Rostocks Anfänge
Im 12. Jahrhundert befand sich an der unteren Warnow, im heutigen Stadtgebiet eine slawische Burg. Sie wurde erstmals 1161 in einer Urkunde des dänischen Chronisten Saxo Grammaticus unter dem Namen Roztoc oder Roztoky erwähnt. Der Name bedeutete in etwa das Auseinanderfließen eines Flusses. Gegen Ende des Jahrhunderts entstand vor den Burgmauern eine Siedlung, die allmählich wuchs, bis sie 1218 das Stadtrecht erhielt. In den folgenden Jahren florierte die Stadt, die fortan Rostock genannt wurde, aufgrund ihrer Seelage und wuchs stetig weiter.
1259 gründeten Rostock Lübeck, Hamburg und Wismar den Deutschen Hansebund, der fortan über 400 Jahre die Geschicke der Stadt entscheidend prägen sollte. Der Zusammenschluss der wirtschaftlich starken Handelsstädte bescherte den Rostocker Kaufleuten, die am gewinnbringenden Ostseehandel mit Salz, Fisch und anderen Waren beteiligt waren, großen Reichtum. Durch den Zusammenschluss der Stadt mit kleineren Gemeinden in der Umgebung konnte die Stadt ab 1265 ihren Einfluss ausbauen und erlangt weitgehende wirtschaftliche und politische Handlungsfreiheiten.
Rostock bis zum Zweiten Weltkrieg
Rostock entwickelt sich zu einer der einflussreichsten Hansestädte, deren Geschicke bald von den zahlreichen wohlhabenden Patrizierfamilien gelenkt werden. Der Einfluss der Fürsten wurde mehr und mehr zurückgedrängt. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts zählt die Stadt bereits um die 12.000 Einwohner. Rostocks Reichtum jener Zeit gründete sich auf den Handel, den Schiffbau und das Handwerk. Aber auch die Bildung wurde immer wichtiger. 1419 wurde die Rostocker Universität als die älteste im Ostseeraum gegründet.
Die Blütezeit der Stadt nahm gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein vorläufiges Ende. Als Folge der so genannten Domfede, eines Volksaufstands, der sich gegen die Herrschaft der reichen Bürger richtet, konnten sich die Landesfürsten Mecklenburgs als Richter profilieren. Sie erlegen den Bürgern der Stadt hohe Abgaben auf, forderten Soldaten fürs Heer und unterbanden die Autonomiebestrebungen der Stadt. In der Folgezeit versank Rostock in politische und wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit. Andauernde Konflikte mit den Landesherren, ein verheerender Brand von 1677 und die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), der das endgültige Ende des Hansebunds zur Folge hatte, verhinderten jegliche Entfaltung. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war die Bevölkerung der Stadt auf etwa 5.000 Einwohner gesunken.
Im 18. Jahrhundert litt die ohnehin bedeutungslose Stadt unter dem Großen Nordische Krieg (1700-1721) und dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763).
Erst im 19. Jahrhundert begann durch die Industrialisierung der erneute Aufstieg der Stadt. Seit den 1830er Jahren wuchs die Stadt beachtlich auch über die Grenzen der alten Stadtmauern hinaus. Bedeutende Werften und Fabriken entstanden im Laufe des Jahrhunderts und Rostock wuchs und wuchs. Die Stadt zählte um 1890 etwa 40.000 Einwohner. Warnemünde entwickelte sich in jener Zeit zu einem beliebten Ostseekurort. In Rostock entstanden Arbeiterviertel für die tausenden Industriearbeiter und Villenviertel für die reichen Unternehmer.
Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Wachstum der Stadt gedämpft. Mit steigender Armut, Elend, Hunger und sozialer Ungerechtigkeit nahm die Unzufriedenheit der Bürger und Arbeiter zu. Die Arbeiterschaft protestierte für ein Ende des Krieges. Als Ergebnis der Proteste wurde die Macht des Herzogs gebrochen und die halbfeudalen Herrschaftsverhältnisse der Stadt beendet. In den zwanziger Jahren ging es wirtschaftlich für Rostock wieder Bergauf. Mit dem Flugzeugbau entstand ein neuer bedeutender Industriezweig. Warnemünde etablierte sich zeitgleich zu einem der beliebtesten Kurorte und wurde von tausenden Touristen und Badegästen bevölkert.
Während der Vorbereitungsphase des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt zu einem Zentrum der Rüstungsproduktion gemacht. Aufgrund der zahlreichen Rüstungsbetriebe rückte Rostock im Laufe des Krieges in den Fokus der alliierten Luftangriffe. Seit 1942 wurde die Stadt wiederholt bombardiert. Die Folgen des Krieges waren für die Stadt und ihre Bevölkerung verheerend. Knapp die Hälfte der Wohnungen, Geschäftsgebäude und historischen Bauten wurden zerstört.
Am 1. Mai 1945, kurz vor Kriegsende besetzten sowjetische Truppen die Stadt.
Nach Kriegsende wurde die Stadt aber schnell wieder aufgebaut. Flüchtlinge und Kriegsheimkehrer sorgten für eine vergleichbare Bevölkerungsgröße wie vor dem Krieg. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Stadt zum Zentrum des DDR-Schiffbaus. Zwischen 1957 und 1960 wurde der Überseehafen Rostock errichtet, der sich zu einem wichtigen Warenumschlagsplatz der DDR entwickelte.
Die Stadt erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, der für einen starken Bevölkerungszustrom sorgte. Zum Ende der 80er Jahre lebten bereits etwa 250.000 Menschen in der Stadt. Mit dem wirtschaftlichen Wachstum der Stadt war es jedoch im Laufe der Zeit vorbei und der Unmut in der Bevölkerung wuchs. Die seit 1989 stattfindenden Demonstrationen in der DDR stießen in Rostock auf ein breites Echo. Zahlreiche Bürger beteiligten sich an den Protesten gegen die Regierung.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands besserte sich die wirtschaftliche Situation der Stadt jedoch nicht. Die Bevölkerung schrumpfte um etwa 50.000 Menschen und zahlreiche Menschen verloren ihre Arbeit.
Ein trauriges Ereignis brachte Rostock 1992 in die Schlagzeilen. Bei den ausländerfeindlichen Ausschreitungen im Ortsteil Lichtenhagen griffen rechtsextreme Randalierer wiederholt Asylsuchende an, die sich in ein Hochhaus zurückgezogen hatten. Die Angreifer konnten sich immer wieder in die schützende Zuschauermenge flüchten, die sie mit lautstarken Ausländer-Raus-Rufen noch unterstützten.
Erst vor einigen Jahren konnte der Bevölkerungsverlust der Stadt gestoppt werden. Die wirtschaftliche Lage der Stadt hat sich gebessert und Rostock ist heute das wichtigste wirtschaftliche Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns. Für viele Menschen ist die soziale Lage jedoch nach wie vor schwierig. Arbeitslosigkeit und für manche Bürger auch eine gewisse Perspektivlosigkeit zählen heute immer zu den größten Problemen der Stadt.
Neuen Kommentar hinzufügen