Nowosibirsk: Stadtgeschichte

Die Anfänge
Nowosibirsk kann nur auf eine recht kurze Geschichte zurückblicken. Die Anfänge der Stadt gehen auf das späte 19. Jahrhundert zurück. 1893 wurde am Ufer des Flusses Ob eine Siedlung für die Bauarbeiter der Transsibirischen Eisenbahn errichtet. Diese sollte an dieser Stelle den Fluss überqueren. Die Siedlung trug zunächst den Namen Nowaja Derewnja (Neues Dorf), später die Namen Gussewka, Kriwoschekowski, Alexandrowski, bevor sie 1903 das Stadtrecht verliehen bekam und nach dem letzten russischen Zaren Nikolaus II. (1868-1918) Nowonikolajewsk getauft wurde. Seit 1925 heißt die Stadt an der Ob dann Nowosibirsk.

Die Bahnarbeiter errichteten 1896 eine Brücke über den Fluss und kurz darauf das erste öffentliche Gebäude der Stadt: den Bahnhof. Aufgrund des Eisenbahnanschlusses, der den Warentransport ins russische Kernland erlaubte, wuchs sie Siedlung schnell auf knapp 8.000 Einwohner. Zum Zeitpunkt der Verleihung des Stadtrechts im Jahre 1903 lebten bereits um die 22.000 Einwohner in der Stadt. Drei Jahre später wurde in Nowonikolajewsk die erste sibirische Bank gegründet, der schon bald darauf weitere folgten. Die Stadt entwickelte sich in den folgenden Jahren zum wichtigsten Finanz- und Handelsstandort Sibiriens.

In den nächsten Jahren wurden die einfachen Holzhäuser mehr und mehr durch Steinbauten ersetzt. Eine steigende Anzahl von Betrieben siedelten sich in der jungen Stadt an und sie wuchs und wuchs. 1914 verfügte Nowonikolajewsk bereits über 63.000 Einwohner, 1917 schon über knapp 80.000.

Oktoberrevolution
Nach der Oktoberrevolution (1917) diente Nowonikolajewsk dem monarchischen General Koltschak (1874-1920) und seiner Armee als Stützpunkt. 1919 wurde dessen Armee von der Roten Armee besiegt, die daraufhin in die teilweise zerstörte Stadt einzog. Die Stadt an der Ob erholte sich relativ schnell vom Bürgerkrieg und blieb ein wichtiges Handelszentrum Sibiriens. 1925 wurde die Stadt in Nowosibirsk (etwa: Neues Sibirien) umbenannt und zur Hauptstadt der Region Sibirien ernannt.

Das Wachstum der Stadt hielt ungebrochen an, so dass Anfang der 30er Jahre bereits um die 150.000 Menschen in der Stadt lebten. Im Laufe der 30er Jahre wurde Nowosibirsk mehr und mehr industrialisiert. Die Stadt entwickelte sich zum wichtigsten Industriestandort in Sibirien und einem bedeutenden Standort in der Sowjetunion. Mit den Industrieanlagen und den wachsenden Einwohnerzahlen entstanden zunehmend auch Bildungseinrichtungen in der Stadt.

Zweiter Weltkrieg
Nach dem Überfall auf die Sowjetunion durch Nazi-Deutschland im Jahre 1941 verlagerte die sowjetische Führung viele Industrieanlagen aus westlicheren Landesteilen in die geschützter liegende Stadt in Sibirien. Im Laufe des Krieges wurde Nowosibirsk zum Zentrum der sowjetischen Rüstungsproduktion. Die Einwohnerzahlen stiegen unterdessen weiter an.
Noch während des Zweiten Weltkriegs wurde in der Stadt die sibirische Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften eingerichtet, wodurch der wissenschaftlichen Forschung in der Stadt immer mehr Bedeutung zukam.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg wuchsen stetig neue Forschungs- und Bildungseinrichtungen in der Stadt heran und Nowosibirsk entwickelte sich zu einem wichtigen Forschungsstandort der Sowjetunion. Die Bevölkerung wuchs bis Mitte der 50er Jahre auf knapp 300.000 Einwohner. 1957 wurde außerhalb der Stadt Akademgorodok, die Stadt der Wissenschaften, errichtet, wo etliche Forschungseinrichtungen und mehrere Universitäten entstanden.
Die Stadt wuchs unaufhörlich weiter und Anfang der 60er Jahre lebten in Nowosibirsk bereits über eine Million Menschen. In den 1970ern wurde mit dem Bau der Metro begonnen, die erste Linie wurde 1986 eröffnet.

Nach der Wende

Die Stadt hat den Zusammenbruch der Sowjetunion und die postsowjetische Ära seit den 90er Jahren relativ gut überstanden und scheint sogar noch weiter zu wachsen. Die sozialen Probleme sind seit jener Zeit jedoch offensichtlich.
Heute leben etwa 1,4 Millionen Menschen in der Stadt. Sie ist damit die drittgrößte Stadt der Russischen Föderation und nach wie vor ein wichtiges Forschungs- und Industriezentrum.

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