Von den Anfängen bis zur Stadtgründung 1886
Wie archäologische Funde nachgewiesen haben, ist das Gebiet um die heute Stadt Vancouver bereits seit etwa 4.500 bis 9.000 Jahren von den kanadischen Ureinwohnern besiedelt. Diese Ureinwohner werden als First Nations bezeichnet.
Als erster Europäer war der spanische Kapitän José María Narváez im Jahre 1791 an der westkanadischen Küste entlangt gesegelt. Aber schon ein Jahr nach ihm kam der englische Kapitän George Vancouver in die Gefilden. Ob er damals schon gewusst hat, dass bald Kanadas drittgrößte Stadt seinen Namen tragen würde? Der Pelzhändler Simon Fraser kam 1808 als erster Europäer auf dem Landweg in die Gegend um das heutige Vancouver. Nach ihm ist auch der Fraser River benannt, den er in seiner ganzen Länge erkundet hatte. Das Einzugsgebiet jenes Flusses lockte ab 1858 etwa 25.000 Männer u.a. aus Kalifornien an, nachdem große Goldfunde in der Gegend einen schnellen Reichtum vorherzusagen schienen.
Bereits 1862 hatte sich mit der McCleery-Farm am Flussufer die allererste dauerhafte europäische Siedlung eingerichtet, und schon 1863 ging das erste Sägewerk in Betrieb und leitete den Beginn der Fortwirtschaft ein. Weitere Sägewerke folgten und erhielten bald große Aufträge von der Schifffahrt. In der Nähe der Stamp’s Mill hatte 1867 ein gewisser John Deighton, genannt „Gassy Jack“, eine Kneipe eröffnet. Nach ihm wurde die heute so reizvolle Siedlung Gastown benannt, die 1870 von der Regierung vermessen wurde und nun das älteste Viertel Vancouvers darstellt. 1885 wurde diese Siedlung als westlicher Endpunkt der transkontinentalen Eisenbahn auserkoren. Und ein Jahr später war es dann so weit: 1886 wurde die Stadt Vancouver offiziell gegründet. Die Namensvergabe hatte einen praktischen Grund, denn man ging davon aus, dass jeder im kanadischen Osten die Lage von Vancouver Island kannte, Gastown aber noch völlig unbekannt gewesen sei.
Von der Gründung 1886 bis 1945
Bereits einige Monate später, am 13. Juni 1886, wurde die gerade erst geborene Stadt Vancouver in Folge einer irregeleiteten Brandrodung beinahe vollständig zerstört. Die Hunderte von Holzhäusern begann man aber bereits am nächsten Tag wieder neu aufzubauen, und Dank des wirtschaftlichen Aufschwungs, der sich aus er Inbetriebnahme der Eisenbahn am 23. Mai 1887 ergab, erholte sich Vancouver sehr schnell von den Brandzerstörungen. Die Stadt wuchs rasch und zählte 1900 bereits 100.000 Einwohner, nachdem es 1887 noch gerade einmal 5.000 gewesen waren. Wirtschaftlich dominierten in diesen ersten Jahren die großen Konzerne mit ihrer Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Der Forstwirtschaft folgte wirtschaftlich aber schon bald der Hafen Vancouvers nach, denn er konnte von der Eröffnung des Panamakanals 1914 mehr als profitieren. Denn dadurch war nichts weniger als eine dritte Exportlinie nach Europa ins Leben gerufen worden.
Die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts waren in Vancouver aber auch geprägt von oft gewalttätigen Arbeiterkundgebungen, die sich gegen die wirtschaftliche Dominanz der Großkonzerne richteten: 1903 forderten die Eisenbahner in einem Generalstreik die Anerkennung ihrer Gewerkschaft, und 1918 war Vancouver sogar der Ausgangspunkt des ersten Generalstreiks von ganz Kanada. Aber Vancouvers Stadtpolitik wurde auch von Feministinnen, strengen Moralisten und Abstinenzlern beeinflusst, so dass etwa 1906 (allerdings vergeblich) ein Verbot der Bordelle in der Dupont Street durchgesetzt werden sollte. Ein Alkoholverbot blieb immerhin bis 1921 bestehen, und rassistische Ausschreitungen erschütterten Vancouver in den 1920er Jahren erheblich.
1929 vergrößerte sich Vancouver durch die Eingemeindung von Point Grey und South Vancouver auf seinen ungefähren heutigen Umfang. Außerdem war Vancouver mit über 228.000 Einwohnern zur drittgrößten Stadt Kanadas geworden.
1929 wurde auch Vancouver von der Weltwirtschaftskrise getroffen. Es gelang aber nicht nur, einen Konkurs abzuwenden. Vancouver zog jetzt sogar Tausende von jungen Leuten an, die hier noch auf Arbeit hoffen durften. Doch die Armenviertel der Stadt vergrößerten sich, und die Kommunisten erhielten regen Zulauf. Wirtschaftlich besser wurde alles ironischerweise mit Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die Schiffsindustrie sowie das Boing-Werk produzierten jetzt für den Krieg, der praktisch Geld- und Auftragsgeber war.
Ein düsteres Kapitel war die Enteignung und Internierung der japanisch-stämmigen Bevölkerungsteile Vancouvers durch die Stadtregierung, welche sich im Zusammenhang mit dem japanischen Angriff auf Pearl Habor 1942 dazu verleiten ließ, die japanischen Kanadier als Bedrohung der nationalen Sicherheit einzustufen. 1988 entschuldigte sich die Regierung von Vancouver offiziell für dieses Vorgehen und leistete Entschädigungen.
Von 1945 bis heute
In den 1950er und 1960er Jahren entwickelte sich Vancouver immer weiter: 1953 ging mit CBUT die erste westkanadische Fernsehstation auf Sendung, neue Brücken wurden gebaut, zwei Universitäten (British Columbia Institute of Technology und Simon Fraser University) wurden gegründet etc.
Im Jahre 1971 entstand in Vancouver die Umweltschutzorganisation Greenpeace.
Ein wahrer Bauboom setzte ein, nachdem Vancouver den Zuschlag zur Durchführung der Weltausstellung 1986 bekommen hatte. Jene gigantische Bauaktivität hält noch heute an. Neben dem BC Place Stadium und der Etablierung des SkyTrain, einer ultramodernen Hochbahn, entstanden für die Weltausstellung solche markanten Bauwerke wie Canada Place, Science World und natürlich die Plaza of Nations. Die sehr erfolgreiche Weltaustellung zog dann mehr als 20.000.000 Besucher nach Vancouver. Ausstellungsgelände war dabei False Creek, eine ehemalige industrielle Brachfläche, die nach dem Ende der Expo 86 an den Unternehmer Li Ka-shing verkauft wurde, der daraus ein gigantisches Wohn-, Einkaufs- und Kulturviertel machte.
Mit dem Jahre 2003 kam die nächste wichtige Entscheidung für Vancouver, denn die Stadt erhielt den Zuschlag, die 21. Olympischen Winterspiele 2010 auszurichten. Damit konnte sich Vancouver gegen das südkoreanische Pyeongchang und das österreichische Salzburg durchsetzen.
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