Ein Wort zur Orientierung
Lahore ist turbulent und groß, sehr groß, und die Orientierung fällt nicht immer leicht. Eine der Hauptverkehrsadern ist die Straße The Mall (eigentlich Shahrah-e-Quaid-e-Azam), an der sich auch wichtige Museen, Universiäten und das imposante Hauptpostamt erheben. In der verwirrenden Altstadt kann man sich nur zu Fuß oder mit dem Tuk-Tuk fortbewegen, der pakistanischen Antwort auf Rickshaws. Für Fußmärsche braucht man gute Schuhe und in den sehr heißen Sommermonaten viele Pausen und Wasser. Große Distanzen können dann zur Tortur werden. Verkehr und eine Vielzahl staunender Einheimischer in den Straßen sind auch nicht jedermanns Sache. Das Laufen aber eröffnet einem die buntesten und interessantesten Einsichten in die Stadt und ihr quicklebendiges Leben. An Sonntagen ist Lahore ruhiger und auf den Straßen spielen Kinder und Jugendliche Kricket. Bei einer Tasse Tee kann man ihnen zuschauen, wie sie die Bälle in hohen Bögen über Straßen und Plätze kicken.
Lahori sind sehr hilfreich und helfen immer wieder gerne dabei, den richtigen Weg (wieder) zu finden. Oft aber wissen sie selbst nicht genau, wo sie sind. Daher sollten Infos imme doppelt und dreifach gecheckt werden.
Mit dem Auto unterwegs
Nein, in Lahore möchte wirklich niemand fahren, der nicht wirklich Erfahrung mit der pakistanischen Fahrweise hat. Schon das Gehen ist nicht unproblematisch.
In Lahore sowie im ganzen Lande besteht ein hohes Unfallrisiko. Verkehrsunfälle, in denen Busse oder Lastwagen verwickelt sind, kommen in Pakistan fast täglich vor. Es ist nicht selten, dass Führerscheine mit Hilfe des allgegenwärtigen Bakschisch ("Trinkgeld" für "besondere" Leistungen) erlangt werden und dass die Auto- oder Busfahrer die Verkehrsschilder nicht deuten können, da sie meist Analphabeten sind. Hinzu kommen überladene Fahrzeuge, fehlende Verkehrsschilder, schlechte Straßenverhältnisse usw. Wer an die westliche Fahrweise gewöhnt ist, wird das Verkehrschaos in Lahore mit Skepsis und Angst betrachten. Aber alles funktioniert anscheinend "blendend", denn alle Fahrer haben einen unvergleichlichen Sinn für Platz, Gechwindigkeit und Reaktion. Alles hat System, auch wenn es kein System zu haben scheint.
Eine moderne Autobahn verbindet Lahore mit der pakistanischen Hauptstadt Islamabad/Rawalpindi sowie mit Faisalabad, Multan und Peshawar. Diese Autobahn ist teilweise hervorragend und auf jeden Fall besser (aber auch länger) als die berühmt-berüchtigte Grand Trunk Road (G.T. Road). Im Gegensatz zum sonstigen pakistanischen Verkehr, der chaotisch und nicht ganz ungefährlich ist, zeigt sich die Autobahn als einer der wenigen Orte des Landes, wo Verkehrsregeln durchgesetzt werden.
Eine weitere Autobahn nach Sialkot wird gegenwärtig gebaut. Gebaut werden in lahore auch mehr und mehr Unterführungen, um Staus zu unterbinden. Nach offiziellen Angaben hat Lahore landesweit sogar die höchste Anzahl an Unterführungen. Zusätzlich lässt die Regierung beschädigte und ausgediente Straßen reparieren sowie neue einrichten.
Wer sich ein eigenes Auto mieten möchte, benötigt dafür den Internationalen Führerschein (Internationall Driving Licence) und sollte 21 Jahre oder älter sein.
