Pisa: Stadtgeschichte

Pisas frühe Anfänge
Erste klare historische Bezüge auf Pisa sind für das Jahr 225 v. Chr. zu finden, wonach römische Truppenteile aus Sardinien an der Stelle der heutigen Pisaer Altstadt gelandet sein sollen. Die Lage der Siedlung (direkt an der Küstenstraße Via Aemilia) machte sie zu einem wichtigen Vorposten gegen Ligurien. Im Jahre 180 v. Chr. wurde aus Pisa eine römische Kolonie. Wegen der Fruchtbarkeit des Territoriums sowie wegen der Steinbrüche und Waldbestände war die Siedlung auch für den Schiffbau unverzichtbar. Das Territorium erhielt unter dem römischen Kaiser Augustus schließlich den Namen Colonia Iulia Pisana.

Pisa im Mittelalter

Pisa ist mit dem Zerfall des weströmischen Reiches an Byzanz gefallen, hatte aber von der Schwäche der byzantinischen Regierung profitieren können. Diese günstige Lage konnte die Stadt auch unter der Herrschaft der Langobarden ausnutzen, war deren Angst vor einem byzantinischen Angriff doch sehr hilfreich für die Entwicklung der Pisaer Flotte. Spätestens das 11. Jahrhundert war gekennzeichnet von Auseinandersetzungen mit den Sarazenen, welche aus Sizilien hervorstrebten: Diese plünderten Pisa sowohl im Jahre 1004 als auch 1011. Es gelang der Stadt aber, die Angreifer zurückzuschlagen. 1015 wurde der muslimische Führer Mogahid (= Mugeto) von einer vereinten Militärmacht der Städte Pisa und Genua von Sardinien vertrieben. Gelang ihm auch kurz die Wiederkehr, regierten auf Sardinien nun einheimische Richter, die unter der Oberherrschaft Pisas standen, was den Neid der Genuesen auf sich zog. Pisa blühte mehr und mehr auf und kämpfte weiter gegen die Sarazenen. 1075 genehmigte Papst Gregor VII. Pisa ein eigenes Gesetzbuch. Diese Consuetudini di mare wurden 1081 auch vom Kaiser Heinrich IV. bestätigt.

Pisas Bedeutung wuchs auch durch seine Teilnahme am Ersten Kreuzzug, woraus die Sehmacht enorme Handelsvorteile ziehen konnte. Die Stadt stand zwar noch immer unter der Herrschaft der Markgrafen der Toskana, verhandelte aber wie ein unabhängiger Staat. Weitere große Erfolge gelangen, wie etwa der Angriff auf die Balearen zwischen 1113 und 1115. Dort waren wohl 20.000 Christen von den Moslems gefangen gesetzt gewesen. Der Angriff durch Pisa verschaffte der Stadt weiteres Ansehen.


Pisa im Kampf gegen Genua

Zwischen 1118 und 1132 tobte der Krieg zwischen Pisa und Genua um die Herrschaft über Korsika und Sardinien. Trotz päpstlicher Intervention blieben sich beide Republiken jedoch feindlich gesinnt. Die Pisani kämpften auch (auf neapolitanischem Gebiet) gegen die Normannen und halfen bei der Verteidigung Neapels. 1135 und 1137 griffen sie Amalfi an und plünderten die Stadt derart, dass deren Phase des Wohlstandes ein abruptes Ende gesetzt wurde. Im 12. Jahrhundert begann man in Pisa mit einigen der Gebäude, welche heute noch so unsterblich mit der Stadt verbunden geblieben sind: So wurde 1174 der (1063 begonnene) Dom Santa Maria Assunta geweiht. 1152 legte man für das Battisterio die Pisa und 1173 für den später so berühmten Schiefen Turm den Grundstein.

Pisas Konflikt mit Florenz

1222 brach der offene Krieg zwischen dem ghibellinisch gesinnten Pisa und dem von den Guelfen dominierten Florenz aus. Letzteres wurde von Lucca unterstützt. Indes wurden beide Seemächte von den Pisani 1228 besiegt. Pisa, das zur gleichen Zeit Friedrich II. mit Kriegsmaterial und Leuten bei seiner Expedition in den Osten untertsützte, geriet nun auch wieder in Kriegshandlungen mit den Genuesen. Diese konnten aber 1259 von Pisa erfolgreich beendet werden. 1254 aber wurde Pisa von einer Koalition von Genua, Lucca und den guelfischen Städten der Toskana geschlagen. Hinzu kam, dass die stets kaisertreuen Pisaner mit dem Papst wegen der Vorherrschaft über Sardinien in Konflikt gerieten.

Die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde v.a. von Ugolino della Gherardesca gestaltet. Dieser einflussreiche Mann war in Pisa zum Oberhaupt der Republik geworden, wurde indes von den meisten bedeutenden Familien gehasst. Er wurde 1274 verbannt, schloss sich den Florentinern an und führte Krieg gegen Pisa. 1276 mussten die Pisaner darauf u.a. den Florentiner Handel von allen Gebühren entbinden und Ugolino die Rückkehr in die Stadt gestatten. Dieser war nun wieder der oberste Führer in Pisa. 1284 kam es auch zu einer großen Schlacht gegen die Genuesen, welche die Hälfte der Pisaner Flotte zerstören und die Macht der einstigen Seemacht brechen konnten. Graf Ugolino wurde des Verrats bezichtigt und mitsamt seinen Kindern in einen Turm geworfen, wo er elends verhungert sein soll. Dante hat ihm und seinem Schicksal in der Göttlichen Komödie ein Andenken gesetzt.

Die Folgezeit in Pisa war geprägt von weiteren Kämpfen gegen Lucca und Genua, die für Pisa entbehrungsreich endeten. Zudem folgten Herren und Tyrannen aufeinander. Trotz dieser Katastrophen waren die Pisaner weiterhin im Handel aktiv und förderten die schönen Künste.

Der Untergang der Seemacht Pisa

In den Jahren zwischen 1499 und 1505 wurde Pisa dreimal von Florenz belagert und widerstand jedesmal. Doch im Jahre 1509 musste die Stadt vor Florenz kapitulieren. Die neuen Herren waren nun die Florentiner, die sich von Anfang an aber human verhielten. Dennoch emigrierten unzählige Menschen aus Pisa, deren „eigenständige“ Geschichte vorüber war. Sie gingen in andere italienische Städte wie Neapel oder Palermo und verließen Pisa in Richtung Schweiz und Frankreich. Die Florentiner, welche sehr bald schon eine neue Zitadelle in Pisa errichteten, betrieben in Pisa eine wohl gesinnte Politik. Cosimo I. bspw. förderte die Universität und ließ auch das Uffizio dei fossi etablieren, ein Entwässerungsamt, das für die Urbarmachung des Marschlandes verantwortlich war. Zudem gründete er den Ritterorden San Stefano, der eine große Rolle im Schutz des toskanischen Handels spielte. Unter den folgenden Medici indes verfiel der pisanische Wohlstand.

Galileo Galilei (1564 - 1642)
Im Jahre 1564 wurde Pisas wohl berühmtestes Kind geboren. Galileo Galilei sollte sich im Laufe seines Lebens als Mathematiker, Physiker und Astronom auszeichnen. Seine bahnbrechenden Entdeckungen auf vielen wissenschaftlichen Gebieten brachten ihm nicht nur Lob und Anberkennung ein, sondern ließen ihn auch in ernsten Konflikt mit der Kirche geraten.

Die restliche Geschichte Pisas gliedert sich schließlich allgemein ein in die Geschichte der Toskana bzw. die ganz Italiens.

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