Die Frühgeschichte Petras
In den Felsenschluchten des Wadi Araba bei der heutigen Touristenattraktion Petra haben bereits in der Jungsteinzeit (um 6800 v. Chr.) Menschen gelebt. Erstes mit Namen genanntes und im Wadi siedelndes Volk waren die biblischen Edomiter, welche in der Torah als Feinde Israels in Erscheinung treten. Die Nabatäer kamen ungefähr im 3. Jahrhundert v. Chr. ins Wadi Araba und siedelten sich zu dessen beiden Seiten an. Dieser semitische Wüstenstamm sollte bald den gesamten Handel auf den Karawanenwegen beherrschen.
Petra unter den Nabatäern
Den Nabatäern gelang es, ihre Städte an den bedeutendsten Handelsstraßen anzusiedeln und durch Zölle einen große Reichtum für sich anzuhäufen. Sie Nabatäer gewannen aus dem Toten Meer Asphalt und nutzen die Kupferminen des Wadi Araba aus. Ihre Feinde konnten ihnen in ihrer Felsenstadt Petra nur wenig anhaben und wurden außerdem mit Geschenken besänftigt. So geschah es bspw. im Jahre 312 v. Chr. im Kampf gegen den syrischen Diadochen Antigonus, 63 v. Chr. mit Pompejus und 25 v. Chr. mit Octavianus. Petra selbst stellte aufgrund seiner Lage am Kreuzungspunkt mehrerer Karawanenrouten vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. ein bedeutendes Handelszentrum dar, das über großen Einfluss verfügte.
Auf dem Höhepunkt der Macht
Die Nabatäer erreichten die Spitze ihrer Macht unter ihrem König Aretas III. (85-60 v. Chr.). Dieser hatte die syrischen Städte Damaskus und Bosra unter den Einfluß der Nabatäer gebracht und als erster Herrscher des Handelsvolkes Münzen nach dem Vorbild der Ptolemäer prägen lassen. Der Nachfolger von Aretas III. regierte von 9 v. Chr. bis 40 n. Chr. und wurde der Schwiegervater von Herodes Antipas. Dieser Aretas IV. führte gegen den Sohn von Herodes dem Großen einen siegreichen Feldzug, als dieser sich scheiden ließ, um Herodias zu ehelichen.
Der Niedergang Petras
Im Jahre 106 kam die Region um Petra politisch als Provinz „Arabia“ zum Römischen Reich hinzu, nachdem der letzte Nabatäerkönig Rabel II. gestorben war. Unter der Herrschaft der Römer änderte sich zunächst nicht viel am Ruhme der Nabatäerstadt, doch endete deren Bedeutung, als die Konkurrenzstadt Palmyra den Karawanenhandel an sich reißen konnte.
Nachdem die Stadt Petra unter die Herrschaft der byzantinischen Kaiser geraten war, wandelte man viele der Grabbauten in Kirchen um. Im 7. Jahrhundert wurde Petra von den Muslimen erobert. Zu dieser Zeit war die Stadt schon ein unbedeutender Ort mit wenigen Einwohnern und sollte trotz des Erscheinens der Kreuzfahrer im 12. Jahrhundert und deren Bau von Befestigungsanlagen bald gänzlich in Vergessenheit geraten.
Die Wiederentdeckung Petras für die westliche Welt
Bis zur Wiederentdeckung der nabatäischen Felsenstadt durch den Schweizer Reisenden Jean Louis Burckhardt (dt. Johann Ludwig Burckhardt) hatte seit den Kreuzzügen kein Europäer mehr Petra betreten. Lediglich einige Gerüchte unter Gelehrten gaben noch Zeugnis ab von der Existenz einer sagenumwobenen, aus Felsen geschaffenen Stadt im arabischen Herrschaftsgebiet. Burckhardt schließlich reiste - als indischer Händler getarnt und unter falschem Vorwand - nach Petra und fand die Stadt für die westliche Welt wieder.