In Lahore wird – wie im restlichen Land auch – auf der linken Straßenseite gefahren. Außerdem herrscht für alle Auto- und Motorradfahrer eine Alkoholpromillegrenze von 0,0. Um Ärger mit der Polizei oder gar den Gerichten zu vermeiden, sollte man sich strikt an die im Land geltenden Verkehrs-Regeln halten.
Flugverkehr
Der Allama Iqbal International Airport ist das Tor zu Lahore und etwa 15 Kilometer (ca. 30 Auto-Minuten) vom Stadtzentrum gelegen. Er ist der zweitgrößte und –geschäftigste Zivil-Flughafen des Landes und wurde 2003 nach Pakistans Nationaldichter Muhammad Iqbal benannt. Derzeit hat der Airport drei Terminals – den Allama Iqbal-, den Hajj- und einen Cargo-Terminal. Taxis und Shuttle-Services sind zwischen Stadtzentrum und Flughafen erhältlich, wobei für erstere der Taxameter genutzt oder im Voraus ein Preis ausgehandelt werden sollte. Das beabsichtigte Lahore Mass Rapid Transit System wird die Verbindung zwischen Flughafen und einigen Stadtteilen Lahores weiterhin erleichtern.
Bei der Ankunft am Flughafen wird man höchstwahrscheinlich von Taxifahrern und Schleppern belagert, die Fahrten und Hotelzimmer anbieten. Man sollte sie ignorieren und sich selbst um Hotels und Taxis kümmern. Einige der teureren Hotels bieten sogar einen Shuttle-Service vom Flughafen an.
Wer schon ein indisches Visum hat, kann auch über den Sri Guru Ram Das Jee International Airport im indischen Amritsar einreisen. Dieser liegt aber 60 km vom Lahorer Stadtzentrum entfernt und beinhaltet einen Grenzübertritt in Wagah/Atari. Grenzkontrollen können sich hinziehen. Die indisch-pakistanische Grenze kann mit dem Samjhauta Express erreicht werden und wird im pakistanischen Wagah überquert.
Mit der Eisenbahn hin und durch Lahore
Lahores Hauptbahnhof breitet sich nahe dem Stadtzentrum aus und wird von allen größeren Städten aus bedient. Der so genannte Samjhauta Express (dt. Freundschafts-Express) fährt gegenwärtig zweimal die Woche zwischen Lahore und dem indischen Amritsar hin und her und überquert dabei natürlich auch die Grenze. Es ist aber empfehlenswerter, die Tour nach Amritsar individuell zu unternehmen, ansonsten können sich die Grenzkontrollen gerne über Stunden hinziehen.
Züge in Richtung Süd-Pakistan gehen u.a. nach Multan, DG Khan und Karatschi sowie in nördliche Richtung nach Gujrat, Gujranwala, Jhelum, Rawalpindi und Peshawar. Weitere Anbindungen bestehen nach Faisalabad und darüber hinaus.
Bahnhöfe in Lahore sind Shahdara Bagh, Badami Bagh, Moghalpura, Baghbanpura, Harbanspura, Jallo und Wagah (indische Grenze). Diese dienen Pendlern aus Haltepunkte und fahren überwiegend in Hauptverkehrszeiten.
Metro-Bus
Die zentrale Metro-Bus-Linie geht von Shahdara im hohen Norden Lahores zum gegenwärtig südlichsten Punkt der Stadt nach Gajju-Matta. Metro-Busse fahren häufig, sind mit Air-Conditioning ausgestattet, sicher und sehr komfortabel. Bedenken sollte man, dass Lahore eine recht ungeplante Stadt ist, in der es leicht fällt, sich zu verlaufen bzw. zu verfahren. Daher ist es wichtig, sich vorher genau zu informieren, welche Station einen auch wirklich zum Ziel liegt.
