Lemberg: Stadtgeschichte

Ab dem Jahr 1256 ließ der Fürst Danilo Romanovic des Fürstentums Galizien- Wolhynien am Fluss Poltwa eine Burg errichten , und zugleich begann er mit der Gründung einer Stadt, die nach seinem Sohn Lev (Löwe) Lemberg genannt wurde.
Die Geschichte dieser Gegend verlief schon vor dieser Zeit sehr bewegt: in der Epoche der Völkerwanderung zogen Goten, Vandalen und Hunnen in unterschiedlichen Richtungen durch. Nach dem Auftauchen der Slawen , die etwa ab 800 ein Grossreich bildeten, nämlich die Kiever Rus, gehörte Galizien- Wolhynien zu dessen südwestlichstem Teil.
Dieses Reich begann ab 1100 durch innere Schwierigkeiten in einzelne Fürstentümer zu zerfallen - erst allmählich und im Gefolge der Mongoleneinfälle ab 1240 immer schneller. Eines dieser Fürstentümer war Galizien- Wolhynien, das sich trotz der mongolischen Oberherrschaft weiterentwickelte, etwa ersichtlich im Wachsen der Stadt Lemberg.
Im Jahr 1340 gelangt ein Teil dieses Fürstentums , zu dem Lemberg gehörte, an Polen, wo es bis zur ersten polnischen Teilung im Jahr 1772 verblieb.
Während dieser "polnischen" Zeit erhielt Lemberg 1356 das Magdeburger Stadtrecht, während sich hier viele Deutsche ansiedelten und daher Deutsch für lange Zeit zur Amtssprache wurde.
Außerdem fand eine große Zahl von armenischen Glaubensflüchtlingen hier Schutz. In dieser Epoche wurde die Stadt ein wichtiger Handelsplatz und ein Zentrum der polnischen Kultur.
Während des polnisch-russischen Krieges (1654-1667) wurde Lemberg immer wieder von Kosaken belagert.
Im Jahr 1661 kam es zur Gründung der Universität Lemberg.

Im Jahr 1772 gelangte Lemberg dann als Folge der Ersten Polnischen Teilung - zusammen mit dem bisher polnischen Teil von Galizien-Wolhynien - als "Königreich Galizien und Lodomerien“ zu Österreich - und zwar bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Die Bewohner Lembergs waren in dieser Epoche mehrheitlich Polen mit einem hohen jüdischen Anteil, daneben Ruthenen (Ukrainer), Deutsche und Armenier. Entsprechend war die religiöse Vielfalt mitrömisch-katholischen, griechisch-katholischen, jüdischen, und armenisch-katholischen Glaubensrichtungen. Im Zuge der wachsenden Spannungen zwischen Österreich und Russland wurde Lemberg vor dem Ersten Weltkrieg zu einem bedeutenden Truppenstandort ausgebaut. Als ein Ergebnis des Ersten Weltkriegs wurde Anfang November 1918 die Westukrainische Republik gegründet, zu der Lemberg gehörte. Aber noch im selben Monat griff Polen diesen neu gegründeten Staat an und Lemberg wurde wieder zu einer polnischen Stadt.

Unmittelbar darauf kam es zu einem Pogrom, der sich vor allem gegen den jüdische Bevölkerungsanteil Lembergs richtete. Das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen war jetzt viel schwieriger als noch in der Vorkriegszeit. Als der Zweite Weltkrieg begann und der Hitler-Stalin-Pakt in Kraft trat, wurde Polen in einen westlichen - deutsch beherrschten - und einen östlichen - sowjetisch beherrschten - Bereich aufgeteilt, wobei Lemberg an sich zum östlichen Teil Polens gehörte, aber der Sowjetrepublik Ukraine zugewiesen wurde. Durch Hitlers Überfall auf die Sowjetunion im Jahr 1941 gelangte Lemberg dann unter nationalsozialistische Herrschaft. Es gehörte in dieser Zeit zum "Generalgouvernement“, also zu dem Teil Polens, der nach nationalsozialistischer Vorstellung nicht in das Deutsche Reich eingegliedert werden sollte. In der Folgezeit entstanden in Lemberg ein Ghetto, ein Zwangsarbeiterlager und das in der Nähe gelegene das Vernichtungslager Belzec. Die Vernichtungspolitik Hitlers richtete sich gegen alle Juden der Stadt und ihrer Umgebung sowie gegen sowjetische Kriegsgefangene und außerdem gezielt gegen Polen. Es sei erwähnt, dass vom 3.-5. Juli 1941 rund 25 polnische Professoren ermordet wurden. Im Lauf des sowjetischen Vorstoßes nach Westen und der Westverlagerung Polens ab Juli 1944 gelangten sehr große Teile Polens in den Machtbereich der Sowjetunion. Lemberg mit seiner Umgebung wurde wiederum der "Sowjetrepublik Ukraine" zugeteilt. Dabei wurde ein Großteil der polnischen Bevölkerung vertrieben und im Gegenzug wurden hier Ukrainer angesiedelt.

Die Folge war, dass bereits um 1945 diktatorischen Umständen eine radikale Änderung der Bevölkerungsstruktur erfolgte. In den nächsten Jahrzehnten wurde die Stadt massiv industrialisiert und die Zahl der Einwohner hatte sich mehr als verdoppelt Aus dem Zerfall der Sowjetunion resultierte 1991 u.a. der neue Staat der Ukraine, in dessen äußerstem Westen die Stadt Lemberg nun liegt. Es mag tröstlich sein, dass Lemberg die Jahrhunderte der Wirren und die barbarischen Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts so überleben konnte, dass Teile der Stadt heutzutage das Prädikat "Weltkulturerbe“ der UNESCO trägt

Neuen Kommentar hinzufügen