Reykjavik: Stadtgeschichte

Reykjavíks Geschichte ist relativ jung. Auch wenn sich der erste dauerhafte Siedler Ingólfur Arnasson bereits 874 auf dem Fleckchen Erde nieder ließ, wo sich heute die Stadt Reykjavík befindet, so waren lange Zeit andere Orte von größerer Bedeutung. Der Geschichte nach soll Arnasson kurz vor seiner Landung auf der Insel zwei Baumstämme ins Wasser geworfen haben, die an die Südküste an die Stelle des heutigen Reykjavík gespült wurden. Arnasson sah dies als Zeichen der Götter hier sein Domizil zu errichten.

Reykjavíks Stadtwappen symbolisiert heute die Baumstämme und die Meereswellen. Ab dem 9. Jahrhundert hatten sich zudem Wikinger aus Norwegen und Kelten in der Gegend niedergelassen, wie archäologische Funde belegt haben. Auf der Insel Viðsey unweit von Reykjavík befand sich zwischen dem 13. Jahrhundert und der Zeit der Reformation ein einflussreiches Augustinerkloster.

Zu größerer Bedeutung gelangte Reykjavík aber erst ab dem 18. Jahrhundert, vorher bestand der Ort nur aus kleinen Ansiedlungen.

Im 18. Jahrhundert wurde Skúli Magnusson, der sich seine Residenz in Viðey gebaut hatte zum Vogt erklärt. Er war der erste Isländer der diese Position innehatte. Bereits seit dem 16. Jahrhundert war Dänemark isländische Kolonialmacht. Skúli brachte den Aufschwung. Er siedelte u.a. erste Betriebe zur Woll- und Fischverarbeitung in Reykjavík an.

Auch wenn Skúli 1764 von den Monopolhändlern entmachtet wurde, konnte der Aufstieg Reykjavíks nicht aufgehalten werden. 1786 wurde dem etwa 170 Einwohner zählendem Ort von dem dänischem König das Stadtrecht verliehen.

Ab 1796 wurde Reykjavík Bischofssitz der Insel. Bereits 1784 war der Bischof von Island mit seinem Priesterseminar in den Ort gezogen, da sein vorheriger Sitz Skáholt von einem Erdbeben zerstört worden war. Zur geistlichen Macht kam im Jahre 1819 die weltliche Macht hinzu, da der Gouverneur, welcher vom dänischen König ernannt worden war, das Gefängnis, welches 1771 fertig gestellt worden war, zu seinem Wohn- und Amtssitz machte. In den folgenden Jahren wurde Reykjavík zum intellektuellen Zentrum Islands und erlangte mehr und mehr Selbstständigkeit.

Ab den 1870er Jahren siedelten sich immer mehr Institutionen und Verwaltungen in der Stadt an. 1885 eröffnete die Nationalbank, 1911 wurden mehrere Fachhochschulen zusammengeschlossen und zur Universität ernannt. Nachdem das Land im Jahre 1904 die Selbstverwaltung erlangt hatte ging es auch mit Reykjavík immer rascher Berg auf. Die Gas- und Wasserversorgung wurde sichergestellt und ab den 1920er Jahren gab es Strom, und geothermisch erhitztes Wasser wurde nutzbar gemacht. Zwischen 1913 und 1917 wurde der Hafen gebaut. 1918 wurde Reykjavík offiziell Hauptstadt von Island, welches zum Königreich erklärt wurde, wenngleich es immer noch der dänischen Krone unterstand. Die Einwohnerzahl in Reykjavík war bereits während der Jahrhundertwende rasant angewachsen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Reykjavík von Engländern und Amerikanern besetzt, was der Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Der Zivilflughafen Keflavík wurde mit amerikanischer Hilfe erbaut, die in der Nähe dafür dauerhaft ihre Truppen stationieren durften. Am 17. Juni 1944 wurde Island Republik. Reykjavík blieb Hauptstadt des nun unabhängigen Landes. In den 1950er Jahren siedelten sich immer mehr Industrien in der Stadt an. Da auf dem Land immer weniger Arbeitskräfte gebraucht wurden, zog es viele Isländer in die Hauptstadt, um dort einen Arbeitsplatz zu finden, so dass die Einwohnerzahl immer mehr zunahm.

1986 wurde Reykjavík zu einem politischen Mittelpunkt, als im Haus Höfði ein Treffen zwischen Ronald Reagan und Michail Gorbatschow stattfand. Ansonsten ist Reykjavík Islands blühende Metropole, die immer mehr Isländer anzieht. Mittlerweile leben fast zwei Drittel der Bevölkerung in der Hauptstadt, Tendenz steigend.

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