Archäologische Ausgrabungen weisen darauf hin, dass das Lhasa-Tal bereits seit tausenden von Jahren besiedelt ist. Die ersten städtischen Strukturen am Kyi Chu finden sich jedoch erst im 7. Jahrhundert. Damals wurde Lhasa vom auch heute noch immer am stärksten verehrten tibetischen König Saongtsen Gampo unter dem Namen Rasa gegründet. Der Herrscher, dessen Großvater und Vater weitgehend die Kontrolle über das Gebiet des heutigen Tibet erlangen konnten, einte das erste tibetische Königreich und machte die neu gegründete Stadt am Kyi Chu zur Hauptstadt. Seither befindet sich hier das politische und religiöse Zentrum Tibets.
637 wurde unter der Herrschaft Saongtsen Gampos der erste Potala-Palast auf dem Marpori und 641 der Rasa Jokhang-Tempel errichtet. In der Folge des Tempelbaus wurde die Stadt in Lhasa umbenannt.
Die Stadt als Mittelpunkt des tibetischen Königreichs florierte und wuchs bis zur Ermordung von König Relpachen im 9. Jahrhundert. Diese hatte eine Teilung des Reiches in etliche sich bekämpfende Reiche zur Folge und läutete in Lhasa eine Phase des Niedergangs ein. In der Folgezeit wurden etliche buddhistische Heiligtümer zerstört.
Im frühen 15. Jahrhundert begann eine neue Blütezeit Lhasas. Auslöser war die Errichtung mehrerer religiöser Anlagen innerhalb und außerhalb der Stadt, die in der Folgezeit für große Anziehungskraft unter Buddhisten sorgte. 1409, 1416 und 1419 wurden die buddhistischen Klöster Ganden, Drepung und Sera in der Umgebung der Stadt erbaut. Der Jokhang-Tempel wurde umfassend renoviert und erweitert.
1642 wurde Lhasa zum zweiten Mal zur Hauptstadt des tibetischen Königreichs erklärt, nachdem die Truppen von König Tsang von den mongolischen Armeen unter Gushi Qan besiegt wurden. Mit Hilfe des Mongolenkönigs errichtete der fünfte Dalai Lama einen theokratischen Staat. Zu jener Zeit wurde der 13-stöckige Potala-Palast neu errichtet.
Zweimalige englische Invasionen, 1888 und 1904 konnten die Staatsform nicht entscheidend verändern. Der buddhistische Staat unter der Führung des Dalai Lama bestand bis zur Eroberung und Besetzung Tibets durch Truppen der Volksrepublik China im Jahre 1951 fort. Tibet wurde ein Teil der Volksrepublik China und Lhasa zur Hauptstadt der Autonomen Region Tibet.
Nach der Besatzung durch die Chinesen wuchs die Einwohnerzahl sprunghaft an. Auch die Fläche der Stadt vergrößerte sich zusehends. Im Laufe des 20. Jahrhunderts siedelten sich immer mehr Chinesen in Lhasa an, so dass diese Bevölkerungsgruppe heute einen großen Teil der Stadtbevölkerung ausmacht. Das Stadtbild abseits der Tempelanlagen glich bald immer mehr dem moderner chinesischer Städte. Damit droht sowohl der tibetanischen Bevölkerung selber als auch ihrer Kultur die schrittweise Ausrotung durch die chinesischen Besatzer, die gezielt auf einen solchen Prozess hinarbeiten.
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