Die Hauptstadt Kenias blickt bislang erst auf eine rund einhundertjährige Geschichte zurück. Jedoch machte die Familie Leakey ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts Funde im Rift Valley, die unter Beweis stellen, dass bereits vor zwei bis vier Millionen Jahren Vorgänger des Menschen in Ostafrika lebten, was die Region zur Wiege der Menschheit macht.
Gegen Ende des 18.Jahrhunderts wurde der Bau einer Eisenbahnlinie von Mombasa an der kenianischen Küste bis nach Kampala, der heutigen Hauptstadt Ugandas systematisch vorangetrieben. Im Mai 1899 erreichte man eine Hochebene, die die Masai Nyrobi nannten: Den Ort des kühlen Wassers. Das Gebiet war versumpft und fieberverseucht. Dennoch eignete sich dieser Platz für eine Endstation, weil er das letzte flache Gelände vor dem Beginn des Rift Valley ist. Somit errichtete man hier eine Siedlung, die in den ersten Jahren hauptsächlich als Güterdepot, Handelsplatz und Lager für die indischen Eisenbahnarbeiter diente.
Der Eisenbahnbau wurde an dieser Stelle unterbrochen, um zu planen, wie man die Bahnstrecke über die steilen Berge fortführen könnte. Zwischen Mai und Juli 1899 kamen 20.000 indische Bahnarbeiter in die neue Stadt, die bereits 1900 den Stadtstatus erhielt. Die nun folgende Entwicklung der Niederlassung zu einer permanenten Siedlung geschah vollkommen unvorhergesehen, so dass die Stadt auch ohne jeden Plan erbaut wurde.
Nach wenigen Jahren wurde sie von einer verheerenden Pestepidemie heimgesucht; man brannte sie daraufhin vollständig nieder und baute sie neu auf. 1907 war Nairobi bereits die größte Stadt der Region, so dass sie zur Hauptstadt von Britisch-Ostafrika erwählt wurde. Die britische Regierung sorgte dafür, dass sich viele europäische Siedler in der Umgebung niederließen. Zuvor hatten sich auf dem Gebiet des heutigen Nairobi die Gebiete der Masai, Kikuyu und Kamba getroffen.
Dass man hier die neue Hauptstadt errichtete, war ein diplomatischer Glücksfall für die Zukunft Kenias. Man zwang die Afrikaner zur Lohnarbeit, indem man ihnen Steuern auferlegte, ihnen ihr Land nahm und sie in Reservate abdrängte. Die Masai lebten von nun an in den südlichen Randgebieten, während man die Kikuyu ins Hochland trieb.
Zwischen 1920 und 1923 wurde das Ostafrikanische Protektorat zur Kronkolonie. Man bot britischen Kriegsveteranen an, billig Land zu erwerben, was zu einer massiven Einwanderungswelle führte.
Zwischen 1950 und 1960 kam es zu Mau-Mau-Aufständen: Die Kikuyu-Nationalisten strebten nach der Unabhängigkeit; 1950 wurden die Mau-Mau schließlich verboten.
1952 wurde der Ausnahmezustand erklärt, im Verlauf dieses Ausnahmezustands wurden viele der Führer der Mau-Mau verhaftet, ebenso wie 1954 etwa 20.000 Kikuyu, die die Mau-Mau unterstützt hatten. Bei den Aufständen starben 13.500 Afrikaner und 100 Europäer.
In den 50er Jahren erlangte Nairobi ein glamouröses Bohème-Image, da zu dieser Zeit viele Hollywood-Stars und Adlige in die kenianische Hauptstadt kamen, um von hier aus Safaris anzutreten.
1960 fand in London die Lancaster-House-Konferenz statt, die schließlich in die Unabhängigkeit führte. Kenia erhielt am 12. Dezember 1963 die Unabhängigkeit mit Jomo Kenyatta (1893-1978) als erstem Premierminister. 1964 wurde Kenia zur Republik; im Zuge dessen wurde Jomo Kenyatta Staatspräsident. Man reduzierte das Parlament auf ein Haus und Kenia wurde zum Einparteienstaat. 1968 wurde die Politik der Afrikanisierung eingeleitet: Das Land der weißen Siedler wurde in Kleinbesitztümer aufgeteilt und an afrikanische Bauern übergeben. Viele Asiaten emigrierten aus Kenia. 1974 wurde Kiswahili zur offiziellen Amtssprache Kenias.
1978 starb Jomo Kenyatta. Daniel Arap Moi (geb. am 2. September 1924) übernahm ohne Wahlen sein Amt. 1982 unternahmen Luftwaffenoffiziere einen Putschversuch gegen Moi, der jedoch scheiterte. Da die Kenya African Union (KAU) die einzige zugelassene Partei war, konnte Moi seine Position festigen.
Nachdem am 7. Juli 1990 die Polizei eine Demonstration für Demokratie gewaltsam niedergeschlagen hatte (Saba-Saba-Day = Sieben-Sieben-Tag), kam es am 7. Juli 1997, am Jahrestag dieses Tages, erneut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. International berichtete man über die Brutalität der kenianischen Polizei. Unter anderem stürmte sie einen Hörsaal der Universität. Passanten, Frauen und Kinder wurden zusammengeschlagen, was das internationale Image Kenias endgültig zerstörte. Die Tourismusindustrie brach zusammen und ein IWF-Kredit wurde ausgesetzt.
Zehn Jahre nach dem ersten Putschversuch von 1982 konnte Moi durch internationalen Druck dazu gezwungen werden, Wahlen mit mehreren Parteien durchzuführen. Er blieb zunächst an der Macht, es gab aber von nun an eine starke parlamentarische Opposition. Im Laufe der 90er Jahre kam es zu immer mehr Unruhen gegen Moi.
1997 gab es zahlreiche Auseinandersetzungen. Am 7. August 1998 verübte die islamistische Terrororganisation al-Qaida unter Bin Laden ein schweres Bombenattentat auf die US-Botschaften von Dar es Salaam in Tansania und Nairobi. Bei diesem Attentat erregten die Organisation und ihr Führer erstmalig internationales Aufsehen.
2002 konnte Moi aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht mehr antreten. Der Oppositionsführer Mwai Kibaki (geb. am 15. November 1931), der frühere Vizepräsident Kenias, gewann die Wahlen.
Die Stadt wuchs seit ihrer Gründung in einer solchen Geschwindigkeit an, dass sie keinen erkennbaren Charakter besitzt. Das eigentliche frühere Zentrum besteht aus alten, asiatisch geprägten Häusern, allerdings wird es heute von modernen, gläsernen Bauten des Handels- und Geschäftszentrums überragt. Dieses wird kilometerweit von Vorstädten umringt, die hinsichtlich des vorherrschenden Lebensstandards sehr unterschiedlich sind. Im Norden und Westen haben die wohlhabenden Einwanderer ihre Anwesen; im Süden befinden sich die eher ärmeren Viertel, während die Vororte im Osten in Elendsviertel übergehen. Die Namen der Vororte sind ebenso vielfältig wie ihre Bewohner und haben ihre Ursprünge in afrikanischen, asiatischen oder europäischen Sprachen. Die Kikuyu machen den größten Anteil von Nairobis Einwohnern aus, dominieren sie aber ebenso wenig wie alle anderen Bevölkerungsgruppen.
Der neuen Regierung Kenias scheint es nicht zu gelingen, die Korruption im Land einzudämmen. Auch Kibaki und seine Regierung sind in der Bevölkerung sehr umstritten. Die Regenbogenkoalition (NARC) nennt man mittlerweile im Volksmund Nothing (H)As Really Changed.
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