Die Siedlungsgeschichte Tamperes reicht über eintausend Jahre zurück. Im Spätmittelalter, so bezeugen Fundamente von Wohnhäusern und Getreidemühlen, muss auf der Landenge zwischen den großen Seen Näsijärvi und Pyhäjärvi eine recht wohlhabende Siedlung gestanden haben. Die eigentliche Stadtgeschichte beginnt jedoch erst später. Am 1. Oktober 1779 erteilte der schwedische König Gustav III. den Befehl, an der einen Kilometer langen Stromschnelle Tammerkoski, die beide Seen miteinander verbindet, die Siedlung Tammerfors zu errichten. Der Name geht auf das Schwedische fors zurück, was Wasserfall bedeutet. Nach der Schwedenherrschaft nannten die Finnen die Stadt Tampere.
Ausschlaggebend für die Stadtgründung war die Stromschnelle, deren Wasserkraft für technische Geräte aller Art zu nutzen war. Die Stadtgründung war ein weiser Entschluss. Schon bald darauf siedelten sich verschiedene Industrien in Tampere und in der Umgebung der Stadt an und sorgten für rasches Wachstum. Bestand die Industrie anfangs vor allem aus Textil- und Metallverarbeitungsbetrieben, so entstanden im Laufe des 19. Jahrhunderts auch Maschinenbau- und Papierbetriebe. Tampere war zum ausgehenden 19. Jahrhundert der bedeutendste Industriestandort weit und breit, was der Stadt den Beinamen Manchester des Nordens bescherte. Das Stadtbild war von riesigen Fabrikgeländen und hunderten von Schornsteinen geprägt, die noch heute von der industriellen Vergangenheit zeugen.
Parallel zur industriellen Entwicklung entstand in Tampere ein großes Industrieproletariat, das stark politisiert war. Tampere entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Hochburg der finnischen Arbeiterbewegung. Der russische Arbeiterführer Lenin nahm 1905 und 1906 an Konferenzen der Bolschewiki teil, die in der Stadt abgehalten wurden.
In der Nachkriegszeit begann der Niedergang der Industrie. Die veralteten und unrentabel gewordenen Betriebe mussten umstrukturiert und modernisiert werden, was zahlreiche Werksschließungen nach sich zog. Massen von Arbeitern wurden nicht mehr benötigt und die Arbeitslosigkeit stieg in den 60er Jahren auf etwa 19 Prozent.
Um den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt zu stoppen, siedelten sich seit den späten 70er Jahren mit staatlicher und kommunaler Unterstützung verschiedene High-Tech-Betriebe an. Heute befinden sich innovative EDV-, Energie- und Medizinbetriebe in der Umgebung der Stadt, die die wirtschaftliche Basis für Tampere bilden.
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