Prištinas von der Stadtgründung bis zum 19. Jahrhundert
Etwa 15 Kilometer südlich vom heutigen Priština entfernt existierte in römischer Zeit die große Stadt Ulpiana, welche einst zerstört und hernach vom Kaiser Iustinianus I. wieder aufgebaut wurde. Heute steht an der Stelle des antiken Ulpiana die kosovarische Stadt Lipljan. Dort können einige Überreste der alten römischen Siedlung noch besucht werden. Nachdem das Weströmische Reich gefallen war, wuchs das heutige Priština aus den Ruinen Ulpianas hervor. Die Siedlung lag äußerst verkehrsgünstig an einer Gabelung von Straßen, die in alle Richtungen durch den Balkan verliefen. Aus diesem Grunde wurde Priština recht bald zu einem bedeutenden Handelszentrum.
Größere Bedeutung erhielt Priština zu der Zeit, als es eines der Zentren eines serbischen Staates wurde, der sich im Mittelalter formiert hatte. Unter der Herrschaft von Stefan Uroš II. Milutin, der von 1282 bis 1321 regierte, fungierte Priština als Residenzstadt des Königs. Am 15. Juni 1389 kam es im Nordwesten Prištinas zur berühmten Schlacht auf dem Amselfeld. Obwohl die osmanische Armee daraus als Sieger hervorgegangen war und sich in den folgenden Jahrzehnten die Herrschaft über den gesamten Balkan erkämpfen konnten, wird der Schlacht noch immer ehrend gedacht, weil in ihrem Verlauf die Balkanvölker für ihre Freiheit gemeinsam kämpften. Nachdem die Türken im Jahre 1459 die damalige serbische Hauptstadt Smederevo erobert hatten, begann die osmanische Herrschaft. Priština, das zum ausgehenden 19. Jahrhundert zur europäisch-türkischen Großprovinz (türk. Vilayet) Kosovo gehörte, fungierte seit dem Jahre 1877 als Sitz der Regionalverwaltung eines eigenen Sandschak (= osmanische Unterabteilung in der Provinzialverwaltung).
Priština von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart
Die Serben konnten 1912 Priština erobern, das bis zu diesem Zeitpunkt Bestandteil des osmanischen Reiches gewesen war. Nachdem österreichische Truppen die Stadt im Rahmen des Ersten Weltkrieges von 1915 bis 1918 besetzt gehalten hatten, konnten die Serben wieder die Herrschaft über die Stadt erringen. Im Zweiten Weltkrieg folgten aber die italienischen und ab 1943 schließlich die deutschen Besatzer. Nach der Befreiung der Stadt durch jugoslawische Partisanen im Jahre 1944 wurde Priština in den jugoslawischen Staat eingegliedert und war nun Bestandteil der Teilrepublik Serbien. 1974 erhielt Priština den Status einer Provinzhauptstadt der Sozialistischen Autonomen Provinz Kosovo, welche innerhalb von Serbien neu gegründet worden war.
Obwohl der Kosovo unter der Führerschaft lokaler albanischer Mitglieder der Kommunistischen Partei gestanden hat, sorgten der wirtschaftliche Niedergang und die politische Instabilität in den späten 1960ern und zu Beginn der 1980er zu nationalistischen Ausschreitungen. Im November 1968 griffen Studentenunruhen aus Belgrad auf Priština über, wurden dort aber von jugoslawischen Sicherheitskräften niedergeschlagen. Dennoch erfüllte die jugoslawische Regierung unter Tito einige Forderungen. So wurde bspw. die Universität von Priština 1970 zur unabhängigen Institution gemacht, was die Rolle der Uni als ein Außenposten der Universität von Belgrad beendete. Außerdem wurde dort nun Albanisch zur Unterrichtssprache, und den Albanern erlaubte man die Nutzung der albanischen Flagge. Trotzdem kam es 1981 an der Universität von Priština zu erneuten Studentenausschreitungen: Ein aus trivialem Grunde begonnener Konflikt breite sich nun auf den ganzen Kosovo aus und wurde zu einer Art nationaler Revolte mit massiven Demonstrationen in Priština und anderen kosovarischen Städten. Die jugoslawischen Kommunisten riefen den Notstand aus uns ließen mehrere Demonstranten töten oder inhaftieren.
Nachdem die kosovarische Autonomie 1989 durch den serbischen Präsidenten Slobodan Milošević erheblich eingeschränkt worden war, installierte die serbische Regierung im Kosovo ein extrem repressives Regime, das die Albaner aus staatlichen Institutionen nahezu vollständig ausschloss. Auch an der Universität von Priština, die als Hortus des albanischen Nationalismus’ galt, folgten Entlassungen und Zwangsexmatrikulationen. Als Antwort etablierten die Kosovo-Albaner eine Schattenregierung unter der Autorität der Demokratischen Liga des Kosovo (LDK), die von dem Schriftsteller Ibrahim Rugova geleitet wurde. Die LDK errichtete Parallelstrukturen und sicherte den Albanern Rechte und Hilfen zu, die ihnen seitens der Serben verweigert wurden. Die LDK war auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass es in Priština auch dann noch ruhig geblieben ist, als die UÇK, die Armee zur Befreiung des Kosovo, bereits begonnen hatte, serbische und jugoslawische Kräfte zu bekämpfen. Die Stadt wurde erst mit dem Ausbruch des Kosovo-Krieges in gewaltsame Aktivitäten verwickelt.
Vom 24. März bis zum 10. Juni 1999 tobte der Kosovokrieg, der auch in Priština schwere Schäden zur Folge gehabt und die Flucht bzw. Vertreibung fast aller Serben und Nichtalbaner nach sich gezogen hat. Anlass dieses Krieges zwischen einer NATO-Koalition und der Bundesrepublik Jugoslawien um die Provinz Kosovo waren Menschenrechtsverletzungen der jugoslawischen Sicherheitskräfte gegen die UÇK. Nach diesem Krieg belastete das starke Anwachsen Prištinas die Infrastruktur der Stadt aufs Schwerstem, was sich insbesondere auf die Wasserversorgung und die Elektrizitätssicherung verheerend auswirkte.
Nach dem Kriege wurden neben den Serben auch andere nationale Gruppen, die unter dem Verdacht der Kollaboration mit den Serben standen, aus Priština vertrieben. Dies galt bspw. für die Roma. Nach UN-Schätzungen sind weniger als 2.000 Serben im August 1999 in Priština verblieben. 2008 waren es nur noch wenige Dutzend.
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