Burckhard folgten im 19. Jahrhundert viele weitere europäische Forschungsreisende, und um das Jahr 1900 begannen auch die ersten wissenschaftlichen Erforschungen der Stadt. Eine erste Bestandsaufnahme der Bauwerke Petras erfolgte durch den österreichischen Orientalisten Alois Musil, der seine Ergebnisse 1907 in einem Werk namens „Arabia Petraea” präsentieren konnte. Nach genaueren Vermessungen des Gebiets durch die Forscher Rudolf Ernst Brünnow und Alfred von Domaszewski, fanden 1929 erste archäologische Ausgrabungen auf dem Gebiet Petras statt, denen in den 1950ern noch weitere folgen sollten. Letzte große Grabungen wurden von 1993 bis 2002 vorgenommen.
Petra im Zeichen des Massentourismus
Bereits in den 1930er Jahren hatte die touristische Erschließung Petras eingesetzt, welche noch ohne Rücksicht auf die archäologische Schönheit und Bedeutung des Ortes vonstatten ging. So wurden etwa einige Hotels mitten in die alte Stadt gebaut, manche sogar unmitelbar vor das Römische Theater. Inzwischen hat man diese Hotels abreißen lassen. Die Beduinen vom Stamm der B'doul, welche wegen der Schatten spendenden Monumente in der alten Felsenstadt gewohnt hatten, wurden von der Regierung Jordaniens in den Jahren zwischen 1968 und 1985 zwangsweise umgesiedelt. Sie leben heutzutage in Wadi Musa und anderen Ortschaften nahe Petras vom Tourismus.
Der wirkliche Massentourismus nach Petra setzte aber erst nach dem Friedensabkommen von Camp David (1979) ein, worin Israel der Rückgabe des Sinai an Ägypten zustimmte. Von nun an kamen unzählige Besucher aus dem nahen Ägypten. Amerika und Europa indes wurden auf Petra erst in größerem Rahmen mit Hilfe des Regisseurs Steven Spielberg bekannt, der die letzten Szenen seines „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ in einigen Monumenten der Felsenstadt gedreht hatte. Nach dem Friedensvertrag zwischen Jordanien und Israel wurden viele moderne Hotels um Petra herum erbaut, um auch den Langzeittourismus zu fördern. Seither schwanken die Besucherzahlen in Abhängigkeit von der regionalen und globalen Situation.
Petra als eines der Neuen 7 Weltwunder
Die seit 1985 zur Liste des UNESCO-Weltkulturerbes gehörene Felsenstadt Petra wurde am 8. Juli 2007 durch eine Internetabstimmung, an der sich ca. 100 Mio. Menschen beteiligten, zu einem der „Neuen 7 Weltwunder“ gewählt. Diese Wahl geht auf den Schweizer Bernhard Weber zurück, der Mitte der 2000er Jahre eine Festlegung von „New 7 Wonders of the World“ angeregt hatte. Das Ergebnis der Wahl wurde schließlich am 7. Juli 2007 in Lissabon bekannt gegeben. Neben der Felsenstadt Petra zählen nun zu den Neuen 7 Weltuwndern die Chichén Itzá Mayaruinen auf der Halbinsel Yucatán (Mexiko), die Chinesische Mauer (China), die Cristo Redentor Christusstatue in Rio de Janeiro (Brasilien), das Kolosseum in Rom (Italien) sowie das Taj Mahal im indischen Agra.
Die Wahl der neuen Weltwunder stieß wegen der fragwürdigen Auswahl der potentiellen Weltwunder durch den Veranstalter auf Kritik. Außerdem konnten nicht alle Weltbürger an der Wahl teilnehmen, denn nicht jeder verfügte über die gleichen technischen bzw. logistischen Voraussetzungen. Weitere Kritikpunkte waren politische Einmischungen während des Abstimmungsprozesses. Auch die UNESCO distanzierte sich von der Wahl. Als einziges noch bestehendes „altes“ Weltwunder waren die Pyramiden von Gizeh von der Wahl ausgeschlossen. Einziger deutscher Kandidat war das Schloss Neuschwanstein.
Nachtrag: Der Touristenort Wadi Musa
Die meisten Besucher bleiben heute mehrere Tage in Petra und Umgebung und verbringen die Nächte in einem der vielen Hotels in der Kleinstadt Wadi Musa, welche sich direkt neben der Felsenstadt Petra ausgebreitet hat. Nach dem Friedensvertrag zwischen Jordanien, den palästinenischen Territorien und Israel ist der vorher unbedeutende Ort zu einer wahren Touristenhochburg geworden.
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