Taxis
Taxis sind eine Seltenheit auf den Straßen Lahores, denn Rickshaws laufen ihnen überall und permanent den Rang ab. Wer dennoch ein Taxi möchte, muss eins über Telefon buchen. Die meisten Taxi-Fahrer sind Qingqi-Fahrer mit Handy. Es macht Sinn, sich die Nummer eines besonders zuverlässigen Fahrers zu notieren und auf diesen immer wieder zurückzugreifen. In der Innenstadt sollte man kein Taxi nehmen, denn die Straßen sind eng und sehr überfüllt, und man steht mehr als dass man fährt. Rickshaws sind (auch hier) nützlicher.
Busse und Minibusse
Frei nach dem Motto „Einer passt immer rein“ verkehren Minibuses als zwar unendlich preiswertes, aber auch oft hoffnungslos überfülltes Verkehrsmittel durch die Stadt. Für längere Fahrten sollte man sie meiden, es sei denn, man möchte seinen Körper für Stunden verknoten. Für einige abseits gelegene Teile Lahores aber sind Minibusse unersetzbar. Ganz ungefährlich sind sie nicht, und Frauen werden sich darin auch nicht allzu wohl fühlen, denn sie sind halt sehr überfüllt. Am besten ist es, wenn man als Frau neben dem Fahrer sitzt.
Bequeme und große Busse werden preiswert angeboten von Skyways, Niazi Express und einigen anderen Unternehmen. Diese Firmen fahren u.a. nach Islamabad/Rawalpindi, Peshawar und Faisalabad und starten von ihren eigenen Terminals nahe der M2 Motorway-Anschlussstelle. König unter den Bussen ist Daewoo. Wer es äußerst bequem und schnell mag, nimmt diese Busse. Sie verkehren von einem eigenen Terminal aus, der etwas weiter weg vom Hauptbusbahnhof in der Ferozpur Road (nahe Kalma Chowk) und nahe von Liberty Market und Gaddafi-Stadion liegt. Diese sauberen und airconditioned Busse verkehren regelmäßig zwischen Lahore und allen größeren Städten von Punjab, Khyber Pakhtunkhwa und Sindh (inkl. Karatschi). Daewoo ist zwar etwas teurer als andere Unternehmen, aber auch wesentlich zuverlässiger und luxuriöser. Zwischen Lahore und Rawalpindi/Islamabad bietet Daewoo einen Premium Plus-Service an, der einen Sitz in Business Class, mehr Platz und einen Snack bereitstellt.
Seit dem Jahre 2006 besteht zwischen Indien und Pakistan eine Busverbindung, die zwischen Lahore und Amritsar hin und herfährt. Bevor sich Reisende aber aufmachen, sollten sie überprüfen, ob dieser Bus auch fährt, denn die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan sind steinig und von der aktuellen Politik abhängig.
Der Bus Nummer 4 fährt vom Hauptbahnhof bis zur indischen Grenze. Gegebenenfalls muss man in ein Tuk-Tuk umsteigen für die letzten Kilometer.
Autorickshaws oder Tuk-Tuks (Qingqi)
Autorickshaws bzw. Tuk-Tuks werden in Lahore Qingqi genannt, gesprochen Tschintschis. Es sind offene Rickshaws mit engen Sitzen. Diese Rickshaws kommen als Zwei- und auch als Vier-Sitzer, wobei zwei nach vorne und zwei nach hinten zeigen. Eine Höchstbelegung aber scheint es nicht zu geben, so dass Qingqis auch gerne überfüllt sind. Diese Tuk-Tuks sind sehr praktisch, um in der Innenstadt voranzukommen, denn man sieht, wohin man fährt, was nützlich ist, wenn man weiß, wo man hin will.
Qingqis sind preiswert und auch für Frauen sicher. Vor Fahrtantritt sollte der Preis unbedingt ausgehandelt werden. Shared Qingqis, also Sammel-Rickshaws, sind wesentlich billiger – oder sollten es zumindest sein.
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