Das Apies-Tal um Pretoria herum ist sehr wasserreich und besticht durch äußerst fruchtbare Böden. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass hier die Zulus ihre riesigen Vieherden schon dann geweidet hatten, lange bevor schließlich die ersten Voortrekker eintrafen. Auch siedelten hier Nguni sprechende Schwarzafrikaner, die später unter der Bezeichnung Ndebele (= „Flüchtlinge“) bekannt wurden. Nach deren Häuptling benannten sie den Apies-Fluss zunächst Tshwane. Während die Zulu über das Natal herrschten, zogen weitere Ndebele in das Gebiet am Tswane-Fluss. Diese standen unter der Führung von General Mzilikazi und hatten sich unter ihrem Häuptling Shaka von den Zulu abgespaltet, worauf letztere sie zwangen, ihre Dörfer zu verlassen.
Ab 1835 nun kamen die Voortrekker: In seiner Übersetzung bedeutet der Afrikaans-Begriff Voortrekker „Die, die voraus gehen". Damit wurden die burischen Pioniere Südafrikas – also weiße Farmer - bezeichnet, welche nach der Okkupation durch die Briten ab 1835 die Kapkolonie verließen, nach Norden gingen (Großer Trek) und dort schließlich unabhängige Burenrepubliken (bspw. Transvaal, Oranje-Freistaat und Natalia) gründeten. Infolge des „Großen Treks“ kamen viele andere am Gebiet des heutigen Pretorias vorbei und ließen sich dort auch nieder.
Im Jahre 1853 ließ General Martinus Pretorius im Gebiet des Apies-Flusses eine Stadt bauen, die er nach seinem Vater - Andries Pretorius – „Pretoria“ nannte. Diese Ehre erhielt der Vater deshalb, weil er gegen die Zulus in der berühmten Schlacht am Bloed (= „Blut“) River siegreich hervorgehen konnte. Mit diesem Erfolg hatte er die Besiedlung von Transvaal stark vorangebracht.
Bereits 1860 wurde Pretoria zur Hauptstadt der Zuid-Afrikaansche Republik (ZAR). Zu dieser Zeit setzte sich Pretoria aus wenig mehr als aus 50 bis 60 Gebäuden und gerade einmal 300 Einwohnern zusammen. Darunter waren viele mit einer deutschen Abstammung. Britische Einheiten belagerten während des erster Burenkriegs Pretoria von Ende 1880 bis 1881. Dennoch ging der Krieg für die Buren erfolgreich aus, und 1881 erlangte Transvaal (= neuer Name der ZAR) durch die Unterzeichnung des Friedens von Pretoria die Unabhängigkeit. Doch schon 1899 brach der zweite Burenkrieg aus, der bis 1902 dauern und das Ende der unabhängigen Burenrepubliken herbeiführen sollte. Pretoria war erneut belagert, diesmal aber von den Briten 1900 eingenommen worden. 1902 wurde der Friedenvertrags von Vereeniging unterzeichnet. Mit ihm begann die britische Vorherrschaft in Südafrika.
Die burischen Republiken Transvaal und Oranje Freistaat vereinigten die Briten im Jahre 1910 mit der Kapkolonie sowie Natal und gaben ihr die Bezeichnung Südafrikanische Union. Ihre Hauptstadt wurde Pretoria, wobei aber Kapstadt zum Sitz der Legislative bestimmt wurde. Im Jahre 1931 erhielt Pretoria das Stadtrecht und blieb auch dann die offizielle Hauptstadt, als Südafrika 1961 zur Republik gemacht wurde.
Pretoria steht wie keine andere Stadt für das Apartheid-System, weshalb auch erhebliche Anstrengungen unternommen worden sind, den Namen der Stadt nach dem Ende der Rassentrennung zu ändern (siehe weiter unten). Nie Negativ-Bedeutung der Stadt für viele Schwarze resultiert natürlich u.a. aus dem berühmten Rivonia-Prozess, der im Justizpalast
der Stadt von 1963 bis 1964 geführt worden ist. Benannt wurde der Prozess nach dem Johannesburg-Vorort Rivonia, in welchem während des Prozesses die Angeklagten festgenommen worden waren. Im Laufe des Prozesses gegen Mitglieder des African National Congress (ANC), der für den Widerstand gegen das Apartheidsregime in Südafrika stand, wurde auch Nelson Mandela – als bekanntester „Delinquent“ – zu einer lebenslangen Haftstrafe auf der berüchtigten Gefängnisinsel Robben Island (nahe Kapstadt) verurteilt. 1990, nachdem sich das Apartheidssystem in Südafrika aufgelöst hatte, wurden alle Verurteilten rehabilitiert.
Im Jahre 2000 wurde Pretoria ein fester Betandteil der neu gegründeten City of Tshwane Metropolitan Municipality. Fünf Jahre später, am 8. März 2005, wurde dem Vorschlag zugestimmt, Pretoria in Tshwane unzubenennen. Obwohl diesem Namenswechsel auch vom South African Geographical Names Council entsprochen wurde, muss vor der Realisierung noch die Landesregierung zustimmen.
Am Hauptstadtstatus wird sich indes so oder so nichts ändern. Seit dem Jahre 2005 darf Pretoria voller Stolz den Titel Lebenswerteste Stadt der Welt tragen, denn in diesem Jahr gewann es den LivCom-Award der Kategorie E. (Dazu gehören Städte über 750.000 Einwohner gemeint.)
Im Jahre 2010 war Pretoria einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft 2010, die in Südafrika stattfanden. Die Spiele wurden damals im Loftus Versfeld-Stadion der Stadt ausgetragen.
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