St. Gallen: Stadtgeschichte

Stadtgründung durch den Mönch Gallus

Die Gründung von St. Gallen geht auf den irischen Mönch Gallus (um 550-620/640) zurück, der als Schüler des großen Missionars Columban von Luxeuil in die Gegend um das heutige St. Gallen gekommen war, um die damals noch heidnischen Alemannen zum christlichen Glauben zu bekehren. Gallus etablierte im Jahre 612 eine Einsiedlerklause am Fluss Steinach. Schenkt man der Legende Glauben, so soll der Mönch nahe der Mühlenenschlucht in einen Dornenbusch gefallen sein, was er weitsichtig als göttliches Zeichen interpretierte, an diesem Ort sesshaft zu werden. Eine zweite Legende erzählt davon, dass Gallus noch in der gleichen Nacht von einem großen Bären überrascht worden sei, nur dass sich dieser eher bärenuntypisch verhielt und auf Geheiß des irischen Mönches etwas Holz in das prasselnde Feuer warf. Der Mönch entlohnte den Bären mit Brot und den freundlichen Worten, niemals wiederzukommen, was das haarige Biest auch prompt getan haben soll. Nur noch auf dem Wappen der Stadt St. Gallen treibt der Bär noch sein Unwesen.

In die an dieser Stelle von Gallus eingerichtete Klosteranlage zogen mit ihm noch andere Mönche. Etwa um das Jahr 720 – also ca. 100 Jahre nach Gallus’ Tod und einer erfolgreichen Missionierung des germanischen Stammes - baute der alamannische Priester Othmar eine Abtei und nannte sie dem irischen Mönch zu Ehren St. Gallen.

Mittelalterliches

Gleich einer der ersten Bürgermeister der Stadt war einer der schillerndsten. Ulrich Varnbüler, dessen Vater Hans in der Kommunalpolitik eine bedeutende Funktion innegehabt hatte, erlangte schnell öffentliche Ämter und zeichnete sich als fähiger Kommandant in den Burgundischen Kriegen aus. 1480 bekam er den Posten des Bürgermeisters angetragen und nahm ihn an. Er hatte viele weitere Ämter inne und genoss das uneingeschränkte Vertrauen der Einwohnerschaft von St. Gallen. Doch in den späten 1480er Jahren wurde er in einen Konflikt involviert, der schwere Konsequenzen für ihn und die Stadt hatte. Dieser Konflikt hing mit Ulrich Rösch, dem Abt von St. Gallen, zusammen, der voller Ehrgeiz war und das Prestige seiner Abtei immer weiter steigern wollte. Damit aber gefährdete er die Interessen seiner Nachbarn. Als er Papst und Kaiser anrief, ihm den Umzug der Abtei nach Rorschach zu gestatten, erfuhr er die schärfste Ablehnung von Seiten der St. Galler Bürgerschaft und anderer Kleriker. Varnbüler nun wollte die Macht der Abtei zu Gunsten der Stellung der Stadt beschneiden. Gemeinsam mit Appenzellern – geführt vom fanatischen Hermann Schwendiner – ließ er 1489 die bereits unter Konstruktion befindliche Abtei in Rorschach zerstören. Dies führte zu einer Invasion der benachbarten Kantone im Jahre 1490, welche St. Gallen besetzten und die Rechte der Stadt empfindlich beschränkten. Varnbüler floh nach Innsbruck an den Hof König Maximilians; Schwendiner nahm er gleich mit.

Kurze Notiz: Reformation
Im Jahre 1526 war es der damalige Bürgermeister und Humanist Joachim von Watt (genannt Vadian) (1484-1551), der die Reformation in St. Gallen durchsetzen konnte. Joachim Vadian, der in St. Gallen geborene Schweizer Mediziner, hatte seiner Geburtstadt somit das Zwingli-Bekenntnis gebracht.

Vom Zentrum der Textil-Industrie bis zur Gegenwart

Im 15. Jahrhundert wurde St. Gallen zu einem sehr erfolgreichen Hersteller von Textil-Waren. Den Höhepunkt dieser Entwicklung erreichte die Stadt dann im Jahre 1714, als 38.000 Kleidungsstücke pro Jahr in der Stadt produziert werden konnten. Doch in der Mitte des 18. Jahrhunderts setzte eine schwere Depression ein, die aus der starken ausländischen Konkurrenz und der aufkommenden Wollbekleidung resultierte. Doch gelang es der Stadt, mit diesen Entwicklungen nach einem kurzen Einbruch mithalten zu können. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sogar die erste Stickerei-Maschine in St. Gallen entwickelt, und schon 1910 war die Stickerei-Produktion der Stadt ihr größter Exportschlager und machte etwa 18% des gesamten Warenexports der Schweiz aus.

Erst mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges setzte erneut eine schwere Wirtschaftsdepression ein, die zu den gravierendsten in der Geschichte des Landes gezählt werden muss. Tausende von Menschen wurden arbeitslos und verließen Stadt und Kanton. In einem (historisch gesehen) sehr kurzen Zeitraum von nur 30 Jahren sankt die Zahl derer, die in der Stickereiindustrie beschäftigt werden konnten, von etwa 30.000 auf gerade einmal 5.000. St. Gallen verlor durch diese Entwicklung nicht weniger als 13.000 Einwohner.

Erst seit den 1950ern ist eine leichte Wiederbelebung der Textil-Industrie möglich gewesen, und heutzutage kann nur eine kleine Anzahl von Menschen von der Kleidungsproduktion der Stadt existieren. Doch erfreut sich dieses Exportprodukt einer nicht zu unterschätzenden Beliebtheit bei den Schöpfern der Pariser Haute Couture.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte eine weitere Abnahmeentwicklung der Bevölkerung durch die Etablierung verschiedener Wirtschaftsbereiche aufgehalten werden. An die Seite der Textilindustrie traten nun große Unternehmen der Metall- und Maschinenindustrie und längerfristig gesehen auch Banken und Versicherungen.

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