, dem Stadtmuseum Viacenzas, das im gleichen Bauwerk liegt.
Weitere wichtige Museen der Stadt sind:
Galerien des Palazzo Leoni Montanari
Palazzo Leoni Montanari
Contrà Santa Corona, 25
Diözesanmuseum
Piazza Duomo 12
Museo del Risorgimento (= Museum der Widerstandsbewegung)
Villa Guiccioli
Viale X Giugno 115
Museum für Naturkunde und Archäologie
Chiostri di S. Corona
Contrà S. Corona
Votivbildmuseum im Wallfahrtsort Monte Berico
Viale X Giugno 87
Theater
Teatro Olimpico
Angesichts der Konstruktion des Teatro Olimpico nahm sich Andrea Palladio antike Theaterbauten zum Vorbild. Der Zuschauerraum ist dementsprechend halbkreisförmig angeordnet und wird von einem Säulengang umgeben. Da Palladio kurz nach Baubeginn gestorben war, ist der Theaterbau von Scamozzi beendet worden. Dessen Bühne stellt einen illusionistischen Straßenraum dar, der nach den damals noch innovativen Regeln der Perspektive konzipiert wurde.
Die davorliegende Fassade greift das Motiv eines römischen Siegestors auf. Dabei ist der mittlere der drei Torbögen etwas größer als die äußeren zwei. Man spricht in diesem Zusammanhang auch von der Porta Regia. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ermöglichen zwei neue Eingänge den seitlichen Zugang zum Zuschauerraum. Die ursprünglichen rückseitigen Aufgänge sind nur mehr bei Sonderveranstaltungen zugänglich.
Lasse Hallström drehte im Teatro Olimpico die Szenen seines Werkes "Casanova“, die eigentlich in der Universität von Venedig spielen.
Parkanlagen und Gärten
Valmarana-Park
Der Fluss Seriola, an dem die von Palladio geschaffene Loggia des Grafen Valmarana liegt, fließt durch den wunderhübschen Valmarana-Park, welcher heute der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Bereits im Jahre 1592 hatte Leonardo Valmarana, der Eigentümer, Publikumsverkehr in seinem Park erlaubt. An der westlichen Seite der Parkanlage steht eine weitere Loggia. Diese war im 17. Jahrhundert von Baldassare Longhena konzipiert worden.
Sportanlagen
Stadio Romeo Menti
Dieses Fußballstadium von Vicenza fungiert gegenwärtig als Heimspielstätte von Vicenza Calcio, dem Fußballverein der Stadt, der derzeit in der Serie B kickt. Das Stadion wies einst eine Kapazität von fast 21.000 Plätzen auf, wurde indes aufgrund der neuen italienischen Sicherheitsregeln auf 12.500 Plätze verkleinert.
Gewässer, Seen und Flüsse
Bacchiglione
Der “Medoacus minor”, wie die Lateiner den Fluss nannten, fließt durch den Norden Italiens. Er entspringt in den Alpen und mündet schließlich bei Chioggia in den Golf von Venedig (Adria). Zu den historischen Städten, die er unterwegs durchströmt, gehört auch die Stadt Vicenza, für die er einst als natürliche Wasserstraße große Bedeutung hatte.
Retrone
Ein weiterer Fluss, der durch Vicenza fließt, ist der kleine Retrone.
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